gedichten van Drach, Kolmar, Enquist – Der Tag

Albert Drach:

 

  • Tod
  • Aus der Tiefe
  • Der Rebelle
  • Winter
  • Die Menge an Gott
  • Die Ferne, der wir verfallen sind
  • O Licht, gib Antwort
  • Die Nähe, die uns verhängt ist
  • Lied von der Nacht
  • Der Tag ist vertan
  • Der Tag sinkt in den Tod hinaus
  • Der Tag
  • Südlicher Sang
  • Heller Himmel
  • Sang auf dem Gipfel

 

Gertrud Kolmar:

  • Kanarienrose
  • Wappen van Ahlen
  • Wappen van Bomst
  • Wappen van Bücken
  • Wappen van Frauenburg
  • Wappen van Gemünden an der Wohra
  • Wappen van Gilgenburg
  • Wappen van Irlich
  • Wappen von Königswalde
  • Wappen van Magdeburg
  • Wappen van Schlappe
  • Wappen van Sonnewalde
  • Das Herz
  • Ich weiß es
  • Noch eins
  • Der Brief
  • Junilied
  • Ich kehre müde heim zu später Stunde

 

Anna Enquist:

  • TERUGKEER VAN DE JAGER
  • VIER MEI
  • POLIKLINIEK
  • VAN VERLANGEN
  • ‘ERBARME DICH’
  • DIE UEBERSCHWEMMUNG HEIDELBERGS (ANSELM KIEFER)
  • VLIEGVELD
  • EEN ANDER GEZICHTSPUNT
  • WEGGAAN
  • WEERZIEN
  • ‘ONTEEUWIGEN’
  • POËTICA
  • HABANERA
  • HET RAADSEL
  • JULI
  • Retour
  • ONTSNAPPEN
  • REIZEN
  • TUIN, WATER, TUIN
  • EEN NIEUW JAAR
  • SMAAK
  • Mijn zoon
  • STRIJKKWARTET
  • TUCHTHUIS BANDELOOS
  • REQUIEM
  • INVASIE
  • SEIZOENEN

 

Tod 

 

Eis geht um welken Brand.

Geknickte Flamme biegt sich aus verbrauchtem Docht.

Hohles Schauern greift die Seele, die düster pocht,

Lüstern nach letzter Letzung, und verraucht im Sand.

 

Auf Rädern angefahren grell und geil

Wirbeln in Hast Erinnerung und Erlebnis.

Die Welt steht werbend, sehnsüchtig und hell,

Zu Häupten beugt sich das fremde, äusserste Begebnis.

 

Davon sind die Umgebenden seltsam behaucht,

Als stürben sie für den so tief Entfernten.

Sein Schlaf ist einsam und erlaucht,

Der Atem fällt von dem Entkernten.

 

Aus der Tiefe

 

Ein Platz wie eine Narbe, Leidens satt,

Wie eine Trommel, abgetönt und platt.

Die Welt sank langsam abwärts wie ein Blatt,

Das fern ein Zweig verloren hat.

 

Sturm schreit und reisst uns an den Ketten wund

Und schmettert in der hingehauchten Sterne Bund.

Die Berge sind hoch, aber hohl, wie Kraterkrüge rund.

Der Sumpf schwillt. Es versickert See und Sund.

 

Frucht in der Faust, sonder Kern und Keim.

Schluchten versteckt sich in schmutzigem Schleim.

Wir haben die Haut und haben kein Heim.

Unser Leben ist eitel Reim und Leim.

 

Der Rebelle 

 

Er manchmal wacht’ zu früh am Tage,

Erzengel nicht, nur Bauer, der erkannte,

Dag eine Sonne sonst am Himmel brannte,

Und rief ihr Licht, dass es ins Dunkel rage.

 

Sie aber schien nur seiner Sorg und Plage

Und hörte nicht, das er sie rufend nannte,

Weil sie dem schlechten Mann den Rücken wandte,

Dass sie ihr Leuchten seinem Wunsch versage.

 

Stattdessen trug er Fackeln in die Nacht

Und sah die Dinge nicht in Ordnung liegen

Und merkte auch, was Recht ist, hat nicht Macht.

 

Das war nicht gut, er ging die Macht bekriegen

Mit seinem Recht, und wurde umgebracht,

Sein Unrecht mit dem Tode aufzuwiegen.

 

Winter

 

Der Winter wiegt in Weiss die Welt zutode.

Vergehend fleht der Tag zum ersten Sterne

Und fasst nach einem Zipfel seiner Ferne,

Dass nicht die Nacht ihn aus der Erde rode.

 

Die Armen frieren bei versteintem Brode.

Die kalte Hand gibt nichts und geigelt gerne,

Dass der Verlassne auch das Schauern lerne,

Denn Not und Furcht sind van der gleichen Mode.

 

Mit kranken Perlen aus der Kälte Zwang

Will sich im Schlaf der schlichte Sinn beflittern.

Und unten geht die Zeit mit lahmem Gang.

 

Doch während Greise nun in Siechtum zittern,

Erhebt der Knabe sich im Überschwang

Durch weisse Nacht zu Höhn und Ungewittern.

 

Die Menge an Gott 

 

Zu wählen ernst,

Zu folgen furchtbar

Den weiteren Weg

Durch Irrnis vor ihn.

Gestampf der Massen

Verruft die Spur.

Was bleibt, liegt vorbei.

Was flieht, das zerstiebt.

In Staub und Grau

Vielleicht spielen Kinder

Vor verborgener Pforte

Zum Herzen des Herrn.

 

Aber der Atem

Des Nebels nährt

Mit Dunst unser Dunkles.

Steine schmiedet

An die Fersen uns Furcht.

Hunger höhlt

Den Traum der Seele.

Wie auch außerdem

Hätten wir Himmel

Als gefeit vom Feuer

Der Hölle gegen Teufel,

Als geheiligt vom Leid

Und vom Grauen gekrönt?

 

Verdrängt in der Menge

Jeder von allen

Wie Spreu versprengt,

Weit einsamer einer

Als wer allein

Auf schmalem Pfad

Hellen Höhn

Sich in Andacht nähert.

 

Breite Straße

Zu treten, die ohne Trost

Zur Verdammnis sich dehnt,

Hat uns die Macht vermocht.

Breite Straße zu schreiten,

Die durch Verdammnis sich windet,

Durch Kerker sich krümmt,

Durch Höllen sich bäumt

Bis vor Gott,

Hat ein Funken im Blut

Dumpf uns berufen,

Der nicht untergehn will.

 

Stiller steigen Sterne

Van Flügeln geführt

Zu begnadetem Gang.

Süßer küssen

Blumen den Duft

Liebenden Blühns in das All.

Strahlender bahnt Gesang

Sich ins Blau, und entblößter

Legen Engel ihr Herz

Auf die Waage der Wahrheit.

 

Wir, in Wolken vermummt,

Wir, in Ketten gezerrt

Tief hinab in die Nacht,

Blutig und brennenden Munds

Gleich entkommenem Strolch,

Gleich gezeichnetem Kain

Pochen wir an das Tor

Zärtlich nicht, doch zögernd.

Denn uns duckt das Verbot.

Blinzelnd ins Grelle der Pracht

Drückt uns Armut erdwärts

Und geschulterte Schuld.

 

Hinter gehütetem Tore,

Herr, erhöre uns, du!

Grässliche Nacktheit

Sparen wir deinem Aug,

Göttlichem Auge des Rechts.

Aber noch immer die Sehnsucht

Schluchzt uns im Blut,

Glück am Gifte geprüft,

Kind des Himmels, verirrt in uns.

 

Im Schlamm eingeschlossen,

Mit Schmutz geschminkt,

Durchs Joch gejagt,

Tragen wir trotzig

Die Last unser Los

Und entsagen der Klage.

Doch dein Kind, das wir

An unsren Seelen gesäugt,

Stillten mit unsrem Blut,

So in Qualen uns quoll

Aus zerhämmerten Herzen,

Nimm es rettend zurück!

 

Unser Schutz wurde schwach.

Unser Tag wurde müd.

Unser Glühn ist versiegt

Am Durste deines Kinds.

Doch hat es teil an uns tief,

Weil es aus Tiefen uns trank,

Weil es aus niederster Neige

Noch erlechzte sein Licht.

