Fr. Cheng over de schoonheid van de ziel (1)

Im täglichen Leben scheint die Seele einer Person in ihrem Blick durch und drückt sich in ihrer Stimme aus. Zwei Organe, die Augen und der Mund, die sich im Gesicht konzentrieren, welches das verkörperte Geheimnis eines jeden Menschen bildet. Sieht man einem Kunstler zu, wie er ein Porträt zeichnet, fallt einem auf, dass er zuerst eine Reihe von Umrissen zeichnet, damit das Gesicht in einem Raum «Gestalt annimmt». Dann kommt der magische Zeitpunkt, wo er mit Hilfe weniger Striche die Augen erscheinen lasst. In dem Moment kommt es zu einem Durchbruch, und man taucht in ein unfassbare Tiefe. Die beiden Perlen reflektieren und verbreiten eine ganze Welt, dem Himmel über dem Meer der Bretagne vergleichbar, ein unerschöpfliches Spiel aus Licht und Schatten. Darin ereignet sich ein unaufhörlich offenbartes Geheimnis, das die Dimension des Fleischlichen, im organischen Sinne desz Wortes übersteigt.
Und ich möchte noch Folgendes anmerken. Jeder tragt seine Seele im Innersten, ohne sie sehen zu können. Dennoch ist es möglich, die Seele eines anderen in dessen Gesicht zu erblicken – vor allem, wenn es sich um das eines geliebten Menschen handelt -, anhand
eines Blickes, eines Lächelns, vertraulicher Worte …
Nun vermag aber jeder, der die Seele eines anderen erblickt, auch die eigene zu sehen in dem Spiegelbild, das der Blick des anderen ihm zurücksendet. Das ist der geheime Weg der Wahrnehmung der Seele.

Leib und Seele sind eng miteinander verbunden, das ist offensichtlich. Ohne Seele ist der Leib nicht belebt, ohne Leib ist die Seele nicht verkörpert. Aber man sollte hier wohl doch vermerken, dass die beiden nicht einfach gleichwertig zueinander im Verhältnis stehen,
sondern unterschiedlichen Ordnungen angehören. Fürs Erste mochte ich gern diese beiden Sätze von Descartes zitieren: «Die Seele ist von einer Natur, die weder mit
der Ausdehnung noch mit der Grosse noch mit anderen Eigenschaften der Materie etwas gemein hat, aus der der Körper zusammengesetzt ist» (Die Eigenschaften der
Seele). Und: «Dieses Ich, das heisst, die Seele, durch die ich bin, – was ich bin, ist vom Körper ganz verschieden (Abhandlung über die Methode). Und dann diesen recht erstaunlichen Sazt von Victor Hugo: “Der menschliche Körper könnte sehr wohl nur ein äusserer Schein sein. Er verbirgt unsere Wirklichkeit. .. Die Wirklichkeit ist die Seele» (Die Arbeiter des Meeres).
Die Seele, die den Körper belebt, gehört zum Prinzip des LEBENS. Ausser in den Fällen, wo sie infolge von Perversion oder Zerstörungstrieb in entgegengesetzter Richtung agiert, ist sie unter allen Umständen ein Streben nach Leben. Ihr Drängen ist selbstverständlich
glühend, wenn sie durch die Liebe erregt wird. Aber ihre Flamme lodert nicht minder lebhaft inmitten des Grauens, des Leidens, oder – Sätze wenn der Tod droht.
Im Gegenteil, all diese Prüfungen bereichern sie, erhöhen sie, zwingen sie, sich in die transzendente Dimension zu erheben. Das drückt auf seine Art der heute leider zu sehr in Vergessenheit geratene Dichter Pierre Emmanuel aus:

Jede Seele, die das Gefängnis durchbrochen hat,
worin die Angst geliebt zu werden sie einsperrt,
ist auf der Wel wie ein Sturm, ein Aufstand von Gischt uns Salz,
Ein mächtiges Wort des Lebens in vergänglichen Körper und gegen ihn.
Alles ist Leben, und erst recht am Ende, wenn die Schale der Körpers birst
unter dem Ungestüm des Seele, doe es nicht länger erträgt,
immer in Knechtschaft zu sein:
Dann verwest nicht mehr der Leib, sondern die Zwiebel einer unsichtbaren Hyazinthe,
die in triumphaler Demut aufsteigt wie eine Traube aufgetürmter Himmel.
Ich lasse dich, sagt Gott. Du bist glücklich. Ich lasse dich, denn du bist dir sicher:
Du, erster aus Babel Geretteter; nicht durch eine besondere Kraft,
sondern einfach, weil du liebst.

Bron: Cheng, François, Über die Schönheit der Seele. Sieben Briefe an eine wiedergefundene Freundin, München 2018, (C.H. Beck), pag. 25-28

 

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