Abraham Sutzkever (1)

lM BETTELSACK DES WINDES

Ein barfüssiger Wandrer auf einem Fels
im Abendgold
schüttelt den Staub der Welt von sich.
Aus dem Wald
fliegt ein Vogel auf
und fängt das letzte Stückchen Sonne weg.

Eine Weide am Fluss ist da auch.

Ein Weg.
Ein Feld.
Eine wimmelnde Wiese.
Geheime Schritte
hungriger Wolken.
Wo sind die Hände, die Wunder machen?

Eine lebendige Fiedel ist da auch.

Was bleibt zu tun in dieser Stunde,
o meine tausendfarbene Welt?
Es sei denn
im Bettelsack des Windes
die rote Schönheit einsammeln
und sie heimbringen zum Abendbrot.

Ein Elend wie ein Berg ist da auch.

1935

Abraham Sutzkever

Vertaling Hubert Witt


NOCTURNE

Ein Quell, aus dem Herzen der Erde hervor,
so drängt mein Leben zum Licht.
In der Tiefe meines Ichs
brüllt der Schmerzensschrei
eines verwundeten Löwen.

Schreib ich mit eigenem Blut
auf der Tafel der Nacht:
Elend lieg ich in einem Schober Heu
und seh über meinem Kopf:
Der halbe Mond
geht auf wie eine Harfe,
und jemand spielt auf ihr
Mit kalten blutigen Fingern.

1934

Abraham Sutzkever

Vertaling Hubert Witt


Nocturne

Ein Quell aus einem Herzen der Erde –
so drängt sich mein Leben zu Helle und Licht.
Tief in mir, in meinem Ich
klagt das Gebrüll eines Löwen,
eines waidwunden.

Ich verzeichne mit eigenem Blut
auf dem Schiefer der Nacht,
dass ich hier liege, auf einem Schober Heu, einsam,
und sehe: Über meinem Kopf
steigt wie eine Harfe empor
ein halber Mond,
und es spielt darauf jemand
mit kalten und blutigen Fingern.

1934

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


SIBERIË

Zonsondergang over ijsblauwe wegen.
Zoete halfslaapkleuren in het gemoed.
Een kleine hut licht op in ’t dal
met schemersneeuw bestoven.
Wonderwouden wuiven op de vensterruiten,
toversleden rijden tingelend rond.
Op het platje koeren duiven, koeren
Mijn gezicht naar buiten. Onder het ijs,
Gegroefd door flonkerende kirstallen
Rimpelt de Irtisj, als in een droom zo waar.
Onder stilgevallen hemelkoepels
ontluikt een wereld een kind van zeven jaar.

Abraham Sutzkever


Aus alten und jungen Manuskripten,
1935-1981

(Fun alte un junge ksaw-jadn, 1935-1981, 1982)

Erste Liebe

Ein Regenbogen öffnet uns ein Tor
zu Farb und Klang.

Es leuchten deine weissen Arme
hell um meinem Hals
und besiegeln so die Schönheit
dieses goldbekränzten Herbstes.

Mich erinnern werd ich, bis zur Grube,
an dieses Betend-Schweigen.

Aus dem Regenbogen, unsrem Zeugen,
schmiede ich ein blaues Schwert,
das dich behüten soll vor lauerndem Getier.

Ich bin indes ein Schatten aus Kristall.

Und wenn dein Kopf sich birgt gleich einem Vogel
in mein flatternd freies Haar,
dann hab ich Lust, wie jener altchinesische Poet,
der einzufangen suchte
in Wassers Flut den Mond,
mich zu ertränken, voll Vertraun, in deinem Lächeln.

1936

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Die Ghetto-Tore

1
Eine lange Hand aus Feuer hat
die Ghetto-Tore aufgerissen.

Der Tag, ein blinder Bettler, steht
beim Eck
der alten Mauer,
in seinen Fäusten weinen ein paar Groschen.

Einen Stoss versetzen möchte er da,
erschüttern diese alten Tore,
wie Samson in Gefangenschaft
die Marmorkolonnaden,
und fallen dort, zusammen mit dem Ghetto.

(Oh ihrTore – jammervolle Monde,
über welche nun Gedankenfinger streichen!)

Dies ist das Messer Wahrheit.
Von grünen Dächern
fliegen Sterne auf
-Kinder, heimatlos –
und hören,
wie lautlos fiebert eine Generation,
eine aus Kämpfern, Sängern und Verbrechern.

Dies ist das Messer Wahrheit.
In zerbrochnen Fensterscheiben
sieht die Sonne rot aus wie ein Fliegenpilz.
Ein Blatt im Herbst ist jedes Antlitz,
wie Ketten jeder Klang,
und die Unruh windet sich hinauf wie eine Schlange
über
Haus,
und Tor,
-und
hoch empor.

2
Ein Leierkastendreher, wie ein Purim-Narr,
lärmt auf seinem siechen Instrument,
und ein scheeler gelber Papagei
hüpft auf seiner Knochenhand.
Der Mann ist auch noch Sänger,
und lässt unablässig tönen
die Art Gesang, die wie ein Blitz trifft in das Ohr:
»Sieben Brüder hat man totgeschlagen im Pogrom,
der achte fiel beim Tor.«
Kleine Kinder rühren
den verstaubten Leierkasten an,
und jener, der die Melodien dreht,
und die Kinder, blau und nackt,
zusammen mit dem Papagei
und einem kleinen Wasserträger,
der sein Gebet trägt in dem lecken Kübel,
sie allesamt verknüpfen sich
zu einem Rund,
und jeder ist des andren Spiegel.

