Zbigniew Herbert: poëzie

 

Zbigniew Herbert

  • Bericht aus dem Paradies
  • Wintergarten
  • Kiesel
  • Herr Cogito meditiert über das Leid
  • Meneer Cogito en de loop van de gedachten

 

Bericht aus dem Paradies

Im paradies dauert die arbeitswoche dreißig stunden
die löhne sind höher die preise fallen ständig
die physische arbeit quält nicht (infolge kleinerer zugkraft)
das holzhacken macht so viel aus wie das maschinenschreiben
die staatsform ist haltbar und die regierung vernünftig
wahrhaftig im paradies ist es besser als irgendwo sonst

am anfang sollte es anders sein –
strahlende kreise chöre und stufen der abstraktion
aber den körper genau von der seele zu trennen
mißlang und sie kam hier an
mit einem tropfen fett mit einem faden muskel
man mußte beschlüsse fassen
das körnchen des absoluten mit dem körnchen lehm vermischen
noch eine abweichung mehr vom dogma die letzte
Johannes nur hat es vorausgesagt: ihr werdet wiederauferstehen im fleisch

Gott bekommen nur wenige zu gesicht
er existiert nur für die aus reinem pneuma
der rest hört nachrichten von den wundern und sintfluten
mit der zeit werden alle den Gott zu sehen bekommen
wann dieses wahr wird weiß niemand

vorerst am samstag zwölf uhr mittag
heult die sirene süß
und blaue proletarier kommen aus den fabriken
sie tragen unter dem arm ihre flügel linkisch wie geigen

Zbigniew Herbert

 

 

Wintergarten

Die klaue des frosts hat ans fenster geklopft
das auge öffnet sich zum garten
die bäume für die sinne unbeweglich
kreisen schnell im leichten glas
und nur die unvorsichtige klaue
erklärt mit entladenem rauhreif den flug

es gibt keine erde mehr keine klebrigen tatzen
die in den leichen den blumen scharren
hinter die wolke des schnees getragen
auf linien leichter gravitationen
und nur eine weile schwarze stämme
und nur ein ast so dumpf wie ein bass
erinnerten an die stimme der erde
bevor sie das feuer des frosts betäubte

aus rhomben dreiecken pyramiden
zum trotz – der ruhelosen linie
der haare durch die blut fließt
den seiden in unvernünftigen falten
dem grünen sarg für den falter –

aus rhomben dreiecken pyramiden
baute man wieder den klugen garten
mit einem diamanten knüpft die fläche das netz
er wird nicht mehr insekten rufen
zum festmahl des honigs und des gifts

den frost willkommen heißen wenn er dir den vögeln
mit geübten schnabel das herz herausnimmt
die spur wie nester zerbricht unterwegs
und über den fluß zu gehen befiehlt

dem schwarzen stamm dem schweren leib
entwächst ein zweig der weiße atem
damit das atom aller unserer träume
sich abermals mit der luft verbindet

Zbigniew Herbert

 

Kiesel

Der kiesel ist als geschöpf
vollkommen

sich selber gleich
auf seine grenzen bedacht

genau erfüllt
vom steinernen sinn

mit einem geruch der an nichts erinnert
nichts verscheucht keinen wunsch erweckt

sein eifer und seine kühle
sind richtig und voller würde

ich spür einen schweren vorwurf
halt ich ihn in der hand
weil dann seinen edlen leib
die falsche wärme durchdringt

– kiesel lassen sich nicht zähmen
sie betrachten uns bis zum schluß
mit ruhigem sehr klarem auge

Zbigniew Herbert

 

Herr Cogito meditiert über das Leid

Alle versuche
den sogenannten kelch der bitternis abzuwenden –
durch reflexion
besessenen einsatz zu gunsten der heimlosen katzen
durch tiefes atmen
durch religion –
enttäuschten

man muß sich fügen
den kopf sanft senken
nicht die hände ringen
sich maßvoll und ungezwungen des leids bedienen
wie einer prothese
ohne falsche scham
doch ebenso ohne überflüssigen hochmut

nicht mit dem stumpf
über den köpfen der anderen fuchteln
nicht mit dem weißen stock
an die fenster der satten klopfen

den sud dieser bitteren kräuter trinken
doch nicht zur neige
vorsorglich ein paar schluck
für die zukunft lassen

annehmen
aber zugleich
innerlich absorbieren
wenn möglich
aus der materie des leids
ein ding oder eine person erschaffen

spielen
mit ihm
natürlich
spielen

spielen mit ihm
sehr behutsam
wie mit einem kinde
das krank ist
und das man am ende
mit albernen kunststücken
doch zu einem schwachen lächeln
zwingt

Zbigniew Herbert

 

 

Meneer Cogito en de loop van de gedachten

 

De gedachten de vrije loop laten –

Is een gewone manier van zeggen

 

Deze manier

Overschat de beweeglijkheid van de gedachten

 

Het merendeel

Staat roerloos

In het saaie landschap

Van grijze heuveltjes

En verdorde bomen

 

Af en toe komen ze

Bij een woeste rivier van vreemde gedachten

Blijven op één been

Aan de kant staan

Als hongerige reizigers

 

Met verdriet

Denken ze aan hun opgedroogde bronnen

 

Ze lopen er wat rond

Op zoek naar zaadjes

 

Ze gaan niet

Want komen nergens

Ze gaan niet

Want kunnen nergens heen

 

Ze zitten handenwringend

Op een steen

Onder de donkere

Lage

Hemel van de schedel

Zbigniew Herbert

mystiek

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