 

Leuchten mög es drum

Über uns und leuchten,

Nicht von Schwielen entstellt,

Noch vom Gebreste zernagt, N

och am Jammer verfault.

 

Preisen mög es drum

Über uns und preisen

All die Hoheit der Not

Und das Edle des Elends

Und in der Schande noch Schönheit!

 

Beten mög es für uns

Über uns und für uns,

Besser als wir, weil seliger.

 

Ora pro nobis.

 

Die Ferne, der wir verfallen sind 

 

Die Ferne, der wir verfallen sind,

Weit jenseits dem Weg, weit außer dem Traum,

Befiehlt uns Jungen zu folgen,

Bekehrt uns Männer zu kämpfen,

Betört uns Greise zu glauben.

Fremd uns, aber willkommen

Steht sie vor dem Tor eines Tags, eines Nachts.

Wie sollten wir uns wundern,

Die wir auf Wunder warten

Alle Tage des Alltags.

 

Lauen außer der Mauer

Ein Licht, Geborgene lockt es

Zurück in den Sturm,

Besonnene holt es

Hinaus in das Grauen,

Entwindet dem Willen

Die Gnade der Wahl.

Ihr Licht und doch Lächeln

Und den Mund des Kindes, der Schönen,

Glitzernd in der Stille der Firne,

Funkelnd durch das Dunkel des Grunds.

 

Ihre Stimme bestürmt uns,

Ihr Ruf erreicht uns

In heißestem Herzen.

Ihr Wink gewinnt uns

Aus Verzug und Verzicht.

Wie wollten wir uns weigern,

Die wir offen sind für Gott

Aus allen Poren der Ahnung.

 

Im Lärm des Lebens

Bei ratterndem Rad,

Bei humpelndem Hebel,

Bei keuchendem Kran

Ihre Weise verworren,

Verloren ihr Lied.

Man greift seinen Grund nicht,

Besitzt seinen Sinn nicht.

o Sang unsagbar.

 

Tief unter der Ruhe

Liegt ein See

In schlafender Schlucht.

Drin verklärt der Himmel sich,

Betränt von Gestirnen,

Drin beschaut der Herrgott sich,

Doch niemand sieht ihn.

Tief unter der Ruhe

Bleibt alles geheim.

 

Sucht uns ihr Ruf?

Das Schweigen schreit.

Ein Zeichen zieht uns,

Die Ferne führt uns.

Ihr Zauber besitzt uns

Wie Lippen der Liebsten,

Doch entzieht sich dem Kuss.

Wir kämpfen für Könige,

Wir sterben für Sterne.

 

Die Ferne, der wir verfallen sind,

Lauert außer der Mauer.

Ihre Stimme bestürmt uns

Im Lärm des Lebens.

Tief unter der Ruhe

Sucht uns ihr Ruf.

 

O Licht, gib Antwort 

 

o Licht, gib Antwort!

Gib Brot uns, Licht!

Wir finden nicht hin.

Wir zerren am Kleid.

Wir hängen am Saum.

Wir fragen, wir fordern.

Des Himmels Brust

Ist karg den Armen.

Ja wird nie gesagt,

Brot wird nie verschenkt.

 

Wir bleiben wie Blei.

Der Boden hat uns.

Der Boden behält uns.

Flügel gehören uns nicht.

Wir können sie stehlen,

Um an Höhn zu verbrennen.

Das Feuer verzehrt uns,

Das Licht erlöst uns nicht.

 

Und Grenzen schneiden.

Wo dürfen wir glücklich sein?

Das Glück ist verboten,

Die Welt ist begrenzt.

Wir rühren an Ränder

Mit blutigem Finger.

Trüb in den Tiefen

Taumelt der Blick.

Fest ist es dort nicht,

Fuß fasst dort niemand.

O unter dem Leben

Schläft ein Abgrund.

O unter dem Leben

Klafft der Tod.

 

Die Welten entzwei

Hält ein Verhängnis.

Drunten die Wurzeln

Im Ernst der Erde

Gebückt in den Boden

Verbluten in Blüten

Ihr Mark und die Macht,

Verschenken die Schönheit

Verwunderten Blumen.

Die spielen mit Düften,

Tanzen mit Faltern,

Lispeln dem Lichte,

Küssen mit Göttern.

Denn die Blüten

Werden erwählt,

Aber die Wurzeln

Wurden verworfen.

 

O Licht, gib Antwort!

Wir bleiben wie Blei,

Und Grenzen schneiden

Die Welten entzwei.

 

Die Nähe, die uns verhängt ist 

 

Die Nähe, die uns verhängt ist,

Umklammert mit Mauern den Mut uns,

Behält unser Herz in lauen Händen,

Drückt ein Dach uns zwischen das Haupt und den Himmel.

 

Nicht weiter reichen, als wo die Füße

Schon Festes fühlen oder die Arme

Sich noch halten im Hang oder der Rumpf

Noch folgt Schwere bürdend dem Geist.

 

Nicht sichrer sehen als bis an die Finger,

Die uns gebunden und fremd bedienen,

Aber im Rasten verkappen ein Lauern.

Niemand auch sieht sich ins Gesicht.

 

Nicht heller hören als unser Echo,

Allein das Echo gehört nicht zu uns.

Es ist verfälscht durch die Stimme der Wände

Und doch von der Stimme der Wände verschieden.

 

Nicht tiefer tasten als nach dem Ausweg,

Nur dass es einen Ausweg nicht gibt.

Niemals durchdringt der Mut die Mauern.

Das Herz bleibt in lauen Händen behalten.

 

Nicht uns zu eigen und niemand sonst.

Der Geist eines Gottes ergeht nicht an uns,

Denn niemals dringt das Draußen nach drinnen,

Aber drinnen ist nichts mehr Gott.

 

Die lauen Hände, in die wir gelegt sind

Sie sind von keinem Sinn geführt,

Sie sind an keinem Körper gewachsen,

Und ohne Gnade und Fluch des Bluts.

 

Wir tragen das Dach als wären es Welten,

Zu starr, um zu heben, zu schwer, um zu schweben,

Aber vor Tiefen taumelnd und schaudernd.

Niemand taucht dem Tod auf den Grund.

 

Und so geht der Nächste nicht ferner.

Keiner der Kommenden stößt mit dem Haupt

Durch sein Schicksal hindurch, welches

Den Mut ihm umklammert mit Mauern.

 

Lied von der Nacht 

 

Die Nacht, durch die wir gehn,

Nacht ohne Aug noch Traum.

An Fenstern, die wie die Wächter spähn,

An Lichtern, die entfliehend flehn,

Und draußen der rauhe Raum.

 

Es ist keine Mündung, die uns erlöst,

Denn der Tod ist ohne Trost.

Am Leben vorüber, das wir gelost,

Hatten Gott nicht geschmeichelt, noch ihn erbost.

Doch weckten wir mit dem harten Tritt

Den Teufel, der im Düster döst,

Der nahm uns mit.

 

Wir schickten aus unsern schrecklichsten Schrei,

Der stürzte als Sturm am Herrn vorbei,

Hat sich nicht ermannt,

Ihn zu wecken.

Die heißen Tränen, die wir geweint,

Auch sie, zu stummen Sternen versteint,

Am Himmelsrand Blieben sie stecken.

 

Der Tag ist vertan 

 

Der Tag ist vertan.

Der Gläubiger Nacht

Verlangt seine Schuld

Ohne Gnad und Geduld,

Denn er hat jetzt Macht

Uns fordernd zu nahn.

 

Der Tag sinkt in den Tod hinaus 

Aus dem Passionsspiel

Frühe Fassung

 

Der Tag sinkt in den Tod hinaus,

Es fallen den Bäumen die Blätter aus.

Das Meer versickert Lot für Lot.

Wo nehm ich her mein heutig Brot?

 

Vom Himmel will nicht Manna schnein.

Gott bröckelt ab wie dürrer Stein.

Auch vertrocknet der Tränensaft.

Wo nehm ich Liebe und Leidenschaft?

 

Bald gibt es nirgends Gesichter mehr.

Das große Loch der Welt wird leer.

Papier und Tinte gibt es nicht.

