ALBERTO CAEIRO

Fernando Pessoa schreef onder veel pseudoniemen. Enkele worden hier weergegeven. Gedichten in Nederlandse en Duitse vertaling.

ALBERTO CAEIRO:


Aus: Der Hüter der Herden

I

Nie habe ich Herden gehütet,

Meine Seele ist wie ein Hirte,
kennt den Wind und die Sonne
und geht an der Hand der Jahreszeiten,
folgt ihnen und schaut.
Aller Friede der menschenleeren Natur
gesellt sich mir zu.
Aber traurig werde ich wie ein Abendrot
in unserer Einbildung,
wenn es kalt wird in der Tiefe der Ebene
und man spürt, die Nacht drang ein
wie ein Schmetterling durch das Fenster.

Doch meine Trauer ist Ruhe,
weil sie natürlich und richtig ist,
weil gerade sie in der Seele sein muss,
wenn sie schon an ihr Dasein denkt
und die Hände Blumen pflücken, ohne dass sie es merkt.

Mit einem Schellengeläute
hinter der Strassenbiegung
sind meine Gedanken zufrieden.
Mich schmerzt nur, zu wissen, dass sie zufrieden sind,
weil sie, wusst’ ich es nicht,
statt traurig-zufrieden
heiter-zufrieden wären.

Denken ist lästig wie ein Gang durch den Regen,
wenn der Wind zunimmt und es stärker zu regnen scheint.

Ich habe weder Ehrgeiz noch Wünsche.
Dichter zu sein ist nicht mein Ehrgeiz.
Es ist meine Art, einsam zu sein.

Und wenn ich zuweilen-
in meiner Phantasie- ein Lämmlein sein möchte
(oder die ganze Herde –
um über den ganzen Abhang auszuschwärmen
und recht viel Glück auf einmal zu sein),
so nur, weil ich das fühle, was ich im Abendrot schreibe
oder wenn eine Wolke mit der Hand über das Licht führt
und ein Schweigen über die Gräser huscht.

Wenn ich mich setze, um Verse zu schreiben
oder, über Wege und Stege wandernd,
Verse auf ein Papier in meinem Denken schreibe,
spüre ich einen Hirtenstab in den Handen
und sehe mein Ebenbild
auf eines Hügels Höhe
auf meine Herde schauen und meine Gedanken sehen
oder auf meine Gedanken schauen und meine Herde sehen
und vage lächeln wie jemand, der nicht versteht, was man sagt,
und so tun will, als ob er verstünde.

Ich grüsse alle, die mich lesen werden,
und ziehe vor ihnen den breiten Hut,
wenn sie mich an meiner Tür erblicken,
sobald die Kutsche auftaucht auf der Höhe des Hügels.
Ich grüsse sie und wünsch’ ihnen Sonne
und Regen, wenn Regen nottut,
in ihren Häusern möge
unter dem offenen Fenster
ihr Lieblingsstuhl stehen,
auf den sie sich setzen sollen, um meine Verse zu lesen.
Beim Lesen meiner Verse mögen sie denken,
ich sei ein Stuck der Natur-
beispielsweise der alte Baum,
in dessen Schatten sie sich als Kinder,
ermattet vom Spielen, fallen lieBen
und mit dem zerrissenen Schürzenärmel
den Schweiss von der heissen Stirne wischten.

p. 11-13

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)



V

Auch im Nichtdenken steckt genug Metaphysik.

Was ich denke über die Welt?
Weiss ich, was ich denke über die Welt!
Wenn ich krank würde, dächte ich dran.

Welche Vorstellung ich von den Dingen habe?
Welche Ansichten über Wirkung und Ursache?
Was ich über Gott und die Seele
und die Erschaffung der Welt ergrübelt habe?
Ich weiss es nicht. Für mich heisst daran denken die Augen
schliessen
und gar nicht denken. Heisst meines Fensters
Vorhänge zuziehen (aber es hat keine Vorhänge).

Das Geheimnis der Dinge? Weiss ich, was Geheimnis ist!
Das einz’ge Geheimnis bleibt, dass da jemand ist, der ans
Geheimnis denken möchte.
Wer in der Sonne steht und die Augen schliesst,
weiss nicht mehr, was die Sonne ist,
und ersinnt überhitztes Zeug.
Aber schlägt er die Augen auf und erblickt die Sonne,
so kann er an gar nichts mehr denken,
denn das Sonnenlicht ist mehr wert als alle Gedanken
aller Dichter und Denker.
Der Sonnenschein weiss ja nicht, was er tut,
und deshalb irrt er nicht, ist für alle da und ist gut.

Metaphysik? Welche Metaphysik haben die Bäume?
Grün zu sein und Wipfel und Zweige zu tragen
und Früchte zu bringen zu ihrer Zeit, und das lässt uns nicht denken,
uns, die wir nicht verstehen, auf sie zu achten.
Aber welche Metaphysik wäre besser als die der Bäume,
die nicht wissen, wozu sie leben,
nicht wissen, dass sie’s nicht wissen?

‘Innres Gefüge der Dinge’
‘Innerer Sinn des Weltalls’
Dies alles ist falsch, dies alles sagt gar nichts.
Wie kann man nur an dergleichen denken!
Es ist so, als ob man an Zwecke und Gründe dächte,
wenn der Morgen durchbricht und neben den Bäumen
schwebendes Gold die Dunkelheit aufhebt.

Über den inneren Sinn der Dinge zu grübeln
ist so müssig wie an die Gesundheit denken
oder ein Glas zum Quellwasser tragen.
Der einzige innere Sinn der Dinge
ist, dass sie keinen inneren Sinn besitzen.

Ich glaub’ nicht an Gott, weil ich ihn niemals gesehen habe.
Wollte er, dass ich glaubte an ihn,
würd’ er gewiss mit mir reden kommen,
in meine Tür eintreten
und sagen: Hier bin ich!

