Sonnenschöpfung- indianische Legende – B. Traven
Ungeladene Gaste – Erzählungen, Frankfurt am Main Wien Zürich 1980 (Büchergilde Gutenberg) p. 31-65
Die Menschen lebten in Frieden auf Erden, und sie waren froh. Sie freuten sich der Sonne, die ihnen Licht gab und Warme, ihren Feldern Frucht, den Blumen Wohlgerüche und schöne Farben, den Baumen schattenverleihende Dächer grünen Laubes und den Vögeln unter dem Himmel die Lust zu jubilieren. Und die Menschen verehrten die Sonne als Spender allen Segens und allen Reichtums auf Erden. Sie bauten den guten Göttern, denen sie die Erhaltung und Bewachung der Sonne verdankten, große Tempel aus Steinen, und sie sangen ihnen zum Lobe viele schöne Lieder. Und es begab sich, dass die bösen Götter der Finsternis, die in tiefen Schluchten wohnten und entlang der Ufer unterirdischer Seen und Flüsse, es unternahmen, die Herrschaft der Welt zu rauben.
Der grimme Kampf der Götter erschütterte das Weltall in seinen Festen und verwirrte das Leben der Menschen und ihre Reden und verwirrte alle ihre Handlungen und Werke. Meere, Seen und Flüsse überschwemmten die Felder, und die Gewässer trugen die Hauser und Städte der Menschen hinweg. Darauf geschah es, das die Seen und Flüsse vertrockneten, und es war lange Dürre und viel Not im Lande. Aber die Menschen besaßen die Sonne am Himmel. Und es war die Sonne, die ihre Herzen mit Hoffnungen erfüllte und ihren Glauben wachhielt an den Sieg der guten Götter über die bösen. Jedoch, verbündet mit allen den bösen Geistern und Feinden des Guten und mit den Geistern der Grausamkeit, der Rohheit, der Herrschsucht, der Eitelkeit, der Habgier, des Neides, der Lustlosigkeit, der Unduldsamkeit, der Erbarmungslosigkeit, der Eifer-sucht und des trüben Sinnes, gelang es den bösen Göttern nach langem und erbittertem Kriege, die guten Götter zu besiegen. Und sie erschlugen alle guten Götter und ließen ihre Körper den Zopilotes und den Coyotes zum Fraß, und sie begruben sie nicht. Und es war viel Wehklagen allerorten im Weltall. Denn die Eintracht aller Dinge und Geschehnisse und deren Verwandtschaft zueinander waren zerstört worden. Es erhob sich Zwietracht und Feindschaft, wo auch immer zwei Dinge oder Geschehnisse sich trafen und berührten. Als nun alle guten Götter erschlagen waren, gingen die bösen Götter hin und löschten die Sonne aus. Denn sie hassten die Sonne, weil deren Licht und deren Warme und deren Freundlichkeit zu den Menschen sie ärgerte. Und sie löschten die Sonne aus, weil sie die Menschen zu vernichten gedachten. Denn die Menschen waren eine Schöpfung der guten Götter, und sie waren gezeugt worden, als die lachende Gute und der warme Atem der guten Götter sich vereinten, um den Menschen zu schaffen. Als die Sonne nun ausgelöscht worden war, mit Schnee, mit vielen Bergen von Eis und mit vielen Tausend eiskalten Stürmen, da begann eine ewige Nacht sich auf die Erde zu senken. Alles war von Eis bedeckt und von Hagel. Es wuchs nur ganz spärlich Mais.

Und der Mais wuchs nur auf ganz wenigen Äckern, die geschützt und eingebettet lagen zwischen bewaldeten Höhen. Jedoch des Maises war nicht genug auf Erden; und viele, viele Menschen starben Hungers. Und viele, viele Menschen, die nicht Hungers starben, die froren zu Tode. Und viele Menschen verloren ihren Weg in der ewigen Nacht, und sie kehrten nie mehr heim zu ihren Hutten. Es wuchsen keine Bäume mehr mit süßen Fruchten; und die alten Bäume begannen zu sterben. Es blühten keine Blumen mehr. Es sangen keine Vögel mehr. Die Grillen und Zikaden im Busch und auf der Prärie hörten auf zu geigen und zu flöten. Keine Bienen und Käfer summten mehr in den Wäldern und auf den Wiesen. Und keine Schmetterlinge, die Kronjuwelen der guten Götter, spielten mehr in den Lüften. Das große Himmelsgewölbe, einst die blauflirrende Sängerhalle Hunderttausender jubilierender, buntgefiederter Vögel, verödete in Stummheit.
Die Menschen starben dahin. Die Tiere des Waldes, des Busches, der Prärie starben dahin. Als nun die Not immer grösser wurde und die Weisen in den Tempeln keinen auch noch so winzigen Schimmer am Himmel entdeckten, der die Geburt einer neuen Sonne verkündet hatte, da riefen die Könige und Häuptlinge aller indianischen Völker einen großen Rat zusammen, um zu besprechen, wie sie eine neue Sonne schaffen könnten, allen bösen Göttern zum Trotz. Am Himmel standen nur die klaren, glitzernden Sterne, und sie waren das einzige Licht, das den Menschen geblieben war. Die bösen Götter hatten nicht vermocht, die Sterne ebenfalls auszulöschen.
Alle Muhen, die sie sich gaben, den Menschen auch noch die Sterne zu rauben, waren ihnen fehlgeschlagen. Auf den Sternen lebten die Geister der abgeschiedenen Menschen, denen von den guten Göttern die Aufgabe und zugleich die Kraft hierzu verliehen worden war, die Sterne für ewig am Leuchten zu erhalten. Denn die Sterne waren die Stutzen des Weltalls; und nur mit Hilfe leuchtender Sterne können neue Sonnen geboren werden. Sieben Wochen lang dauerte der große Rat der Könige und Häuptlinge. Jedoch niemand wusste einen Weg, wie eine neue Sonne geschaffen werden könnte.
Nun befand sich unter den Königen ein Sabio, ein großer Weiser, der mehr als dreihundert Jahre schon alt war. Alle Geheimnisse der Natur waren ihm offen. Er wohnte, von seinem Volke hochgeehrt, in der befestigten Stadt der Tempel der Tigermenschen und Seltener und seltener begab es sich, dass die Männer ein Tier zu erjagen vermochten, um ihre Frauen und Kinder zu ernähren und sie mit wärmenden Fellen zu bekleiden.
Schlangengötter, in Tonalja, das ist der Felsen der Gewässer. Sein Name war Bayelsnael. So sprach der Sabio Bayelsnael: „Wohl ihr Könige hochgeehrt, ihr Häuptlinge hochgeachtet, ihr Bruder blutsverbunden, ihr Freunde vertraut in Treue, wohl gibt es einen Weg, eine neue Sonne zu schaffen, groß und schön, wie die war, die ich mit meinen Augen sah. Es ist ein schwerer Weg, und er ist von tausend Gefahren bedroht. Ein junger, starker und sehr tapferer Mann indianischen Blutes muss zu den Sternen gehen. Dort angekommen, muss er die Geister der Abgeschiedenen bitten, ihm von jedem Stern ein kleines Stückchen zu geben. Er muss wohl achtgeben, dass die Stückchen ihm nicht die Hände verbrennen. Denn sie sind feuriger als heiße Feuer auf Erden. Dann muss er alle diese kleinen Stückchen Sterne sammeln und mit sich tragen, höher und immer höher hinauf am Himmelsgewölbe, so weit, bis er endlich oben im Mittelpunkt der Wölbung angelangt ist. Dort muss er alle die kleinen Stückchen Sterne an seinen Schild heften. Und sobald er das getan, wird sein Schild sich in eine große, leuchtende, heiße Sonne verwandeln. Ich selbst möchte wohl recht gern gehen und unsern Völkern eine neue Sonne schaffen; aber ich bin alt und schwach. Ich vermag nicht mehr gut und weit und hoch zu springen, wie ich es vermochte, als ich jung und stark war. Ich könnte nicht von einem Stern zum andern springen, um mir kleine Stückchen Sterne auszubitten und sie mit mir hinaufzutragen zum Mittelpunkt des Himmels. Auch bin ich nicht kräftig und gewandt genug, Speer und Schild zu fuhren und mit den bösen Göttern zu kämpfen, die es verhindern wollen, dass eine neue Sonne geschaffen wird.«
Als der Sabio so gesprochen hatte, sprangen alle Könige, Häuptlinge und erfahrenen Krieger im Rat auf, erhoben ihre Speere, schlugen sie begeistert gegen ihre Schilde und riefen mit lauter Stimme: »Wir sind bereit, zu gehen und eine neue Sonne zu schaffen!« Darauf sagte der Weise mit ruhigen Worten: „Viel Ehre tut es euch an, dass ihr so willig seid zu gehen. Aber ich sage euch, es kann nur einer gehen. Dieser eine muss allein gehen mit seinem Schild, weil nur eine Sonne geschaffen werden darf. Waren es zu viele sonnen, so wurde die Erde verbrennen. Es sei auch gesagt, euch allen zur Gewissheit, dass der tapfere Mann, der zu gehen gewillt ist, wohl das größte Opfer bringen muss, das ein Mensch zu geben vermag. Er muss sein Weib verlassen, seine Kinder, seinen Vater und seine Mutter, seine Freunde, sein Volk. Niemals wieder kann er zurück kehren zur Erde. Für ewig muss er am Himmelsgewölbe wandern, den Schild in seiner Linken, den Speer in seiner Rechten; gekauert hinter seinem Schild; stetig gerüstet zum Kampf. Die bösen Götter werden nicht ruhen und abermals versuchen, die Sonne auszulöschen; denn die Sonne ist ihnen verhasst, weil sie ihnen Unheil und Verderben bringt. Er, der die Sonne zu schaffen unternimmt, kann für immer die Erde sehen, sein Volk, seine Freunde. Aber er kann nie zurück kehren. Er sieht seine Freunde sterben, einen nach dem andern, während er selbst unsterblich ist für Ewigkeiten. Je alter er wird an Zeit, je fremder wird er seinem Volk. Er ist ein Einsamer im Weltall. Für ewig ein Einsamer. Bedenke das alles ein jeder recht wohl, ehe er gehe. Ich habe meine Worte gesprochen aus der Weisheit meiner Jahre.«

Als die Könige diese Rede der Warnung vernommen halten, verzagten sie und schwiegen. Keiner von ihnen wünschte für ewig von seiner Frau, seinen Kindern, seinem Vater und seiner Mutter, seinen Freunden und seinem Volke getrennt zu sein. Und starben sie, so starben sie unter ihrem Volke, inmitten ihrer Freunde, Sippen und Verwandten. Und sie durften in ihrer Erde ruhen. Was sie jedoch mehr fürchteten als alles andere, war, dass sie niemals sterben konnten, dass sie für eine Ewigkeit zu leben gezwungen waren; während sie sahen, wie auf Erden Geschlechter geboren wurden, blühten, sich entwickelten und dann wieder verwelkten, konnten sie an diesem so beruhigenden Wechsel in den Schicksalen der Menschen nicht teilnehmen. Sie schieden aus der Gemeinschaft der Menschen für immer; vermochten nicht mehr mit ihnen zu leiden, zu hoffen, sich zu erfreuen. Sie sahen Unheil kommen und die Menschen überfallen und vermochten nicht, die Menschen, ja nicht einmal ihr eigenes Volk, zu warnen und ihnen zu helfen. Dies alles war mehr, als auch der tapferste Krieger unter ihnen auf sich zu nehmen wagte. Es schien alles so leicht zu sein für den Augenblick. Aber ihre Gedanken hatten die Kraft, weit vorauszueilen. Und sie besaßen die Fähigkeit, sich in tiefes Nachdenken zu versenken und ihrer Zeit und ihren Gefühlen und Empfindungen um Jahrzehnte voraus zuleben, wenn sie in Gedanken waren. So wussten sie, dass sie nicht die Kraft haben wurden, alles das zu opfern und alles das zu erdulden, was der Sabio dem Schöpfer der Sonne als unabwendbares Schicksal verkündet hatte.