3
Doch manchmal geschieht es: Im Ghetto, im ganzen,
beginnen die Fenster im Spätlicht zu tanzen.

Als sei dort ein Bächlein zu Goldstaub verklungen,
durchströmen die Gassen blauäugige Jungen.

In Hemdsärmeln, Fäuste geballt, die Getreuen:
»Wir wollen das Volk aus dem Ghetto befreien!«

Es donnert ihr Echo auf Hausdächer nieder,
die Stadttore mustern sich, wieder und wieder.

Ein Blitz und ein Blenden. Es heben sich Blicke,
es wölben sich Klänge als leuchtende Brücke.

Die Gassen, geduckt, wo nur Grau sich an Grau reiht,
erschauen das Blut vonder Liebe und Freiheit.

Ein Blitz und ein Blenden. Und fort sind die Jungen.
Die goldne Vision, sie ist wieder verschwunden.

4
Abend. Blau dämmernd das Ghetto.
Der Tagesglut Farben zerflirren.
Es zeigt sich im Shulhojf der Gaon,
er tritt vor die kupfernen Türen.

Ein Mädchen liest, sitzt auf der Schwelle
und atmet die Schrift aus dem Buch ein
und träumt von der vornehmsten Freude,
von Brot, einem Kleid und von Schuhen.

Jetzt werden die Schatten noch tiefer.
Die Sonne fliegt fort wie ein Pfau.
Ein Junge zückt plötzlich ein Messer,
es blitzt aus dem Stiefelschaft auf.

Jetzt käme recht passend der Mond auch.
Ah, schau nur, da lugt er hervor.
Gleich einer zerschossenen Fahne
erhebt er sich hinter dem Tor. juni

1936

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Bajm shajter

1
Blozt di nacht funand in wald a shajter,
wern junge bejmer gro fun shrek.
Tswishn knakndike tswajgn, krajter,
faln shotns, wu es blitsn hek.
Un Kirgizn – kinder, frojen, mener –
shpiglen zich in zejer sharfn rand.
S’knakn tswajgn mitn krej fun hener.
Un wi perl fun geplatstn band
falt a toj ojf shtajgndike funken,
falt a toj ojf betndike hent.
Un a fojgl in der nacht farzunken –
kumt tsu flien, un zajn fidl brent.

2
ltst derlangt a flater ful mit gwure
lebn flam a brondzene geshtalt.
Un in tants mit zilberner bandure –
a gedrej tsuzamen mitn wald.
A gedrej. A pojk. A hejser nign.
Biz in funken-ritem fun kontsert –
nemt di gegnt glokik zich tsewign,
faln letste shtern in di berd.
Nemen shiker tsutantsn Kirgizn
in a kejt bajm flakerdikn tish
Un mit chwaljes, lojfndike shpizn,
kitslt horizontn der Irtish.

Abraham Sutzkever


Beim Lagerfeuer

1
Entfacht die Nacht im Wald ein Feuer lichterloh,
werden junge Bäume grau vor Schrecken.
Zwischen knackendem Gezweig und Kräutern irgendwo
fallen Schatten, blanke Äxte zucken.
Und Kirgisen – Kinder, Frauen, Männer – sehen
sich gespiegelt in der scharfen Schneide.
Zweige knacken schrill wie Hähne schreien.
Und als fielen Perlen vom zerrissenen Geschmeide,
fällt ein Tau auf hochsteigende Funken,
fällt ein Tau auf Hände heim Gebet.
Und ein Vogel, in der Nacht versunken,
fliegt empor, wie eine Fiedel, die in Flammen steht.

2
Da löst sich, mit erregter Kraft erfüllt,
nah der Flamme eine bronzene Gestalt.
Und im Tanz, zu dem die Silberlaute spielt,
ein Drehn im Kreis zusammen mit dem Wald.
Ein Drehn. Ein Stampfen. Und ein heissblütiges Lied.
Bis im Funkenrhythmus heim Konzerte
sich das ganze Land wie eine Glocke wiegt,
und es fallen letzte Sterne in die Bärte.
Die Kirgisen reihen sich nun auf und tanzen
trunken um den Tisch im Flackerlicht.
Und mit immer neuen Lanzen
Kitzelt Horizonte der Irtýsch.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


At the bonfire

I

In the forest, night stokes up a fire.
Youthful trees grow ashen gray in fear.
Among crackling branches, climbing higher,
Shadows fall where axes sharp appear.
The Kirghizes, sitting in the glow,
Mirrored in their flashing blades, awake.
Branches crackle with a rooster’s crow.
And like pearls when a necklace breaks
Falls the dew on praying hands, clasped tight,
Falls the dew on sparks, all rising higher.
And a soaring bird, sunk in the night,
Flutters in, its violin on fire.