Wo tauch ich ein und schwärze mein Gedicht?

 

Der Tag 

Späte Fassung 

 

Der Tag reift in den Tod hinaus.

Nacht fällt herab aus deinem Traum.

Leis gehn in dir die Lichter aus.

Schwer schwebst du über tiefem Raum.

 

Es wird so sein, wie es immer war,

Nur dass sich deine Fahrt erfüllt

Und dass sich langsam bang und klar

Hinter dem Blick das Nichts enthüllt.

 

Südlicher Sang 

Frühe Fassung 

 

Heller Himmel

Umarmt das All.

Schwellend schwelgt

Die Erde im Ewigen.

 

Föhn durch die Föhren.

Blut in den Blumen.

Heimat im Hauch.

 

Es gab dir der Geber

Süße des Südens

Und reichliche Reife,

Du fromme Frucht!

 

Atme die Angst aus!

Lachendes Leben

Streut seine Strahlen

Und tötet den Tod.

 

Herbstlich hüten dich

Klammernde Kleider

Wider Frühling und Frost.

 

Weißt du, wie weit

Der Nachen der Nacht

In den Traum hinaustreibt,

In den See des Sehnens-?

 

Die Spangen entspannen sich.

Wunsch verweht die Gewänder…

 

Heller Himmel 

Späte Fassung 

 

Heller Himmel

Umarmt das All.

Schwellend schwelgt

Das Blühen im Glück.

Wir sind mit Sinnen verstrickt

In das Lachen der Landschaft.

Atme die Angst aus!

Wind wirbelt hin,

Was dich hütet und hüllt.

Es liebt in dir.

 

Sang auf dem Gipfel 

 

Die Höhen heben sich

Geflügelt und flügge.

Es tanzen die Tage.

Geliebte! Fühlst du das Füllhorn,

Das uferlos-unsre?

 

Wir können nicht stürzen.

Wir können nicht sterben.

In Ahnung und Atem

Mit Welten verwandt,

Blühenden Blutes,

In Gang und Begehren

Sieghaft und sicher

Belagern wir lachend

Den Berg und erbeuten

Die offene Sonne.

 

Die Siedlungen versinken.

Niemandes Spur bespeit

Den verwegensten Weg.

Jetzt sind wir hoch über allen Menschen und Dingen.

 

Komm, du, mein Gott, wir wollen ringen!

 

Albert Drach. Gedichte 2009 (Verlag Paul Zsolnay)

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Kanarienrose 

 

Ville de Paris

Des Mädchens Taubenhände gurrten zahm

Aus licht zitronenfarb und grüner Seide;

Ihr Haar hing schwarz und still und gleich der Weide,

Und ihre Blicke sanken als ein Gram

 

Auf jenen Vogel, der von Inseln kam,

Dem zaubernd sie aus weichem Fiederkleide

Die Rose träumte. Blühendes Geschmeide.

Ein Duft, wie Wein so gilbend, sü6 wie Rahm,

 

Sang aus dem Käfigglase, blauem Becher,

Mit feinem Tönen, hauchte zitternd nieder

Und lag an ihrem märchenbunten Schuh

 

Gefaltet, blass, wie ein verlorner Fächer.

Sie neigte sich. Da ward er Vogel wieder

Und schwirrte den Kanarienwäldern zu.

 

 

 

Der Gedichtzyklus „Das preußische Wappenbuch“ hat einen erstaunlich banalen Auslöser: Er ist Sammelmarken der Firma „Kaffee Hag“ mit Stadt-Emblemen entnommen. Ihren Bilddeutungen legt Kolmar ganz persönliche Erfahrungen und von ihr selbst geschaffene Mythen zugrunde. Eine rätselhafte Bildaussage wird mit einem Rätsel, ein paradoxer Vorgang mit einem paradoxen Spruch beantwortet, Werden im Vergehen, Heranwachsen und Reifen im Sterben aufgehoben.

 

http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/gertrud-kolmar-gedichte-von-weltrang.html

zie ook:

http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/daslyrischewerk-r.htm

 

Wappen van Ahlen 

In Rot ein gerundeter silbriger Aal mit Flügeln und goldener Krone 

 

Alles ist seltsam in der Welt;

Ich bin Anfang und Ende.

Wasser, das dir vom Auge fällt,

Mörders Scharlachspende

Netzt meine flügligen Hände.

Ich bin der Aal –

Duck dich, duck dich!

Gebannt und fahl –

Duck dich, duck dich!

Wahrlich, Ich töt dich.

 

Ich feuchte tief einen roten Grund

Mit lieblich schlüpfriger Kühle;

Quäl ich lächelnd den Erdschoss wund,

Wackelt zitternd die Mühle.

In Stuben rücken die Stühle.

 

Gerne beiß ich in meinen Schwanz,

Sauge am Schleim, dem nassen.

Was ich da tu, ist Allerweltstanz;

Sie will ihr Endliches fassen.

Und kann sies nicht, muss sie es lassen.

Einst hüpft ich nachts vor Wucherers Haus,

Flatternd, doch ohne Füße.

Die Kuppelgreisin kroch meckernd heraus,

Dass meine Krone sie grüß

Und hurte mit meiner Süße.

 

Nun bin ich in Bildern verwünscht und gefeit –

Über mir rascheln die Ähren –

Und mache nur noch van Zeit zu Zeit

Hirnkranke Kinder gebären.

Mütter werden sie nähren.

Ich bin der Aal –

Duck dich, duck dicht

Gebannt und fahl –

Duck dich, duck dich!

Wahrlich, Ich töt dich.

 

Wappen van Bomst 

In Rot zwei schräggekreuzte goldene Schlüssel 

 

Immer sind wir Blaubarts Frauen;

Immer wohlvermahnt,

Wird der Wahrheit keine trauen,

Die sie zitternd ahnt.

Immer dräut ein leises »Wende! «,

Zögernd schleppt der Schuh,

Und wir heben frevle Hände

Doch der Pforte zu.

 

Wenn wir erst den Riegel fassen,

Wenn die Spalte klafft,

Können nie den Raub wir lassen,

Den wir heut gerafft,

Nie das rote Becken wieder,

Das die Häupter eint,

Nie die fortgestückten Glieder

Und das Herz, das weint.

 

Diese graungefüllte Schüssel

War doch unser Ziel,

Schandenfleck am goldnen Schlüssel,

Der uns niederfiel,

Den gekrampfte Finger reiben,

Den die Träne netzt:

Ach, es muss uns ewig bleiben,

Was in Elend hetzt.

 

Der den Eingang uns verboten,

Kehrt schon morgen heim,

Legt uns milde zu den Toten

In den blutigen Schleim,

Ob die Lippen auch verklagen,

Was der Blick gesteht,

Sich die Hände, abgeschlagen,

Falten zum Gebet.

 

Immer sind wir Blaubarts Frauen,

Immer wohlbelehrt,

Und Verdammnis dürfen schauen,

Die Gericht begehrt.

 

Wappen van Bücken 

Aufgerichtet auf goldenem Grund zwei schwarze rotkrallige Bärentatzen 

Für K.].

 

Lag ich und schlief, da dieses Eine geschah?

Saß ich und träumte? Frühling und Krokusbeet?

Mählich flossen die tickenden Stunden ab

Aus der Uhr. Die Stunden sind lange verweht.

 

Von deinen Wimpern stäubte, da du sie hobst,

Goldener Seesand, überrieselte mich.

Zwischen den Augen sog sich bläulich und zart

Schattender Falter fest: da küsste ich dich.

 

Um dein blondes Haar strich Schwinge des Tags,

Auf deiner Schulter kniete nächtige Ruh;

Fernher winktest du mir wie durch einen Wald.

Sprachst du? Das weiß ich kaum. Doch sagte es: Du.

 

Und die Hände sanken wie Moorerde schwer.

Ach, deine Hände lagen auf meiner Brust,

Auf der Frau, die stumm und sinnlos sich bot,

Dick und haarig wie Moos, ein schwarzes Gekrust.

 

Irgendwo boll ein Jagdhund, fiel eine Axt,

Sang ein stürzender Wasserfall mit Getös.

Deine Krallen spritzten Funken, sehr rot,

Knisterten, kicherten, griffen teuflisch und bös.