Da war ein langes Schweigen im Rat, das wohl sieben Tage wahrte. Dann, am Morgen des achten Tages, erhob seine Stimme einer der jüngsten unter den Häuptlingen. So sprach er: »Mit eurer Erlaubnis, ihr edlen Könige und ihr geachteten Häuptlinge, ich möchte reden. Jung und stark bin ich. Auch wohl geübt in den Waffen. Eine junge, schöne Frau habe ich, der ich mehr zugetan bin als mir selbst; denn sie ist die Gute und Freundlichkeit, und sie wird ihres guten Herzens niemals müde. Einen prächtigen Jungen habe ich, gut und schön gewachsen, gewandt wie ein junger Tigrete und schnell wie eine Antilope. Er ist gleich meinem Herzblut. Auch lebt mir noch eine Mutter, sorgend und schmerzend um mich aller zeiten; und ich bin ihre Hoffnung und ihr Schutz. Gute, treue Freunde habe ich wohl zehn, die mir wert sind seit meinen Kinderjahren, mit denen ich jagte Antilopen und Jaguare und mit denen ich oft Gefahren teilte, Hunger, Durst und Verwundungen. Ich bin ein Sohn dieser Erde und ein Sohn meines Volkes. Und ich liebe mein Volk, in dem ich geboren wurde und von dem ich ein Teilchen bin, untrennbar, wie mein Atem untrennbar ist von der Luft unter dem Himmel. Jedoch, was ist das alles mir zu Nutzen und das alles meiner Seele zu tiefer Freude, wenn mein Volk ohne Sonne ist und eure Völker, ihr edlen Könige und geachteten Häuptlinge, keine Sonne haben und alle Menschen, die weit von uns und um uns auf Erden wohnen, sich nicht der Sonne erfreuen können und vergehen und verwelken müssen, wenn keine Sonne geschaffen wird. Wie kann ich hier auf Erden glücklich sein, allein und für mich, wenn alle Völker und Menschen leiden! Ohne Sonne müssen alle Menschen vergehen und verkümmern. Und darum, ihr edlen Könige, obgleich der Jüngste hier in diesem großen Rat weiser und erfahrener Männer so vieler Völker und Stamme, ich bin bereit und willens, mich auf den Weg zu machen, eine neue Sonne zu schaffen. Es ist nicht mein Wunsch, mich über einen hier in diesem großen Rat zu erheben mit Sucht nach tapferen Taten und mit Gier nach Ehren. Ein jeder hier in diesem Rat ist würdiger als ich. Aber in dem langen geduldigen Schweigen der sieben Tage wurde mir bewusst, dass ein jeder der Könige, Häuptlinge und Herren hier im Rat größere Pflichten gegen sein Volk, gegen seine Sippe, seine Freunde und gegen die Erde hat als ich, der jüngste und unerfahrenste in diesem Kreis edler und weiser Männer. So werde ich gehen und eine neue Sonne schaffen, was immer auch mein Los und mein Schicksal sein möge. Ich habe gesprochen und nun nichts mehr zu sagen.« Der so geredet hatte, die längste Rede in seinem Leben, war Chicovaneg, der junge Häuptling der Shcucchuitsanen, eines Stammes der Tseltalen. Er nahm Abschied von seinem Weibe, seinem Sohn, seiner Mutter, seinen Freunden, seinem Volke. Versehen mit dem Rat und Unterricht des Weisen Bayelsnael von Tonalja, begab er sich auf den Weg, sich auszurüsten. Er fertigte sich einen starken Schild aus den Fellen königlicher Tiger, eng und fest verwebt mit Hauten großer Schlangen aus den Dschungeln. Darauf fertigte er sich einen Helm aus einem mächtigen Adler, der auf dem höchsten Felsen bei Socton horstete und viele Männer, die ihn zu fangen versucht oder sich auf der Jagd in seinem Gebiet verirrt hatten, mit seinen mächtigen Fangen und seinen gewaltigen Flügeln erschlagen hatte. Nun ging er aus, die Gefiederte Schlange zu suchen.
Nach vielen Jahren, gefahrvoll und an Kämpfen reich, fand er die Gefiederte Schlange in einer tiefen dunklen Höhle im Lande der Soquesen und eine Tagesreise weit von Tulhlum. Ein Quetzal, von einem jagenden Mann an einem Flügel verwundet, war in einen See gefallen. Chicovaneg, der des Weges kam und am Ufer des Sees nach den Spuren der Gefiederten Schlange suchte, sah den herrlichen Vogel hilflos auf dem Wasser. Erlitt um dessen Schicksal und Weh. So warf er seinen Jorongo ab und schwamm hinaus in den großen See, den königlichen Vogel zu retten. Jedoch ein böser Geist, im hohen Schilf am Ufer des Sees versteckt, fing einen Fisch und gab ihm Botschaft, zu dem bösen Geist der Tiefen des Sees zu eilen und Nachricht zu bringen, dass der Sonnen-Schöpfer im See schwimme und wohl vernichtet werden könne. Es erhob sich ein gewaltiger Sturm über dem See, und aus den Tiefen schossen schäumende und gepeitschte Wellen hoch empor, und quirlende Wirbel packten chicovaneg, ihn in die Tiefe zu zerren. Aber mit starken Armen bahnte er sich seinen Weg, unbekümmert der vielen Feinde, die ihn verderben wollten. Als er den schönen Vogel Quetzal erreicht hatte, setzte er ihn auf seinen Scheitel. Und der Vogel wies ihm den Weg zurück zum Ufer, allen bösen Geistern zum Trotz. Denn der Vogel mit seinen scharfen Augen vermochte jeden heran peitschenden Wirbel früher zu sehen als Chicovaneq und ihm so den besten Weg zu weisen, damit er nicht in die Tiefen gerissen wurde. Chicovaneg, der Sonnen-Anzünder, pflegte den Quetzal und heilte seinen verwundeten Flügel. Und als der schöne Vogel endlich sich wieder erheben konnte, sagte er zu Chicovaneg: »Ich weiß, wo die Gefiederte Schlange gefangen gehalten wird. Ich werde dich zu ihr fuhren, zur Höhle bei Tulhlum.«
Die Gefiederte Schlange war das Symbol der Welt. Weil sie das Symbol der Welt war, darum hatten die bösen Götter, nachdem die guten Götter besiegt und alle erschlagen waren, die Gefiederte Schlange gesucht und endlich in Gefangenschaft gebracht. Es gelang den bösen Göttern nicht, die Gefiederte Schlange zu töten, wie sie wohl gern getan hatten. Die bösen Götter brachten die Gefiederte Schlange gefesselt in die Höhle von Tulhlum, wo der böse Zauberer Brujo Mashqueshab wohnte. Mashqueshab stand in Diensten der bösen Götter. Und sie gaben ihm nun viel Gold und schöne Perlen, die sie den guten Göttern geraubt hatten und die sie gestohlen hatten aus den Tempeln von Tonalja, Chamo, Socton, Sotslum, Shimojol, Huninquibal und vielen anderen reichen Städten des Landes. Mashqueshab war des vielen Lohnes wohl zufrieden. Er war immer in Not um Gold und Perlen; denn er trug seinen Namen Mashqueshab seiner vielen Laster wegen und seiner bösen Sunden. Er verführte die ehrlichen Frauen der Männer des Landes mit dem Glanz seiner Schätze. Dann stahl er die Frauen, schleppte sie in seine Höhle und vergnügte sich mit ihnen. Und wenn die Herzen der Frauen gebrochen waren und bluteten, träufelte er Gift in ihren Körper und sandte sie wieder heim zu ihren Männern, wo sie unter vielen Schmerzen starben. Mashqueshab fesselte die Gefiederte Schlange hart an einen Felsen in der Tiefe der Höhle. Und er nahm einen bösen Mann in seine Dienste. Der hieß Molevaneg, und er hatte einen verknorpelten Fuß, der ihn noch böser in seiner Seele machte. Der böse Molevaneg tat es sich zur Lust, Tag und Nacht die Gefiederte Schlange, die gefesselt war und sich nicht zu wehren vermochte, zu quälen und zu peinigen. Und er weidete sich an ihren Schmerzen. Doch eines Nachts gelang es der Gefiederten Schlange, den bösen Molevaneg an seinem verknorpelten Fuß zu packen. Sie vermochte nicht, ihn zu verschlingen, weil sie zu hart gefesselt war. Aber sie ließ ihn nicht entkommen. Sie hielt ihn fest an seinem verknorpelten Fuß, so lange, bis der böse Molevaneg verhungert und ganz verdorrt war. Dann ließ sie ihn aus ihren Fangen gleiten, und er zerfiel in Asche. Sein Schreien und Wehklagen aber war von Mashqueshab gehört worden, der auf einer langen Wanderung im Lande sich befand, um wieder Frauen zu stehlen mit dem verlockenden Gleißen seiner Schätze. Mashqueshab eilte zu seiner Höhle. Aber er fand nur ein Häufchen Asche.

