Transitoriness * Vergänglichkeit * Transitoriedad * Transitorietà

BERNARD DEWULF

Middelheim

Hier danst een jonge vrouw
van honderd jaar al jaren op één been,
ze houdt het licht.

Hier stapt een stenen ijsbeer dagelijks
door het park
en groet vanouds de dingen.

Hier groeit uit gras een groter licht
waaruit de dingen groeien
en daaruit de stille wandelaars.

Hier groeit uit wandelaars het gras
en uit het gras de dingen,
een vrouw, een ijsbeer en het zingen

van licht dat naar ons tast.



Horizon

Eerst lag ik vrij in de natuur,
nu hang ik ingelijst aan de muur.
Zo verkleind ben ik hier
Dat ik nu grootsere schijn dan daar.
Dat is de kunst.


Levenslessen

Weinig dat zo dwaalt als wij.
Daarom hebben wij moraal bedacht.
Lessen, wijsheid en verhalen.
Veel haalt het niet uit,
dwalen zullen wij tot in de eeuwigheid.


Onmacht

Macht draagt mijters en kronen,
zo verblindt ze de blinden.
Ze is verknocht aan vertoning.
Maar het liefst bijt ze,
dodelijk onder haar minderen.


Kleur

Wij schuilen in het licht.
Maar overal zijn we schitterend zichtbaar.
Wij begrijpen dat zelf niet,
wij zijn de kleuren maar.
Zonder ons was de wereld onzichtbaar.



Licht

Ik schijn maar waar ik val.
Nu toevallig op een muur.
Ik mag dan wel het licht zijn,
als niets mij terugstuurt
kan niemand mij ooit zien.


Vorm

Wij geven de dingen vorm.
Zonder ons vonden ze geen plaats.
We vinden ze niet uit,
we doen ze hun gedaante aan
om onder ons te bestaan.


Naakt

Mijn huid is mijn grens.
Ik leef erbinnen en erbuiten.
Tussenin ben ik naakt.
Van schittering en sterven,
zo ben ik in mijn vel gemaakt.


Zelfportret met blauw schrift (Leon Spilliaert)

Mijn haar is een chrysant.
Mijn ouderdom is Allerzielen.
Ik blader in het blauw
van mijn dagelijks november.
Mijn hand is al mijn lijk.


Trap

Zij moet omhoog, boven in haar
doolt een man tot zij komt.
Hij is daar ingehaald en wacht,
zij sloft met hem de dagen om.

De trap gaat naar de dode toe,
aan het einde staat zijn kamer
leeg, zijn hart zo stil
dat zij het in zich kloppen hoort.
Het slaat de tijd die blijft,
de maat van hun bestaan. Traag,
voor twee, zal zij vergaan.


Naar binnen

Ik zou haar willen kennen,
deurtje in haar hoofd of zo
naar binnen. Omzichtig door
de doolhof die zij is.

Daar is een kamer vol met
alles wat zij mist. Feiten,
dagen, mensen door elkaar.
Het heeft gewaaid in haar.

Een man is hier die dood is.
Een kind dat niet bestaat.
Ik snuffel in een leven, kan
met alles niets beginnen.

Het is goed dat het vergaat.


Tafereel

Sneeuw etste een ansicht. Oud dorp,
nieuw jaar. In de bocht stond
een voorbeeld van een boom. Waaronder

op miljoenen rode sponsjes lagen:
een gedeukte neus en hoed,
confetti en een feestelijke schoen.

Verderop de voet die paste, glas
en chroom. De schittering
van puin. De rest was geen gezicht.


Thuisland

(Naar een tekening van Th. d. C.)

Ver achter alles en geduldig
onder de mensen en de dingen, zegt Rilke,
ligt een thuisland. Ik heb het verzonken
in een tekening gezien.

Het is niet in de dood, het is nog hier.
Het strekt zich uit in blauwe inkt,
de schoonheid en de ademnood voorbij.

Het is herbergzaam als de zee.
Het enige woonachtige,
want er is geen thuiskomst mogelijk hier,

is stille, ijzige, eeuwige muziek.