 

Diese liebende Brust, mein atmender Leib

War dein mürbes Leintuch, das müde zerschliss;

Rosa und graue Flügelein deckten mein Herz,

Leise schlagend, bis es die Tatze zerriss.

 

Wappen van Frauenburg 

In Rot eine silberne Burg mit verschlossenem Tor; auf dem mittelsten der drei Zinnentürme steht ein Weib mit gefalteten Händen

 

Ich halte die Hände rund gewölbt zu einer Schale,

Dass in sie niederfalle ein Tropfen vom himmlischen Mahle.

 

Ich habe so lange schon müde und hoffend gewartet,

Wolkenfetzen im Haar, vom Blitz die Wange zerschartet.

 

Unter mir kreiselt Fahrzeug, Filmvolk und hohe Ziffer,

Über mir steigt und surrt und stürzt der eilende Schiffer.

 

Menschen schreiben viel Bücher, üben viel Morde;

Springer und Ringer und Redner: die Welt schmaust Rekorde.

 

Nur das Brot haben goldene Messer sehr ungleich geschnitten;

Ich seh es vom weißen Turme: ich steh ja inmitten.

 

Aber die unten finden mich nicht im Schaffen und Machen,

Und die oben erspähen mich klein, so bittend, und lachen.

 

Und doch weiß ich: Wenn Jeder den Andern ins Grab zertreten,

Werden über den Gräbern meine Hände stehen und beten.

 

Wappen van Gemünden an der Wohra 

In Silber zwischen zwei Sternen ein schwarzer Adler mit einem Ziegenkopfe 

 

I

Nur der Nacht, der glaubenden und großen,

Traut das wüste Schrecknis, das er ist:

Dieses Schnabelmaul, das Gräser frisst,

Und die Hörner, die den Himmel stoßen.

Denn er hasst des Tages Wälderhalle,

Ihres grünen Vorhangs Laubgespinst,

Draus der See mit höhnischem Kristalle

Ihm sein Spottbild roh entgegengrinst.

 

Ach, vergeblich werfen sich die Krallen

In Gefieder, Fell und roten Schaum;

Was er hoch auf Berge schleppt und Baum,

Lässt er unberührt, voll Ekel fallen.

Unter Eichelstreu und Bucheneckern

Scharrt und stumpft sein käniglicher Fang,

Und ein blödes, jämmerliches Meckern

Äfft des Räubers gellen Kampfgesang.

 

Adler! Adler ist er doch geblieben,

Und kein Rauschkraut wuchert, das ihn heilt.

Keiner Herde hat ihn zugeteilt,

Der von seinem Horst ihn ausgetrieben.

Sein Entsetzen trägt er in die Auen,

Narrt das Weidetier an Pflock und Strick:

Bart und Fittich. Bocksgehörn und Klauen.

Er umkrampft ein stürzendes Genick…

 

Schwingenfreude muss ihm Klage werden,

Und zum Hufschlag ward er nicht verdammt;

Wenn ihn jäh in Wut und Graus entflammt

Irre Lust, ein Vieh zu sein auf Erden,

Wenn er geil sich letzt an Blatt und Beeren,

Da sein Mahl, das Opfer, ihn verstößt,

Harrt er doch mit Ängsten und Begehren

Einer Kugel, die ihn nie erlöst.

 

II

Was tat ich dir? Ich Tier? Was hast Du, Gott,

Dem Armen Fang und Flügel anerschaffen?

Es trappeln Zicklein hin in Tanz und Trott,

Und ich muss schweben und sie reißend raffen,

Dem Vieh ein Graun und dem Gevögel Spott?

 

Was gabst Du mir das runde, weiche Maul,

Den milden Flaum, Gelüst nach bunten Gräsern

Und stillen Mut wie Schafen, Rind und Gaul

Und hast den Weg mir vollgestreut mit Äsern,

Verrottung dünstend, widerlich und faul?

 

Ich fühle manchmal, dass ich Ziege sei.

Dann mag ich friedvoll kleine Kräuter rupfen,

Und mein Gesicht geht an mir selbst vorbei.

Da find ich jäh am Haar den roten Tupfen –

Stürz auf in Luft und schneide sie entzwei.

 

Ich kroch in Stein. Auf meinen Meckerruf

Umkreischten mich die Adler aus der Helle.

Ich glitt ins Feld. Da floh mich Horn und Huf.

Und als ich trank, erschauerte die Quelle

In meinem Abbild, das sie selber schuf.

 

 

Wappen van Gilgenburg 

Im roten Feld eine silberne Gilge (Lilie) 

 

Er schwur. Die Frauen rührten nicht mehr an,

Was scharf gesotten und was süß gebacken.

Die Herren sahn den fremden Edelmann

Ein zartes, zungenschnelles Schwertlein packen.

Ein Handschwung riss des Knechtes Haupt vom Nacken,

Doch nicht ein Tropfen roten Blutes rann.

 

Das Haupt schlug an die Tafel, da man saß.

Der Gaukler hob es auf mit leichtem Bücken.

Er zog vergilbte Blätter vor und las.

Und dann begann ers an den Rumpf zu drücken;

Der hielt es nicht. Und nimmer wollte glücken,

Wes sich der Wunderbare hoch vermass.

 

»Wer hebt den Arm? Wer wäre so betört

Und träte in des Schlangenträgers Bahnen?

An diesem Tisch ist einer, der mich stört! «

Er schrie. »Ich darf ihn kennen nicht noch ahnen,

Doch kann ich einmal ihn im guten mahnen:

So mahn ich denn. Und hoffe, dass er hört! «

 

Verlornes Wort. Der Täuscher seufzte dumpf.

Und silbern blühte aus der Estrichritze

Die Gilge auf. Er trennte jäh vom Stumpf

Den Kelch mit feinem, stählern blauem Blitze,

Und da ers tat, sank einer tot vom Sitze,

Und redend saß des Knechtes Haupt am Rumpf.

 

Und immer schwebt die Gilge silbrig fahl.

Und Einer schreckt die Menschheit mit Gesichten,

Und Einer warnt die Tafelnden im Saal.

Er wird das vorgefasste Werk verrichten.

Sein Strahlblitz rückt, die Blume zu vernichten:

Der Schädling fällt. Und weiter rauscht das Mahl.

 

 

Wappen van Irlich 

Geteilt: im oberen, roten Feld drei goldgestielte silberne Hämmer, unten in Silber zwei schwarze Balken 

 

Was über die schwimmenden Wipfel hallt,

Ist es Schweigen, ist es mein Traum?

 

Drei Hämmer reden erzen und alt

Zu schwarzen Balken des Nachts im Wald

Am Haus von Borke und Baum.

 

Was schlagen die Hämmer ins Waldgesicht

Den Bau van Rinde und Ast? E

 

in Dach dem Wesen, das hockte und spann,

Als Regen schlackte, als Schneeglast rann.

Sein Haar strähnt fahlfarb wie Bast.

 

Was spinnt das trübe Wesen im Wald?

 

Aus dem Weinen der Welt einen Strang.

Der aufreicht einst und Gott umkrallt,

Ihn niederwürgt zur Menschengestalt. –

 

Der Strick wird nie so lang.

 

Wappen von Königswalde 

Auf Silbergrund eine nackte, gekrönte, goldhaarige Jungfrau zwischen zwei grünen Tannen, die sie mit Händen hält 

 

Manche verhüllen sich mit Mänteln tropfenblau,

Andere entdecken sich aus Tüchern feuerrot;

Rinnen die blauen über mich, bin ich tot,

Lohen die roten von mir, werde ich Frau.

Und ich warte.

 

Meine Füße gehn nackt und so rasch durch Tannadeln und Moos,

Dass ein finsteres Schwein in den kleinen Augen erschrickt,

Dass die Rehmutter zittert, die mich am Mittag erblickt:

Zehen rollen als zarte, spielende Schlangen sich los

Und züngeln zu Quellen.

 

Mir schmiedete goldenes Haar eine Unterweltsnacht,

Elben mit Krötenfingern haben die Ringel gefeilt,

Lieblich ist meine Stirn, die Gebreste heilt,

Der Mund eine duftende Frucht, die reift und lacht. Und die blutet.