Da kam Chicovaneg des Weges daher. Er wanderte verkleidet, sehr hässlich, bucklig, mit vielen Barten und Warzen versehen. Und er sah sehr hungrig in die Welt. »Bist du ein guter Wachter? « fragte ihn Mashqueshab. »Ich bin ein guter Wachter für Schlangen«, antwortete Chicovaneg, »denn ich fange Schlangen ihrer Haute wegen, und niemals vermag mir eine Schlange, auch wenn sie sehr groß sein sollte, zu entkommen. «
Mashqueshab erkannte Chicovaneg nicht, weil er so gut verkleidet war und weil er sprach gleich einem gewöhnlichen Mann, der einen Dienst suchte. Und Mashqueshab nahm ihn in seinen Dienst, die Gefiederte Schlange zu bewachen. Mit viel List und großer Klugheit gelang es Chicovaneg endlich, den bösen Zauberer Brujo Mashqueshab zu erschlagen. Er machte ihn völlig trunken mit süßem Saften aus Maguey, Nanche, Cañe, Tuna und Miel. Mashqueshab aber hatte vierzig Augen, vier Köpfe, acht Arme und acht Beine. Und wenn er schlief, verwandelte er sich in eine große Tarantel, die sich in eine Erdröhre einscharrte und zehn Augen offenhalten konnte, während die anderen Augen schliefen. Nach vielen Muhen und langer Geduld aber hatte Chicovaneg den bösen Zauberer mit den süßen Saften so trunken gemacht, dass alle vierzig Augen geschlossen waren und Mashques habe alle seine Arme und Beine dicht an seinen Leib presste, um wohlig schlafen zu können.
Und als Chicovaneg bemerkte, dass der böse Zauberer tief im Rausche und fest im Schlafe war, da schlich er sich heran und tötete ihn mit seinem Speer, den er vergiftet hatte mit hundert Giften, die ihn der Sabio alle kennen gelehrt hatte. Als das geschehen war, ging Chicovaneg hin und löste alle Fesseln der Gefiederten Schlange. Es waren der Fesseln so viele, dass es viele Tage wahrte, ehe er die Fesseln alle aufgeknotet hatte; denn die Fesseln waren mit besonderer List von Mashqueshab erfunden und mit böser Zaubergewalt verknotet worden und mit Künsten aller bösen Jäger und Fallensteller. Nun sang Chicovaneg süße Lieder und flötete sanfte Melodien und tanzte vor der Höhle den Tanz der Jäger und der Antilopen. Und er tanzte den Tanz der Quetzal-Vögel, und den Tanz der Tiger, und den Tanz der hundert Feuer. Und als er den Tanz der Blumen in der Nacht und den Tanz der Schmetterlinge am Ushumacintla-Strom getanzt hatte, da kam die Gefiederte Schlange hervor. Und die Gefiederte Schlange freute sich ihrer Freiheit und ihrer Stärke; und sie erkannte Chicovaneg, den Sonnen-Anzünder. Von diesem Tage an folgte sie ihm, allen seinen Befehlen gehorchend.
Hierauf ging Chicovaneg auf seine große Wanderung, bis er nach vielen, vielen Jahren endlich, nachdem er unzählige Kampfe mit den bösen Göttern und vielen hundert Feinden siegreich bestanden hatte, an das Ende der Welt kam. Hier fand er zu seiner Freude die Sterne am tiefsten über der Erde, so nahe, dass er glaubte, er könnte die untersten leicht mit seinen Händen erfassen. Er ging jagen und fing zwei mächtige Adler. Als er sah, dass die beiden Adler königlichen Blutes waren und einst Botschafter der guten Götter, tötete er sie nicht, sondern bat sie um Vergebung, dass er sie gefangen habe. Jedoch die Adler sprachen: »Wir wissen wohl, warum du uns erjagtest. Du brauchst die mächtigen Schwingen, die wir besitzen, damit sie dich zu den Sternen tragen. Denn wir haben dich erkannt, du bist Chicovaneg, der Sonnen-Anzünder. Hier, Chicovaneg, wir geben dir unsere mächtigen Schwingen. Wir werden dich lehren, sie recht zu gebrauchen.
Und Chicovaneg band sich zwei mächtige Adlerschwingen an seine Beine und zwei an seine Arme. Als die Adler ihn die Flügel zu gebrauchen gelehrt hatten, nahm er die beiden großen Vögel unter seine Arme, flog mit ihnen auf den Felsen Taquinvits, wo er sie in eine Höhlung niedersetzte, gut geborgen, damit sie, nun flügellos, nicht gefressen werden sollten von den wilden Tieren. Die Adler sprachen: »Hier ist ein guter Horst, fürwahr. Hier werden wir die Sonne erwarten. Und wenn du die neue Sonne geschaffen hast, werden uns neue Flügel wachsen, und wir werden dir nahe kommen, dich zu grüßen.« Chicovaneg nahm Abschied von den Adlern und ging auf den Platz am Ende der Welt, sich zum letzten Mal zu rüsten. Als er gerüstet stand, da trug er als Helm einen mächtigen Adler. In seiner Linken trug er den Schild, stark gewoben aus den Fellen großer Jaguare und den Hauten vieler Schlangen. In der Rechten trug er den gewaltigen Speer mit langer, goldfunkelnder Spitze. Seine Hände und Füße waren bekleidet mit den Tatzen eines mächtigen Jaguars. An den Beinen und Armen Träger die gewaltigen Schwingen der Adler. Sein Körper war bekleidet mit den Fellen von Berglöwen. Und bedeckt war er mit einem weiten wallenden Mantel aus Federn der schönsten Vögel aus dem Lande Chiilum. Die Sohlen seiner Füße waren bekleidet mit Sandalen, gefertigt aus den Sehnen der Beine junger Antilopen. Ihm zur Seite lagerte die Gefiederte Schlange, seine Befehle erwartend. Und Chicovaneg sprach: »Ich bin gerüstet. Lass uns nun den Kampf beginnen. «

Und die Gefiederte Schlange sprach: »Springe, Chicovaneg, du Sonnen-Anzünder. Springe. Du wirst nicht fehlen. Ich bin bei dir und schütze deinen Rucken. Sieh dich nicht um. Sieh nicht zurück. Sieh woran, springe. « Als Chicovaneg nun zu springen gedachte und erkannte, dass der unterste Stern viel höher war, als er fähig war zu springen, da wurde er sehr verzagt. Er fürchtete sich und sagte: »Oh, Gefiederte Schlange, wenn ich nun zu kurz springe und in das kalte Weltall stürze, was wird mir dann geschehen? Die bösen Götter werden mich fangen.« Die Gefiederte Schlange antwortete: »Denke nicht daran, was dir geschehen wird. Springe drauflos. Und denke jetzt nicht an das kalte Weltall und an die bösen Götter. Daran magst du später denken, wenn du gesprungen bist.« Er setzte zum Sprünge an, aber er verzagte wieder und sagte: »Der unterste Stern ist viel zu hoch für mein Springen. Oh, wenn ich doch nur einen hohen Felsen hier hatte. Oder wenn es kein hoher Felsen sein kann, dann wenigstens ein hoher Berg. Und wenn es auch kein hoher Berg sein kann, so möchte ich mich mit einem bescheidenen Hügel recht wohl begnügen. Und wenn es kein Hügel sein kann, möchte ich wohl zufrieden sein mit einer hohen Palme. Wenn ich eine Palme hier hatte, so wurde ich ganz Gewinden Sprung wagen.« Da sagte die Gefiederte Schlange abermals: »Springe, Chicovaneg. Sieh nicht hinter dich. Sieh nur voran. Springe, Chicovaneg.« Und Chicovaneg, der Sonnen-Anzünder, wurde abermals verzagt. Und er sagte: »Mein Schild ist locker an meinem Arm, ich muss ihn neu festknoten. Und auch die Riemen meiner Sandalen, gewirkt aus den Sehnen der Beine junger Antilopen, sind nicht genügend festgezogen und schlottern um die Enkel meiner Füße. Ich wurde den Sprung wohl verfehlen, wenn ich die Riemen nicht erst ordnete. Die Gefiederte Schlange sah ihm geduldig zu, wie er seinen Schild aufs Neue an seinen Arm festband und wie er die Riemen seiner Sandalen löste und sie dann neu legte und festzog. Zu diesen Handlungen aber nahm sich Chicovaneg viele Tage Zeit. Als er endlich mit dieser Arbeit zu Ende kam, blickte er auf zu dem untersten Stern, sah sich um nach allen Seiten und gedachte zum vierten Male zu zögern. Da sagte die Gefiederte Schlange wieder: »Springe, Chicovaneg. Springe und sieh nicht zurück.« Chicovaneg setzte zum Sprünge an. Und als die Gefiederte Schlange nun sah, dass er in der rechten Stellung war, schnellte sie rasch auf und stieß Chicovaneg mit solcher Wucht in den Rücken, dass er einem Pfeile gleich vorwärts schon und Hals über Kopf auf dem untersten Stern lang hinstürzte. Chicovaneg raffte sich verwundert auf, suchte seinen Speer, der ihm bei dem unerwarteten Sturz entfallen war, reinigte seinen Federmantel von dem Staub des Bodens und machte sich auf den Weg, die Bewohner des Sternes, die als Geister der Abgeschiedenen hier lebten und den Stern hüteten, zu begrüßen. Sie waren schwarz von Angesicht, denn sie waren nicht indianischen Blutes.