II

A bronze figure leaps, a daring star
At the bonfire, comes in with a bound,
In a dance with silvery guitar,
Whirling with the forest all around.
Whirling. Drums. An ardent tune, a spell.
Till in sparkling rhythm of the rite —
All the forest swinging like a bell.
Last stars fall into the beards of night.
Drunkenly dance with him the Kirghizes
In a chain around the flaming dish.
And with waves like running spears, he freezes,
Tickles the horizons, the Irtysh.

Abraham Sutzkever


Tsofn-shtern

Tsofn-shtern, shpanst mit mir in ejnem,
ch’bin dajn shnejmentsh in a klejd fun hojt.
Far majn kelt tselojfn zich di shchejnim,
blojz berjozes blajbn lebn plojt.
Tsofn-shtern, bizn tojt getrajer,
wifl mildkejt wekstu un dermonst!
Ale zumer shnejt ojf mir a fajer,
ale winter glinstu mir un glanst.
Zol di nit-fargangene dermonung,
tsu dajn bloen shmejchl zajn gewendt.
Zoln ot di klangen, zol di monung,
blajbn iber mir a monument.

1936

Abraham Sutzkever


Nordstern

Nordstern, gehst im gleichen Schritt mit mir,
ich bin dein Schneemann im Gewand aus Haut.
Meine Kälte fliehen alle ringsumher,
nur die Birken stehen noch am Zaune aufgereiht.
Nordstern, du bis in den Tod getreuer,
wie viel Sanftheit du in mir erwecken kannst!
Jeden Sommer schneit auf mich ein Feuer,
jeden Winter glüht auf mich dein Glanz.
Bleibe die Erinnerung, die nie vergangen,
deinem blauen Lächeln zugewandt.
Habe dieses Klingen hier und dies Gemahnen
über mir als Monument Bestand.

1936

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Hier bin ich

Hier bin ich, aufgeblüht in meiner ganzen Grösse,
zerstochen von Gesängen wie von Feuerbienen.
Ich hörte, wie du nach mir riefst in heller Morgenröte,
begab mich auf den Weg zu dir durch Nacht und Staub und Schweiss.
Es haben Städte sich und Dörfer von mir losgerissen,
ein dünner Blitz verwandelte mein altes graues Heim in Flammen.
Ein Regen wischte seine roten Spuren aus.
Und ich blieb stehn vor deinem Namen
wie vor dem blauen Spiegel des Gewissens.
Meine Hände, so wie Zweige abgeschund
klopfen voller Ungeduld an deine helle Tür.
Meine Augen, frisch sind sie, verwundert,
zieht es wie zwei Segel hin zu dir.
Doch mit einem Mal: die Tür ist offen.
Bist nirgendwo.
Alles ist davongelaufen.
Bist nirgendwo.
Es bleibt nur ein Gedicht
In dummen Tränen zu vergehen.
Ein Nicht-verstehen.

1935

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Krieg

Dieselbe Asche wird uns alles überdecken:
die Tulpe – dieses Wachslicht, das im Winde flackert,
die Schwalbe hoch im Plug und krank von zu viel Wolken,
das Kind, das seinen Ball wirft in die Ewigkeit.

Und bleiben wird nur einer, ein Poet,
ein wilder Shakespeare, der voll Kraft und Eigensinn Gesang ertönen lässt:
»Mein Geist, mein Ariel, bring mir das neue Schicksal, das mein
Blut verlangt,
und spei sie aus, zurück, de toten Städte!”

1939

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


War

The same ashes will cover all of us:
The tulip — a wax candle flickering in the wind,
The swallow in its flight, sick of too many clouds,
The child who throws his ball into eternity —

And only one will remain, a poet —
A mad Shakespeare, who will sing a song, where might and wit
is:
— My spirit Ariel, bring here the new fate,
And spit back the dead cities!

1939

Abraham Sutzkever


Far tog

Di simonim-lapes, wos a chaje
hot farzejt wi rojzn inem shnej,
wen di zun, an umbakante, naje,
hot derlangt ir shpizikn geshrej –
zenen kojm bagildt fun ojbn. Untn
fintstert noch. Di wortslen funem wald
kritsn mit di tsejn in tife gruntn.
Funem hunt, geshpant in shlitn, pralt
lebediker damf. Der damf bagegnt
shtajgndik a kojmenrojch wos helt
un a mentshn-otem fun der gegnt –
biz in luft blajbt hengen a getselt.

Abraham Sutzkever


Vor Tag

Die pfotenspuren, die ein Tier
wie Rosen ausgestreut hat in den Schnee,
indes die Sonne – alles fremd und neu an ihr –
ausbrach in ihr spitzes Sonnenstrahlgeschrei,
kaum sind golden sie gefärbt von oben. Unten
herrscht noch Finsternis. Die Wurzeln unterm Wald
knirschen mit den Zähnen tief in ihren Gründen.
Von dem Hund, der angeschirrt ist vor dem Schlitten, quillt
lebenswarmer Dunst empor. Der Dunst begegnet
steigend einem Schornsteinqualm, der oben treibt,
und dem Atem eines Menschen aus der Gegend –
bis ein Zelt, hoch in den Lüften schwebend, bleibt.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Dawn

Signs of paws — an animal has sown
Like blue roses in the white snow’s gleam,
When the sun, new risen and unknown,
Like a baby, casts its piercing scream —
Barely gilded on their rims. Below,
Darkness still. The roots of forest’s trees
Gnash their teeth in deep ravines of snow.
Harnessed to a sled, a dog will wheeze
Living steam. The steam climbs straight and high,
Meets a chimney smoke, just slightly bent,
And a human breath that’s drawing nigh —
Hovering in air at dawn, a tent.