(Das klingt vielleicht lächerlich für die Ohren
jemandes, der nicht weiss, was die Dinge anschauen heisst,
und deshalb nicht begreift, wenn einer auf eine Weise
von ihnen spricht, die ihr Anblick lehrt.)

Aber wenn Gott Blumen und Bäume ist
und Berge und Sonne und Mondschein,
dann glaub’ ich an ihn,
dann glaub’ ich an ihn zu jeder Stunde!
Und mein Leben ist nur ein einziges Gebet, eine einzige Messe,
Kommunion mit Augen und Ohren.

Aber wenn Gott die Bäume und Blumen ist
und Berge und Mondschein und Sonne,
warum nenn’ ich ihn Gott?
Ich nenne ihn Blumen und Bäume und Berge und Sonne und
Mondschein;
denn wenn er, damit ich ihn sähe,
Sonne und Mondschein und Blumen und Bäume und Berge
wurde,
mir als Bäume und Berge erscheint
und Mondschein und Sonne und Blumen,
so will er, dass ich
als Bäume und Berge und Blumen und Mondschein und Sonne
ihn kennen soll.

Und darum gehorche ich ihm
(was weiss ich mehr von Gott als Gott von sich selber?),
gehorche ihm durch an ursprüngliches Leben,
wie einer die Augen aufschlägt und sieht,
und nenne ihn Mondschein und Sonne und Blumen und Bäume
und Berge,
und liebe ihn, ohne an ihn zu denken,
und denk’ ihn im Sehen und Hören
und gehe immerfort mit ihm um.

p. 21-25

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


IX

Sou um guardador de rebanhos.
O rebanho é os meus pensamentos
E os meus pensamentos são todos sensações.
Penso com os olhos e com os ouvidos
E com as mãos e os pés
E com o nariz e a boca.

Pensar uma flor é vê-la e cheirá-la
E corner urn fruto é saber-lhe o sentido.

Por isso quando num dia de calor
Me sinto triste de gozá-lo tanto,
E me deito ao comprido na erva,
E fecho os olhos quentes,
Sinto todo o meu corpo deitado na realidade,
Sei a verdade e sou feliz.

p. 36


IX

Ich bin ein Hirte.
Die Herde sind meine Gedanken
und meine Gedanken allesamt Sinnesempfindungen.
Ich denke mit Augen und Ohren
und Händen und Fü8en
und Nase und Mund.

An eine Blume denken hei8t, sie sehen und riechen,
und eine Frucht verzehren heillt, ihren Sinn erfassen.

Wenn ich daher an einem heissen Tage,
den ich so sehr genie8e, mich traurig fühle,
mich der Länge nach auf den Rasen lege
und die erhitzten Augen schliesse,
spüre ich meinen ganzen Körper,
kenne die Wahrheit und bin beglückt.

p. 37

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


XLVIII

Da mais alta janela da minha casa
Com um lenço branco digo adeus
Aos meus versos que partem para a humanidade.

E não estou alegre nem triste.
Esse é o destino dos versos.
Escrevi-os e devo mostrá-los a todos
Porque não posso fazer o contrário
Como a flor não pode esconder a cor,
Nem O rio esconder que corre,
Nem a árvore esconder que dá fruto.

Ei-los que vão já longe como que na diligência
E eu sem querer sinto pena
Como uma dor no corpo.

Quem sabe quem os lerá?
Quem sabe a que mãos irão?

Flor, colheu-me o meu destino para os olhos.
Árvore, arrancaram-me os frutos para as bocas.
Rio, o destino da minha água era não ficar em mim.
Submeto-me e sinto-me quase alegre,
Quase alegre como quem se cansa de estar triste.

Ide, ide de mimi
Passa a árvore e fica dispersa pela Natureza.
Murcha a flor e o seu pó dura sempre.
Corre o rio e entra no mare a sua água é sempre a que foi sua.

Passo e fico, como o Universo.

p. 78-80


XLVIII

Vom höchsten Fenster meines Hauses
wink’ ich mit einem weissen Tuche
lebewohl meinen Versen, die zu en Menschen reisen.

Ich bin weder heiter noch traurig.
Das ist das Schicksal der Verse.
Ich schrieb sie und muss sie nun allen zeigen,
weil ich nichts anderes tun kann,
wie die Blume nicht ihre Farbe,
der Fluss nicht sein Fliessen,
der Baum seine Frucht nicht verbergen kann

Schon sind sie fern, als reisten sie mit der Kutsche,
und ich spüre ungewollt Pein
wie einen leiblichen Schmerz.

Wer weiss, wer sie lesen wird?
Wer weiss, in wessen Hände sie fallen werden?

Blume – pflückte mich mein Geschick für die Augen.
Baum – entrissen sie mir die Früchte für die Münder.
Strom – war es das Schicksal meines Wassers, nicht bei mir zu
bleiben.
Ich füge mich und ich fühl’ mich fast heiter,
fast heiter wie einer es satt bekommt traurig zu sein.

Geht nur, geht von mir fort!
Es stirbt der Baum und vereint sich mit der Natur.
Es welkt die Blume, und ihr Staub dauert ewig.
Es strömt der Fluss und mündet ins Meer, und sein Wasser bleibt
immer das seine.