 

Und meine Krone -wer kommt, der sie raubt?

Und meine Krone wird von Nattersteinen begleisst;

Ich küsse die harte Hand, die sie niederreißt,

Dass eine schönere neue mir baue ums Haupt

Buntes Gemäuer.

 

Am Abend, wenn die jungen Männer in Dörfer gehn,

Stehe ich an der Waldschneise, schreie wie Häher, schweig.

Sie wandern zu Mädchen. Bisweilen kehrt einer unters Gezweig,

Sehr verwunderten, glänzenden Auges mich anzusehen.

Und zu bleiben.

 

Wappen van Magdeburg 

Auf Silbergrund eine rate Burg; zwischen den beiden Türmen steht im grünen Kleide die Magd, einen Kranz in der erhabenen Hand 

 

Die Türme reifen rot wie Beeren.

Wenn sie überrot sind, werden sie fallen?

Werden wir, die Gefangenen, kehren

Zögernd in Gassen, die Gärten und Hallen,

Die wir einst Heimat genannt?

 

Wir leben lang in den roten Türmen,

Höher denn Menschen, tiefer denn Götter,

Bedroht van Blitzen, berannt van Stürmen,

Erspäht vom kichernden Lauern der Spötter,

Das, Efeu, ins Fenster kriecht.

 

Schild und Zeichen rosten an Toren,

Briefe gilben bei linnener Quelle;

Ach, wir wurden schon nicht mehr geboren,

Sitzen und sticken an unserer Seele,

Reihn Tränen auf grünen Samt.

 

Manchmal streifen zum Kronenlaube

Gegen Abend die Vogelschatten.

Wir unterscheiden nicht Dohle und Taube,

Grübeln, bis unsere Schläfen ermatten,

Und wissen doch gar nichts.

 

Mäusegrau knabbern die Stunden hier innen,

Mit der Asche schütten wir Jahre.

Eine, Wächterin, starrt über Zinnen,

Nimmt, die Jüngste, den Kranz vom Haare –

Der Wind rührt die Blätter.

 

Wappen van Schlappe 

Auf schwarzem Grund eine goldene Krone, unter der Krone drei silberne Sterne und unter den Sternen ein silberner Sichelmond 

 

In schwarzem Laube schwellen die Gestirne.

Erst wenn sie faulen, stürzt der Himmel ein.

Dann schmilzt der Mond vor Quittenfrucht und Birne

Und mischt dem Frühtau seinen blassen Wein.

 

Auf öden Feldern wachsen noch Dämonen,

Die Tote jagen, reiten nachts den Wind,

Und andre ziehn aus Sümpfen ihre Kronen,

Die triefend schwer von Schleim und Schnecken sind.

 

Die Echse weint. Aus ihren Kinderblicken

Tropft goldengrün ein glänzender Smaragd,

Zersprüht im Moos mit zaghaft feinem Ticken

Am roten Hexenhaar der jungen Magd:

 

Sie liegt bei Tieren. Lässt die schmalen Hände

Dem blauen Werwolf, der sie hündisch leckt,

Und lächelt sanft, wenn ihre bleiche Lende

Der Geiermönch mit dunkler Kutte deckt.

 

Wappen van Sonnewalde 

Im Blau eine große goldene Strahlensonne mit menschlichem Antlitz 

 

Sonne steht am Fensterhang und spricht:

»Warum leiht ihr mir ein Angesicht?

Wärme bin ich, bin das Liebeslicht,

Eure schwachen Züge hab ich nicht.

 

Schütt ich in den Frühling meinen Brand,

Lodert euer kärglicher Verstand;

Weisheit schreib ich auf die Spittelwand,

Und mich irret keine Menschenhand.

 

Straßen tun dem Erdenleib Gewalt,

Staudamm gibt dem Wasser Ungestalt,

Feldluft wird in euren Kerkern alt;

Schaut mich an: ich werde doch nicht kalt.

 

Ohne Lippen hab ich Laut genug,

Ohne Fittich kenn ich höchsten Flug;

Schließt mich nicht in euren Maskenzug

Mit der Larve, die ich niemals trug!«

 

Die da zögerten, als Sonne sprach,

Die sie hörten, denken lange nach.

Wie sie zürnend aufblinkt ob der Schmach!

Wird sie ahnden, was ein Kind verbrach?

 

»Wenig hab ich, aber alles hier,

Kreisel und ein hölzern kleines Tier.

Meiner Mutter Antlitz schenk ich dir,

Liebe Sonne, willst du mehr von mir? «

 

Eine Mutter redet in den Wind:

»Wissen wollt ich dich und wurde blind,

Und so mal ich, was ich niemals Eind,

Warm und gut und lieblich. Wie mein Kind.«

 

 

 

Das Herz

Ich ging durch einen Wald,
Da wuchsen viele Herzen.
Sie waren rot in Schmerzen,
Sie waren stolz und grün und kalt.

Sie rieselten und hingen
Von dünnem Ast, Morellenast.
Ich wog die sonneneigne Last
Und ließ sie schüchtern klingeln.

Ich habe eins gepflückt,
Das dunkel schien vor Reife;
Es hat mit grüner Schleife
Und einer Blume mich geschmückt.

Ein Herz ist heißes Klopfen.
Ich ahnte zögernd, dass es bat.
Zuweilen, blutschwarz wie Granat,
Zersprang ein großer Tropfen.

Es lappte gräserwärts
Mit aufgerissenen Schalen.
Da schlug aus welken Qualen
Ein kleines, kleines blaues Herz

 

Die Sinnende

 

Wenn ich tot bin, wird mein Name schweben
Eine kleine Weile ob der Welt.
Wenn ich tot bin, mag es mich noch geben
Irgendwo an Zäunen hinterm Feld.
Doch ich werde bald verlorengehn,
Wie das Wasser fließt aus narbigem Krug,
Wie geheim verwirkte Gabe der Feen
Und ein Wölkchen Rauch am rasenden Zug.

Wenn ich tot bin, sinken Herz und Lende,
Weicht, was mich gehalten und bewegt,
Und allein die offnen, stillen Hände
Sind, ein Fremdes, neben mich gelegt.
Und um meine Stirn wirds sein
Wie vor Tag, wenn ein Höhlenmund Sterne fängt
Und aus Lichtgewölbs Schattenstein
Graues Tuch die riesigen Falten hängt.

Wenn ich sterbe, will ich einmal rasten,
Mein Gesicht nach innen drehn
Und es schließen wie den Bilderkasten,
Wenn das Kind zuviel gesehn,
Und dann schlafen gut und dicht,
Da ich zittrig noch hingestellt,
Was ich war: ein wächsernes Licht
Für das Wachen zur zweiten Welt.

 

(aus G.K.: Die Frau und die Tiere, 1938)

 

Ich weiß es

 

Plage steht am Wege, den ich schreiten will,
Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Klage liegt am Wege, den ich schreiten will.

Und Zungen hat jeder Meilenstein,
Und alle die kleinen Kiesel schrein,
Schrein Weh – wo ein Mädchen röchelnd sank,
Flüchtig, verlassen, müd und krank.
Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Und ich schreit ihn doch!

Törichte Mädchen in Schmach und Pein:
Tausend gingen vor mir.
Tausend kommen nach mir.
Ich werde die Tausendhunderste sein.
Meine Lippen auf fremdem Mund:
Und sterben ein Weib wie ein räudiger Hund –
Schreckt’s Dich nicht? Nein.
Meines Herzens Schlag an fremder Brust:
Lache, mein Aug, eh du weinen musst!
Und du weinst ja nicht allein!

Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Kummer und Klage, graue Plage:
Ich weiß es – und schreit ihn doch!

 

(aus G. K.: Gedichte, 1917)

 

Noch eins 

 

Ich wollte schön sein, wie ein frommer Drang
Nach Schönheit ist, – so ohne Lüge schön.
Ich wollte schön sein, wie der Preisgesang
Der Schönheit ist, – ein sternenhoch Getön!

Ich wollte solcher mächtigen Schönheit Gabe,
Die wie ein Glück vor tausend Sinnen blinkt!
Ich will die kleine Schönheit: die ich habe,
Die eines Herzens Güte ins sich trinkt.

