Pavese, Cesare, Hunger nach Einsamkeit. Sämtliche Gedichte, Frankfurt am Main 1991 (Fischer)
Pavese, Cesare, Klar und verlassen gehen die Morgen hin. Gedichte, Berlin 1978, (Verlag Volk und Welt)
In the morning
you always come back
Der Spalt der Frühe
atmet mit deinem Mund
am Ende leerer Strassen.
Graues Licht deine Augen,
sanfte Tropfen der Frühe
auf dunklen Hügeln.
Dein Schritt und dein Atem
wie Frühwind.
Die Stadt erschauert,
es duften die Steine,
du bist das Leben
und sein Erwachen.
Verirrter Stern
im Licht der Frühe,
knisternde Brise,
Atem, Wärme-
die Nacht ist zu Ende.
Du bist das Licht
und der Morgen.
Cesare Pavese
You, wind of March
Sei la vita e la morte.
Sei venuta di marzo
sulla terra nuda —
il tuo brivido dura.
Sangue di primavera
-anemone o nube –
il tuo passo leggero
ha violato la terra.
Ricomincia il dolore.
Il tuo passo leggero
ha riaperto il dolore.
Era fredda la terra
sotto povero cielo,
era immobile e chiusa
in un torpido sogno,
come chi piú non soffre.
Anche il gelo era dolce
dentro il cuore profondo.
Tra la vita e la morte
la speranza taceva.
Ora ha una voce e un sangue
ogni cosa che vive.
Ora la terra e il cielo
sono un brivido forte,
la speranza li torce,
li sconvolge il mattino,
li sommerge il tuo passo,
il tuo fiato d’aurora.
Sangue di primavera,
tutta la terra trema
di un antico tremore.
Hai riaperto il dolore.
Sei la vita e la morte.
Sopra la terra nuda
sei passata leggera
come rondine o nube,
e il torrente del cuore
si è ridestato e irrompe
e si specchia nel cielo
e rispecchia le cose —
e le cose, nel cielo e nel cuore
soffrono e si contorcono
nell’attesa di te.
E il mattino, è l’aurora,
sangue d i primavera,
tu hai violato la terra.
La speranza si torce,
e ti attende t i chiama.
Sei l a vita e l a morte.
Il tuo passo è leggero.
Cesare Pavese
You, wind of March
Du bist das Leben und der Tod.
Du bist gekommen im März
auf die nackte Erde –
und das Erschauern hält an.
Frühlingsblut –
Anemone du, Wolke –
dein leichter Schritt
hat die Erde verletzt.
Und e s kehrt wieder der Schmerz.
Dein leichter Schritt
hat wiederaufgerissen den Schmerz.
Kalt war die Erde
unter kargem Himmel,
unbewegt war sie, vermummt
in einen starren Traum,
als ob sie nicht mehr litte
Auch der Frost
tief im Herzen war sanft.
Zwischen Leben und Tod
schwieg die Hoffnung still.
Jetzt hat alles, was lebt,
eine Stimme, ein Blut.
Jetzt sind Erde und Himmel
ein wildes Erschauern,
sie krümmen sich vor Hoffnung,
sie überkommt sie am Morgen,
dein Schritt ertränkt sie,
dein Hauch von Frührot.
Frühlingsblut,
die ganze Erde bebt
unter einem uralten Beben.
Wiederaufgerissen hast du den Schmerz.
Das Leben bist du und der Tod.
Du gingst leichten Schritts
über die nackte Erde,
wie eine Schwalbe, eine Wolke,
und wiedererwacht ist, hereinbricht
der Sturzbach des Herzens,
und, im Himmel sich spiegelnd,
spiegelt er die Dinge –
und die Dinge, im Himmel und im Herzen,
leiden und zerquälen sich
im Warten auf dich.
Es ist Morgen, Frührot,
Frühlingsblur,
du hast die Erde verletzt.
Die Hoffnung zerquält sich,
sie erwartet und ruft dich.
Du bist das Leben und der Tod.
Leicht ist dein Schritt.
Cesare Pavese
You, wind of March
Du bist das Leben, der Tod.
Du bist im März
auf die nackte Erde gekommen –
dein Erschauern hält an.
Blut des Frühlings
-Wolke, Anemone-
dein leichter Schritt
hat die Erde verletzt.
Von neuem der Schmerz.
Dein leichter Schritt
hat aufgerissen den Schmerz.