Ich schwinde und bleibe -wie das Weltall.

p. 79-81

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


XLIX

Meto-me para dentro, e fecho a janela.
Trazem o candeeiro e dão as boas-noites.
E a minha voz contente dá as boas-noites.
Oxalá a minha vida seja sempre isto:
O dia cheio de sol, ou suave de chuva,
Ou tempestuoso como se acabasse o Mundo,
A tarde suave e os ranchos que passam
Fitados com interesse da janela,
O último olhar amigo dado ao sossego das árvores,
E depois, fechada a janela, o candeeiro aceso,
Sem Ier nada, sem pensar em nada, nem dormir,
Sentir a vida correr por mim como um rio por seu leito,
E lá fora urn grande silêncio como um deus que dorme.

p. 82


XLIX

Ich trete ins Haus und schliesse das Fenster
Man bringt mir die Lampe und sagt: Gute Nacht!
Und meine zufriedene Stimme sagt: Gute Nacht!
Ach, könnte mein Leben immer dies sein:
der Tag voller Sonne oder im Regen mild
oder stürmisch, als ginge die Welt zugrunde,
der Abend sanft und die vorüberwandernden Menschengruppen
vom Fenster aus teilnahmsvoll betrachtet,
ein letzter Freundesblick für die stillen Bäume,
dann bei geschlossenem Fenster, bei brennender Lampe,
ohne zu lesen, ohne zu denken, ohne zu schlafen,
das Leben durch mich hindurchfliessen spüren wie ein Strom
durch sein Bett,
und draussen ein grosses Schweigen – ein schlafender Gott.

p. 83

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)



8

Ontem o pregador de verdades dele
Falou outra vez comigo.
Falou do sofrimento das classes que trabalham
(Não do das pessoas que sofrem, que é afinal quem softe.)
Falou da injustiça de uns terem dinheiro,
E de outros terem fome, que não sei se é fome de comer,
Ou se é só fome da sobremesa alheia.
Falou de tudo quanto pudesse fazê-lo zangar-se.

Que feliz deve ser quem pode pensar na infelicidade dos outros!
Que estúpido se não sabe que a infelicidade dos outros é deles.
E não se cura de fora,
Porque softer não é ter falta de tinta
Ou o caixote não ter aros de ferro!

Haver injustiça é como haver morte.
Eu nunca daria urn passo para alterar
Aquilo a que chamam a injustiça do mundo.
Mil passos que desse para isso
Eram só mil passos.
Aceito a injustiça como aceito uma pedra não ser redonda
E um sobreiro não ter nascido pinheira au carvalho.

Cortei a laranja em duas, e as duas partes não podiam ficar iguais.
Para qual fui injusto — eu que as vou corner a ambas?

p. 92


8

Gestern sprach der Prediger seiner eigenen Wahrheiten
wiederum mit mir.
Er sprach vom Leiden der Arbeiterklasse
(nicht von den leidenden Menschen und sie sind es doch, die leiden.)
Er sprach von der Ungerechtigkeit, dass die einen Geld
und die anderen Hunger haben, ich weiss nicht, oh Hunger nach Essen
oder nur Hunger nach fremdem Nachtisch.
Er sprach von allem, was ihn erzürnen konnte.

Wie glücklich muss jemand sein, der ans Unglück der anderen denken kann! Wie töricht, wenn er nicht weiss, dass das Unglück der anderen ihr
Eigentum ist
und nicht von aussen geheilt werden kann.
Leiden ist doch nicht Mangel an Tinte
oder eine Kiste ohne Bandeisen!

Ungerechtigkeit ist so unvermeidlich wie der Tod.
Ich würde nie einen Schritt tun, um das zu ändern,
was man die Ungerechtigkeit auf Erden nennt.
Tausend Schritte für dieses Ziel
wären nur tausend Schritte.
Ich nehme die Ungerechtigkeit hin, wie ich hinnehme,
dass ein Stein nicht rund
und eine Korkeiche nicht als Pinie oder als Eiche gewachsen ist.

Ich habe die Orange in zwei Teile zerschnitten -und beide Teile
sind nicht gleich ausgefallen.
Zu welchem Teil war ich ungerecht -ich, der sie beide verzehren
wird?

p. 93

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


9

Tu, mistico, vês uma significação em todas as .coisas
Para tl tudo tem um sentido velado.
Ha uma coisa oculta em cada coisa que vês.
O que vês, vê-lo sempre para veres outra coisa.
Para mim, graças a ter olhos só para ver,
Eu vejo ausência ia de significação em todas as coisas;
Vejo-o e amo-me, porque ser uma coisa é não significar nada.
Ser uma coisa é não ser susceptível de interpretação.

12.4.1919

p. 90


9

Du, Mystiker, suchst in allen Dingen eine Bedeutung.
Für dich hat alles einen verschleierten Sinn.
Etwas verborgenes liegt in allem, was du erblickst.
Was du siehst, siehst du immer, urn etwas andres zu sehen.
Ich aber, weil ich nur zum Sehen Augen habe,
ich sehe das Fehlen jeder Bedeutung in allen Dingen;
ich sehe das und liebe mich selbst dafür, denn Ding sein heisst
nichts bedeuten.
Ding sein heisst, keiner Auslegung fähig sein.

p. 91

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


10

Pastor do monte, tão longe de mim com as tuas ovelhas —
Que felicidade é essa que pareces ter — a tua ou a minha?
A paz que sinto quando te vejo, pertence-me, ou pertence-te?
Não, nem a ti nem a mim, pastor.
Pertence só à felicidade e à paz.
Nem tu a tens, porque não sabes que a tens.
Nem eu a tenho, porque sei que a tenho.
Ela é ela só, e cai sobre nós como o sol,
Que te bate nas costas e te aquece, e tu pensas noutra coisa
indiferentemente.
E me bate na cara e me ofusca, e eu só penso no sol.

12.4.1919

p. 94



10

Du Hirte des Berges, so fern von mir mit deinen Schafen —
was ist das für ein Glück, das du zu genieBen scheinst — ist es dein
oder mein?
Der Friede, den ich bei deinem Anblick spüre, gehort er mir oder dir?
Nein, Hirte, weder dir noch mir.
Er gehört nur dem Glück und dem Frieden.
Du hast ihn nicht, denn du weisst nicht, dass du ihn hast.
Ich habe ihn auch nicht, denn ich weiss, dass ich ihn habe.
Er ist nur er und fällt auf uns wie die Sonne,
deinen Rücken bestrahlt sie, durchwärmt dich, und du denkst mit
Gleichmut an etwas andres,
mir scheint sie grad ins Gesicht und blendet mich, und ich denke
nur an die Sonne.

p. 95

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


11

Dizes-me: tu és mais alguma coisa
Que uma pedra ou uma planta.
Dizes-me: sentes, pensas e sabes
Que pensas e sentes.
Entāo as pedras escrevem versos?
Então as plantas têm ideias sobre do mundo?