Abraham Sutzkever


Derkentenish

1

»Zog, wu endikt zich di welt, o, tate?!«
Filosofish mon ich a bashejd.
Kumt an entfer: »Hinter jener chate
ojfn bargshpits, wu di zun fargejt«.
Emes take? Ojb azoj, – nit klern,
onjogn di shkie! Un ich lojf
ojbn, durch a zilbernets fun trern,
wu di welt zich endikt, barg arojf.
Bajm sibirer got di ojgn monen,
s’zol nit zajn majn benkenish umzist.
Ale jorn biz-mir, jor-miljonen,
tsaplen fun di shnejen: Zaj bagrist.

2

Hinter mir – a pintele a tate.
S’harts, der zun antkegn, in galop.
Shojn, derlofn ojbn tsu der chate!
Nor di shpanung manjet, lozt nit op.
Majne lipn tsien zich tsum shajter,
wos bashajnt dem wojendikn dno.
Tatinke! Es tsit di welt zich wajter,
un kejn suf – nito, nito, nito.
Tate hert nit. Shtern faln grine.
Tate set nit, az fun heler hojt
wer ich fun a jingl – a lawine,
wemen licht un wunder hot gebojt.

Abraham Sutzkever


Erkenntnis

1
»Sag, wo ist die Welt zu Ende, Vater?!«
Philosophisch fordre ich Bescheid.
Kommt die Antwort: »Hinter jener Kate
auf dem Gipfel, wo die Sonne untergeht.«
Wirklich wahr? Wenn ja – nicht lang besinnen,
nachjagen der Abendsonne. Und ich lauf
aufwärts durch ein Silbernetz von Tränen,
dorthin, wo die Welt zu Ende ist, bergauf.
Bei Sibiriens Gott erflehn die Augen, mahnen,
dass die Sehnsucht in mir nicht vergebens ist.
Alle Jahre bis zu mir, die Jahrmillionen,
leben auf im Schnee: Sei uns gegrüsst.

2
Hinter mir, ein Pünktchen noch, der Vater.
Und mein Herz, zur Sonne eilend, im Galopp.
Bin schon angekommen oben bei der Kate!
Doch die Spannung bleibt, sie nimmt nicht ab.
Meine Lippen zieht es hin zum Feuer,
weithin über das Geheul der Tiefe scheint es.
Papa! Diese Welt ist grösser, weiter,
und kein Ende gibt es, keines, keines, keines.
Vater hört nicht. Sterne fallen, grüne.
Vater sieht nicht, dass im Handumdrehen
ich vom Jungen mich verwandle – zur Lawine,
Licht und Staunen liessen sie entstehen.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Wi a shlitn in farbenktn klingen

Ojfn shnej dem dimentenem, bloen
shrajb ich mitn wint wi mit a pen,
blondzhe ojf di glimerdike dnoen
fun zajn kindhejt. Hob noch nit gezen
aza lojterkejt, wos kon batswingen
ale elnt-shotns fun gedank.
Wi a shlitn in farbenktn klingen
gleklt do majn lebn din un lang
durchn owntstep, wos in zajn shpigl,
tsugetuljet mit der noz arop,
lojert di lewone, un tswej fligl
shlogn op.

Abraham Sutzkever


Wie des Schlittens sehnsuchtvolles Klingen

Auf dem Schnee, dem diamantenblauen,
schreib ich statt mit einer Feder mit des Windes Wehen,
kann ich schweifen, kann das Funkeln schauen
tief in seiner Kindheit. Nie hab ich gesehen
eine solche Klarheit – und sie kann bezwingen
jeden Schatten Einsamkeit in meinem Sinn.
Wie des Schlittens sehnsuchtsvolles Klingen
läutet da mein Leben, lang und dünn,
durch die Abendsteppe weit. In deren Spiegel,
seine Nase angeschmiegt mit Wohlbehagen,
liegt der Mond auf seiner Lauer. Und zwei Flügel
schlagen.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Fajerdiker pelts

Felder – blanke, blendike metaln,
bejmer – opgegosene mit feldz.
Shnejen hobn mer nit wu tsu faln,
s’trogt di zun a fajerdikn pelts.
Mit zajn diment-pendzl ojf majn sharbn
molt der kinstler frost wi ojf a shojb
zajne shnej-legendes ful mit farbn,
»shrajbt zich unter« mit gefli fun tojb.
Zun fargejt in mir. Nito di zun mer.
Blojz me zet ir fajerpelts alejn
ojf a langer tswajg. Un ich – a shtumer –
onton wil im erew zajn fargejn.