 

(aus: G.K.: In Memoriam 1918, Zyklus I. In: G.K.: Frühe Gedichte 1917-1922,
hrsg. von Johanna Woltmann-Zeitler, 1980)

 

Der Brief 

 

Ein Fetzen Weh, vom Wind daher gefegt,
Das war er nun.
Ich hab ihn still ins heil’ge Buch gelegt,
Zu ruhn – zu ruhn- – – – – –

Und die vergilbten Blätter schlossen ihn
So linde ein,
Die Totenhülle, weißer denn Jasmin,
Der braune Schrein.

So fern der Unrast, die da draußen tost,
Hat er geruht.
Und war der Klage voll und gab mir Trost –
Er war so gut – – – – –

 

(aus G.K.: Gedichte, 1917)

 

Junilied

 

Meine Hand streicht übers Korn;
Silberblondes Rauschen weht:
Läute, läute, liebe Glocke,
Die in meinem Herzen geht.

Jauchze jedem frohen Tag
Wie der Vogelruf im Ried,
Decke alle heißen Tränen
Zu mit einem dunklen Lied.

All mein Tun in schönstem Klang,
Der sich liebem Freunde bringt –
Läute, läute, goldne Glocke,
Die mit meinem Leben schwingt!

 

(aus: G.K.: In Memoriam 1918, Zyklus I. In: G.K.: Frühe Gedichte 1917-1922,
hrsg. von Johanna Woltmann-Zeitler, 1980)

 

Ich kehre müde heim zu später Stunde

 

Ich kehre müde heim zu später Stunde.
Die Straßen schimmerlos, verwölkt die Sterne,
Die Nächste weit, gespenstisch nah die Ferne
Und schreckhaft gellend das Gebell der Hunde.

Es sitz ein Haus geduckt am Himmelsgrunde
Im tiefen Bläulichgrau gleich schwarzem Kerne,
Ein goldenes Fenster bei sich als Laterne,
Durchspäht’s die nächtlich engbegrenzte Runde.

Rings Niemandsland an namenlosen Wegen.
So denkt ich denn, dass Deinem Dorf entgegen
Mit meinem Schuh das liebste Mädchen schreitet,

Dass heute die Pascher du beschleichen müsstest
Und, wie du droben dich zum Gange rüstest,
Dein Licht mich schaut, mir zustrebt und mich leitet.

 

(aus: G.K.: In Memoriam, 1918)

 

Gertrud Kolmar, Gedichte, Frankfurt am Main 1983 (Suhrkamp)

Gertrud Käthe Chodziesner (1894-1943), bekannt als Gertrud Kolmar

 

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TERUGKEER VAN DE JAGER 

 

De middag was een lichtgeworden paradijs. Het hoge

sneeuwland nam hem op. Er was geen tijd,

geen honger en het dal waar zijn moe huis moest staan

bestond niet meer. Geen schuld, geen spijt.

 

Wanneer de zon hem onverbiddelijk verlaat hervindt

de jager zich verstijfd en kwaad. Als voor een kind

wordt hem de tijd tot plaats, tot afstand die hij

wegtrapt. Om zijn schouders vlijt zich zwaar,

 

als de ontkende jaren, het gedode dier. Wurgend.

Zo opent zich het asgrauw dal waar mensen

die hij kent zwoegen met vuur en hout. Hij hoort

het stil gekras van schaatsen op de vijver. Haat

 

het huis waarin hij woont en veilig is. Vernederd

buigt hij voor seizoen en uur. De jager smijt

de schatten die hij meebracht in de gore sneeuw:

een zak vol dood, bevroren bloed, koud vuur.

 

VIER MEI 

 

Niet de doden heb ik herdacht

maar mijzelve, ik dus,

toch ook centrum van veel kwaad.

In het feestelijk park was het

of samenkwam, in mij, in mijn

lichaam, ja, de hartstreek

om precies te zijn, datgene wat

mensen herdenken op vier mei.

Die vlam van boos vuur ziet

men laaien, op brandstapels bijvoorbeeld

of de Waalsdorpervlakte, maar

die avond, om acht uur, was het

wel duidelijk dat ik als potentiële

fakkel, als toekomstige explosie,

daar rustig stond te smeulen,

vooralsnog beschermd, te weten

binnen je armen, binnen

een haag van bloed.

 

POLIKLINIEK 

 

De scalpel. Dieper. Het pincet

rukt met een schijn van drift de rode

tijdbom weg. Doe nu mijn zoon weer

dicht, chirurg, vijandig bondgenoot.

Sluit op zijn rug die rare mond die

fluistert over ongepaste groei en dood.

 

Na afloop benen wij, veldheren, door de

gangen langs brancards, langs richtingwijzers

naar de hel van ‘kinderonc.’ en ‘mort.’.

‘Dood aan de ziekte’, roepen wij, en:

‘wat is pijn’. Scheurend ontploft

het ziekenhuis als we weer buiten zijn.

 

VAN VERLANGEN 

 

Je zou wel willen dat de dood een man was.Tijd,

zijn vriend, is uitgestuurd om je te halen. Warmte

van zijn handen in je rug. Ontmoeting, oogcontact.

Dat ze de wijn zien schokken in je glas, en hoe je

schrikt van de scharlaken gloed. Ultiem theater.

 

Maar tijd is: gaan. Maar dood is: stil gaan staan.

Hoe je gezicht stukvalt op steen, hoe scherpe wielen

door je schouders snijden: drama zonder regie, zonder

publiek. Het laatste lied hoor je alleen: ‘waanzin,

trompetten’. Schaduw op een muur. Geruis. Muziek.

 

‘ERBARME DICH’ 

 

Met de dood in de auto door Vlaanderen; narcissen

zwaaien in koude wind, voor het eerst, voor het laatst.

Dat in zijn licht de dingen sublieme betekenis krijgen

blijkt nu niet waar, het Lam Gods legt het af. Het beste

 

is: staren in water. omgekeerd hangt de trillende

brug in de gracht. Zien hoe de Schelde met jeugdige

wanhoop over verloren schepen schuimt, resten van

Rome zeult onder zand in een tijdelijk, onrustig graf.

 

Wij kunnen zo tijdloos niet wiegen, wij hikken

van woede en zetten de zeilen bij om iedere grap,

iedere voetstap te bevechten op de grauwe leegte.

 

Bach vult de ruimte denderend. In de wanne bloem

deinen we verdoofd door groen land. Rondom slaan

alle bomen uit, voor het laatst, voor het eerst.

 

 

DIE UEBERSCHWEMMUNG HEIDELBERGS (ANSELM KIEFER) 

 

[1] Met lawaai

 

Zo is het gegaan: hij bedacht een dam;

het water duwde, kroop tegen de kade, glipte o

ver de drempels van huizen en herbergen. Sissend

doofde het vuur in de kachels. Hoog op de helling

begon alvast het vee te stampen, te briesen.

 

Ontwierp hij nog in een ver land een kinderbed

vol angst? Dat de vader uit redden ging, gele

lampen, watersnood? Het speelgoed uitdeelde

aan koude wezen die ’s nachts op het dak

mochten, die een dood paard zagen drijven?

 

Dit terzijde. De mensen geloven niet wat zich

voordoet: waarheen, en wat mee? Omhoog met

de hond, met de bleke baby. De zolderkamer

vliegt open, kopjes en kleren -wat daar gaande

was stolt in schrik en komt nooit weer.

 

Het blozen en bloeden is voorbij als wij staan

aan de oevers van een nieuw meer. Nooit

waren stemmen zo hard, gezichten zo grauw

van uitputting, spijt. Met druipende zwepen

slaan wij het water, onbeschermd en alles kwijt.

 

[2] In stilte

 

Op deze foto zien wij haarscherp

wat er was: netwerk van golven

op bruin water; bijna-barstende

bomen (‘geloof het maar, geloof

het maar’); tussen de torens

een vreemd licht. Tijd vertroebelt

het beeld terwijl het zich ding

voor ding bij ons binnen vestigt.

 

Wij worden mensen die hartbrekend

huilen bij het zien van een donker

vierkant; sidderend van wijsheid

vinden we geen woord om ons

knisperend wit leven te vervloeken.

Klem je handen om de zwarte

tafelrand, het gaat voorbij,

het duurt maar even.