Sim: há diferença.
Mas não é a diferença que encontras; .
Porque o ter consciência não me obriga a ter teorias sobre as coisas:
Só me obriga a ser consciente.

Se sou que uma pedra ou uma planta? Não sei.
Sou diferente. Não sei o que é mais ou menos

Ter consciência é mais que ter cor?
Pode ser e pode não ser.
Sei que é diferente apenas.
Ninguém pode provar que é mais que só diferente.

Sei que a pedra é real, e que a planta existe.
Sei isto porque elas existem.
Sei isto porque os meus sentidos mo mostram.
Sei que sou real também.
Sei isto porque os meus sentidos mo mostram,
Embora com menos clareza que me mostram a pedra e a planta.
Não sei mais nada.

Sim, escrevo versos, e a pedra não escreve versos.
Sim, faço ideias sobre o mundo, e a planta nenhumas.
Mas é que as pedras não são poetas, são pedras;
E as plantas são plantas só, e não pensadores.
Tanto posso dizer que sou superior a elas por isto
Como que sou inferior.
Mas não digo isso: digo da pedra, «é uma pedra»
Digo da planta, “é uma planta”
Digo de mim, “sou eu”.
E não digo mais nada. Que mais há a dizer?

p. 94-96


11

Du sagst zu mir: du bist mehr
als eine Pflanze oder ein Stein.
Du sagst zu mir: du fühlst und denkst, und du weisst
dass du fühlst und denkst.
Schreiben die Steine Verse?
Denken die Pflanzen über die Welt nach?
Ja: da ist ein Unterschied.

Aber es ist nicht der Unterschied, den du findest;
Bewusstsein zu haben verpflichtet mich nicht, Theorien über die
Dinge aufzustellen;
es verpflichtet mich nur, bewusst zu sein.

Bin ich mehr als Stein oder Pflanze? Ich weiss es nicht.
Ich bin anders. Ich weiss nicht, was mehr oder weniger ist.

Ist Bewusstsein haben mehr wert als Farbe haben?
Kann sein und kann nicht sein.
Ich wei8, da8 es nur etwas anderes ist.
Niemand vermag zu beweisen, dass es mehr als nur anders ist.

Ich weiss der Stein ist wirklich, die Pflanze lebt.
Ich weiss es, weil sie vorhanden sind.
Ich weiss es, weil es mir meine Sinne zeigen.
Ich weiss auch ich bin wirklich.
Ich weiss es, weil es mir meine Sinne zeigen,
obschon mit geringerer Klarheit als sie mir Stein und Pflanze zeigen.
Mehr weiss ich nicht.

Ich schreibe Verse, gewiss, und der Stein schreibt keine.
Ich denke nach über die Welt, gewiss, und die Pflanze nicht.
Aber die Steine sind keine· Dichter, sind Steine,
und die Pflanzen sind einzig Pflanzen und keine Denker.
Ebensogut kann ich sagen, ich sei ihnen überlegen
wie auch, ich sei unterlegen.
Doch das sage ich nicht. Vom Steine sag’ ich: »Es ist ein Stein«,
von der Pflanze sag’ ich: »Es ist eine Pflanze«,
von mir sag ich: »Ich bin ich.«
Mehr sage ich nicht. Was gäbe es weiter zu sagen?

p. 95-97

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


13

Quando tornar a vir a Primavera
Talvez já não me encontre no mundo.
Gostava agora de poder julgar que a Primavera é gente
Para poder supor que ela choraria,
Vendo que perdera o seu único amigo.
Mas a_ Primavera nem sequer é uma coisa:
E uma man ei ra de dizer.
Nem mesmo as flores tornam, ou as folhas verdes.
Há novas flores, novas folhas verdes.
Há outros dias suaves.
Nada torna, nada se repete, porque tudo é real.

7.11.1914

p. 100


13

Wenn der Frühling wiederkehrt,
findet er mich vielleicht nicht mehr auf Erden.
Ich würde gern glauben, der Frühling sei auch ein Mensch,
um hoffen zu können, er werde weinen,
wenn er entdeckt, dass er seinen einzigen Freund verlor.
Aber der Frühling ist nicht einmal ein Ding:
er ist eine Redewendung.
Selbst die Blumen kehren nicht wieder oder die grünen Blätter.
Neue Blumen sind es und andere grüne Blätter.
Andere milde Tage.
Nichts kehrt wieder und nichts wiederholt sich, denn alles ist wirklich.

p. 101

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


14

Se eu morrer novo,
Sem poder publicar livro nenhum,
Sem ver a cara que têm os meus versos em letra impressa
Peço que, se se quiserem ralar por minha causa,
Que não se ralem.
Se assim aconteceu, assim está certo.

Mesmo que os meus versos nunca sejam impressos,
Bles lá terão a sua beleza, se forem belos.
Mas eles não podem ser belos e ficar por imprimir,
Porque as raízes podem estar debaixo da terra
Mas as flores florescem ao ar livre e à vista.
Tem que ser assim por força. Nada o pode impedir.

Se eu morrer muito novo, oiçam isto:
Nunca fui senão uma criança que brincava.
Fui gentio como o sol e a água,
De uma religião universa! que só os homens näo têm.
Fui feliz porque não pedi coisa nenhuma,
Nem procurei achar nada,
Nem achei que houvesse mais explicação
Que a palavra explicação não ter sentido nenhum.

Não desejei senão estar ao sol ou à chuva —
Ao sol quando havia sol
E à chuva quando estava chovendo
(E nunca a outra coisa),
Sentir calor e frio e vento,
E não ir mais longe.

Uma vez amei, julguei que me amariam,
Mas não fui amado.
Não fui amado pela unica grande razão —
Porque não tinha que ser.
Consolei-me voltando ao sol e à chuva,
E sentando-me outra vez à porta da casa.
Os campos, afinal, não são tão verdes para os que são amados
Como para os que o não são.
Sentir é estar distraído.