Die Erde war kalt
unter armem Himmel,
unbeweglich, verschlossen
in dumpfem Traum
wie am Ende der Leiden.
Sanft war auch das Eis
im tiefsten Herzen.
Die Hoffnung schwieg
zwischen Leben und Tod.
Blut und Stimme hat jetzt
jedes lebende Ding,
Erde und Himmel sind
ein starkes Erschauern,
von Hoffnung gequält,
vom Morgen aufgewühlt
dein Schritt geht darüber,
dein Atem aus Morgenröte.
Blut des Frühlings,
die Erde bewegt
von uraltem Zittern.
Du hast den Schmerz
wieder aufgerissen.
Du bist das Leben, der Tod.
Leicht bist du über
die nackte Erde gegangen
wie die Wolke, die Schwalbe,
der Sturzbach des Herzens
ist wieder erwacht, bricht los
und spiegelt sich im Himmel,
widerspiegelt die Dinge-
und die Dinge des Himmels, des Herzens
leidend gebeutelt
im Warten auf dich.
Morgen, Morgenröte,
Blut des Frühlings,
du hast die Erde verletzt.
Die Hoffnung, gequält,
erwartet und ruft dich.
Du bist das Leben, der Tod.
Dein Schritt ist leicht.
Cesare Pavese
Über die Piazza di Spagna
werd ich gehen
Ein klarer Himmel wird sein.
Die Strassen werden sich öffnen
Das Getümmel der Strassen
wird jene unbewegliche Luft nicht trüben.
Die farbsprühenden Blumen der Brunnen
werden blinzeln
wie belustigte Frauen. Die Treppen,
Terrassen, die Schwalben
werden im Sonnenlicht singen,
schwirrend wird schlagen das Herz
wie die Wasser der Brunnen –
dies wird die Stimme sein,
die deine Treppen ersteigt.
Die Fenster kennen den frühen
Ruch von Gestein und Luft.
Eine Tür wird aufgehn.
Das Getümmel der Strassen
wird sein des Herzens
Aufruhr im bleichen Licht.
Du wirst es sein – wirklich und hell.
Cesare Pavese
KLAR UND VERLASSEN
gehen die Morgen hin.
So taten einst
deine Augen sich auf. Langsam
verstrich der Morgen, ein Abgrund
unbeweglichen Lichts. Er schwieg.
Du Lebendige schwiegst, unter deinen
Augen lebten die Dinge
(kein Bangen, kein Fieber, kein Schatten)
klar wie ein Morgenmeer.
Wo bist du, Licht, es ist Morgen.
Leben und Dinge warst du,
Und wir atmeten wach
in dir unterm Himmel,
der noch in uns ist.
Ohne Schmerz, ohne Fieber,
ohne den schweren Schatten des grausam
drängenden Tags. O Licht,
ferne Klarheit, angstvolles Atmen,
richte die unbewegten,
klaren Augen auf uns !
Dunkel vergeht der Morgen
ohne das Licht deiner Augen.
Cesare Pavese
The night you slept
Auch die Nacht ist dir ähnlich,
die ferne Nacht, die schweigend
weint im tiefen Herzen,
und müde gehn die Sterne.
Wange rührt an Wange-
ein kalter Schauder ist’s, jemand
schrickt auf und fleht dich an, verlassen,
in dir verloren, in deinem Fieber.
Die Nacht seufzt und sehnt sich ins Licht,
armes zuckendes Herz.
O verschlossenes Antlitz, finstere Angst, Fieber,
das die Sterne betrubt,
jemand wie du harrt dem Lichte entgegen,
forscht still in deinem Gesicht.
Unter die Nacht gestreckt, liegst du
wie ein verschlossener, toter
Horizont, zuckendes armes Herz;
an einem fernen Tag
warst du Frühlicht.
Cesare Pavese
The cats will know
Wieder wird es regnen
auf dein sanftes Pflaster,
ein Regen, so leicht
wie ein Atemhauch oder ein Schritt.
Wieder werden Wind und Morgen
zart erblühen,
wie unter deinem Schritt,
wenn du heimkehrst.
Zwischen Blumen und Fensterbänken
werden die Katzen es wissen.
Es wird andere Tage geben,
andere Stimmen werden sein.
Ganz alleine wirst du lächeln.
Die Katzen werden es wissen.
Du wirst alte Worte hören,
müde Worte und verbrauchte,
so wie abgelegte Kleider
vergangener Feste.
Auch du wirst deine Gesten haben.
