Italiaanse poëzie

Poesie der Welt, Italien, Berlin i983 (Edition Stichnote – Propyläen)

GIOSUE CARDUCCI

NELLA PIAZZA DI SAN PETRONIO

Surge nel chiaro inverno la fosca turrita Bologna,
e il colle sopra bianco di neve ride.

È l’ora soave che il sol morituro saluta
le torri e ‘l tempio, divo Petronio, tuo;

le torri i cui merli tant’ala di secolo lambe,
e del solenne tempio la solitaria ama.

Il cielo in freddo fulgore adamantino brilla;
e l’aër come velo d’argento giace

su ‘l fòro, lieve sfumando a tomo le moli
che levò cupe il braccio clipeato de gli avi.


WINTERABEND AUF DEM MARKTPLATZ ZU BOLOGNA

Schwarz in die Helle des Frosts ragt auf die gethürmte Bologna,
und drüber blinkt in weißem Schnee der Berg herab.

dies ist die liebliche Zeit, wann niedergehend die Sonne
die Thürme und deine Kirche, San Petronio, grüßt;

grüßt Thurmzinnen, daran der Fittich manches Jahrhunderts
anschlug, und einsam hohes heiliges Kirchendach.

Stahlblau funkelt im frostigen Glanz das Himmelsgewölbe,
ein Silberschleier überzieht die Luft den Markt,

über die dusteren Firste, die hoch die beschildeten Arme
der Ahnen aufgerichtet, breitend leichten Dunst.

Vertaling: Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf

250-251


ARRIGO BOITO

A UNA MUMMIA

Mummia fasciata in logon
papiri sontuosi,
mummia che sul sudario
porti l’apoteosi,
perdona se i nepoti,
più culti che devoti,
fan del tuo frale eterno
sì misero governo.

Tu, nata al sole, al fulgido
sole del tuo deserto,
al soffio ardente e libero
d’un orizzonte aperto,
tu non pensavi, un giorno,
nel gel d’un aer piorno,
d’esser messa in vetrina
da una gente latina.
(…)


AN EINE MUMIE

Die im Gewand von Papyrus
Du in das Grab versenkt bist,
Die du, damit du ewig währst,
Mit Spezerei’n getränkt bist,
Vergieb, dass dich die heut’ge Welt,
Die kluge, gottlos-arge,
O Mumie. ehrfurchtslos beschaut
In deinem alten Sarge.

O du, bei der Geburt umringt
Vom freien Horizonte,
Umspielt vom frischen Hauch, indes
Dich goldnes Licht umsonnte.
Du dachtest nicht, dich eines Tag’s,
Fern van dem Wendekreise,
In unser Land versetzt zu seh’n,
Umringt von Schnee und Eise.
(…)

Vertaling Adolf Friedrich von Schack

256-257


GIUSEPPE UNGARETTI

Agglutinati all’oggi
I giorni del passato
E gli altri che verranno.

Per anni e lungo secoli
Ogni attimo sorpresa
Nel sapere che ancora siamo in vita,
Che scorre sempre come sempre il vivere,
Dono e pena inattesi
Nel turbinío continue
Dei vani mutamenti.

Tale per nostra sorte
Ü viaggio che proseguo,
In un battibaleno
Esumando, inventando
Da capo a fondo il tempo,
Profugo come gli altri
Che furono, che sono, che saranno.


Angefügt, nahtlos, ans Heute
die Tage gestern,
die Tage morgen.

Jahre, Jahrhunderte hin, jeden Nu
das Noch-am-Leben-Sein als Überraschung,
das Immer-und-immer-Dahin des Lebens,
Geschenke, so unverhofft wie Pein,
im unaufhörlichen Wirbel
all des vergeblichen Wechsels.

So, durch unser Geschick,
meine Reise and Weiterreise,
im Handumdrehn
grab ich die Zeit aus, erfind sie
vom Grund bis zum Scheitel,
ein Flüchtling, den andern gleich,
die waren, die sind, sie sein werden.