 

VLIEGVELD 

 

Er was een joodse muzikant die noch in Israël

noch in Amerika zijn huis vond, die in Amsterdam

een tent met loof bewoonde. Zijn altviool, door

de hybride klank geschikt voor liederen van rouw

en schrale troost, moest dagelijks zoveel plaatsen

in de wereld, zoveel punten in de tijd omspannen.

 

Zijn dochtertje hurkt op de stenen vloer en wacht.

Intens beidt zij haar vader na zijn reis, zij laat

zich niet door chocola, door grapjes of verhalen

van haar werk afleiden, schudt slechts afgemeten

nee. Haar plaats is hier, haar tijd is nu; zij wil

niets zien dan wat zij denkt en wekenlang bewaarde.

 

Hij heft haar op. Hij zegt niet: hoe moet ik

vertellen dat vaders onthoofd, dochters verbrand

zijn. Zij zegt niet: hoe kan ik zeggen dat ik met

het nieuwe zusje geen leven, zonder jou geen

vreugde heb. Zij zien elkaar. In de onmogelijke

broeikas van de luchthaven staan zij te bloeien,

hun ogen zijn voor elkaar regen en zonlicht.

 

 

EEN ANDER GEZICHTSPUNT 

 

Nu eens niet van de dood die ons nazit, zwavelig

in de nek ademt, met wie wij vechten tot wij verliezen;

 

maar bijvoorbeeld het leven als golf rollend op

volle zee, die krachtig de zeilers, de uitgeputte

 

vogels draagt. De diepste geheimen (matrozenbotten,

gedoofde lantarens) houdt hij eronder, dat moet.

 

Het verbond met de wind dient betaald: ’s nachts

beukt hij woedend de schuldloze schepen en breekt,

 

breekt op wat niet wijkt. Dan de branding, niet

als een dans, gespetter van vreugde, maar hijgend:

 

de oude komt struikelend aan, schuim op de bek,

en gaat liggen in zand -verder uitgestrekt

 

dan hij ooit dacht -, zinkt in het zachte, het warme

stof dat hem zuchtend wacht. Op het land blijft,

 

gebruikt en gesleten, het neergesmetene weerloos

te kijk, een schoen, een glasscherf. Wat rest

 

is een lijn op het strand, een strook stevig zand

waar het goed blootsvoets lopen is. Gezichtspunt.

 

Wij spraken niet over zonnestand, noch werd onderzocht:

gang van wolken in vochtige lucht, de rol van het zout.

 

WEGGAAN 

 

Moedwillig afscheid waar wrok noch

zucht toe aanzet; het vee verlaat

de vredige wei voor een verdere helling.

Behagen trekt aan de benen: toch opstaan,

de haard is aan, de letters liggen daar

nog. Niet het halve glas omstoten

maar gaan. Buiten graag: sneeuw,

maanlicht, vermoeden van een weg.

 

WEERZIEN 

 

Hoe de mensen, hoe deze mensen, hoe

een man en een vrouw na jaren elkaar-

hoe na jaren deze mensen elkaar zullen

zien, harnas van vroeger over het sleets

lichaam, hoe in hun botten moeheid

en deceptie jaar na jaar kerven.

 

Hoe mensen, door afscheid op afscheid

gestriemd en geslagen, het kijken

verdragen in de laatste smalle kier

die de tijd hen laat, in laat licht

ontluisterd. Dat ligt aan de ogen;

genadig wrikt tovenaar geheugen

aan de deur van de tijd;

ontzien in het zien (weggeblazen heupen,

dood haar). Die daar staan ont-

staan voor elkaar bedrieglijkerwijs

in vijvers van vroeger. Zij bieden

elkaar een diep water, hier.

 

Zo zien een man en een vrouw na

jaren elkaar of niet of anders. Vuur!

 

‘ONTEEUWIGEN’ 

Voor Gerrit Kouwenaar 

 

Doe weg die machteloze woordenschat

van duur waarmee wij schrijvend strijden

tegen tijd, niet wetend wat wij doen. Til toch

de dode man daaruit, streep ogenblik en

episode door, en straks, en toen. Alsmaar

redt ons de ruimte: wolken langs het groen,

de bergen ver, zee rechts, ik hier, onder

de sterren, op het gras, jij daar, jij daar.

 

POËTICA 

 

Wij denken dat wij de waarheid

tot op het bot naderen als

wij gedichten maken. Wij smijten

het mes op het aanrecht, rennen

het huis uit, glijden het bos in.

 

Het hoofd vult zich met blad rood

blad groen blad oker. De waarheid

is dat wij denken aan stinkend

loof en losse stiksels. De waarheid

blaast ons ijskoud tegen de wangen.

 

HABANERA 

 

De verzen waren zo woest uit de bodem

getrokken dat zij nog lang na-kraakten.

 

Toen lagen de letters als as in de sneeuw

en bewogen niet meer. Als iemand

ze aanblies vlamden ze even: oud vuur.

 

Er was een kind. Met haar danste ik

door de kamer, wij galoppeerden van hoek

naar hoek, wij zongen luidkeels een lied.

 

Zij had een warm gezicht. Zij was mijn dochter.

Als ik adem vonkt zij na in het gedicht.

 

HET RAADSEL 

 

Tijd heeft mij op de tuinbank neergezet,

een soplap in mijn hand gelegd. Toen

ik niet keek werd bloesem fruit,

hebben de wilgen zich verzilverd,

heeft het kind zijn eigen maaltijd

klaargemaakt.

 

Hij ziet ons zitten bij de vijgeboom,

wij lieten het konijn los in de tuin.

Het kind is achttien, wringt zijn hart

uit van verlangen en begrijpt niet

hoe hij hier kan blijven, hoe hij hier is

losgeraakt.

 

Verniel de haag, verzaag de stam,

vertrap de rozen, breek. Ik veeg

de spiegel schoon: nieuw gras

met glazen bloemen, jonge ouders

met hun kleine zoon, door tijd niet

aangeraakt.

 

JULI 

 

Nu is het zomer, de tuin

staat vol hete mensen; honden

hijgen en de frambozen zijn

groot als kabouterhoofdjes.

 

Er hangt damp om de glazen;

het gaat over fietsprijs en

vliegreis terwijl een eindeloze

ijsvlakte zich uitstrekt in mij.

 

Retour

 

Van achter naar voor door het boek

trekken is verdwalen, is verbijsterd

het loos begin kwijtraken.

 

De omgekeerde sonate is een tocht

op rotschoenen door een vreemd

land met vertrouwde maten.

 

Omkijken is valskijken; de zwaarste

reis is altijd de terugreis.

 

ONTSNAPPEN 

 

In de kooi van dag en nacht,

de kooi van de boodschappen,

blikjes bier, de betere baan.

 

In de kooi van het fotoalbum,

van de liefde. In de kunstkooi,

in de kooi van het weten:

 

Sta op, grijp de tralies,

haal de diepste adem en

scheur je hart uiteen.

 

 

REIZEN 

 

Een schoorvoetende reiziger

van het bed naar de tafel

die mijn zware armen steunt.

 

Het papier drinkt de inkt.

De woorden willen wel weg,

ze verheugen zich op roomwitte

 

geribbelde stranden, op de lichtflits

van een omzwiepende bladzijde.

Wie zullen ze zoenen in het donker,

 

wie zal hen zien. Reislustig

zijn ze, de woorden, ze verdringen

zich voor de uitgang.

 

Van het bed naar de keuken

maak ik de kleine rondreis

naar de tuin naar de tafel.

 

TUIN, WATER, TUIN 

 

[I]

 

Toch is hij gekomen. De bomen

heffen weer stom hun armen,

 

paddestoelen liggen als schuim

op het gras. Ik lach erom.

 

Ijzig vocht kruipt in de kamers.

Hij scharrelt in de tuin, fluit

 

een lied tussen zijn tanden,

het weerklinkt als in een kerk.

 

Hij prent zich de lege gevel in,

hij leunt tegen de schuur. Hij

 

steekt nog eens op en wacht.

 

[II]

Het is de zadelmaker. Het zou

reistijd zijn. Lucht van leer

 

en looizuur. Laat hem binnen,

maak een buiging. De haagbeuken

 

zijn verschrikkelijk, ze prikken

de zachte wind met hun takken.