Als er ihnen nun erzählte, dass er sein Weib und sein Volk verlassen habe und auf weiter Wanderung sei, den Menschen, denen die Sonne ausgelöscht worden sei, eine neue Sonne zu schaffen, da gaben sie ihm freudigen Herzens ein kleines Stückchen ihres Sternes, um den Menschen zu helfen. Chicovaneg heftete das Auszuschließen Stern mitten auf seinen Schild, wo es sofort in strahlender Schönheit zu leuchten begann. Von nun an vermochte er seinen Weg in der tiefen Nacht des Weltalls schon besser zu sehen, weil dieses kleine Sternlein an seinem Schild ihm leuchtete. Seine Verzagtheit war von ihm gewichen. Und er begann sich stark und mutig zu fühlen wie ein junger Gott. Von Stern zu Stern sprang er. Überall, auf welchen der Sterne er auch immer kam, und obgleich er nicht geladen war und völlig unerwartet und ganz und gar überraschend in einem gewaltigen Sprünge anlangte, gaben ihm die Geister der Abgeschiedenen ein kleines Auszuschließen ihres Sternes. Und sie gaben ihm ein kleines Auszuschließen, auch wenn sie oft selbst nicht viel besaßen und ihr Stern nur klein war und kaum sichtbar. Und ob auch die Geister schwarzen, gelben oder weißen Angesichtes waren und sie ihm fremd erschienen in Gestalt und Rede, sie alle gaben ihm mit Freuden und mit Grüßen ein Auszuschließen ihres Sternes.
Als Chicovaneg nun zu jenen kam, die seines eigenen Blutes waren, da wurde er mit großen Festlichkeiten empfangen. Sie waren stolz, dass es einer ihres Blutes sei, der den Menschen eine neue Sonne schaffen wolle. Sie stärkten seinen Körper und schärften seine Waffen. Und seine Vater erkannten ihn, kamen auf ihn zu, und er sprach mit ihnen. Und sie gaben ihm guten Rat für seine Wanderung und wünschten ihm Gluck und viele verwundete Feinde.
Neu gestärkt und mit frohem Mut erfüllt, zog Chicovaneg seines langen, harten Weges weiter. Mit jedem Sprung, den er von einem zum anderen Stern vollführte, wurde sein Schild leuchtender. Als nun sein Schild so zu glänzen begann, dass er den größten der Sterne an leuchtender Pracht weit überstrahlte, da wurden die bösen Götter seiner gewahr. Sie erkannten, dass er auf dem Wege war, den Menschen eine neue Sonne zu schaffen. Nun begannen sie, ihn mit Ernst und großer Wut zu bekämpfen. Bisher hatten sie seiner nicht geachtet; denn er war nur der unbekannte schlichte Häuptling eines kleinen Stammes. Wohl hatten sie Botschaft erhalten von seinen Rüstungen. Aber sie lachten dessen und waren gewiss, dass er in sein Verderben rennen werde. Doch nun wurden sie grimmig und erbost und führenden Kampf gegen ihn mit aller Kraft und Grausamkeit. Sie ließen die Erde erbeben, um die Sterne zu erschüttern, damit er den Sprung zu einem der nächsten Sterne auf seinem Wege verfehlen sollte. Sie wussten, wenn er auch nur einen einzigen Sprung verfehlte, wurde er abstürzen in das kalte, schwarze Weltall. Hier wurde er sich nicht befreien können, selbst nicht mit Hilfe der Gefiederten Schlange. Denn hier hatten die bösen Götter seit erdenklichen Zeiten alle Macht, und alle bösen Götter der Finsternis und des Schreckens waren ihnen zu Diensten.
Chicovaneg jedoch war klug und listig. Und er war geduldig und weise geworden auf seiner langen Wanderung. Er tat nichts mehr in unüberlegter Hast. Lachend, Lieder dichtend und sich mit der Gefiederten Schlange abenteuerliche Taten erzählend, wartete er geruhsam ab, bis die Erdbeben ein wenig schwächer wurden. Und ehe sie aufs neue anhoben und sich wieder zu verstärken begannen, vollführte er seinen gefahrvollen Sprung.
Wenn ein Stern zu klein war, um ihn gut sehen zu können, so ließ er die Gefiederte Schlange erst Ausschau halten. Sie sagte ihm die richtige Entfernung, so dass er in gutgemessenem Schritt anlaufen konnte, um nicht zu kurz zu springen. Auch musste er stets achtgeben, dass er nicht über den Stern hinaussprang. Denn ob er zu kurz springen wurde oder zu weit, immer war er in Gefahr, in das Weltall abzustürzen, wo die bösen Götter harrten, ihn in ihre Gewalt zu nehmen. Und es geschah auch zuweilen, dass die Entfernung viel zu weit war für einen Sprung, wie Chicovaneg ihn zu tun vermochte. Dann ließ er die Gefiederte Schlange zuerst hinüberfliegen. Mit ihren Fangen biss sie sich fest ein am Rande des Sternes. Nun ließ sie ihren Schweif lang hinunter hangen. Und in der schwarzen Nacht erschien ihr schöner, langer Schweif wie ein goldener Nebelstreif. Es war nun leichter für Chicovaneg, so weit zuspringen, dass er den Schweif erhaschen konnte. Und an dem Schweife der Gefiederten Schlange kletterte er empor und erreichte den Stern, der so weit entfernt gewesen war.
Als Chicovaneg nun immer höher stieg am Himmelsgewölbe und sein Schild immer leuchtender und glänzender wurde, da begannen endlich die Menschen auf der Erde ihn zu sehen. Und die Menschen erkannten, dass ihnen nun eine neue Sonne geschaffen wurde. Sie waren fröhlich und feierten viele Feste mit Schmausereien, mit Musik und Tanzen. Jedoch die Menschen vermochten nun auch den schweren Weg, den Chicovaneg zu gehen hatte, mit ihren Augen zu verfolgen. In ihren Herzen lebten sie von nun an mit ihm in allen seinen Triumphen, aber auch in allen seinen Ängsten. Wenn sie die Entfernung zum nächsten Stern sahen und erkannten, dass Chicovaneg diesen Stern in seinem weiten Sprung vielleicht gar verfehlen könnte, bemächtigte sich ihrer eine tiefe Verzweiflung. Sie zündeten große Feuer auf den Bergen an, damit Chicovaneg erkannte, dass er ihre Hoffnung war und ihre Zuversicht und dass er nicht fehlen durfte. Das stärkte seinen Mut und seine Kraft. Auch sahen die Menschen den Kampf, den die bösen Götter gegen Chicovaneg führten. Und mehr als hundertmal fürchteten sie, dass er ihnen erliegen möchte. Jedoch in diesen vielen Kämpfen mit den bösen Göttern war dem Chicovaneg keine seiner Waffen von größerem Wert als sein Schild, der immer glänzender und leuchtender wurde. Denn Chicovaneg, wann immer er von der Obermacht seiner vielen Feinde allzu hart bedrängt wurde, hob rasch seinen Schild und hielt ihn den anstürmenden Feinden ins Angesicht. Und die Feinde wurden von dem feurigen Glanz des Schildes in den Augen geblendet, und ihre Streitäxte, Speere und Pfeile verfehlten seinen Körper. Chicovaneg aber, von seinem Schild wohl gedeckt, schoss seine Pfeile und warf seinen Speer mit sicherer Hand. Und er vernichtete viele Tausend seiner Feinde.
Und seinen Speer hatte er an einem langen glänzenden Lasso, und seine Pfeile an langen glitzernden Sehnen. So geschah es, dass alle seine Waffen, wenn sie viele der Feinde erschlagen hatten, wieder zurückkehrten in seine Hand. Und Chicovaneg war niemals ohne Waffen. Die bösen Götter aber, als sie erkannten, dass ihnen Chicovaneg an Starke, an List, an Klugheit und an Mut weit überlegen war, gingen hin und übten Rache an den Menschen. Denn die Menschen hatten begonnen, ihre Furcht vor den bösen Göttern zu verlieren, und sie hörten auf, den bösen Göttern zu dienen und ihnen Tempel zu bauen und ihnen Wachs der Bäume zu räuchern. Das erzürnte die bösen Götter mehr und mehr, und sie verfielen in immer größere Wut, weil es ihnen nicht gelang, Chicovaneg in die Tiefe des Weltalls zu stürzen.