Vertaling: Paul Celan

300-301


UGO BETTI

BAMBINA

Prediletta dai padri è la bambina.
Ella è sui compiti, agretta
la voce ancora, ruvida la manina.
Domani, il seno giovinetto in ansia
timidamente premerà la veste;
passera, illuminata dalle feste,
arrossendo la delicata guancia.
Questo dovrà avvenire,
è certo; come certo è che tra poco
salirà ai prati, ai caldi davanzali
ai monti l’ombra, tremerà il bianco fuoco
d’Espero dentro i cieli occidentali.
Poi ombrerà la cara voce un suono
quasi dolente, segreto. Nelle sete leggiadre
vedrà tremando il padre
una potenza imperïosa scolpirsi.
Breve rise il sereno
tempo suo di bambina.
Cupido di martirî s’apre il suo sguardo, pieno
d’addii, sotto la palpebra china.
Così desidera il gonfio
frutto aprirsi e colare;
sé struggere e donare
a notti ed a torpori assai profondi
voglion così le creature le fronde
l’amore i giorni.
Questo dovrà avvenire,
e certo; come certo e che tra poco
salirà l’ombra ai caldi davanzali,
tremerà il bianco fuoco
d’Espero sopra i cieli occidentali.


DAS MÄDCHEN

Des Vaters Liebling ist die Kleine.
Sie sitzt bei ihrer Schularbeit, noch gell
ist ihre Stimme, rauh die kleine Hand.
Ein Morgen kommt, da wird der junge Busen
bangend and ängstlich spannen das Gewand.
Vergehen wird, van Festen froh beglänzt
und von Erröten ihre zarte Wange.
Dies muss geschehn,
so ist’s gewiss, wie es gewiss, dass bald
aufsteigen werden zu den Wiesenhängen,
zu warmen Simsen, zu den Bergen
die Schatten, zittern wird das bleiche Feuer
des Abendsternes in des Westens Himmeln.
Die liebe Stimme wird beschatten dann
ein Ton geheim und schmerzlich. Zitternd wird der Vater sehn,
wie herrscherlich in duftiger Seide
sich meißelt eine Macht;
kurz lächelte
die heitere Zeit der Kindheit,
das Auge öffnet gierig sich nach Leiden, voll
von Abschied unter dem sich neigenden Lid.
So will die schwellende
Frucht sich öffnen und vergehn,
auflösen sich und verschenken
an Nachte und tiefste Erschaffungen.
So wollen es die Geschöpfe, das Laub,
die Liebe, die Tage.
Dies muss geschehn,
so ist’s gewiss, wie es gewiss, dass bald
die Schatten steigen zu den warmen Simsen,
dass zittern wird das bleiche Feuer
des Abendsternes über des Westens Himmeln.

Vertaling: Hans Leifhelm

302-304


EUGENIO MONTALE

Il ramarro, se scocca
sotto la grande fersa
dalle stoppie –

la vela, quando fiotta
e s’inabissa al salto
della rocca –

il cannone di mezzodì
più fioco del tuo cuore
e il cronometro se
scatta senza rumore –

e poi? Luce di lampo

invano può mutarvi in alcunché
di ricco e strano. Altro era il tuo stampo.


Wenn die Eidechse schnellt,
van der Sonne gepeitscht,
aus den Stoppeln –

wenn das Segel treibt
und versinkt am Vorsprung
des Felsens –

das Geschütz des Mittags
leiser tönt als dein Herz
und geräuschlos die Uhr
deutet die Stunde –

und dann? Leuchtendes Blitzes

mag umsonst euch wandeln in etwas,
das reich und selten. Anders war deine Art.

Vertaling: Herbert Frenzel

306-307

SALVATORE QUASIMODO

CURVA MINORE

Pèrdimi, Signore, ché non oda
gli anni sommersi taciti spogliarmi,
sì che cangi la pena in moto aperto:
curva minore
del vivere m’avanza.

E fammi vento che naviga felice,
o seme d’orzo o lebbra
che sé esprima in pieno divenire.