Verlies

Omdat ik me zo vaak verloren heb
in dat zingen van de dingen,
in de momenten van de mensen,

omdat het me het liefste was
zo te verdwijnen, zo het lichtst
en dichtst te zijn

bij de oorzaak van het gedicht

omdat ik me zo vaak vergeten ben
in de klembeet van middagen
immer de gapende schaduwen

omdat het mijn natuur was,
mijn onmetelijk gewicht,
mijn neiging tot daadwerkelijkheid,

was er niemand.



Niemand

Voor G.D. (1936-2013)

is de stille
die van niemand hoorde
dat hij bestond,
de spoorloze
die niemand opzocht
waar hij was,

de onzichtbare
die niemand zag
terwijl hij naar ons keek,

de ontelbare
op wie niemand rekende
om mee te tellen,

de sprakeloze
aan de dove muren
van ons burengeluid,

de onvindbare
achter de blinden
van de stad,

de levenloze
die alleen voor zijn ratten
nog leefde,

een vermoeden
dat wij te slotte verstrooien
als een gerucht.

een niemand
die iemand werd
omdat hij niemand was.


Uit:

Dewulf, Bernard, Licht dat naar ons tast. Verzamelde gedichten. Met een nawoord van Charles Ducal, Amsterdam/Antwerpen 2023, (Uitgeverij Atlas Contact)


PETER HÄRTLING

TRAG DEINE FURCHT

Trag deine Furcht einen Schritt weit
über die Schwelle
und dann vergiss

nimm einen Tropfen
vom Aug des Bruders
und trinke

doch verschwende keine Träne
vor diesem Abschied
nach allen Steinen
in denen du gelitten hast

trag deine Furcht in die Zimmer
und sage es leis den Wartenden

versprich ihnen die Steine
Und geh


Weisst du,
die Bücher,
mit denen wir leben,
und jene Handvoll,
aus denen wir leben,
weisst du,
diese Gefährten,
diese geschriebenen
Brüder,
die wir lieben
mit denen wir
streiten,
diese Waffen,
die nie töten,
weisst du,
die Bücher —


Kann man im Wasser
schreiben?
Hat die Luft
ihr Alphabet?
Sieht man am Himmel 
noch die Spur des Ikarus?
Auf welcher Linie
können wir ruhn,
ohne abzustürzen?
In welches Wort
werden wir uns zurückziehen,
wenn das Zeitalter
der Sprachlosigkeit
anbricht?


ELEGIE AUF DAS KOMMENDE AUS DEN VERZWEIFLUNGEN DER GEGENWART

1.
Nun endlich erinnern sich die Silben
an ihre Musik, schwimmen wie Fischleiber
im Wasser meiner Erinnerung:
Spür’s, es ist die verfestigte Wahrheit.
Wir gehen auf Zehenspitzen und
beobachten den Tod bei seiner Arbeit,
sehen die Entfesselung der Seelen, sie
kommen sich näher, die Schwärze
auszuprobieren,
in der wir dahinleben werden, ungute Kinder
des aufgegebenen Fortschritts. Wollen wir
nicht umkehren und die Reste des Lichts
mitnehmen für das Übrige, die erkalteten
Reden, die verkommenen Prophezeiungen?
Denn es ist möglich, dass die Engel wieder-
kehren und die Täufer und die Steinschneider,
vor denen wir uns fürchteten. Jetzt
brauchen wir es nicht mehr. Sie sind da
und schlagen unser Leben aus dem Stein,
der übrig blieb, nur der Stein, der übrig
blieb, nur der geronnene Atem von uns allen,
der Stein, der übrig blieb, der Stein.