Abraham Sutzkever


Feuerpelz

Felder – blanke, gleissende Metalle,
Bäume – übergossen wie mit Fels.
Schnee, der schier nicht weiss, wohin zu fallen,
und die Sonne selbst trägt einen Feuerpelz.
Mit dem Diamantenpinsel in den Händen
malt der Frost, der Künstler, wie auf eine Scheibe
auf den Kopf mir Farben: seine Schneelegenden,
und »signiert« mit dem Geflatter einer Taube.
Sonnenuntergang in mir. Dann keine Sonne mehr.
Dort ist nur ihr Feuerpelz noch, den das Auge findet,
über einem langen Ast. Und ich, ein stummer, der
ihn sich überstreifen möchte, ehe er verschwindet.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Irtish

Shtil! Fun wanen kwalt aza min klingen?
S’wil antlojfn der Irtish fun breg!
Zucht in kalte, chwaljedike ringen
opgeflejtste penemer fun teg.
Efnt er di ojgn tsu di shtern
fun an ojsgezegtn rod: Wi lang
wet der friling majn gebet nit hern,
wet dem ajz nit shnajdn majn gezang?«
Zhumet nacht in bord arajn a sod im:

»S’wert shojn ojsgeshmidt a zun!« Un glajch
falt arop a shterndl fun fodem
un-a kush dem winterdikn tajch.

Abraham Sutzkever


Irtýsch

Still! Woher entströmt ein solches Klingen?
Der Irtýsch will seinen Ufersaum verlassen,
sucht in kalten, nassen Wellenringen
die Gesichter noch von Tagen, die verflossen.
Öffnet seine Augen zu den Sternen,
blickt aus einem ausgesägten Rund: Wie lang
wird der Frühling mein Gebet denn nicht erhören,
wird ins Eis nicht schneiden mein Gesang?
Raunt die Nacht in seinen Bart ihm ein Geheimnis vor:
»Eben schmiedet man die Sonne neu!« Und schon
fällt ein kleiner Stern herab von seiner Schnur
und – ein Kuss dem winterlichen Strom.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Shnejmentsh

1

Shnejmentsh, denkmol noch a kindhejt, hiter
fun a kaltn ojtser! Nit umzist
glejbn glejb ich: du bist majn gebiter.
Zaj mir, shnejmentsh, tojznt mol bagrist!
Bist der got fun kinder un fun wintn,
leben dir majn cholem shtejt geknit.
S’kumen welf in gantsene gezintn
un zej rufn: Shnejmentsh, hit, bahit!
Ejbik bistu shnejmentsh, nit tseshmoltsn
wert dajn finkl-pantser fun krishtol.
O, wi shejn du tantst ojf dajne shtoltsn
far di shternmentshelech in tol!

2

Shnejmentsh, umgelumper, mit a tepl
ojfn kop anshtot a krojn! Bawajz
noch a mol dajn shmejchl funem nepl,
warem on majn elnt mit dajn ajz.
Ojb majn benkshaft iz tsu dir dergangen –
in di zelbe trit-simonim gej,
westu in a shtibele fun klangen
mich gefinen tfile ton tsu shnej.
Nit gefunen – hob nit kejn faribl,
kentik, az mir hobn zich gemajdt.
Jarshn majn geweznkejt fun shtibl
un farendik otemen majn tsajt.

Abraham Sutzkever


Schneemann

1

Schneemann, Denkmal einer Kindheit, Hüter
eines kalten Schatzes! Ja, du bist

nicht vergebens glaub ich ’s – mein Gebieter.
Sei mir, Schneemann, tausendmal gegrüsst!
Bist der Gott der Kinder, Gott von Winden,
neben dir beugt selbst mein Traum das Knie.
Wölfe, ganze Rudel, kommen dich zu finden.
»Schneemann, sei auf deiner Hut!«, so rufen sie.
Ewig bist du, Schneemann, niemals schmelzen
wird dein Funkelpanzer aus Kristal!.
Oh wie schön du tanzen kannst auf deinen Stelzen
für die kleinen Sternenmenschen in dem Tal.

2

Schneemann, unbeholfner, einen Kübel
auf dem Kopf statt einer Krone! Zeig
dein Lächeln mir noch einmal aus dem Nebel,
wärm mit deinem Eis mir meine Einsamkeit.
Ist erst meine Sehnsucht bis zu dir gedrungen,
in den selben Spuren mach dich auf und geh,
und du wirst in einer Hütte ganz aus Klängen
mich dann finden beim Gebet zum Schnee.
Nicht gefunden? – Lass dich nicht verdriessen,
offenkundig schieden unsre Wege sich zu weit.
Erbe du aus meiner Hütte, was gewesen,
atme du zu Ende meine Zeit.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Sibirer friling

1

S’nemen patshn .filkolirte fligl
iber tajge-wildernish in wint.
S’kwalt un rizlt wi tselozter shpigl
majl noch majl un baj di randn grint.
Nase shnejen zingen a gezegns,
fliglen, shpiglen ful mit farb un klang.
Mitn jungn lejbnbrum fun regns
flakert ojf der kindersher farlang
ontsujogn ale wilde shtromen,
gebn zich a fojgldikn trog
iber mentshn, weider, feldzn, thomen –
tsu dem najem jontefdikn tog!

2

Mitn shimer fun di hele grinen
shlajft zich der Irtish on wild geshtejn.
Wil di chwaljes zajne krik gefinen,
wajle kries haltn shojn in gejn …
Un anshtot tsu kukn shrekik-fintster
durch zajn ejnem ojsgezegtn rod –
kukt er itst mit chwalje mit der mindster
wies gejt di welt a karahod
rund arum der zun, wos i mit hoze
warft zi shwerdn, i zi lekt atsind
s’finklendike ajzlicht fun berjoze,
wi es lekt zaj n tsukerl a kind.