E sia facile amarti
in erba che accima alla luce,
in piaga che buca la carne.

lo tento una vita:
ognuno si scalza e vacilla
in ricerca.

Ancora mi lasci: son solo
nell’ombra che in sera si spande,
né valico s’apre al dolce
sfociare del sangue.


DER KÜRZERE BOGEN

Lass mich, oh Herr, dass ich nicht höre,
entschwundene Jahre schweigend mich entblößen,
dass alle Pein in freien Fluss sich wandelt:
der kürzere Bogen
des Lebens verbleibt mir.

Mach mich zu Wind, der selig weht,
zu Gerstensamen oder Aussatz,
der sich in vollem Werden zeigt.

Und sei es leicht, dich zu lieben
als Pflanze, die ihrem Licht entgegenwächst,
als Wunde, die das Fleisch zerfrisst.

Ich versuche ein Leben:
Ein jeder wankt ermattend
auf der Suche.

Du verlasst mich wieder: allein bin ich
im Schatten, der zum Abend sich weitet,
und keine Pforte öffnet sich dem süßen
Verströmen des Blutes.

Vertaling: Gianni Selvani

308-309


CESAREPAVESE

Verrà la morte e avrà i tuoi occhi
questa morte che d accompagna
dal mattino alia sera, insonne,
sorda, come un vecchio rimorso
o un vizio assurdo. I tuoi occhi
saranno una vana parola,
un grido taciuto, un silenzio.
Così li vedi ogni mattina
quando su te sola ti pieghi
nello specchio. O cara speranza,
quel giorno sapremo anche noi
che sei la vita e sei il nulla.

Per tutti la morte ha uno sguardo.
Verrà la morte e avrà i tuoi occhi.
Sara come smettere un vizio,
come vedere nello specchio
riemergere un visa morto,
come ascoltare un labbro chiuso.
Scenderemo nel gorgo muti.


Kommen wird der Tod und deine Augen haben –
dieser Tod, der dich begleitet
vom Morgen bis zum Abend, schlaflos,
taub wie uralte Reue
oder unsinniges Laster. Deine Augen
werden ein vergebliches Wort sein,
ein stummer Schrei, ein Schweigen.
So siehst du sie jeden Morgen,
wenn du im Spiegel dich einsam
über dich selbst neigst. O liebe Hoffnung,
an jenem Tage wissen auch wir,
dass du das Leben, dass du das Nichts bist.

Für alle hat der Tod einen Blick.
Kommen wird der Tod und deine Augen haben.
Wie das Ablegen eines Lasters wird es sein,
auch tauchte im Spiegel vor uns
ein totes Gesicht wieder auf,
als lauschten wir einer verschlossenen Lippe.
Stumm werden wir in den Abgrund steigen.

Vertaling: Urs Oberlin

310-311


ANTONIA POZZI

ABBANDONO

Tronco reciso di betulla
giaci
in un solco:
a rosse onde declina
il tramonto pei cieli.

E sopra te le nubi
sandali d’oro calzano nel vento
per raggiungere
i fiumi.

Tu stai – bambino desto
nella tua culla
di terra:
mentre a un acceso volgere di mondi
con bianchi occhi s’incanta
la tua immobilita.


HINGABE

Gefällter Birkenstamm
Liegst du
In einer Furche:
In roten Wellen versinkt
Die Sonne am Himmel.

Und über dir heben die Wolken
Goldne Sandalen in Windeswehn,
Um zu den Flüssen
Zu eilen.

Du liegst – ein waches Kind
In deiner Erden-
Wiege:
Während ein flammendes
Kreisen von Welten
Mit weißen Augen
Regungslos
Dich verzaubert.

Vertaling: Ernst Wiegang Junker

312-313

MARIO LUZI

Dove non eri quanta pace: il cielo
fra gli alberi estuosi raccoglieva
la bianca offerta delle strade, un volto
riluceva nel buio delle fonti,
la midolla di miele
temperava l’angoscia dei passanti
e la beltà brillava,
spariva suddivisa tra le vie
lampanti nel silenzio ventilato.