2.
Ich will, dass dich ihren Waffen
überlässt, ich will es und ahne, wohin
es führt: Du gibst nicht auf, wehrst Dich,
Du schlägst meinen Wunsch, meine Hoffnung
aus, zu Recht, Du weiSt es besser, Du
brennst, eine Entgegnung auf diese Schwärze,
diesen tödlichen Lack, diese Gepanzerten,
die Dich abfangen und abfragen werden
nach Deinem bessern Wissen.Aber, wirst Du
ihnen erklären, was weiS ich denn besser
als das bisschen Haut, das uns kenntlich macht
unter Menschen, dieses abgerissene Stück Haut,
das ihr gegerbt baht: Fänger schon seit Langem,
nur nicht angetrieben und angesagt von
den Stumpfsinnigen, die wir wählten, damit
wir vertreten seien, vor welcher Hölle,
frage ich mich, in welcher Hölle?

3.
Komm, setz mir den Pilzhut auf und sprich
die falsche Predigt. Für welches Jahrhundert
sollen wir uns entscheiden? Wir Aufrührer
ohne Auftrag, was sollen wir weitersagen ins
grosse höhergestellte Ohr, was sollen wir
dem Alleswissenden flüstern? Vielleicht nur
den Verlust sämtlicher menschlichen
Bewegungen:
die Geisselung des Gelächters und
die Steinigung des Weinens. Was soli ich
danach noch, was, frag ich Dich, der Du
mich nicht schonen willst, so bleibe ich
und spreche die falsche Predigt: die von der
Wärme, dem Lachen, dem Weinen, von der
Träne, die wir teilen, urn nicht zu
verdursten – jetzt aber geht dennoch
zu Ende, Liebste, was Du wusstest, was
wir kannten, zu Ende.

4.
Lass uns austreiben, was uns als Gift
eingetrieben wird, die falsche Fährte
in die Zukunft, oder was die Besserwisser
uns als Buckel aufpacken, die Dreckschleudern,
die Atomrechner, die Müllverteiler -wohin
soll ich gehn mit diesem Packen? Ich brech
in die Knie, endlich in die Knie, damit
ihr meine Schwäche erkennt, die ich
als Hass ausgab, als ausgespiene Wut, nichts
davon ist es, nichts, mein Schweiss ist es,
mein Angstschweiss, der eine Fährte zeichnet
für meine Verfolger: Ihr werdet mich haben,
mich packen, verderben;
doch nicht bis aufs Mark.
Das fliesst rein aus und glüht und legt
den Kindern die Spur, den Lahmen, den wieder
Glücklichen, die ihr übersehen hattet. Sie
kommen, sie kommen nach und leben, was wir
aus Angst vergassen, verdarben, verwarfen,
leben neu, was sich leben lässt, endlich
Ieben lässt. Aber warum so spät?

Gewidmet den Demonstranten und Polizisten an der Rodung für die Startbahn West


Uit: Härtling, Peter, An den Ufern meiner Stadt. Späte Gedichte. Herausgegeben von Klaus Siblewski, Köln 2023, (Kiepenheuer & Witsch)



ROBERTA DAPUNT

über das Fleisch und über die Sprache

In diesem Fleisch habe ich die Jahre verwurzelt, sie erzogen.
In diesem Körper die Materie meiner Gedanken
und die Wörter und die Fragen.
Auf dieser Haut das Umfeld ihrer Antworten,
bis sie sich spannte, Vokale und Konsonanten.
Jedem Knochen meines Gerippes wies ich einen Buchstaben zu
und sodann die Wörter, jedes einzelne habe ich gehegt
und ich habe gelernt,
während ich heranwuchs, wurde das Fleisch zu Wort.

Ein Gefüge von Gliedern, geordnet schwollen sie an,
weiteten sich ihre Höhlungen, und von dort horchte ich,
und es war die Stimme meines Körpers. Die mich rief,
und ich taub für das, was sie sagte, bis
ich die Lippen an ihre Mündungen legte,
organische Beziehung, ich formte die Sprache
und sie nahm den Geschmack wahr
und so redete ich schliesslich zu ihr.