Du wirst Worte erwidern –
Frühlingsgesicht,
auch du wirst deine Gesten haben.
Die Katzen werden es wissen,
Frühlingsgesicht;
und der leichte Regen,
der hyazinthene Morgen,
die das Herz dem weiten,
der nicht mehr auf dich hofft,
sie sind das traurige Lächeln,
das du alleine lächelst.
Es wird andere Tage geben,
andere Stimmen und Erwachen.
Leiden werden wir, wenn der Morgen graut
Frühlingsgesicht.
Cesare Pavese
Legna verde
(a Massimo)
L’uomo fermo ha davanti colline nel buio.
Fin che queste colline saranno di terra,
i villani dovranno zapparle. Le fissa e non vede,
come chi serri gli occhi in prigione ben sveglio.
L’uomo fermo — che è stato in prigione — domani riprende
il lavoro coi pochi compagni. Stanotte è lui solo.
Le colline gli sanno di pioggia: è l’odore remoto
che talvolta giungeva in prigione nel vento.
Qualche volta pioveva i n città: spalancarsi
del respiro e del sangue alla libera strada.
La prigione pigliava la pioggia, in prigione la vita
non finiva, talvolta filtrava anche il sole:
i compagni attendevano e il futuro attendeva.
Ora è solo. L’odore inaudito di terra
gli par sorto dal suo stesso corpo, e ricordi remoti
— lui conosce la terra — costringerlo al suolo,
a quel suolo reale. Non serve pensare
che la zappa i villani la picchiano in terra
come sopra un nemico e che si odiano a morte
come tanti nemici. Hanno pure una gioia
i villani: quel pezzo di terra divelto.
Cosa importano gli altri? Domani nel sole
le colline saranno distese, ciascuno la sua.
I compagni non vivono nelle colline,
sono nati in città dove invece dell’erba
c’è rotaie. Talvolta lo scorda anche lui.
Ma l’odore di terra che giunge in città
non sa piú di villani. È una lunga carezza
che fa chiudere gli occhi e pensare ai compagni
in prigione, alla lunga prigione che attende.
Cesare Pavese

Grünes Holz
(für Massimo)
Still steht der Mann und betrachtet im Dunkel die Hügel.
Solang diese Hügel aus Erde da sind, müssen Bauern
sie ackern. Der Mann starrt, ist wie blind,
so wars im Gefängnis, wenn man, hellwach, die Augen zukniff.
Der Mann, der da steht – er war im Gefängnis -, nimmt morgen
sein Werk wieder auf mit den wenigen Gefährten. Heut nacht
aber ist er allein.
Die Hügel riechen nach Regen: der ferne Geruch ists,
den manchmal der Wind ins Gefängnis wehte.
Zuweilen fiel Regen auch in der Stadt:
da strömten Blut und Atem gleich freier.
Den Regen verschlang das Gefängnis, das Leben hatte alsda
kein Ende, und manchmal blinkte sogar die Sonne:
die Gefährten harrten, und es harrte die Zukunft.
Nun ist er allein. Unerhört trifft ihn dieser Geruch nach Erde,
er scheint seinem eignen Leib zu entquellen, und ferne Erinnrung
-er kennt ja die Erde – will ihn gleichsam fesseln
an jenen Boden, den wirklichen Boden. Was hilfts, wenn er weiß,
daß die Bauern auf ihn einschlagen mit der Hacke
wie auf einen Feind und sich tödlich hassen,
als wären sie Feinde. Und doch haben auch sie ihre Freude:
dieses selbe Stück Boden, das umgebrochne. Was kümmern sie da
die andern? Morgen werden die Hügel unter der Sonne
sich strecken, für jedweden seiner.
Die Gefährten leben nicht auf den Hügeln,
sie entstammen der Stadt, wo anstelle des Grases
sich Schienen erstrecken. Bisweilen mag selbst er es vergessen.
In jenem Erdgeruch aber, der zur Stadt weht hinüber,
ist von den Bauern nichts mehr zu spüren. Er liebkost uns,
lange, daß unter dem Hauch wir die Augen schließen
und an die Gefährten im Kerker denken,
an den langen Kerker, der unserer harrt.
Cesare Pavese
Rivolta
Quello morto è stravolto e non guarda le stelle:
ha i capelli incollati al selciato. La notte è piú fredda.
Quelli vivi ritornano a casa, tremandoci sopra.
È difficile andare con loro; si sbandano tutti
e chi sale una scala, chi scende in cantina.