Né memoria, né immagine, né sogno.
Il volto dell’assente era una spera
specchiata dalla prima opaca Stella
e neppure eri in lei, eri caduta
fuori dell’esistenza;
il candore affliggeva i crocevia
e non era la sera,
era la bianca verità indolente
in fondo al mio tumulto, impercepita.


welch ein frieden dort wo du nicht warst der himmel
sammelte für die brennenden bäume
die weißen opfergaben der straßen ein gesicht
schimmerte im dunkel der quellen
krumen des honig-lichts
beschwichtigten die angst der wanderer
und die schönheit zerstob
verschwand zerrissen zwischen beleuchteten
wegen einem schweigen aus luft

keine erinnerung keine bilder kein traum
die abwesenheit deines gesichts war eine hoffnung
gespiegelt von dem ersten matten stern
und nicht einmal in ihm warst du gefallen warst du
aus dem sein
etwas weißes quälte die wegkreuzungen
es kam nicht aus dem abend
es war bloss die bleiche gleichgültige wahrheit
auf dem grund meines aufruhrs
nicht wahr genommen

vertaling: Alfred Andersch

314-315


FRANCO FORTINI

Valdossola
16 ottobre 1944

E il tuo fucile sopra l’erba del pascolo.

Qui siamo giunti
Siamo gli ultimi noi
Questo silenzio che cosa.

Verranno ora
verranno.

E il tuo fucile nell’acqua della fontana.

Ottobre vento amaro
La nuvola è sul monte
Chi parlerà per noi.

Verranno ora
verranno.

Inverno ultimo anno
Le mani cieche la fronte
E nessun grido più.

E il tuo facile sotto la pietra di neve.

Verranno ora
Verranno


Valdossola

  1. Oktober 1944

Dein Gewehr ruht im Gras der Weiden.

Hier sind wir versammelt
Wir sind die letzten
Was für ein Schweigen.

Jetzt kommen sie
Sie kommen.

Dein Gewehr ruht im Wasser des Brunnens.

Oktober bitterer Wind
Die Wolke ist über dem Berg
Wer zeugt für uns.

Jetzt kommen Sie
Sie kommen.

Winter des letzten Jahres
Die blinden Hände die Stirn
Und keiner schreit mehr.

Dein Gewehr ruht im Schneegestein.

Jetzt kommen sie
Sie kommen.

Vertaling: Hans Magnus Enzensberger

316-318


MARGHERITA GUIDACCI

A che distanza sei
dalla piccola luna
che vaga ancora, a ponente, sui monti?

Il rosso dell’aurora
resta ad oriente anche per te?

Se prendessi per asta del compasso
quell’appuntito campanile
da cui, come un fagotto di stracci neri,
s’è lasciata cadere una cornacchia,
in quale direzione, per cercarti,
dovrei volgere poi l’altra asta?

Esiste per te l’Equatore?

Da quale meridiano
comincia il mondo invisibile?

Come sapere le tue coordinate
dove ogni sestante si spezza
ed ogni bussola impazzisce?


In welchem Abstand bist du
vom kleinen Mond,.
der immer noch vom Westen her
über die Berge zieht?

Und das Morgenrot,
bleibt es auch für dich im Osten?

Nähme ich diesen spitzen Kirchturm,
van dem sich, wie ein Bündel schwarzer Lumpen,
eine Krähe fallen ließ,
als den Schenkel eines Zirkels,
in welche Richtung müsste ich,
um dich zu suchen,
dann den anderen Schenkel drehen?

Gibt es für dich den Äquator?

Bei welchem Längengrad
beginnt die unsichtbare Welt?

Woher erfahre ich deine Koordinaten,
innerhalb derer jeder Sextant zerbricht
und jeder Kompass verrückt spielt?