7.11.1915

p. 100-102


14

Wenn ich jung sterben sollte,
ohne ein einziges Buch herauszubringen,
ohne zu sehen, wie meine Verse im Druckbild wirken,
bitte ich, wenn ihr euch meinetwillen betrüben wollt,
betrübt euch nicht.
Wenn es so geschah, ist es richtig.

Auch wenn meine Verse niemals gedruckt werden,
haben sie doch ihre Schönheit, sofern sie schön sind.
Aber sie können nicht schön sein und ungedruckt bleiben,
weil zwar die Wurzeln unter der Erde sind,
aber die Blumen im Preien blühen, für jedermann sichtbar.
So muss es notwendig sein. Und nichts kann es hindern.

Wenn ich jung sterben sollte, so hört noch dies:
nie war ich mehr als ein spielendes Kind.
Ich war ein Heide wie Sonne und Wasser
mit einer Weltreligion, die nur die Menschen nicht haben.
Ich war glücklich, weil ich nichts forderte
und nichts zu finden suchte
und fand, dass es nichts zu erklären gäbe
und dass das Wort Erklärung sinnlos wäre.

Ich wollte nur in der in oder im Regen —
in der Sonne, wenn Sonne schien
und im Regen, wenn Regen fiel
(und bei nichts anderem),
Hitze spüren und Kälte und Wind
und gar nichts weiter.

Einmal liebte ich, meinte, ich würde wiedergeliebt,
doch ich ward nicht geliebt.
Ich ward nicht geliebt aus dem einzigen grossen Grunde: —
es sollte nicht sein.

Ich tröstete mich mit Sonne und Regen
und setzte mich abermals an die Haustür.
Für jemanden, der geliebt wird, sind die Felder nicht so grün
wie für jemand, der nicht geliebt wird.
Fühlen bedeutet zerstreut sein.

p. 101-103

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


15

Quando vier a Primavera,
Se eu já estiver morto,
As flores florirão da mesma maneira
E as árvores não serão menos verdes que na Primavera passada.
A realidade não precisa de mim.

Sinto uma alegria enorme
Ao pensar que a minha morte não tem importância nenhuma.

Se soubesse que amanhā morria
E a Primavera era depois de amanhā,
Morreria contente, porque ela era depois de amanhā.
Se esse é o seu tempo, quando havia ela de vir senão no seu tempo;)
Gosto que tudo seja real e que tudo esteja certo;
E gosto porque assim seria, mesmo que eu não gostasse.
Por isso, se morrer agora, morro contente,
Porque tudo é real e tudo está certo.

Podem rezar latim sobre o meu caixão, se quiserem.
Se quiserem, podem dançar e cantar à roda dele.
Não tenho preferências para quando já não puder ter preferências.
O que for, quando for, é que será o que é.

7.11.1915

102-104



15

Wenn der Frühling kommt
und ich schon gestorben sein sollte,
werden die Blumen blühen wie immer
und die Bäume nicht weniger grün sein als im vergangenen Frühling.
Die Wirklichkeit braucht mich nicht.

Ich spüre ein unermessliches Glücksgefühl
bei dem Gedanken, dass mein Tod keine Bedeutung hat.

Wenn ich wüsste, ich stürbe morgen
und der Frühling begönne übermorgen,
stürbe ich heiter, weil er übermorgen begönne.
Wenn dies seine Zeit ist, wann sollte er kommen, wenn nicht zu seiner Zeit? Es gefällt mir, dass alles wirklich und alles richtig ist,
und es gefällt mir, weil es so wäre, auch wenn es mir nicht gefiele.
Und deshalb, wenn ich jetzt sterbe, sterb’ ich zufrieden,
weil alles wirklich ist und alles so wie es sein soll.

Sie können an meinem Sarg, wenn sie wollen lateinisch beten,
wenn sie wollen, können sie tanzen und singend um ihn herumziehn.
Ich habe keine Wünsche für. die Zeit in der ich keine Wünsche
mehr haben kann.
Was sein wird, ist, wenn es sein wird, das, was es ist.

p. 103-105

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


Wanneer de lente komt,
En als ik dan al dood ben,
Zullen de bloemen net zo bloeien
En de bomen zullen niet minder groen zijn dan het vorig voorjaar.
De werkelijkheid heeft mij niet nodig.

Ik voel een enorme vreugde
Bij de gedachte dat mijn dood volstrekt onbelangrijk is.

Als ik wist dat ik morgen zou sterven
En het was overmorgen lente,
Zou ik tevreden sterven, omdat het overmorgen lente was.
Als dat haar tijd is, wanneer dan zou ze moeten komen tenzij op haar tijd?
Ik houd ervan dat alles werkelijk; is en alles zo als het moet zijn;
Daar houd ik van, omdat het zo zou wezen ook als ik er niet van hield.
Daarom, als ik nu sterf, sterf ik tevreden,
Want alles is werkelijk en alles is zo als het moet zijn.

Men mag Latijn bidden boven mijn kist, indien men wil.
Indien men wil, mag men rondom dansen en zingen.
Ik heb geen voorkeur voor wanneer ik toch geen voorkeur meer kan hebben.
Dat wat zal zijn, wanneer het zijn zal, zal zijn dat wat het is.

(1915)

p. 115

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)


16

Se, depois de eu morrer, quiserem escrever a minha biografia,
Não há nada mais simples.
Tem só duas datas – a da minha nascença e a da minha morte.
Entre uma e outra coisa todos os dias são meus.

Sou fácil de definir.
Vi como urn danado.
Amei as coisas sem sentimentalidade nenhuma.
Nunca tive urn desejo que não pudesse realizar, porque nunca
ceguei.
Mesmo ouvir nunca foi para mim senão um acompanhamento
de ver.
Compreendi que as coisas são reais e todas diferentes umas das
outras;
Compreendi isto com os olhos, nunca com o pensamento.
Compreender isto com o pensamento seria achá-las todas iguais.