C’è qualcuno che va fino all’alba e si butta in un prato
sotto il sole. Domani qualcuno sogghigna
disperato, al lavoro. Poi, passa anche questa.
Quando dormono, sembrano il morto: se c’è anche una donna,
è piú greve il sentore, ma paiono morti.
Ogni corpo si stringe stravolto a l suo letto
come al rosso selciato: la lunga fatica
fin dall’alba, val bene una breve agonia.
Su ogni corpo coagula un sudicio buio.
Solamente, quel morto è disteso alle stelle.
Pare morto anche il mucchio di cenci, che il sole
scalda forte, appoggiato al muretto. Dormire
per la strada dimostra fiducia nel mondo.
C’è una barba tra i cenci e vi corrono mosche
che han da fare; i passanti si muovono in strada
come mosche; il pezzente è una parte di strada.
La miseria ricopre di barba i sogghigni
come un’erba, e dà un’aria pacata. Sto vecchio
che poteva morire stravolto, nel sangue,
pare invece una cosa e d è vivo. Cosí,
tranne il sangue, ogni cosa è una parte di strada.
Pure, in strada le stelle hanno visto del sangue.
Cesare Pavese
Aufruhr
Er schaut nicht die Sterne, der Tote. Er liegt da völlig verkrampft.
Sein Haar ist verklebt mit dem Pflaster. Kälter wird nun die Nacht.
Die Lebenden hasten heimwärts, zitternd vor Kälte und Angst.
Man kann ihnen kaum folgen, sie laufen auseinander
in Keller oder aufs Dach. So mancher irrt bis zum Morgen
und wirft sich ins sonnige Gras. Manch andrer grient
höhnisch verzweifelt tagsüber am Arbeitsplatz. Und dann
vergeht auch das.
Die Schlafenden ähneln dem Toten, und ist eine Frau dabei,
so ist der Geruch nur herber. Tot scheinen sie alle zu sein.
Jeder Leib liegt verklammert dem Bette, wie auf
blutigem Pflaster, verkrampft. Ach lange Fron am Tage,
nachts kurze Agonie. E s hüllt alle schlafenden Leiber
schmutzige Dämmerung ein. Nur einer liegt
unter den Sternen, der Tote ganz allein.
Tot scheint auch das Lumpenbündel, dort a n die Mauer gelehnt,
in der Sonnenglut. Es zeugt wohl von Vertrauen, wenn man
im Freien schläft. Zwischen Lumpen schimmert
ein Bart durch, es tummeln sich Fliegen darin.
Es krabbeln Passanten wie Fliegen
über die Straße hin. Der Bettler ist Bestand der Straße.
Sein Grinsen wird durch das Bartgras des Elends zugedeckt.
Das gibt ihm ein friedliches Aussehen. Den Alten hätte
treffen können ein gewaltsam-blutiger Tod. Er lebt,
ist Bestand der Straße. So ist, außer dem Blut,
alles Bestandteil der Straße.
Doch haben auf der Straße die Sterne das Blut erblickt.
Cesare Pavese
Grappa a settembre
I mattini trascorrono chiari e deserti
sulle rive del fiume, che all’alba s’annebbia
e incupisce il suo verde, in attesa del sole.
Il tabacco, che vendono nell’ultima casa
ancor umida, all’orlo dei prati, ha un colore
quasi nero e un sapore sugoso: vapora azzurrino.
Tengon anche la grappa, colore dell’acqua.
È venuto un momento che tutto si ferma
e matura. Le piante lontano stan chete:
sono fatte piú scure. Nascondono frutti
che a una scossa cadrebbero. Le nuvole sparse
hanno polpe mature. Lontano, sui corsi,
ogni casa matura a l tepore del cielo.
Non si vede a quest’ora che donne. Le donne non fumano
e non bevono, sanno soltanto fermarsi nel sole
e riceverlo tiepido addosso, come fossero frutta.
L’aria, cruda di nebbia, si beve a sorsate
come grappa, ogni cosa vi esala un sapore.
Anche l’acqua del fiume ha bevuto le rive
e le macera al fondo, nel cielo. Le strade
sono come le donne, maturano ferme.
quest’ora ciascuno dovrebbe fermarsi
per la strada e guardare come tutto maturi.
C’è persino una brezza, che non smuove le nubi,
ma che basta a dirigere il fumo azzurrino
senza romperlo: è un nuovo sapore che passa.
E il tabacco va intinto di grappa. E cosí che le donne
non saranno l e sole a godere il mattino.