Vertaling: Ragni Maria Gschwend

320-321


ANDREAZANZOTTO

LA PERFEZIONE DELLA NEVE

Quante perfezioni, quante
quante totalità. Pungendo aggiunge.
E poi astrazioni astrificazioni formulazioni d’astri
assideramento, attraverso sidera e coelos
assideramenti assimilazioni –
nel perfezionato procederei
più in là del grande abbaglio, del pieno e del vuoto,
ricercherei procedimenti
risaltando, evitando
dubbiose tenebrose; saprei direi.
Ma come ci soffolce, quanta è l’ubertà nivale
come vale: a valle del mattino a valle
a monte della luce plurifonte.
Mi sono messo di mezzo a questo movimento-mancamento
radiale

ahi il primo brivido del salire, del capire,
partono in ordine, sfidano: ecco tutto.


DIE VOLLKOMMENHEIT DES SCHNEES

Wieviel vollkommene Gebilde. wieviel
wieviel Ganzheiten. Bitzelt blitzend.
Und dann Abstraktionen Astrifikationen Gestirnformulierung
Verstirnungen, per abstracta ad astra
Verfrorenheiten Vergleichungen –
im Vervollkommneten wurde ich vorgehen
weiter jenseits des großen Versehens, des Vollen and des
Leeren,
Vorgehensweisen würde ich erforschen
hervorstechend, vermeidend
Zweifelhaftes, Dunkles; würde wissen würde sagen.
Doch wie stützt uns, wie nützt uns Schneefülle
Schneehülle, höllentalwärts vom Morgen aus
heilbergwärts vom mehrquelligen Licht.
Ich habe mich dieser radialen Mangelbewegung ins Mittel
gelegt
hei, der erste Schauder beim Erheben, beim Erleben
geordnet losfliegen, Trotz bieten: und schon.

Vertaling: Hartmut Köhler

322-323

ANDREA ZANZOTTO

E la tua consolazione insolazione e la mia, frutto
di quest’inverno, alienate, alleate,
sui vertici vitrei del sempre, sui margini nevati
del mai-mai-non-lasciai-andare,
e la Stella che brucia nel suo riccio
e la castagna tratta dal ghiaccio.
e – tutto- e tutto-eros”, tutto-lib. libertà nel laccio
nell’abbraccio mi sta: ci sta,
ci sta all’invito, sta nel programma, nella faccenda.
Un sorriso, vero? E la vi (ta) (id-vid)
quella di cui non si può nulla, non ipotizzare,
sulla soglia si fa (accarezzare?).
Evoè lungo i ghiacci e le colture del colori
e i rassicurati lavori degli ori.
Pronto. A chi parlo? Riallacciare.
E sono pronto, in fase d’immortale,
per uno sketch-idea della neve, per un suo guizzo.
Pronto.
Alla, della perfetta.

E tutto, potete andare.<


Und deine Sonneneinstrahlung, deine Wonneneinstrahlung
und meine,
Frucht dieses Winters, eingeübt nicht eingetrübt,
auf den Glasgipfeln des Immer, auf den Schneerändern
des Nie-und-nimmer-ließ-ich-gehen,
and der Stern, der in seiner Schale brennt,
and die aus dem Gletscher geholte Kastanie
und – all – Alliebe, alibi – do ut des in den Banden
den Sarabanden steht mir zu, steht uns zu,
steht uns zu auf auf, -forderung, steht im Programm, im
Vollzug des Geschäftsakts
Ein lächeln ja? Und das Le(ben) (lif-lib)
das, wofür man nichts (tun) kann, nichts voraussetzen,
lässt sich auf der Schwelle (liebkosen?)
Efeu längs den Gletschern und den bunten Breiten
und den nun besänftigten Goldarbeiten.
Allem verbunden. Falsch verbunden? Eingehängt.
Und bin verbundbereit, in der Unsterblichkeitsphase,
für einen Ideensketch über den Schnee, für einen Spritzer van
ihm.
Bereit.
Vom, zum vollkommenen.