Um dia deu-me o sono como a qualquer criança.
Fechei os olhos e dormi.
Além disso, fui o único poeta da Natureza.

p. 106


16

Wenn ihr nach meinem Tode meine Biographie schreiben wollt,
so ist nichts leichter als das.
Sie hat nur zwei Daten — Geburt und Todestag.
Alle Tage dazwischen gehören mir.

Ich bin leicht auf eine Formel zu bringen.
Ich war besessen vom Schauen.
Ich habe die Dinge ohne Gefühlsduselei geliebt.
Nie hegte ich einen Wunsch, den ich mir erfüllen konnte, weil ich
niemals erblindete.
Sogar das Hören war für mich niemals mehr als eine Begleitung
des Sehens.
Ich habe begriffen, die Dinge sind wirklich und alle untereinander
verschieden;
ich habe das mit den Augen, nie mit Gedanken verstanden.
Dies mit Gedanken verstehen, hiesse, sie alle gleich zu finden.

Eines Tages kam der Schlaf über mich wie über ein Kind.
Ich schloss die Augen und schlief.
Überdies — war ich der einzige Dichter der Natur.

p. 105

Pessoa, F., Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)


Alberto CAIERO

XXIV

O que nós vemos das cousas são as cousas.
Por que veríamos nós uma cousa se houvesse outra?
Por que é que ver e ouvir seria iludirmo-nos
Se ver e ouvir são ver e ouvir?

O essencial é saber ver,
Saber ver sem estar a pensar,
Saber ver quando se vê,
E nem pensar quando se vê
Nem ver quando se pensa.

Mas isso (tristes de nós que trazemos a alma vestida!),
Isso exige um estudo profundo,
Uma aprendizagem de desaprender
E uma sequestração na liberdade daquele convento
De que os poetas dizem que as estrelas são as freiras eternas
E as flores as penitentes convictas de um só dia,
Mas onde ·afinal as estrelas não são senão estrelas
Nem as flores senão flores,
Sendo por isso que lhes chamamos estrelas e flores.

p. 94


XXIV

Wat wij zien van de dingen zijn de dingen.
Waarom zouden wij het één zien als er iets anders was?
Waarom zouden zien en horen ons vergissen zijn
Als zien en horen zien en horen zijn?

Essentieel is kunnen zien,
Kunnen zien zonder te denken,
Kunnen zien wanneer men ziet,
En niet denken wanneer men ziet
Noch zien wanneer men denkt.

Maar dat (wee ons, met onze aangeklede zielen!),
Dat vereist diepgaande studie,
Eist een leerschool in verlering
En opsluiting in de vrijheid van dat klooster
Waarvan dichters zeggen dat de sterren de eeuwige nonnen zijn
En de bloemen de overtuigde boetelingen van ‚‚n dag,
Maar waar uiteindelijk de sterren niets dan sterren zijn
en de bloemen niets dan bloemen,
Reden waarom wij ze sterren en bloemen noemen.
(1914)

p. 95

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)



Alberto CAIERO

XXVI

Às vezes, em dias de luz perfeita e exacta,
Em que as cousas têm toda a realidade que podem ter,
Pergunto a mim próprio devagar
Por que sequer atribuo eu
Beleza às cousas.

Uma flor acaso tem beleza?
Tem beleza acaso urn fruto?
Não: têm cor e forma
E existência apenas.
A beleza é o nome de qualquer cousa que não existe
Que eu dou às cousas em troca do agrado que me dão.
Não significa nada.
Então por que digo eu das cousas: são belas?

Sim, mesmo a mim, que vivo só de viver,
invisíveis, vêm ter comigo as mentiras dos homens
Perante as cousas,
Perante as cousas que simplesmente existem.

Que difícil ser próprio e não ver senão o visível!

p. 96


XXVI

Soms, op dagen van volmaakt en zeer scherp licht,
Waarop de dingen zo werkelijk zijn als ze maar kunnen zijn,
Vraag ik mij langzaam af
Waarom ik schoonheid toeken
Aan de dingen.

Een bloem bijvoorbeeld, heeft die schoonheid?
Is er soms schoonheid in een vrucht?
Nee: ze hebben kleur en vorm
En ze bestaan, meer niet.
Schoonheid is de naam van iets dat niet bestaat
En die ik aan de dingen geef in ruil voor het genot dat zij mij geven
Hij betekent niets.
Waarom dan zeg ik van de dingen: ze zijn mooi?

Ja, zelfs mij, die alleen van leven leeft,
Bezoeken, onzichtbaar, de leugens der mensen
Met betrekking tot de dingen,
Met betrekking tot de dingen die eenvoudigweg bestaan.

Hoe moeilijk is het jezelf te zijn en slechts het zichtbare te zien!
(1914)

p. 97

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)


Alberto CAIERO

XXXIX

O mistério das cousas, onde está ele?
Onde está ele que não aparece
Pelo menos a mostrar-nos que é mistério?
Que sabe o rio disso e que sabe a árvore?
E eu, que não sou mais do que eles, que sei disso?
Sempre que olho para as cousas e penso no que os homens pensam delas,
Rio como urn regato que soa fresco numa pedra.

Porque o único sentido oculto das cousas
É elas não terem sentido oculto nenhum.
É mais estranho do que todas as estranhezas
E do que os sonhos de todos os poetas
Eos pensamentos de todos os filósofos,
Que as cousas sejam realmente o que parecem ser
E não haja nada que compreender.

Sim, eis o que os meus sentidos aprenderam sozinhos:
As cousas não têm significação : têm existência.
As cousas são o único sentido oculto das cousas.

p. 106


XXXIX

Het mysterie der dingen, waar is dat?
Waar is het, dat het zich niet laat zien
Althans om te tonen dat het mysterie is?
Wat weet de rivier hiervan en wat de boom?
En ik, die niet meer ben dan zij, wat weet ik ervan?
Telkens als ik naar de dingen kijk en denk aan wat de mensen ervan denken,
Lach ik zoals een koele bergbeek klatert over stenen.