über die Sprache I,
oder über die zu langen Verse

Zuviel Vegetation auf dem Terrain der vielen Sprachen.
Mein grünender Mund wird zum Sumpf, vergrössert
die Gefühle,
das feuchte Denken und die Sprache, spannt einen Schleier
aus Fliegen auf.
Darunter, unter der Zunge, meinem echten Theater, tummeln sich
die Wörter. Zu viele Wörter.
Lose Gewohnheiten die Zwänge. Im Mund geschieht mir ein
Gedankliches Durcheinander.
Draussen das Gelächter, manchmal Weinen, dauern nur einen Tag


über die Sprache II,
oder über Verse, die keine sind

Über Verse. Diverse Verse. Den Anspruch, dass die Verse
divers seien,
verstehe ich nicht. Ich schreibe Verse, keine diversen Verse.
Ich schreibe und Punkt und verstehe nicht, wie man
meine Verse
als diverse Verse bezeichnen kann. Divers sind die, die glauben,
diverse Verse zu lesen, während sie einfach nur Verse lesen.
Verse, Punkt. Verse, nichts sonst.
Während die Dichtung weit weg ist, kleben meine Verse fest,
jeder Vers fest an meiner Haut.


über die Sprache III,
und über die innige Dankbarkeit

Nun, da die Seele sterbliche Züge angenommen hat,
interessiert es mich nicht, den Geist zu erfüllen,
mir scheint, ich bin schon mittendrin und mittendrin sein
heisst, den Preis dafür zu zahlen.
Bin von dieser kranken und dünkelhaften Sprache,
die den gesamten Raum im und ausserhalb des Mundes einnimmt
mittlerweile Nutzniesserin, eines Guthabens, das mir
das Wort gewährte.

Hier bin ich also und will nicht sprechen, oder vielmehr
jede Ähnlichkeit
käme als Entschädigung nicht mehr in Betracht bei der
Anhörung.
Ich verletze mich also in dieser Sprache,
und nehme vor Ablauf der vorgesehenen Zeit eine, ich sage,
eucharistische Haltung ein,
die mich aus anderem Mund und in früheren Jahren
nie überzeugt hat,
nun aber die einzig mögliche ist, innige Dankbarkeit,
die es braucht für den Willen zur Stille, um zu danken.


Über mich

Ich weide die Tage wie die Kühe, schaue ab und zu aus
dem Fenster und zähle. Zugeneigt denen, die mir angehören
sollten, doch will ich sie nicht, weil sie den Platz besetzen, hier
drinnen im Körper, mein Freund. Tage habe ich nicht, in
ihrem Verlauf kleide ich mich nachts und vegetiere, trunken
von Gedanken. Bewege langsam die Sinne, destilliere sie
und keltere im Stillen fermentierte Traurigkeiten. Schliesslich
proste ich auf einen bäuerlichen Habitus, ohne Putz auf
dem Gesicht, um meinen Auftritt nicht zu korrigieren. Gelten
lass ich davon nur meine Pupillen, sie haben die Fähigkeit,
die Klänge aufzunehmen und in den passenden Farbton
umzuwandeln. Der Rest lauscht und denkt über das Leben nach,
das ausserhalb von meiner Haut meinen Schritten ausweicht.
Denn ausserhalb ist das dumpfe Geräusch der Dichtung unhörbar,
innen aber tönt es wie ein Schlag ins Gesicht, mein Freund.
Jedes Mal, wenn du dich darauf einlässt.


über die Einsamkeiten I

Sehe es deutlich, beständig mir an der Seite,
das Persönlichkeitsdelirium ist ein Fliessband
zwischen dem Zustand des Alleinseins und dem Bedürfnis
nach Kommunikation.
Verloren ist meine Stimme, die sich in Emotion verwandelt
auch wenn niemand danach fragt.

Gepflegt die Erscheinung und dort hinter den Einritzungen
im Gesicht,
im Universum der Gespräche und der geschriebenen Wörter
ist die Einsamkeit nicht Rückzug, nicht Rückzug ist
die Einsamkeit,
kann auch das Gedicht erweitern,
bleibt aber Kapitulation des Geistes.