Das ist alles. Ite, missa est.<

Vertaling: Hartmut Köhler

324-325


PIERPAOLO PASOLINI

LE CENERI DI GRAMSCI

Me ne vado, ti lascio nella sera
Che, benché triste, cosi dolce scende
per noi viventi, con la luce cerea

che al quartiere in penombra si rapprende.
E lo sommuove. Lo fa più grande, vuoto,
intorno, e, più lontano, lo riaccende

di una vita smaniosa che del roco
rotolìo dei tram, dei gridi umani,
dialettali, fa un concerto fioco

e assoluto. E senti come in quei lontani
esseri che, in vita, gridano, ridono,
in quei loro veicoli, in quei grami

caseggiati dove si consuma l’infido
ed espansivo dono dell’esistenza –
quella vita non è che un brivido;

corporea, collettiva presenza;
senti il mancare di ogni religione
vera; non vita, ma sopravvivenza

  • forse più lieta della vita – come
    d’un popolo di animali, nel cui arcane
    orgasmo non ci sia altra passione

che per l’operare quotidiano:
umile fervore cui dà un senso di festa
l’umile corruzione. Quanta più è vano

  • in questo vuoto della storia, in questa
    ronzante pausa in cui la vita tace –
    ogni ideale, meglio è manifesta

la stupenda, adusta sensualită
quasi alessandrina, che tutto minia
e impuramente accende, quando qua

nel mondo, qualcosa crolla, e si trascina
il mondo, nella penombra, rientrando
in vuote piazze, in scorate officine .

(…)
È un brusio la vita, e questi persi
in essa, la perdono serenamente,
se il cuore ne hanno pieno: a godersi

eccoli, miseri, la sera: e potente
in essi, inermi, per essi, il mito
rinasce… Mo io, con il cuore cosciente

di chi soltanto nella storia ha vita,
potrò mai più con pura passione operare,
se so che la nostra storia è finita?


GRAMSCI’S ASCHE

Ich gehe and lass dich zurück im Abend,
der, wenn auch traurig, so süß
auf uns Lebende fällt, mit dem wächsernen Licht,

das hier im Viertel zu Schatten gerinnt
und es seltsam erschüttert. Grösser wird es,
leerer umher, und entzündet von fern

ein gieriges Leben, in dem das rauhe
Rollen der Trambahn, der menschlichen Rufe
in Mundart zu einem schwachen und reinen

Konzert sich verwandelt. Und hör, wie in diesen
fernen Wesen, die lebendig schreien und lachen
auf ihren Vehikeln, in ihren tristen

Behausungen, wo sie das unsichre
und dehnbare Geschenk des Daseins verbrauchen
dies Leben nichts ist als ein Schauer;

körperliche kollektive Präsenz;
und spüre das Fehlen jeder echten
Religion; nicht Leben, nur Überleben

  • froher vielleicht als das Leben – wie
    eines tierischen Volkes, dessen dunkler
    Orgasmus keine andere Leidenschaft birgt,

als die des alltäglichen Treibens:
niedere Inbrunst, der niedre Korruptheit
den festlichen Glanz gibt. Je vergeblicher

  • in dieser geschichtlichen Leere, in dieser
    summenden Pause, in der das Leben schweigt
    jedes Ideal ist, desto deutlicher

ist nun die herrliche, scharfe,
fast alexandrinische Sinnlichkeit, die alles
so fein ziseliert, unrein entzündet, wenn hier,

in der Welt, etwas zusammenbricht
und die Welt sich im Halbdunkel schleppt
auf leere Platze, in erlahmte Fabriken…

(…)
Das Leben: ein Brausen,
und die in ihm Verlornen verlieren es heiter,
wenn das Herz ihnen voll ist: da siehst du sie,

ärmlich, den Abend genießen: und mächtig
in ihnen, den Schwachen, kehrt für sie der Mythos
zurück… Doch ich, mit dem wissenden Herzen

eines, der nur in Geschichte zu leben vermag,
werde ich nichts mehr aus reiner Passion vollbringen,
da ich weiß, dass zu Ende ist unsre Geschichte?

Vertaling: Toni und Sabina Kienlechner

326-331

Poesie der Welt, Italien, Berlin i983 (Edition Stichnote – Propyläen)