Want de enige verborgen zin der dingen
Is dat ze geen enkele verborgen zin hebben.
Het is vreemder dan alles wat vreemd is,
Vreemder dan de dromen van alle dichters
En de gedachten van alle filosofen,
Dat de dingen werkelijk zijn wat ze lijken te zijn
En dat er niets te begrijpen valt.

Ja, dat hebben mijn zintuigen helemaal alleen geleerd:
De dingen hebben geen betekenis: ze bestaan.
De dingen zijn de enige verborgen zin der dingen.
(1914)

p. 107

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)


Alberto CAIERO

V

Há metafísica bastante em não pensar em nada.

O que penso eu do mundo?
Sei lá o que penso do mundo!
Se eu adoecesse pensaria nisso.

Que ideia tenho eu das cousas?
Que opinião tenho sobre as causas e os efeitos?
Que te~o eu meditado sobre Deus e a alma
E sobre a criação do Mundo?
Não sei. Para mim pensar nisso é fechar os olhos
E não pensar. É correr as cortinas
Da minha janela (mas ela não tem cortinas).

O mistério das cousas? Sei lá o que é mistério!
O único mistério é haver quem pense no mistério.
Quem está ao sol e fecha os olhos,
Começa a não saber o que é o sol
E a pensar muitas cousas cheias de calor.
Mas abre os olhos e vê o sol,
E já não pode pensar em nada,
Porque a luz do sol vale mais que os pensamentos
De todos os filósofos e de todos os poetas.
A luz do sol não sabe o que faz
E por isso não erra e é comum e boa.

Metafísica? Que metafísica têm aquelas árvores?
A de serem verdes e copadas e de terem ramos
E a de dar fruto na sua hora, o que não nos faz pensar,
A nós, que não sabemos dar por elas.
Mas que melhor metafísica que a delas,
Que é a de não saber para que vivem
Nem saber que o não sabem?

‘Constituição intima das cousas’ …
‘Sentido intimo do Universo’ …
Tudo isto é falso, tudo isto não quer dizer nada.
É incrível que se possa pensar em cousas dessas.
É como pensar em razões e fins
Quando o começo da manhà está raiando, e pelos lados das árvores
Um vago ouro lustroso vai perdendo a escuridão.

Pensar no sentido intimo das cousas
É acrescentado, como pensar na saude
Ou levar um copo à água das fontes.

O único sentido intimo das cousas
É elas não terem sentido intimo nenhum.

Não acredito em Deus porque nunca o vi.
Se ele quisesse que eu acreditasse nele,
Sem duvida que viria falar comigo
E entraria pela minha porta dentro
Dizendo-me, Aqui estou!

(Isto é talvez ridículo aos ouvidos
De quem, por não saber o que é olhar para as cousas,
Não compreende quem fala delas
Gom o modo de falar que reparar para elas ensina.)

Mas se Deus é as flores e as árvores
Eos montes e sol e o luar,
Então acredito nele,
Então acredito nele a toda a hora,
E a minha vida é toda uma oração e uma missa,
E uma comunhão com os olhos e pelos ouvidos.

Mas se Deus é as árvores e as flores
Eos montes e o luar e o sol,
Para que lhe chamo eu Deus?
Chamo-lhe flores e árvores e montes e sol e luar;
Porque, se ele se fez, para eu o ver,
Sol e luar e flores e árvores e montes,
Se ele me aparece como sendo árvores e montes
E luar e sol e flores,
É que ele quer que eu o conheça
Como árvores e montes e flores e luar e sol.

E por isso eu obedeço-lhe,
(Que mais sei eu de Deus que Deus de si próprio?),
Obedeço-lhe a viver, espontaneamente,
Como quem abre os olhos e vê,
E chamo-lhe luar e sol e flores e árvores e montes,
E amo-o sem pensar nele,
E penso-o vendo e ouvindo,
E ando com ele a toda a hora.

p. 84 – 88


V

Er is metafysica genoeg in denken aan niets.

Wat ik denk van de wereld?
Weet ik veel wat ik van de wereld denk
Als ik ziek werd zou ik daaraan denken.

Welk idee heb ik over de dingen?
Welke mening heb ik omtrent oorzaak en gevolgen?
Wat heb ik tot nu bespiegeld over God, de ziel,
Over de schepping van de Wereld?
Ik weet niet. Voor mij is daaraan denken de ogen sluiten
En niet denken. Het is de gordijnen dichtdoen
Van mijn raam (dat geen gordijnen heeft).

Het mysterie der dingen? Weet ik veel wat mysterie is!
Het enige mysterie is dat er zijn die denken over het mysterie.
Wie in de zon staat en de ogen sluit,
Begint met niet te weten wat de zon is
En heel veel dingen te denken vol van warmte.
Maar dan opent hij de ogen en hij ziet de zon,
En kan al nergens meer aan denken,
Want het zonlicht is meer waard dan de gedachten
Van alle filosofen en van alle dichters.
Het zonlicht weet niet wat het doet
En daarom faalt het niet en is het gemeengoed en goed.

Metafysica? Welke metafysica hebben die bomen?
Die van groen zijn en gekruind en takken hebben
En van vruchten geven op hun tijd, hetgeen ons niet doet denken
Ons, die niet bij machte zijn ze echt te zien.
Maar welke metafysica is beter dan de hunne,

Die is: niet weten waartoe ze leven
Noch weten dat ze het niet weten?

‘Innerlijke constitutie der dingen’…
‘Innerlijke zin van het Heelal’…
Dat alles is onecht, dat alles wil niets zeggen.
Het is ongelooflijk dat men denken kan aan dat soort dingen.
Het is als denken aan redenen en doeleinde
Wanneer het eerste ochtendlicht straalt, en langs de rand der bomen
Een zacht en glanzend goud de duisternis verdrijft.