Abraham Sutzkever


Sibirischer Frühling

1

Allmählich flattern vielfarbige Flügel
über Taigawildnis hoch im Wind.
Es quillt und rieselt wie ein auftauender Spiegel
Meilen weit und Meilen, und das Ufer grünt.
Nasser Schnee singt einen Abschiedssegen,
Flügel, Spiegel, ganz aus Farb und Klang.
Mit dem jungen Löwenklang von Regen
flammt die Kindersehnsucht auf, der Drang
nachzujagen diesem wilden Fliessen,
Lüfte zu durcheilen wie mit Flügelschlag
über Menschen, Wälder, Felsen, Tiefen
in den neuen, feierlichen Tag.

2

Schimmernd grün von all dem lichten Spriessen
will sich der lrtýsch an wilden Felsen reiben,
will, dass seine Fluten wieder schiessen,
während Schollen Eis vorübertreiben,
und statt furchterregend auszuspähen
durch ein einzig Rund nur, ausgesägt,
kann er jetzt mit seiner kleinsten Welle sehen
wie die Welt im Reigen sich bewegt
um die Sonne, die inzwischen keck
Schwerter schleudert und zur selben Zeit
Funken Eislicht von der Birke leckt,
wie ein Kind, das leckt an einer Süssigkeit.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Kirgizn

Sholem ajch in wajtenish, Kirgizn,
bajm Irtish, fun shajtern bagildt,
wu tsewishn tantsndike shpizn
wiklt ir a nign un farshpilt
ajer umet, biz ir falt in dreml.
Jeder zupt wi bronfn zajn gewejn.
Un der alter hojker funem keml
shmejchlt mit di knejtshn, kon farshtejn
di muzik fun ajer geln fiber.
Wen majn leben tsankt wi a lamter,
bejg ich majn gezang tsu ajch ariber,
efn zihn ojern un – her.

Abraham Sutzkever


Kirgisen

Ein Schalom euch in der Ferne, ihr Kirgisen,
am lrtýsch, im Gold der Lagerfeuer.
Dort, in einem Flackertanz von Spiessen,
spinnt ihr eine Melodie, verspielt ihr euer
schweres Herz bis ihr in Träumerei verfallt.
Wie Brandwein schlürft ein jeder sein Gewein.
Und der Höcker des Kamels, so alt,
lächelt mit den Falten, ihm geht
ein die Musik mit eurem gelben Fieber.
Flackert mein Lebenslicht jetzt allzu sehr,
dann beuge ich mein Lied zu euch hinüber,
öffne sieben Ohren und – ich hör.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Sibir

(1936/1953)

In chuter

1
Zunfargang ojf ajzik bloe wegn.
Zise dremlfarbn in gemit.
S’lajcht fun tol a shtibele antkegn
mit a shnej fun zunfargang bashit.
Wunderwelder hojden zich ojf shojbn,
tsojber-shlitns klingen in a krajz.
Ojfn pitsl bojdem worken tojbn,
worken ojs majn ponem. Unter ajz,
durchshtrajft mit blitsike krishtoln
tsaplt der lrtish in halber wor.
Unter ojsgeshwigene kupoln
blit a welt – a kind fun zibn jor.

2
lnem lichtik-tunkeln, farshnejtn
chuter fun majn kindhejt in Sibir,
blien fun di shotn-aplen – kwejtn,
kwekzilberne kwejtn on a shier.
In di winklen opgeloshn mate
blozt arajn lewone ir geblend.
Wajs wi di lewone iz der tate,
shtilkejt funem shnej – ojf zajne hent.
Er tseshnajdt dos shwartse brojt mit blankn
rachmimdikn meser. S’ponem blojt.
Un mit naj tseshnitene gedanken
tunk ich inem zalts dem tatns brojt.

3
Meser. Tate. Rojchike lutshine.
Kindhejt. Kind. A shotn nemt arop
s’fidele fun want. Un din-din-dine
shnejenklangen faln ojf majn kop.
Shtil. Dos shpilt der tate. Un di klangen –
ojsgrawirt in luftn, wi in frost
zilberlech fun otem blo tsehangen
iber shnej lewonedik baglozt.
Durch an ajzik ongepeltstn shajbl
shmekt a wolf tsum flejsh fun der muzik.
Shtil. In undzer tojbnshlak a tajbl
pikt zich fun an ejele, pik-pik.

Abraham Sutzkever


Sibirien In der Hütte

1
Sonnenuntergang auf eisigblauen Wegen.
Süsse Schlummerfarben im Gemüt.
Eine Hütte leuchtet aus dem Tal entgegen,
ist mit einem Schnee aus Abendrot verweht.
Wunderwälder schmiegen sich auf Scheiben,
Zauberschlitten klingen rings im Kreis.
Unterm Dach, im engen Schlage, gurren Tauben,
streicheln mein Gesicht mit Gurren. Unterm Eis,
das durchzogen ist von blitzenden Kristallen,
ist das Strömen des Irtýsch noch zu erahnen.
Unter Kuppeln, weit gespannt, aus Stille,
blüht dort eine Welt – ein Kind von sieben Jahren.