Cesare Pavese
Grappa im September
Klar und verlassen gehen die Morgen hin
an den Ufern des Flusses, der sich früh umnebelt
und, die Sonne erwartend, in dunkleres Grün fällt.
Der Tabak, den sie im letzten, noch feuchten
Hause verkaufen, am Rande der Wiesen,
hat schwärzliche Farbe und schmeckt saftig: himmelblau
ist sein Rauch. Auch Grappa führen sie, wasserhelle.
Ein Augenblick kommt, da alles stillsteht
und reift. Unbewegt in der Ferne die Bäume
und aus dunklerem Stoff. Ein Stoß genügte und
niederfielen ihre versteckten Früchte. Die verstreuten Wolken
haben reifes Fleisch. Fern, an den Straßen,
reift in der milden Himmelswärme ein jedes Haus.
Nur Frauen sind sichtbar zu dieser Stunde. Frauen
rauchen und trinken nicht, stehn bloß still in der Sonne
und lassen sich wärmen, als wären sie Früchte.
Wie Grappa trinkt sich die nebelrauhe Luft nur in kleinen
Schlucken, und jegliches Ding mischt sein Aroma bei.
Auch das Wasser des Flusses hat die Ufer getrunken,
weicht sie auf am Grunde, im Himmel. Die Straßen
sind wie die Frauen, sie reifen reglos.
Zu dieser Stunde sollte innehalten ein jeder
auf seiner Straße und zuschaun, wie alles reift.
Auch eine Brise weht, die keine Wolke bewegt,
aber den bläulichen Rauch sachte leitet,
ohne ihn aufzureißen: ein neues Aroma, das vorbeizieht.
Und der Tabak ist ganz von Grappa durchtränkt. So kommts,
daß nicht allein die Frauen den Morgen genießen.
Cesare Pavese
Paesaggio VI
Quest’è il giorno che salgono le nebbie dal fiume
nella bella città, in mezzo a prati e colline,
e la sfumano come un ricordo. I vapori confondono
ogni verde, ma ancora le donne dai vivi colori
vi camminano. Vanno nella bianca penombra
sorridenti: per strada può accadere ogni cosa.
Può accadere che l’aria ubriachi.
Il mattino
si sarà spalancato in un largo silenzio
attutendo ogni voce. Perfino il pezzente,
che non h a una città né una casa, l’avrà respirato,
come aspira il bicchiere di grappa a digiuno.
Val la pena aver fame o esser stato tradito
dalla bocca piú dolce, pur di uscire a quel cielo
ritrovando al respiro i ricordi piú lievi.
Ogni via, ogni spigolo schietto di casa
nella nebbia, conserva un antico tremore:
chi lo sente non può abbandonarsi. Non può abbandonare
la sua ebbrezza tranquilla, composta di cose
dalla vita pregnante, scoperte a riscontro
d’una casa o d’un albero, d’un pensiero improvviso.
Anche i grossi cavalli, che saranno passati
tra la nebbia nell’alba, parleranno d’allora.
O magari un ragazzo scappato di casa
torna proprio quest’oggi, che sale la nebbia
sopra il fiume, e dimentica tutta la vita,
le miserie, la fame e le fedi tradite,
per fermarsi su un angolo, bevendo il mattino.
Val la pena tornare, magari diverso.
Cesare Pavese
Landschaft VI
Dies ist der Tag, da die Nebel aufsteigen vom Fluß
in der schönen Stadt, inmitten von Wiesen und Hügeln,
und sie verwischen wie eine Erinnrung. Die Dünste verwirrn
alles Grün, aber die Frauen mit den lebhaften Farben
gehen noch dort. Sie kommen im weißen Halbdämmer
lächelnd: Auf der Straße kann alles geschehen.
Es kann geschehn, daß die Luft trunken macht.
Der Morgen
wird sich weit aufgetan haben in langem Schweigen,
das jede Stimme besänftigt. Und selbst der Bettler,
der keine Stadt hat und auch kein Haus, hat ihn wohl eingesogen,
so, wie er nüchtern das Glas Branntwein schlürft.
Es lohnt die Mühe, Hunger zu haben oder vom sanftesten Mund
verraten zu sein, nur um hinauszugehn unter diesen Himmel
und beim Atmen die leise Erinnrung wiederzufinden.