So rächten sich die bösen Götter an den Menschen, dass sie heftige Hurrikane über die Erde stürmen ließen, die alle Hütten und Städte der Menschen zerstörten, alle Felder verwüsteten, und sie füllten alle Frucht mit Würmern und schickten Heere von Ratten über die Erde, die alle jungen Keime, die sich im wärmenden Erdboden zu regen begonnen hatten, zernagten und fraßen. Und sie überschwemmten die Erde mit Wasserfluten. Und viele, viele Menschen und viele Tiere der Wälder und der Prärie ertranken. Auch ließen die bösen Götter die Gebirge der Erde aufbrechen. Und aus den Gebirgen und Felsen strömten feurige Flüsse, und giftiger Rauch lagerte sich allerorten über die Erde, so dass die Menschen ihren Atem verloren. Denn die bösen Götter gedachten alle Menschen und alle Tiere und Vögel auf Erden zu vernichten, ehe eine neue Sonne am Himmel stand. Sie schleuderten glühende Steine gegen Chicovaneg, der, mutig kämpfend, immer höher und höher am Himmelsgewölbe aufwärts stieg. So viele Steine warfen die bösen Götter nach Chicovaneg, dass viele Tausend jener glühenden Steine noch heute zur Nacht über den Himmel dahin sausen.
Aber höher und höher stieg Chicovaneg, allen seinen Feinden und ihren böswilligen Listen zum Trotz. Leuchtender und leuchtender wurde sein Schild. Blumen begannen zu wachsen und zu blühen auf Erden. Die Vögel kamen wieder, mit Federn, schöner an Farben als je zuvor. Sie sangen, jubilierten und zwitscherten ihre fröhlichen Lieder, die neue Sonne zu grüßen und ihre Pracht zu preisen. Baume sprossen aus dem Erdboden. Mangos und Papayas begannen zu reifen. Tunas, Gitomaten, Mameys, Cantalupes, Guaibas, Sandias, Nüsse und viele Tausend andere Fruchte gab es bald in Fülle. Der Mais wuchs hoch und in so dicken, reichen Kolben, wie niemand unter den Alten je gesehen zu haben sich erinnern konnte. Die Wälder wurden wieder belebt mit allem Getier, Antilopen und voll gefressene Sainos trieben in Herden durch den Busch und über die Prärie.
Die Flüsse und Seen schwollen an von den Mengen an Fischen, die in ihnen zu neuem Leben erwachten. Und wenn eine Frau zum Fluss ging, Wasser zu schöpfen, so trug sie ihren Krug heim, gefüllt von Fischen und wenig Wasser. Das war ein wunderbares Zeichen dessen, wie reich die Erde wieder geworden war, und dass die Menschen nun ledig waren aller Nöte und Kümmernisse. Und als die Menschen dann endlich eines Tages aufsahen, da stand die neue Sonne strahlend in ihrem herrlichen Glanze am Himmelsgewölbe. Und die Sonne stand mitten am Himmelsgewölbe, hoch über ihnen.

Da gingen die Menschen hin, und sie feierten ein großes Sonnenfest. Sie feierten das Sonnenfest, Chicovaneg zu Ehren. Und sie begingen das Sonnenfest mit vielem Tumult in der alten Stadt Chamo. Und zu dem großen Sonnenfeste kamen Tausende und Zehntausende weither gewandert. Und sie kamen von Tila, von Shitalja, von Huitstan, von Jovelto, auch von Oshchuc, Baschajom, Shcucchuits, Yajaton, Yalanchen, Acayan, Nihich, Natjolom, Huninquibal, Sjoyyalo, Japalenque, Bilja, Jocotepec, Yealnabil, Sotslum, Tonalja, Ishtacolcot, Chalchihuistan, Sibacja, Chiilum und von vielen anderen Städten, Dörfern und Ortschaften der Stamme und Sippen aller Völker. Und als das Fest zu Ende ging, da wanderten die Stamme und Sippen alle wieder heim zu ihren Städten, frohen Sinnes und guter Dinge. Und die Menschen gingen an ihre Arbeiten mit Kraft. Und sie bauten viele neue Städte und schöne Tempel. Auch bauten sie die Heilige Stadt von Tonina, gegen Sonnenaufgang von Hucutsin. Chicovaneg, obgleich er alle seine Taten Kuhn vollbracht hat und obgleich er, wohl müde, sich nun ausruhen möchte, kann sich nicht der verdienten Ruhe erfreuen, und er kann nicht in Frieden leben. Es ist ihm, zum Leide der Menschen, nicht gelungen, alle die bösen Götter zu erschlagen; denn es waren ihrer zu viele, die ihm Feinde waren.
Und so sind die bösen Götter ohne Unterlass am Werke, die Sonne wieder auszulöschen und Chicovaneg zu vernichten. Sie hüllen die Erde in dicke schwarze Wolken, und sie machen die Menschen fürchten, damit sie Chicovaneg vergessen und die bösen Götter ehren. Und wenn die Erde so ganz versunken ist unter schwarzen, Schrecken verbreitenden Wolken, dann beginnen wohl die Menschen leicht zu versagen, weil sie glauben, die Sonne sei ihnen wieder ausgelöscht. Jedoch Chicovaneg, der tapfere Kampfer und Sonnen-Anzünder, ist auf der Wacht.
Hinter seinem gewaltigen Sonnenschild kauert er in List, oder er steht aufrecht in Erwartung des Kampfes, um die Menschen und ihre Sonne vor den bösen Göttern zu schützen. Wenn gar die bösen Götter wagen, es zu arg zu treiben, die Menschen auf Erden zu ängstigen mit schweren Stürmen und ungestümen, dicken schwarzen Wolken, dann gerat Chicovaneg in Zorn. Dann schleudert er seine blitzenden Speere über die Erde hin, um die bösen Götter, die sich in den schwarzen Wolken versteckt halten, zu treffen und zu verjagen. Und in seinem gerechten Zorn gegen die Götter der Finsternis und des Unheils rüttelt Chicovaneg mit Kraft und wildem Übermut seinen mächtigen Schild, dass dumpfes Donnern die Lüfte unter dem Himmel erzittern macht. Und wenn er endlich aufs neue die bösen Götter alle verjagt und in ihre finsteren Winkel getrieben hat, dann freut sich Chicovaneg seines Sieges. Dann malt er in seiner Freude und in seiner Lust an schönen Farben einen mächtigen und schön gewebten Bogen am Himmel auf, gleich einer Brücke, auf der die Menschen von der Erde zum Himmel wandern mögen. Und mit diese man Farben so reichen Bogen verkündet er den Menschen auf Erden, dass sie ruhig sein und in Frieden ihre Arbeit verrichten können, denn er, Chicovaneg, der tapfere Sonnen-Anzünder, ist auf der wacht, und er wird nicht zulassen, dass die Sonne noch einmal von den bösen Göttern ausgelöscht und zerstört wird.
So gingen der Jahre viele dahin im Wechsel der Zeiten auf Erden. Es gab der guten Ernten ohne Unterlass, und die Menschen freuten sich des Tages. Aber sie waren bekümmert in der Nacht und fürchteten die Finsternis. Als nun der Sohn des Chicovaneg herangewachsen war, wurde er betrübten Sinnes. Und die Männer seines Volkes nannten ihn Huachinogvaneg, weil er viel träumte und seine Gedanken mehr am Himmel mit seinem Vater waren als auf der Erde mit den Menschen.