2
In der lichthell-dunklen, tief verschneiten
Hütte meiner Kindheit in Sibirien
blühen aus den Schattenaugen – Blüten,
Blüten aus Quecksilber, überall zu sehn.
In die Winkel, die erloschnen, matten,
bläst der Mond hinein sein grelles Blenden.
Weiss, so wie der Mond, ist auch der Vater,
Stille wie von Schnee auf seinen Händen.
Schneidet schwarzes Brot mit einem blanken
milden Messer. Sein Gesicht in blauem Schein.
Und mit neu geschnittenen Gedanken
tunke ich in Salz das Brot des Vaters ein.

3
Messer. Vater. Rauch und Lampenschein.
Kindheit. Kind. Ein Schatten nimmt die Fiedel
von der Wand herab. Und dünn-dünn-dünn
fällt Schnee aus Klängen auf mich nieder.
Still. Da spielt der Vater. Und die Klänge
hängen da, in Luft graviert, so wie im Frost
silberhelle Wölkchen Atem hängen,
bläulich überm Schnee, mit Mondlicht überglast.
Durch die eisig angepelzte Scheibe
wittert gar ein Wolf das Fleisch vonder Musik.
Still. In unserm Taubenschlag piekt eine Taube
sich aus Eierschalen frei. Pick-pick.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


In a sibirer wald

1
Junge zun, wos ejbikt naj geborn,
kajklt zich in shnej mit mir banand.
Zogt der tate: »Kind majns, lomir forn
brengen holts fun wald«. Un s’wert geshpant
undzer zilber-loshik in a shlitn.
S’blankt di hak. In flamenshnej der tog
fun geshlajfte zunmesers tseshnitn.
Funkenshtojb – der otem! Un a jog
iber step fun shlofndike bern
durch zungeweb. Der shnej klingt tsu. A
le nechtn opgeshite shtern
lign itst farfrorene, in ru.

2
Wald. A frishe blitsikejt ojf tswajgn
otemt ojs dem wolfishn gehajl.
Ongegliter echo funem shwajgn –
shist in mir arajn a hejse fajl.
Jeder shnej iz a farfrorn glekl,
gib a rir un s’entfert mit a klung,
un der klung – ojf tojznt a tsebrekl.
Plutsem wajzt a fiksl mir di tsung
funem shnejgetselt un shojn farzunken.
-»Fiksl, hob nit mojre!« – Un majn bak
waremt zich baj hengendike funken,
biz di zun fargejt in tatns hak.

3
Tsien mir ahejm tsum shtiln chuter –
blondzhet majn neshome noch in wald.
Un der wald a guter, a baruter,
waremt zi in buzem un bashtralt.
Nemen shtern mit gezang mich krejnen,
shtern ojfgeblozene in wint!
Un lekowed shtern wilt zich wejnen …
biz der letster bojm fun wald farshwindt,
un es blajbn shtejn in shnej di shnitn.
Demolt wekt mich ojf dem tatns kol.
Ze ich: Di lewone iz in shlitn
mitgeforn tsu majn hejm in tol.

Abraham Sutzkever


In einem sibirischen Wald

1
Junge Sonne, ewig neu geboren,
rollt mit mir im Schnee sich, ausser Rand und Band.
Sagt der Vater: » Komm, mein Kind, wir fahren,
holen Holz vom Walde.« Und er spannt
unser Silberfohlen vor den Schlitten.
Blitzt die Axt. Im Flammenschnee der Tag,
von geschliffnen Sonnenmessern wie zerschnitten.
Funkenstaub – der Atem! Und dann eine Jagd,
wo die Bären schlafen, über Steppen weit
durch Sonngespinst. Der Schnee ertönt dazu.
Alle Sterne, die die letzte Nacht herabgestreut,
liegen jetzt erfroren da, in Ruh.

2
Wald. Ein frisches Blitzen auf den Zweigen
atmet aus ein Wolfsgeheul.
Glühnder Echohall von Schweigen
schiesst in mich hinein mit heissem Pfeil.
Jeder Schnee ist ein erfrornes Glöckchen,
rüht es an, es antwortet mit einem Klange,
und der Klang – zerstiebt in tausend Stückchen.
Plötzlich zeigt ein Fuchs mir seine Zunge
aus dem Schneegezelt und ist versunken.
»Fûchslein, keine Angst!« – Und es erglüht
meine Wange an den Schwebefunken
bis in Vaters Axt die Sonne untergeht.

3
Ziehen wir nach Haus zur stillen Hütte,
säumt sich meine Seele noch im Wald.
Und es ist der Wald, der voller Ruh und Güte
sie an seiner Brust erwärmt und auf sie strahlt.
Sterne heben an, mich mit Gesang zu krönen,
Sterne, hoch hinaufgetragen mit den Winden!
Um der Sterne willen möchte ich weinen …
bis die letzten Bäume aus dem Wald verschwinden
und nur Stümpfe übrig sind im Schnee.
Vaters Stimme weckt mich auf mit einem Mal.
In dem Schlitten mitgefahren -wie ich seh –
ist der Mond zu meinem Heim im Tal.