An die Kindheit, die die Jahre der Reife erhöhte, erinnere ich mich,
nun hat sie kein Erbarmen mehr mit mir.
So verfestigen sich mir die Schatten und ich, die ich
mit jedem Tag
mich ferner von ihrer Erinnerung sehe.
Begehrenswerte Anemone, ein Kranz von dunklen Locken,
und doch das Weiss im Haar, das sich zärtlich darbietet.
Schutzschild eines Lebens und kein Märchen, trotzdem
bin ich durch diesen Körper gegangen, seinen Glanz.

Und du, mein Freund, zeigst mir Gemälde geschlossener
Augen, Gemälde über den Tod,
und meine Augen schauen das Lächeln, das du
in jedes Bild legst.
Das zufriedene Dasein, am Ende abgelegt hinter
geschlossenen Blicken.

Wir sind, denke ich, jeden Tag unseres Lebens in Begleitung
eines Schädels,
der dort unter jedem Gefühl, jeder erlebten Empfindung,
die Augen offen hält. Er schliesst sie nicht, auch nicht als Toter.



über den Körper I

Wächst dieser Körper indem er sich nährt an meinen Stillen,
ernährt sich, hält die Last meines Fleisches lebendig,
mein Blick auf mich ein erbärmliches Sich-Abfinden.
Ich suche, suche nach mir, häretisches Suchen
von einem Zentimeter zum nächsten meiner Haut,
weiter Horizont verlieren sich die Finger, berühre blindlings
und verliere mich.

Das ansehnliche Bedürfnis ist also wahr,
tägliche Fassade, ich sehe dich im Spiegel und betrachte dich.
Reizlos mein Bleiben, vor jedem Morgen
suche ich nach einem Bündelchen Zauber,
finde aber nichts als ein ungestaltes Sinnen.

Mich besser denken, mich künstlich stilisieren, mich erschaffen.
Über Ungehorsam an der Missachtung und füge mich neu
und ersetze meinen übergewichtigen Anblick für kurze Zeit
mit einem leichten Mich-Erträumen jeden Tag.


Tod von Sandro Pittin

Land, enges Karnien hast du gehört? Ludaria ist ein Bruchstück,
Schweigender Stein ist heute ihr Gesicht, strenge Schönheit
weist mir den Weg.
Auf Streifzug in den Strassen erinnere ich mich, ich habe
die Gedanken
bis ins Paradies getragen und sie ihm anvertraut.
Hier bin ich nun, ruhelos kehre ich zurück und sein Herz
ist ein Höllenherz.
Leute von Ludaria, ich begegne wenigen Händen und zittere,
habt ihr Gott vergessen? Oder hat er euch vergessen?
Denn in dieser Abwesenheit finden die bestatteten Körper
keine Zuflucht,
in dieser Abwesenheit bleiben die toten Körper, was sie sind.
Geschöpfe Karniens, zwischen Erde und Himmel suche ich,
in einem eurer Blicke wird sich doch wohl der Frühling finden?
Sagt mir, warum hat Sandro sich umgebracht?

Ludaria, wunderschönes Karnien,
und doch muss auch ich mit trauriger Stimme antworten
und mich nur sein Abbild und Ebenbild nennen,
denn Ludaria ist meine karge Liebe, meine sichtbare Schwermut,
Ludaria ist meine greifbare Einsamkeit, mein leeres Feld,
Sensenrauschen, das keine Angst einflösst,
der Geruch von faulem Gras, das ich nicht zu mähen vermag.


In Dosoledo herrscht Klagen, Fluchen und Seufzen,
denn dort wohnt ein Tod, der sucht aus
das braune und das blonde Haar.
Er urteilt über die Träume und über die menschlichen
Hemmnisse
und ab und zu hört man ein Flüstern,
unglückliches junges Geschöpf, komm mir entgegen.

Urteile nicht, du da von draussen, urteile nicht.
Zu viel Raureif aber in Dosoledo, zu viel nicht gemähtes Gras,
die kleinen Penster und die geschnittenen Nelken,
anhaltender Begräbnisgeruch.
Zwei, drei Mal im Jahr mache ich dort halt.
Nur deshalb. Ich muss es tun.