 

Spreeuwen verhullen een ondraaglijk

uitzicht, kijk maar niet om.

 

Met snavels en slagpennen tikken zij

op de wijs van de hamer, het stroeve

 

fluiten van de kromme naald.

 

[III]

Huis en schuur in de rug

houden, naar het water.

 

Jaagpad en zomerdijk geuren

niet meer. Het water schuurt

 

bij de stuw; zoals inkt, een ei

verdikt in de stolling, zoals

 

bloed in een ader, zo klemt

de rivier zich aan koude vast.

 

Knisperend schurken de schollen

tegen elkaar, de wondranden

 

groeien ineen. Het sluit zich.

 

[IV]

Er huilt een hond in ver

bos, dwars door hoofdschudden

 

en schouderophalen. Je moet

op handen en knieën, eindelijk

 

komt uit je keel een honds

schreeuwen, je bent vertrokken

 

zonder besluit zonder plan.

Men gaat scheep omdat de zee

 

daar ligt, men opent de poort

naar de tuin willoos,

 

omwille van de deurklink.

 

EEN NIEUW JAAR 

 

[I]

 

Nog niet. De zoon moet nog trouwen,

de oude nog sterven. Er komt nog

wereldvoetbal en goudvissenbroed.

 

In de reiskist vouwt zij de avondjurk,

kinderkleren, gesloten papieren. Eetbaar

de kleine vruchten en draken van koek.

 

Op de steiger blijkt de kist gevoerd

met gestreepte zijde. Leegte, lavendelgeur.

Gisteren zwommen hier zwanen als schepen.

 

De woorden struikelen. Verhalen

worden brabbeltaal. De namen

van de kinderen raken vergeten.

 

Er was een bos met grijze stammen,

een groot dier dat zij onverschillig

waarnam. Beest, dacht ze, beest.

 

Wind blaast een lied in kwinten

en octaven. Gestrekte takken wuiven

met hun laatste hand. Er is een boot

 

om haar de lege haven uit te dragen.

Zij heeft nog stem. Zij laat zich

nog niet varen naar het stille feest.

 

[II]

Dit is hier, denk je, dit is nu.

Het dorre onkruid, de dode bereklauw

langs het asfalt. Begerig naar plaats

 

lees je de hemel als een landkaart.

Je voelt de uren. Middernacht,

winter? Het is nu, het is hier.

 

Er was sneeuw gevallen, dakpannen

schemerden grijs door het wit, je kon

mussensnavels op steen horen tikken.

 

De jongen op het perron, je ziet

de tas bij zijn schoenen, hoe hij

zijn schouders beweegt, geeuwt en eet.

 

Tot de trein langs beton scheert,

de zuigwind zijn haar streelt. Je denkt

een station in Duitsland, zo laat al

 

denk je. Het gebeurt in de grijze windingen

die sissen onder je schedel. Alles,

alles: de waterige loop van de sporen,

 

de leeggebloede stengels, luidende klokken,

vuurwerk, de jongen. Het is niets,

een trillende celwand, explosie, niets.

 

[III]

Zoals wij eigenaar zijn van de woorden

bezitten wij huis, tuin en kinderen,

plaats makend voor nieuwe gebruikers.

 

Van ons rest een voetstap in aarde,

een kus op een kinderwang. Wij moeten

lippen laten bevriezen, ogen ontsteken.

 

Wij hoeden de hersenen, dragen een trog

vol herinnering fier op de hals. Schatten

zeulen we onwetend naar een einder.

 

Hoe voorzichtig wij zijn. Hoe wij oppassen

ook dit jaar weer niet om te vallen, niet

te gaan liggen, niet schreeuwen, nog niet.

 

SMAAK 

 

Het gedicht van de goede smaak

kiest woorden met dubbele bodem,

bescheiden binnenrijm, beeldspraak

aan banden. Breng het groot

op een regiem van stijlfiguur

en stijgkracht, dan groeit het

met beleid, in slank bestek.

 

Het gedicht van mij vreet zich vol

met rotzooi. Niet doen, zeg ik,

niet die bittere prak, dat droevig

rantsoen verzwelgen. Maar het vers

barst uit de krappe ceintuur

van de regels en smijt zich

tegen de bladzij, onder mijn blik.

Mijn zoon

Mijn zoon stormt door het huis,
een roffel op de trap. Hij is
zichzelf een motor. Het lied
dat in hem leeft ontsnapt hem
soms. Ik hoor hem zingen
op de gang en zwijg.

’s Nachts is hij bang, hij twijfelt
aan zichzelf, aan ons, de wereld.
Ik neem hem in mijn arm
en zonder spreken vaag ik
de oorlog weg en kinderkanker,
mijn eigen dood, het monster van de tijd.

Ik lieg hem voor en red hem
Tot wij beiden slapen in gestolen veiligheid.

STRIJKKWARTET

Zij zitten in de hoge kamer, harmo

nie,
als ruit, als geometrisch figuur.
Tegen de gouden instrumenten vouwt
zich het avondlicht; dit alles is structuur

waarbinnen pijn en bloedbad rafelloos
hun plaats innemen. Mozart als chirurgijn
staat op en plaatst het mes. Snijdt
de perfecte lijn.

Met ernst en overgavespelen zij
Elkander toe, zij voelen nog geen pijn.

Straks zullen zij gaan bloeden. Mettertijd
wordt de muziek tot troost: geenszins
als streling, maar als schema van de wanhoop,
glanzende partituur van eenzaamheid.

(Mozart, Strijkkwartet in C,KV 465)

TUCHTHUIS BANDELOOS

Het indelen van tijd bedreef ik
toen muziek mijn vak was. Soms
joeg de tijd mij voort zodat ik
hijgend, zonder stuur, mijzelf
verloor tot in het slotakkoord.

Ik tergde hem de dag daarna,
rekte hem uit tot trage onher-
kenbaarheid. Ik werd ontleder
die vol bewustzijn maat voor
maat het lied in tonen splijt.

Nu, omgeschoold in de economie
van verdriet, luister ik ademloos,
hoor hoe ik zeg een draagbare pijn
te kiezen boven een ramp, vuur
dat uitslaat naar alle kanten.

’s Nachts storm ik brullend
door de brandgangen van mijn professie,
ontdaan van vernuft, aan tijd ontkomen.

In de morgen herneem ik mij.
Ik vind ritme en richting. Dat het
weer gaat. Dat het steeds weer begint.

REQUIEM

Ik waak. De dag gaat zwijgend
Staan, eerst bleek, dan blauw.
Onaangedaan. Vanavond brullen
Alle klokken door elkaar. Dan wordt
Het stil en strijk ik in de koele
Kerk mijn cello aan. Ik schreeuw
Een naamloos wrang akkoord
Tegen het donker dak. Theater van
Het smeken. De muil van de leeuw.

Maar die blijven, die krijgen geen rust:
Aan mijn strijkstok kleven hun ogen,
Mijn muziek gaat staan in hun oren,
Dat zij kijken en kijken en horen.

( M.Duruflé, Requiem)

INVASIE

Op de kale helling, wind in mijn haar,
staan wij en je kijkt. Uit alle macht
kijk jij naar mij, beeld van liefde.

En ik, ik kruip door je betraande ogen
binnen, glijd langs zenuwbanen, huppel
over myelineknopen; synapsen
ruisen, RNA dwingt eiwitten
zich te groeperen naar mijn beeld:

Ik sta gekerfd, gebeiteld in je hersens
tot je sterft, totdat je sterft.

SEIZOENEN

Na de bezeten bijslaap met de ploeg
ligt omgeklapt en uitgebeend het land.
Wat in de diepte was kwam roerloos boven.
De klei is ruige huid ontzegd. Het vluchten
is versneden voor wie zo zich oplegt.

Onder het gras kreunt storm de aarde,
huilend van verlangen naar het straal:
– kom volgend jaar, kom weer -. De late zon
koestert het polderland dat zich bedrieglijk
droomt doorkliefd gevierendeeld verbrand.

 

Anna Enquist, Alle gedichten 2005 (Arbeiderspers)

Pseudoniem van Christa Widlund-Broer, (Amsterdam, 1945).

 

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