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Tsum Tate

Tate, nochn shlitn mit dajn orn
nochgelofn bin ich dir, kedej
ontsujogn ergets dajn zikorn
mit a tojb in buzem wajs wi shnej.
Wen es hot a chuter dir a najem
ojsgehakt a hartsklapiker lom,
un farshlungen hot dich bald a thom
wu du finklst unter ajz adajem –
hob ich dort arajnfaln gewolt!
Nor majn tojb iz demolt grod farflojgn,
owntzun bakrejnt mit wajsn gold,
un arojf tsum lebn mich getsojgn …

Abraham Sutzkever


Zum Vater

Vater, als der Schlitten fuhr mit deinem Sarg darauf,
bin ich dir noch nachgerannt, um irgendwie
zu erjagen die Erinnerung an dich im Lauf,
eine Taube an der Brust, weiss wie der Schnee.
Als dir eine Hütte, eine neue,
ausgemeisselt, pochend wie ein Herz, ein Eisenstab,
und die Tiefe schlang dich bald danach hinab,
wo du funkelst unter Eis bis heute,
hab ich dort hineinfallen gewollt.
Da jedoch ist meine Taube aufgeflogen,
Abendsonne wie gekrönt mit weissem Gold,
und sie hat hinauf zum Leben mich gezogen …

Abraham Sutzkever

Übersetzung Peter Comans


Bronnen:

Sutzkever, Abraham, Geh über Wörter wie über ein Mienenfeld. Lyrik und Prosa, Einleitung von Heather Valencia. Auswahl, Übersetzung und Anmerkungen von Peter Comans, Frankfurt/New York 2009 (Campus Verlag)

Sutzkever, Abraham, Gesänge vom Meer des Todes, Zürich 2009, (Ammann Verlag)

Spiegel van de moderne Jiddische poëzie, samengesteld en vertaald uit het Jiddisch door Willy Brill, Amsterdam 2007 (Meulenhoff)

https://www.poetryfoundation.org/poets/abraham-sutzkever#tab-poems

https://jewishreviewofbooks.com/articles/8590/with-a-wolf-in-one-eye-sutzkever-in-israel/#

https://www.columbiajournal.org/articles/2020-three-poems-by-abraham-sutzkever-translated-from-the-yiddish

http://www.ilanotreview.com/conflict/poems-by-abraham-sutzkever/

https://blog.despinoza.nl/log/abraham-sutzkever-1913-2010-a-nakht-mit-shpinozn-shpinoze.html
https://www.dbnl.org/tekst/_gid001196801_01/_gid001196801_01_0037.php

http://www.yiddishpoetry.org/postwar/Lid fun togbukh 1974.pdf

http://www.ilanotreview.com/letters/poems-by-abraham-sutzkever/

https://intranslation.brooklynrail.org/yiddish/ten-poems-from-poems-from-my-diary-by-abraham-sutzkever/

https://jewishreviewofbooks.com/articles/8590/with-a-wolf-in-one-eye-sutzkever-in-israel/#

https://ingeveb.org/articles/letters-without-addresses

https://blog.despinoza.nl/log/abraham-sutzkever-1913-2010-a-nakht-mit-shpinozn-shpinoze.html


Woordenlijst
cheder: godsdienstschool voor kinderen
choepe: letterlijk: huwelijksbaldakijn, ook gebruikt voor de huwelijksceremonie
chossid (mv. chassidim): aanhanger van het chassidisme, een stroming binnen de joodse godsdienst
chrein: mierikswortel
goj (mv. gojim): niet-jood
havdole: ceremonie om het eind van de sjabbes te vieren met een zegening over wijn, geurige kruiden en gevlochten kaarsen
hazkore: rouwceremonie ter herdenking van een gestorvene
kiddesj: zegening over de wijnbeker bij het begin van de sjabbes of van een feestdag
lerngelt: geld benodigd om te lernen
lernen: het bestuderen van vooral de tora en de talmoed
Litwak: Litouwer
mikwe: ritueel badhuis
mitswe: Goddelijk gebod of verbod; de term kan slaan op verplichtingen waar vrouwen van waren vrijgesteld, bijv. het verblijven onder een tent tijdens het Loofhuttenfeest
nebbech: nebbisj, waardeloos
omejn: amen
poroiches: voorhang voor de heilige Ark, waarin de tora-rollen worden bewaard
rebbe: chassidische rabbijn
s’brent: er is brand
sjabbes: sabbat
sjammes: hulp van de rabbijn, koster
sjlemazzel: pechvogel
talles: gebedsmantel
tefilien: gebedsriemen die door belijdende joden om hoofd en linkerarm worden gewikkeld
Tenach: Oude Testament
trejfe: onrein (volgens joods ritueel gebruik)
Tsenerene: titel van een gebedenboek voor vrouwen met tora-commentaar

https://www.dbnl.org/tekst/_twe007200001_01/_twe007200001_01_0200.php


You Tube:
https://youtu.be/kofcyfycOFE?si=27VD1FMZWroMFj1C

http://books.google.com/books?id=sj_2zrw2_bMC&printsec=frontcover&dq=sutzkever&source=bl&ots=JF9y1YIySN&sig=ik4Xjf3Qn8cTk5Y2qWlRznwVn1g&hl=nl&ei=YZteS7LcMY3r-Ab-ltXWDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&ved=0CC0Q6AEwCQ#v=onepage&q=&f=false