Denken aan de innerlijke zin der dingen
Is overtollig, zoals denken aan gezondheid
Of als een glas water dragen naar het water van de bronnen.

De enige innerlijke zin der dingen
Is dat ze geen enkele innerlijke zin hebben.

Ik geloof niet in God omdat ik hem nooit heb gezien.
Als hij zou willen dat ik in hem geloofde,
Zou hij ongetwijfeld met mij komen praten
En mijn kamer binnenstappen
En mij zeggen, Hier ben ik!

(Dit klinkt misschien lachwekkend in de oren
Van wie, niet wetende wat kijken naar de dingen is,
Ook niet begrijpt degene die erover spreekt
Op de manier van spreken die het waarlijk zien der dingen leert.)

Maar als God de bloemen en de bomen is
En de bergen en zon en het maanlicht,
Dan geloof ik in hem,

En mijn hele leven is één gebed en één mis,
En een communie met de ogen en door de oren.

Maar als God de bomen en de bloemen is
En de bergen en het maanlicht en de zon,
Waarom dan noem ik hem God?
lk noem hem bloemen en bomen en bergen en zon en maanlicht;
Want als hij, opdat ik hem zou zien,
Zich zon gemaakt heeft en maanlicht en bloemen en bomen en bergen,
Als hij mij verschijnt zijnde bomen en bergen
En maanlicht en zon en bloemen,
Dan is het omdat hij wil dat ik hem ken
Als bomen en bergen en bloemen en maanlicht en zon.

En daarom gehoorzaam ik hem,
(Wat weet ik meer van God dan God van zichzelf?),
Ik gehoorzaam hem door te leven, spontaan,
Als wie de ogen openslaat en ziet,
En ik noem hem maanlicht en zon en bloemen en bomen en bergen,
En ik heb hem lief zonder aan hem te denken,
En ik denk mij hem door te zien en te horen,
En ik ga met hem op ieder uur.
(1914)

p. 85 – 89

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)


Autopsicografia

O poeta é um fingidor.
Finge tão completamente
Que chega a fingir que é dor
A dor que deveras sente.

E os que lêem o que escreve,
Na dor lida sentem hem,
Não as duas que ele teve,
Mas só a que eles não têm.

E assim nas calhas de roda
Gira, a entreter a razào,
Esse comboio de corda
Que se chama o coração.

p. 42


Autopsychografie

De dichter wendt slechts voor.
Hij veinst zo door en door
Dat hij zelfs voorwendt pijn te zijn
Zijn werkelijk gevoelde pijn.

En zij die lezen wat hij schreef,
Voelen in de gelezen pijn
Niet de twee die hij geleden heeft,
Maar een die de hunne niet kan zijn.

En zo rijdt op zijn rails in ’t rond,
Tot vermaak van onze rede,
Die opwindtrein, in dichtermond
Ook wel ‘hart geheten.

(Vertaling August Willemsen)

p. 43

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers):


Autopsychografie

De dichter is een veinzer van nature.
Zijn veinzen kan zelfs zo volledig zijn
Dat hij kan veinzen pijnen te verduren
Wanneer hij lijdt aan werkelijke pijn.

En zij die lezen wat hij heeft geschreven
Doorvoelen zelf de dichterlijke pijn,
Niet beide pijnen die hij moest doorleven,
Maar eentje waarvoor zij gevoelloos zijn.

Gevangen in zijn voor draait hij zijn ronden,
Biedt het verstand een opgewekt geluid,
Die speelgoedtrein die strak is opgewonden,
Die meestal als “het hart” wordt aangeduid.

Fernando Pessoa, 27 november 1930

Vertaling: Niels Blomberg, november 2005



bronnen:

Pessoa, Fernando, Baron von Teive. Die Erziehung zum Stoiker, Herausgegeben von Richard Zenith. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Inés Koebel. Mit einem Nachwort von Georg Kohler, Frankfurt am Main 2008, (Fischer Taschenbuch Verlag)

Pessoa, Fernando, “Algebra der Geheimnisse”. Ein Lesebuch. Mir Beiträgen von Georg R. Lind, Octavio Paz, Peter Hamm und Georges Güntert. Mit zahlreichen Abbildungen, Frankfurt am Main 1990 (Fischer Verlag)

Pessoa, Fernando, Alberto Caeiro, Dichtungen. Ricardo Reis, Oden, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1989 (Fischer Verlag)

Pessoa, Fernando, Álvaro de Campos. Poesias, Dichtungen, Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind, Frankfurt am Main 1991 (Fischer Verlag)

Pessoa, Fernando, Gedichten. Keuze, vertaling en nawoord van August Willemsen, Amsterdam 1991 (Uitgeverij de Arbeiderspers)

Pessoa, Fernando, Ricardo Reis. Oden. vertaald en van een nawoord voorzien door August Willemsen, Amsterdam Antwerpen 2002 (Uitgeverij de Arbeiderspers)

Pessoa, Fernando, Alvaro de Campos, De metafysische ingenieur en andere gedichten 1923-1935, vertaald en van een nawoord voorzien door August Willemsen, Amsterdam Antwerpen 2007 (Uitgeverij de Arbeiderspers)

Pessoa, Fernando, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, Herausgegeben von Richard Zenith. Aus dem Portugiesischen übersetzt und revidiert von Inés Koebel, Zürich 2006 (Ammann Verlag)

Pessoa, Fernando, Genie und Wahnsinn. Schriften zu einer intellektuellen Biographie. Aus dem Portugiesischen und Englischen übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Steffen Dix. Basierend auf der von Jerónimo Pizarro herausgegebenen Kritische Ausgabe, Zürich 2010 (Ammann Verlag)

Pessoa, Fernando, Orpheu. Schriften zur Literatur, Ästhetik und Kunst, Aus dem Portugiesischen und Englischen übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Steffen Dix, Frankfurt am Main 2015 (Fischer Verlag)