Comelico, bei unserer ersten Begegnung
hast du versucht, mich zum Lächeln zu bringen in Candide.
Weder Herz noch Fleisch noch Verstand, Comelico,
im Bauch hieltest du einen Sarg umklammert.
Ich sah Blut, das noch lebte,
die Erinnerung an ein Kind, verloren
durch den Wunsch zu gehen. Es regnete.
Die Kälte, ich erinnere mich, sie eilte dahin,
die dunklen Frauen aber, ihr Wehklagen.
Sie schritten bedächtig bei jenem Begräbnis.


So spricht der Herr, was spricht er?
Zu mir sagt er niemals nichts,
obwohl ich lange stillsitze
und oft lausche und mich konzentriere
und trotzdem nichts, nicht ein Hauch.

Bleibt mir, still in mir zu bleiben
um besser zu hören, zu schreiben, sonst nichts.
Das WORT ist ein hartes Zwiegespräch.


Von Festtag zu Festtag spannt sich unser Leben,
Tag für Tag das Ernten von Genüssen und Freuden
und Unzufriedenheit, die nie ausbleibt.
Dennoch glauben wir fest, was zwischen Vorsehung und Ertrag
unser Innerstes in Ordnung bringt,
sind Seele· und Gewissen. Grössen jeweils
der bescheidenen Hoffnung, doch davon auch nur
die unsichtbaren Illusionen, die wir haben.

Wir aber, wir Sichtbaren! In dieser Gegenwart dankt es uns
lediglich
ein Körper, der wissentlich und aus Lust am Laster
der Raserei und dem Begehren zuspricht,
triebhaftes Fieber, unempfänglich gegenüber jedem ethischen
oder göttlichen Gesetz.
Mit Vorliebe schaut er, liebt es angeschaut zu werden,
unbeeindruckt,
entzieht er sogar der Sicht, die sich im Gegenüber auftut,
das Zählen der Tage, die seinem einen Leben vorbehalten sind.


über das beständige Leben

So liebe ich es, duftend nach letzten Grasbüscheln,
stehen gelassen achtlos an unwegsamen Hängen.
Schwierig zu verstehen den stillen November, die Orte,
die jährlich dringender fordern das schleifende Sirren der Sichel
und ein grünes Drängen für nichts.

Ich berichte dir aus einfachen Umständen
ohne heilige Erzählungen von Ereignissen,
ohne die Geschichten im Geist von Unternehmungen und Taten,
ohne die Anfänge von Göttern und Helden.
Mein Feld ist abgeschieden, nur den stummen Anwesenheiten,
dem gemeinen Leben auf der Spur, beisst doch die Zeit sich fest
an diesem Ort des immer Gleichen.

Mein Haus ist der Hof, darin fliessen Jahre und Bewusstsein
in einem Takt, der nicht urn Erlaubnis fragt,
wenn er in jedem Blick, in jedem Winkel seine Vergangenheit
anzeigt,
anmassende Offenbarung gewesener Generationen.
Ausgeglichen ist unser Leben und im rechten Mass verteilt die
Dauer der Monate
auf das Einbringen des wenigen Heus in der Sonne, auf sein
Kaugeräusch im Dunkeln.
Das Übrige, Besuchender, ist stilles Bleiben, während du
wiederkehrst.

So liebe ich es, entlang dem Dicht von Tannen auf stiller Weide,
wenn Ränder die kalten Felder werden, die satten Schwaden
und ein stummes Sprechen anhebt zwischen Freiheit und
Barmherzigkeit.
Übereinkunft wie sie nur einmal im Jahr geschieht.
Wer vom Auffüllen der Futtertröge kommt, weiss es
und weiss vom Geruch kurz vor dem Schnee.

Aber vor allem liebe ich es wie jemand, der ein Gras vom
anderen unterscheiden,
zwei verpflichtende Stillen teilen kann, unterschieden
nur durch die vorgezeichnete Geste eines Kreuzzeichens.
Bäuerliche Gesellschaft, die nunmehr wenige Hände zählt,
unumgehbare Mentalität, unsere zu schützende Saat.
Hab und Gut von Handfertigkeiten, das keinen Ruhetag kennt
und erhobenen Haupts den Vorzug hat, die Berge zu bewohnen.