Eines Tages nun, als Lequilants, seine Mutter, von einer Feier im Tempel heimkehrte, sah sie ihren Sohn im Schatten eines Baumes sitzen, in Gedanken tief versunken. Und seine Mutter ging auf Huachinogvaneg zu und sprach zu ihm: »Mein Sohn, warum bist du betrübt? Alle Menschen sind froh, und sie freuen sich der herrlichen Sonne, die dein Vater geschaffen hat.«
Und Huachinogvaneg stand auf, verbeugte sich vor seiner betagten Mutter, führte seine Nase über ihre Hand zum Grüße und sprach: »Oh, meine verehrte und geliebte Mutter, warum soll ich nicht betrübt sein unter allen Menschen, die so froh sind. Mein Vater hat große Taten vollbracht auf Erden und im Himmel. Ich dagegen komme nun zu Jahren, und ich habe nichts getan, meinen Vater und dich, meine geliebte Mutter, mit großen Taten zu ehren und würdig zu sein meines Vaters.«
Da sprach seine Mutter zu ihm: »Mein Sohn, du sollst nicht betrübt sein. Dein Vater weiß es wohl, und ich weiß es wohl, dass du deines Vaters in allen Dingen würdig bist. Und wäre keine Sonne am Himmel, du wurdest gewisslich noch heute gehen und eine neue Sonne schaffen, wie dein Vater getan hat, als du ein Kind warst und schwach und ohne Übung. Aber du errichtest für die Menschen schöne Hauser aus Steinen, und gutverwebt die Steine mit Sand und Kalk, damit die Leute sicher und gut geborgen vor den Stürmen und dem Regen darin wohnen können.« Und Huachinogvaneg antwortete: »Gewiss, meine Mutter, baue ich schöne Hauser. Aber jetzt bin ich dessen müde. So viele junge, starke und fleißige Männer habe ich das Bauen gelehrt. Die ich lehrte, bauen nun so gut und schön, wie ich es kann. Aber Hauser werden gebaut, und sie zerfallen wieder, und niemand erinnert sich mehr dessen, der sie baute, und wie er genannt wurde. « Darauf sagte die Mutter: »Mein Sohn, es können nicht alle Männer neue Sonnen schaffen; es müssen auch Hauser gebaut, Felder bestellt, Felle gegerbt, Matten geflochten, Töpfe geformt, Baume gefallt, Tiere gejagt werden. Denn wurde das alles nicht getan, mein Sohn, welche Nützlichkeit hatte dann die schöne Sonne am Himmel?«
Und Huachinogvaneg sprach: »Meine verehrte Mutter, du bist weise und redest weise. Aber du bist eine Frau, und ich bin ein Mann, und meine Gedanken gehen andere Wege. Als ich dort unter dem Baume saß, redete ich mit meinem Vater, wie ich es oft schon getan habe, wenn ich allein war. Ich will ihn besuchen gehen, meine Mutter. Und ich will ihm Grüße bringen von dir.« Die Mutter sagte: »Ich weiß nun, dass du gleich deinem Vater bist. Keine Mutter, keine Frau, keine Gattin besitzt die Kraft, einen Mann, der starken Sinnes ist, zu hindern, das zu tun, was er zu tun gedenkt. Geleite mich, mein Sohn, zum Hause. Ich fühle, dass meine vielen Jahre mich zu schmerzen beginnen und ich eines starken Armes bedarf, auf den ich mich stutzen kann in Vertrauen und mit Zuversicht.«
Und Huachinogvaneg führte seine Mutter ins Haus. Als er sie wohlgeborgen wusste, ging er hinaus und sah, dass die Nacht gekommen war. Seine Mutter rief ihn abermals. Und als er zurück kam ins Haus, löschte sie das Licht und deckte das Feuer auf dem Herd mit Asche zu. Er aber hatte die Tür des Hauses offengelassen, weil er gedachte, wieder hinauszugehen, die Sterne am Himmel zu betrachten und zu sinnen. Da sprach seine Mutter Lequilants zu ihm: »Komm hierher, mein Sohn, und setz dich zu mir. Sieh hinaus zur Tür. Und siehe, wie finster die Nacht ist. Ich habe die Nacht nie so finster gesehen wie heute. Und ich fürchte mich, mein Sohn, ich fürchte mich vor der finsteren Nacht.«

Huachinogvaneg sagte: „Fürchte dich nicht, meine Mutter, ich bin bei dir.« Da sprach Lequilants zu ihrem Sohn: »Wohl bist du bei mir, und ich freue mich dessen, und ich fürchte mich nun nicht mehr. Doch gibt es viele, viele Mutter, denen ihre Söhne verloren gingen; und viele, viele Mutter gibt es, die nie einen Sohn hatten; und andere wieder gibt es, die allein sind, weil ihre Söhne fern sind, ihren Geschäften nachzugehen. Alle diese armen Mutter fürchten sich vor den finsteren Nachten, wie ich mich wohl fürchte, wenn du nicht bei mir bist. Ich denke wohl, dass die Menschen recht gut auch eine Sonne in der Nacht haben könnten. Ich möchte wissen, wer es wagen wurde, den Menschen eine kleine Sonne für die Nacht zu schaffen. Die Mutter eines solchen Mannes und sein Vater könnten sehr stolz auf einen Sohn sein, der eine solche Sonne schaffen wurde. Freilich, die Sonne für die Nacht ist viel schwerer zu schaffen als die Sonne für den Tag. Die Schaffung der Sonne für den Tag erforderte Mut und Tapferkeit. Jedoch die Sonne für die Nacht zu schaffen, benötigt weniger Mut, aber etwas anderes, das gewiss so viel oder mehr wert ist als Mut und Tapferkeit. Die Sonne für die Nacht zu schaffen, vermag nur ein Mann zu vollbringen, der klug ist und gelehrt. Die Sonne der Nacht soll Licht geben, jedoch keine Warme, denn sonst könnten sich die Menschen, Tiere, Vögel, Baume, Blumen und Pflanzen nicht erholen von der Glut des Tages. Alles wurde im Licht ertrinken und ersticken. Alles, was auf Erden ist, muss schlafen, um neue Kräfte zu gewinnen.« Huachinogvaneg, nachdem er eine Weile über die Worte seiner Mutter gedacht hatte, antwortete: »Du bist sehr weise, meine Mutter. Eine Sonne für die Nacht zu schaffen ist schwer. Das erkenne ich.«
Da redete seine Mutter wieder zu ihm: »Es ist viel schwieriger, als du glaubst, mein Sohn. Die Sonne der Nacht darf nicht immer scheinen, weil das den Menschen, Tieren und allen Gewachsen ihre gesunde Ruhe stören wurde. Die Sonne der Nacht sollte nur zuweilen volles Licht geben. Dieses Licht sollte langsam grösser werden, und wenn es groß geworden ist, dann sollte es wieder kleiner werden, damit sich alles, was auf Erden lebt und gedeiht, an Licht und Dunkelheit gewöhnt; und damit auch die Menschen, wenn sie auf weite Wanderung gehen müssen, wohl wissen, wann sie Sonne in der Nacht haben und wann nicht. Und es sollten wieder in Abwechslung auch Nachte sein, in denen die Sonne der Nacht völlig verschwindet, damit die Menschen sich der Sterne erfreuen können und damit alles, was auf Erden ist, ganz und wahrhaftig einer vollen Ruhe teilhaftig werden kann und die Menschen nicht vergessen, dass auch die Nacht schön ist in ihrer Stille. Doch ich weiß, dass es keinen Mann geben wird, der so klug ist, dass er eine solche Sonne der Nacht schaffen könnte. Dennoch, mein Sohn, es tut wohl, einen so schönen Traum von einer Sonne der Nacht zu haben, wie ihn deine Mutter hat.«
Huachinogvaneg sagte darauf: »Ich habe nie einen so schönen Traum gehabt, meine Mutter; aber ich bin froh, dass du mir einen so schönen Traum erzähltest. Ich werde ihn gewiss nie mehr vergessen.« Als eine Zeit vergangen war, fand Lequilants eines Tages ihren Sohn, wie er auf der Erde hockte und Ringe in den Sand malte. Sie trat auf ihn zu und fragte: »Was tust du, mein Sohn, da du so sinnend bist?« Huachinogvaneg antwortete: »Meine Mutter, ich werde gehen und die Sonne der Nacht schaffen, wie mein Vater die Sonne für den Tag geschaffen hat. Ich habe viel darüber gesonnen, und ich habe nun gefunden, wie ich die Sonne schaffen muss, damit sie nur Licht gibt, jedoch keine Warme, und damit sie langsam Groß wird – und wieder klein und zuweilen ganz erlischt.«
Lequilants lachte und sprach: »Dessen freue ich mich von Herzen, mein Sohn, dass du gehen wirst, die Sonne für die Nacht zu schaffen, damit nicht alle Nächte so finster sind und die Mutter sich nicht mehr zu fürchten brauchen vor den finsteren Nächten. Gehe, mein geliebter Sohn, und mein Segen wird dich geleiten auf allen deinen Wegen. Und wenn du nahe deinem Vater kommst, dann Grüße ihn von mir; und dass ich seiner gedenke immerdar, das sage ihm. Und wenn du, mein Sohn, dereinst die Sonne für die Nacht geschaffen haben wirst und ich sie zum ersten Male am Himmel leuchten sehen werde in dunkler Nacht, dann werde ich wissen, dass meine Tage vollendet sind und ich von dieser Erde gehen kann, die Gattin eines großen tapferen Mannes und die Mutter eines klugen und weisen Sohnes.«
Und als Huachinogvaneg Abschied von seiner Mutter genommen hatte und sie wohlversorgt sah aller Bedürfnisse, ging er hin, eine gefiederte Schlange zu suchen. Auf seiner Wanderung traf er den Sabio Nahevaneg, und erfragte ihn: »Kannst du mir sagen, weiser Mann, wo ich eine gefiederte Schlange finden mag, um die Sonne für die Nacht zu schaffen?« Der Sabio Nahevaneg sprach: »Die Gefiederte Schlange ist das Symbol der Welt. Und das nur ein Symbol der Welt gibt, also gibt es auch nur eine Gefiederte Schlange. Aber dein Vater befreite die Gefiederte Schlange von dem bösen Zauberer, und er nahm sie mit, als er die Sonne schuf. Und als er, der tapfere und edle Chicovaneg, die Sonne geschaffen hatte, gebot er der Gefiederten Schlange, sich rund um die Erde zu legen, dort, wo das Himmelsgewölbe auf der Erde ruht. Hier liegt sie auf der Wacht gegen die bösen Götter, die auf der anderen Seite des Himmelsgewölbes ihre Reiche haben und von dort aus einbrechen wollen auf die Erde, um die Macht der bösen Götter unter dem Himmelsgewölbe zu verstärken und, mit ihnen vereint, deinen Vater zu töten und die Sonne wieder auszulöschen. Jedoch dein Vater ist nicht nur tapfer, er ist auch voll kluger List. Er traut der Gefiederten Schlange nicht ganz; denn sie liest, sich vollzutrinken an den süßen Strömen, die am Rande des Himmelsgewölbes fließen. Es sind die süßen Ströme aus dem Morgentau der Blumen, davongetragen von den lauen Lüften, und die, wenn sie herunter gleiten am Himmelsgewölbe, sich mit dem herabfallenden Staub der Sterne mischen zu einem süßen, schweren Wein köstlicher Fülle. Dieses Sternstaubes wegen ist der Wein so sprühend und so goldfunkelnd in seinem Licht. Nun freilich ist die Gefiederte Schlange jenen süßen Strömen immer nahe. Immer durstet sie, stetig auf dem heißen Erdrande liegend. Kein anderes Getränk hat sie, ihren Durst zu stillen, als den Wein jener Weltströme, die dort fließen, wo sie auf der Wacht liegt. Und darum, weil Chicovaneg des Durstes der Gefiederten Schlange wegen ihrer Wachsamkeit nicht sicher ist, darum steigt er jeden Abend hinunter zu ihr zu sehen, ob sie nicht etwa schlaft und ihre Wacht vergisst. Und wenn er sie antrifft, wachsam und munter, dann strahlt sein Antlitz vor Freude, und seine Freude taucht den Abendhimmel in eine rotgoldene Pracht. Doch wenn er sie schlafend findet und berauscht von den süßen Strömen, dann erzürnt er, seine Augen blitzen vor Zorn gleich feurigen Flügeln, die am dunklen Abendhimmel hin und her huschen. Aber was immer auch sei, Huachinogvaneg, du wirst dir wohl ein anderes Tier suchen müssen, um es mit dir auf deine Reise zu nehmen.«
Als der Sabio so gesprochen hatte, blickte er um sich, und da kam ein Kaninchen lustig und vergnügt an gehupft und begann in der Nähe des Weisen und unbekümmert seiner Anwesenheit von dem fetten Grase der Prärie zu essen. Der Sabio sah dem Kaninchen eine Weile zu. Dann lächelte er und sagte zu Huachinogvaneg: »Nimm dir ein Kaninchen mit auf den Weg, mein Sohn. Ein Kaninchen kann gut springen, es ist immer lustig und guter Dinge. Es kann dir von großem Nutzen sein. «

Huachinogvaneg ergriff das Kaninchen bei den Ohren, hob es auf und setzte es auf seinen Arm, wo es ruhig sitzen blies und ihn fröhlich anblinzelte. Dann nahm er Abschied von dem Sabio Nahevaneg und ging hin, sich zwei Schilde zu fertigen. Einen schweren Schild trug er an seinem linken Arm befestigt. Den zweiten Schild fertigte er aus feiner Faser des Maguey. Er fertigte diesen zweiten Schild leicht und so vortrefflich gewebt, dass, wenn er ihn gegen die Sonne hielt, er die Sonne wie eine dunkle Scheibe hinter dem Schild zu sehen vermochte. Diesen leichten Schild befestigte er nicht an seinem Arm, sondern trug ihn in der Hand, zuweilen in der linken, zuweilen in der rechten, je wie es ihm nützlich oder angenehmer zu reisen schien. Einen Speer benötigte er nicht; denn er gedachte desselben Weges zu gehen, den sein Vater vor ihm gegangen war. Auf jenem Wege waren alle bösen Götter vernichtet worden von seinem Vater, und da er stets auf dem Wege seines Vaters zu bleiben gedachte, so wurde Chicovaneg ihn gegen alle Feinde schützen. Freilich hatte Huachinogvaneg wohl gern einen guten Speer mit sich geführt, um alle seine Kampfe allein auszufechten. Da er jedoch keine gefiederte Schlange mit sich nehmen konnte, sondern nur das Kaninchen Tul, das weniger gute Dienste leisten konnte als eine gefiederte Schlange, wäre ihm ein Speer nur hinderlich gewesen. Denn Huachinogvaneg musste statt eines guten Speeres einen langen kräftigen Lasso mit sich nehmen, um die Sonne der Nacht schaffen zu können.
Als Huachinogvaneg nun völlig ausgerüstet war, machte er sich auf den Weg zum Ende der Welt. Hier fand er eine tiefe Schlucht, in der ein großer Jaguar lebte, der hieß Cananpalehetic. Der große Jaguar kam heraus aus der Schlucht. Er sagte: »Fürchte dich nicht vor mir, Huachinogvaneg, ich bin der Welt-Jaguar. Hier ist der Ort, von dem Chicovaneg ausging, die Sonne zu schaffen. Aber er zögerte, weil ihm der Sprung zu dem untersten Stern zu weit und zu gefährlich schien. Und er trat von einem Fuß auf den anderen in seinem Denken, wie er wohl zu jenem untersten Stern springen könne, ohne in das finstere Weltall zu stürzen. Er trat so lange auf dem Boden herum in seinem Nachdenken, bis sich endlich diese tiefe Schlucht gebildet hatte. Ich kam des Weges daher, verfolgt von einem Rudel Coyotes, ausgeschickt von den bösen Göttern, mich zu vernichten. Da bot mir Chicovaneg diese Schlucht an zur ewigen Wohnung, und er errettete mich vor den Coyotes. Denn er sandte die Gefiederte Schlange aus, alle die Coyotes, die mich zerfleischen sollten, zu fressen. Und die Gefiederte Schlange fraß alle Coyotes, und ich konnte meine vielen Wunden pflegen, die mir das Rudel der wilden Coyotes gebissen hatte. Hier bleibe ich nun für ewig, um den Pfad vom Ende der Welt zu dem untersten Stern gegen die bösen Götter zu schützen. Hier magst du ruhen, Huachinogvaneg, und alle Kräfte sammeln für deine lange Reise. Und drüben ist eine große fette Prärie, wo das Kaninchen Tul sich in Frieden satt essen kann. Ich werde die Prärie wohl bewachen gegen Wölfe, Schlangen und wilde Vögel in den Lüften. « Als Huachinogvaneg nun gerastet und als das Kaninchen Tul gegessen hatte, stieg er hinauf auf den Felsen Chabuquel. Dort angekommen, sah Huachinogvaneg, dass der unterste Stern zu weit war, als dass er ihn mit einem Sprung hatte erreichen können.
Und er verzagte und fürchtete sich sehr. Das Kaninchen Tul war müde geworden von der langen Reise. Es verkroch sich in einer Spalte und schlief ein. Es schlief so fest, dass Huachinogvaneg es nicht zu wecken vermochte; und er wurde sehr betrübt, weil er nun ohne Gefährten war. Doch Chicovaneg sah ihn in seiner Betrübtheit und erbarmte sich seiner. Er sandte einen glänzenden Sonnenstrahl in den Spalt, in dem sich das Kaninchen verkrochen hatte. Es kam fröhlich hervorgesprungen, blinzelte Huachinogvaneg lustig an und sagte: »Ich werde voraus springen, und du wartest hier auf mich. Wenn ich in das Weltall Balamilal stürzen sollte und es mich verschluckt, dann ist nicht viel verloren. Du magst wohl zurückwandern und dir ein anderes Kaninchen suchen gehen. Es gibt deren viele, und ich habe mehrere Söhne, wohl zweihundertvierzig an der Zahl. Du magst dir den besten und kräftigsten aussuchen und ihm sagen, dass ich ihm befehle, dir zu folgen. Und er wird kommen.«
Darauf sprach Huachinogvaneg: »Höre, Tul, ich möchte nicht, dass du springst und in das Weltall Balamilal stürzest. Wir beide sind so gute Kameraden geworden, dass ich dich nicht verlieren möchte. Lass uns hier bleiben und warten, bis der Felsen Chabuquel, auf dem wir sitzen, höher gewachsen ist und der Sprung zu dem untersten Stern weniger weit ist als heute.« Da sagte das Kaninchen Tul: »Mein Leben ist nicht so lang wie das deine, Huachinogvaneg. Ich kann nicht so lange warten wie du. Ich muss mich beeilen, oder ich werde sonst nicht fertig mit meinen Geschäften.«
Und ehe Huachinogvaneg noch antworten konnte, war das Kaninchen Tul gesprungen. Es überkugelte sich auf dem Sprünge viele Male. Doch es sprang um seine ganze Körperlange zu kurz. Nur mit einem seiner langen Ohren tippte es an den untersten Stern, und es zappelte mit seinen Beinen verzweifelt in der Luft, nach einem festen Halt suchend. Es fiel und begann in das Weltall zu stürzen. Jedoch ein Dornenstrauch ragte über den Stern hinaus. Und als das Kaninchen zu fallen begonnen hatte, fing ein langer Ast des Strauches das Kaninchen bei einem Ohr auf, und das Ohr spießte sich an einem Dorne fest. Nach langem Zappeln gelang es dem Kaninchen, seine Beine in den Strauch zu bringen und sich hinauf zu zerren. Mit einem heftigen Ruck schlitzte es dann sein Ohr auf und befreite sich von dem Dorn. Es dankte dem Strauch und sprang darauf lustig auf den Gipfel eines Berges. Hier hupfte es so lange umher, bis endlich Huachinogvaneg, der geglaubt hatte, es habe seinen Sprung verfehlt, es sehen konnte. Nun warf er geschwind seinen Lasso auf den Stern.
Das Kaninchen fing die Schlaufe auf, befestigte sie an einer Felsensaule und winkte dann Huachinogvaneg zu springen. Als Huachinogvaneg auf dem Stern angekommen war, gingen er und das Kaninchen Tul, die Bewohner des Sternes zu grüßen. Aber die Geister der Abgeschiedenen konnten ihm nicht mehr ein so großes Stuck von ihrem Sterne geben, wie sie seinem Vater zu geben vermocht hatten. Ihr Stern wäre sonst zu klein geworden. So kam er auf seinem Wege zu allen Sternen. Und auf allen Sternen konnte man ihm nur ein ganz kleines Stückchen geben, um die Sterne nicht zu klein werden zu lassen. Jedoch Huachinogvaneg war dessen wohl zufrieden. Denn nun wurde die Sonne der Nacht nicht so glänzend und nicht so groß, wie die Sonne des Tages war. Und immer, wenn Huachinogvaneg ein neues Stückchen von einem Stern erhalten hatte, band er es an seinen Lasso und ließ es hinuntergleiten in das kalte Weltall, um es abzukühlen. Und so geschah es, wie er gewollt hatte, dass es geschehen sollte. Die Sonne der Nacht war weniger glänzend und weniger groß als die des Tages. Und sie war kalt.