Darum zeige ich dir, Vorbeikommender, mit diesen Zeilen
einen Standpunkt,
dass kein Stall für Bescheidenheit und Armut steht ,
vielmehr Ertrag des ausgestreuten Düngers ist.
Er ist die unveränderliche Spur der Erneuerung,
das Geschenk eines beständigen Lebens, von vielen
zurückgelassen.
Was wir seit immer kennen, gerät uns nun zum blossen
Wiedererkennen



ich bin dein Ort

Bin der Himmel, das Fegefeuer, die Hölle.
Bin der Himmel und die Hölle, die Oberfläche der Erde.
Bin der Kontinent, die• Stadt, die Kreuzung und die Strasse,
bin das Dorf, die Hausnummer, der Flur,
das Zimmer. Bin das Bett, der Stuhl.
Bin das Ziel, die Pilgerfahrt, die Einsamkeit,
die Festlegung, die Geschichte, der symbolische Wert.
Der Anschein, bin die Lebensbedingung, die Pflege.
Bin das Gehege, die Deckung, die Lizenz.
Bin das Geburtsdatum, die Gesundheit, die Krankheit,
die abgelaufene Zeit, das Urteil, sein Vorurteil.
Bin das Geschöpf, der Körper.
Bin der weltliche Gebrauch, das heilige Fühlen, die Klausur,
die Entbehrung, das Heiligtum. Bin das Wort,
die Wunde, der Teil des zugewiesenen Raumes.
Bin das Verdienst, das Angemessene, bin Laster und
Aufmerksamkeit.
Die Gelegenheit, das Hören, bin die Vernunft, die Überlegung.
Das Elend, die Begründung, der Grund. Bin die Ursache.
Bin die Meinung, der Beweis, die Bezeugung.
Die Wahrheit und der Verzicht. Bin der Berg, bin das Meer,
der Wald, bin der Überfluss, die Leere.
Bin der Ort. Bin, ich bin dein Ort.


über den Körper II

Der Körper also. Dass seine würdige Natur
in jungen Jahren Poesie ist, die keiner Schriften bedarf.
Jetzt aber halten die Hände eine Feder,
die nichts vermag als auf der Helle eines Blattes
von ihm zu erzählen.
Dichtung ist Naht, die die Ränder eines Lebens
einander näherbringt,
Nadelspur auf unterschiedlichen Lagen, die das gealterte
Gewebe
interessant und, mehr noch, anziehend macht.
Doch darin die Sehnsucht. Nach Frische und Kraft,
um aufzublühn, ihn noch liebend, den Körper.


Briefkomposition an den Tod

Freundlich war mir immer die Stille, mehr noch das Unbekannte
und das Unerkannte, die mir hier, an diesen Orten auf
Ciaminades, Hilfe und Begleiter sind. Mühe, auch nur befreundet
oder Gefährtin zu bleiben und also für das Gespräch. Das sich
auf die Anwesenheit, den Körper, das Benannte beruft.
Manchmal wäre es gut, ohne Namen zu sein, unaussprechbar,
oder ohne Bezüglichkeit. Und so beginne ich an diesem
stillen Abend den Willen zu buchstabieren, nicht zu sein und
aufzuhören, wie ich es schon mehrfach mir vorgestellt habe,
aber nie umzusetzen imstande war. So lebe ich also wie es
sich gebührt und prüfe einen alten, auch diesmal wieder
aufschiebbaren Wunsch.