Als er nun alle Stückchen Sterne auf seinem großen Schilde befestigt hatte, leuchtete den Menschen auf Erden eine Sonne auch in der Nacht. Aber Huachinogvaneg, aller Wünsche seiner Mutterwohl gedenkend, war mit seiner Schöpfung noch nicht voll zufrieden. Und er sagte zu dem Kaninchen: »Ich konnte keine Sonne schaffen, groß und schön, wie die ist, die mein Vater schuf. Auch mangelte es mir an großen Stucken von den Sternen. Mein Vater ist ein tapferer Kämpfer. Ich hatte wenig Kämpfe auszufechten. Aber ich habe Klugheit, und der Klugheit habe ich mehr als der Tapferkeit. Darum bin ich des Vaters würdig, und meiner Mutter, die mich sandte, meinen Vater zu grüßen. Mein Vater schuf eine Sonne, die immer gleich bleibt in ihrer Schönheit und in ihrer Glut. Ich aber schuf eine Sonne, wie meine Mutter sie erdachte, eine Sonne, die bald groß ist, bald klein, bald voll ist, bald völlig verlischt.« Da fragte das Kaninchen Tul: »Wie willst du das machen, Huachinogvaneg?«
Da nahm Huachinogvaneg seinen leichten Schild, gefertigt aus feinen Fasern des Maguey, in seine rechte Hand und schob diesen Schild langsam über seinen großen Schild am linken Arm. Als er das tat, wurde die Sonne der Nacht kleiner und kleiner, bis sie endlich von dem leichten Schild ganz verdeckt wurde und nur ihre Form, jedoch ganz verdunkelt, sichtbar blies. Dann, als er den großen Schild lange genug verdeckt gehalten hatte, zog er den leichten Schild wieder langsam fort, und die Sonne begann groß und grösser zu werden, bis sie ihre volle Gestalt wiedergewonnen hatte. Als seine Mutter das auf Erden sah, rief sie alle ihre Nachbarn herbei und sagte: »Nun darf ich mich hinlegen und sterben; denn ich habe einen Gatten gehabt, der ein tapferer Kämpfer war, und ich habe einen Sohn geboren, der an Klugheit grösser war als sein Vater.«
Und als Lequilants das gesagt hatte, neigte sie sich gegen die Erde und verschied auf ihren Knien. Und die Männer ihres Stammes nahmen sie auf und trugen sie auf den höchsten Berg des Landes, wo sie ihrem Gatten und ihrem Sohne für ewig näher ist als alle anderen Menschen. Und der Himmel bedeckte sie mit ewigem Schnee. Und der erste Strahl, den Chicovaneg am Morgen eines jeden neuen Tages aussendet, küsst ihr Haupt, ehe er alle anderen Menschen erreicht. Und der letzte Strahl, den Chicovaneg am Ende jedes Tages über die Erde sendet, hüllt ihre Gestalt in eine rotgoldene Pracht, der nichts gleichkommt auf Erden.
Als nun alles beendet war, fand es sich, dass Huachinogvaneg auf seinem Wege über das Himmelsgewölbe stolperte und sich verspätete und die Menschen auf Erden in ihren Rechnungen irre wurden. Denn wo immer Huachinogvaneg auch ging, da war ihm das Kaninchen Tul im Wege. Es hupfte vor ihm herum, hinter ihm her und lief ihm zwischen die Beine, allerlei Spiel mit ihm treibend. Dessen wurde Huachinogvaneg endlich müde, und er sprach: “Die Menschen auf Erden werden denken, ich sei ein betrunkener Wicht, und sie werden mir keine Tempel bauen und keinen Tag und keine Zeit mir zu Ehren nennen. Dich kann ich nicht mehr brauchen, Tul, und du wurdest mir eine Freude bereiten, wenn du dich nun aufmachtest, zurückzukehren auf die Erde und mit deiner Familie glücklich zu leben und in Frieden und tausend Söhne mehr zu zeugen. Ich weiß, dass du die Nächte mehr liebst als den Tag und nur in der Nacht dein Futter suchst. Ich werde dir gewiss die Nächte gut erleuchten und dich warnen, wenn Coyotes oder Schlangen hinter dir her sind. Aber nun ist es Zeit für dich, dich hier fortzumachen; denn du bist mir nur im Wege, und du treibst nichts als Unfug.« Darauf hockte sich das Kaninchen Tul hin, blinzelte Huachinogvaneg an und sagte: »Aus langer Erfahrung weiß ich, dass die Menschen keine Dankbarkeit kennen und nie wissen und nie wissen wollen, was Dankbarkeit ist. Damit habe ich mich abgefunden, lange ehe ich dich kannte, Huachinogvaneg. Aber du bist kein Mensch. Nicht der Mensch. Du bist nun ein Gott geworden, der Tempel auf Erden hat und der seine eigenen Tage und Zeiten den Menschen auf bestimmt. Und dass ich heute erfahren muss, und durch dich, Huachinogvaneg, dass selbst ein Gott nicht weiß, was Dankbarkeit ist, das schmerzt mich. Ich habe gedacht, wir sind Freunde. Auch habe ich erwartet, dass die Menschen mich zu einem halben Gott wenigstens machen werden, wenn schon nicht zu einem Ganzen.«

Da sagte Huachinogvaneg: »Das ist alles richtig, was du sagst, Tul. Aber siehe, ich kann dich hier nicht gebrauchen. Du hupfst mir ewig im Wege herum. Springe schon zu und springe hinunter zur Erde. Vielen Dank für die Mühen, die du dir gabst, mir ein wenig zu helfen. Ich hatte am Ende meinen Weg auch ohne dich gemacht, dessen darfst du gewiss sein. «
Und das Kaninchen sagte: »so gewiss war das nicht, Huachinogvaneg, an dem Tage, als du am Rande der Schlucht standest, wo der Jaguar Cananpalehetic lebt. Ich habe wohl gesehen, wie du begannst, von einem Fuß auf den anderen zu treten, und eine neue Schlucht zu bauen gedachtest. Aber ich habe nichts gesagt. Freilich kann ich hinunter zur Erde springen. Aber ich bin nun alt geworden, und ich kann nicht mehr so gut springen, als ich es konnte, einst, als wir zusammen auf die Wanderung gingen. Und wenn ich einen einzigen Sprung verfehle, dann falle ich in das kalte Weltall. Du kommst nicht, mir wieder herauszuhelfen; denn du musst dich nun um die Zeit der Menschen kümmern. Und auch wenn ich nicht absturze ins Weltall, so komme ich auf Erden an mit gebrochenen Beinen. Soviel schönes Licht du mir auch gibst in der Nacht, das kann ich nicht essen. Auf Erden brauche ich Gras, und wenn meine Füße alle zerbrochen sind, kann ich mir mein Futter nicht suchen; wenn ein Coyote hinter mir her ist, kann ich ihm nicht entwischen; wenn ein Adler über mir kreist, kann ich mich nicht rasch genug in meiner Höhle verkriechen. So komme ich an auf Erden und lebe keinen Tag lang. Und ob es dir nun gefällt oder nicht, ich hupfe dir zwischen den Beinen herum und renne auf deinem Wege hin und her, solange es mir gefällt, oder bis du mich endlich auch zu einer Sonne machst. «Da wurde Huachinogvaneg wütend. Er packte das Kaninchen bei den Ohren und gedachte, es hinauszuschleudern in das Weltall Balamilal.
Jedoch das Kaninchen wandte seinen Kopf hin zu ihm, blinzelte Huachinogvaneg lustig und vertraulich an und strampelte vergnügt und furchtlos mit seinen Beinen in der Luft umher. Da erinnerte sich Huachinogvaneg des Sprunges, den das Kaninchen mit diesen strampelnden Beinen für ihn getan hatte und bei dem es sein Leben gewagt hatte, damit er ein Gott werden möchte. Und Dankbarkeit kam auf in seinem Herzen und Ließe zu den natürlichen Geschöpfen. Und von diesem Augenblick an wurde er ein Freund der Liebenden. Er zog das Kaninchen an seine Brust und koste es. Dann sagte er: »Ich habe nur gescherzt, Tul, als ich dich hinunter senden wollte, zurück zur Erde. Du sollst für ewig bei mir bleiben, als Zeichen, dass ich verbunden bin mit allem Wechsel im natürlichen Verlauf allen Lebens der Erde. Ich will dich mitten auf meinen großen glänzenden Schild setzen. Und auf diesem Schilde will ich dich immer mit mir tragen auf allen meinen Wegen. Und die Menschen auf Erden sollen dich für ewig mitten auf meinem Schilde sehen, damit sie wissen, dass Dankbarkeit wohl selten ist, doch nicht ganz verloren ging und zuweilen, unter besonderen Verhältnissen, vielleicht entdeckt werden kann. « Und als Huachinogvaneg das gesagt hatte, brach er inmitten seines großen Schildes viele Stückchen von Sternen, die er mit so vieler Muhe gesammelt hatte, wieder aus und setzte das Kaninchen Tul an deren Stelle, wo es heute noch zu sehen ist. So begab es sich, dass auch das Kaninchen in den Kalender der Menschen kam, als ein Zeichen, dass es geholfen hatte, den Menschen eine Sonne für die Nacht zu schaffen.