Uit: Dapunt, Roberta, Synkope. Syncope, Übersetzungen von Alma Vallazza und Werner Menapace, Wien Bozen 2021, (Folio Verlag


GERMAIN DROOGENBROODT


Just as the planets are moving
in de universe
the cumulous clouds


Zoals planeten in het
heelal bewegen
de witte wolken


Como planetas
se mueven en el universo
las nubes blancas



How ephemeral the
vain colourful escape
of the autumn leaves


Hoe kortstondig toch
de vergeefse kleurenvlucht
der herfstbladeren


Cuán efímero
el vano vuelo de colores
de las hojas de otoño



Sultry autumn sun
reminds me of bygones
so penetrating


De zwoele herfstzon
herinnert aan voorbijheid
hoezeer doordringt ze mij


Sofocante sol de otoño
recordándome el pasado
cuánto me penetra



Falling autumn leave
a small scratch in the
silence of evening’s
glow


Een herfstblad dat valt
een krasje in de stilte
van het avondrood


Una hoja de otoño cae
un rasguño en el silencio
de la luz crepuscular



What elegant death
the multicolor volplane
of the autumn leaves


Hoe sierlijk de dood
de veelkleurige
zweefvlucht van het
najaarsblad


Qué elegante muerte
el planeo multicolor
de las hojas de otoño


Uit: Poetry
Dewdrops
Poetry by: Germain Droogenbroodt
Cover and drawings: Satish Gupta
Calligraphy: Taeko Uemura
ISBN 978-4-908202-22-3


Veertig aan de wand

Voor Peter Huchel

Door de prangende hitte
stoot de kromhoorn het signaal:
de zon verstart
verschroeit
de korstige grond

schaars
wordt de lafenis
aan de bron

vóór de kudde
bedachtzaam nu
schrijdt de man
haalt uit zijn herderstas
de oude schalmei en zingt
met zachte weifelstem
zijn weemoed uit.


Mijn weemoed

Ik herken je
aan de slepende stap
door het kreupelhout
van mijn gemoed

aan de geur van de distels
en wakke sijpelregen
aan de wijn
Die naar droesem smaakt
bitter als de dood
maar niet doet sterven

maar vooral herken ik jou
aan de stem
van mijn eenzaamheid
die met de meeuwen
tegen de branding schreeuwt.


Nachthoorn

voor Paul Celan

Volle maan
worglicht
op het zwarte water
van het meer

tovercirkel
waarin als muggen
de geesten der gestorven dichters dansen

de lokroep
van de nachthoorn volgend
in de nevel verdwaald.


Verzoek

Kom niet als licht
dat al te fel
het oog verblindt

kom evenmin als duister
dat onvatbaar is

maar kom veeleer
als doorn
die verkondigt:

de roos
is in handbereik


Verblind door het nu

Je bent de duisternis
in je eigen gloed
– mens

daal neer tot op de bodem
van de nacht

zoek met de blindenstok de grens
overschrijd hem niet!


Uit: Droogenbroodt, Germain, De dauwdruppels van de dageraad. Gedichten 1984-2012, (Point-Editions en Boekenplan)


Opdat er op aarde vrede zou heersen,
zouden de volkeren in vrede moeten leven.

Opdat er tussen de volkeren vrede zo heersen,
zouden de steden niet tegen elkaar
in opstand mogen komen.

Opdat er vrede in de steden zou heersen,
zouden de mensen hun buren moeten begrijpen.

Opdat er vrede tussen de buren zou heersen,
zou er in het eigen huis vrede moeten heersen.

Opdat er in het eigen huis vrede zou heersen,
zou men in het eigen hart
vrede moeten vinden.

Laozi

(vert. G. Droogenbroodt)



Een gedachte over “Transitoriness * Vergänglichkeit * Transitoriedad * Transitorietà

  1. Beste ,

    De Duits poëzie vind ik heel waardevol maar dan volgt, Mijn weemoed, , Opdat er op aarde

    Wrede zou heersen , Meiancholie , Dan de HAIKU’S, , De zwoele herfstzon , Herinnert

    aan voorbijheid en Mijn weemoed en die raken mijn ziel en mijn hart . Het gedicht van

    LAOZI ook heel mooi .

    MIDDELHEIM van Bernard Dewulf is leuk en mooi e ja , de dansen nif ,

    haar man heeft beeld ontworpen , heel mooi .

    Ik heb ervan genoten. Mijn dank voor dit alles.

    Lieve groet ,

    Louise Holsters

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