Jeder Weg, jede einfache Hauswand
im Nebel bewahrt ein uraltes Beben:
Wer es spürt, der kann sich nicht aufgeben. Nicht aufgeben kann er
seine ruhige Trunkenheit, bestehend aus Dingen
des trächtigen Lebens, die man entdeckt beim Begegnen
mit einem Haus oder einem Baum, einem jähen Gedanken.
Auch die starken Pferde, die vorbeikommen werden
im Nebel der Morgendämmrung, werden sprechen von einst.
Oder sogar ein von zu Hause entlaufener Junge
kommt gerade heute zurück, denn der Nebel steigt
über dem Fluss auf, und er vergisst sein ganzes Leben,
das Elend, den Hunger, die verratene Treue,
um stehenzubleiben an einer Ecke und den Morgen zu trinken.
Es lohnt die Mühe zurückzukommen, selbst wenn man verändert wäre.
Cesare Pavese
Semplicità
L’uomo solo — che è stato in prigione — ritorna in prigione
ogni volta che morde in un pezzo di pane.
In prigione sognava le lepri che fuggono
sul terriccio invernale. Nella nebbia d’inverno
l’uomo vive tra muri di strade, bevendo
acqua fredda e mordendo in un pezzo di pane.
Uno crede che dopo rinasca la vita,
che il respiro si calmi, che ritorni l’inverno
con l’odore del vino nella calda osteria,
e il buon fuoco, la stalla, e le cene. Uno crede,
fin che è dentro uno crede. Si esce fuori una sera,
e le lepri le han prese e le mangiano al caldo
gli altri, allegri. Bisogna guardarli dai vetri.
L’uomo solo osa entrare per bere un bicchiere
quando proprio si gela, e contempla il suo vino:
il colore fumoso, il sapore pesante.
Morde il pezzo di pane, che sapeva di lepre
in prigione, m a adesso non sa piú di pane
né di nulla. E anche il vino non s a che di nebbia.
L’uomo solo ripensa a quei campi, contento
di saperli già arati. Nella sala deserta
sottovoce si prova a cantare. Rivede
lungo l’argine il ciuffo di rovi spogliati
che in agosto fu verde. Dà un fischio alla cagna.
E compare la lepre e non hanno piú freddo.
Cesare Pavese
Schlichtheit
Jedesmal, wenn der einsame Mann, der im Gefängnis gewesen,
in sein Brot beißt, kehrt er ins Gefängnis zurück.
Im Gefängnis träumte er von fliehenden Hasen
auf dem Winterfeld. Jetzt lebt er im Winternebel
zwischen Straßenmauern, trinkt
kaltes Wasser und beißt in sein Brot.
Danach, so glaubt man, erblüht das Leben wieder,
e s legt sich der Schrecken, winters kehrt man ein
in der warmen Schenke bei hellem Feuer,
kräftigem Mahl und duftendem Wein. Man glaubts.
Solange man sitzt, glaubt mans. Kommt man dann eines Abends
heim,
sind alle Hasen gefangen: es sitzen die anderen im Warmen
lustig beim Schmaus: Man selbst sieht zu, von draußen.
Der einsame Mann kehrt ein, er wagts auf ein Glas,
wenn es arg friert. Er stiert
in den schweren rauchfarbenen Wein,
beißt in sein Brot, das im Gefängnis nach
Wildbraten schmeckte. Jetzt schmeckt er
nur Nebel, ob Brot oder Wein.
Der einsame Mann denkt froh an die Felder.
Sie sind bestellt. In der einsamen Schenke
summt er ein Lied: da sieht er am Feldrain
den kahlen Dornbusch, der im Sommer grünte.
Ein Pfiff ruft die Hündin. Da erscheint
schon der Hase, und sie frieren nicht mehr.
Cesare Pavese
Lo steddazzu
L’uomo solo si leva che il mare è ancor buio
e le stelle vacillano. Un tepore di fiato
sale su dalla riva, dov’è il letto del mare,
e addolcisce il respiro. Quest’è l’ora in cui nulla
può accadere. Perfino la pipa tra i denti
pende spenta. Notturno è il sommesso sciacquío.
L’uomo solo ha già acceso un gran fuoco di rami
e lo guarda arrossare il terreno. Anche il mare
tra non molto sarà come il fuoco, avvampante.
Non c’è cosa piú amara che l’alba di un giorno
in cui nulla accadrà. Non c’è cosa piú amara
che l’inutilità. Pende stanca nel cielo
una stella verdognola, sorpresa dall’alba.
Vede il mare ancor buio e la macchia di fuoco
a cui l’uomo, per fare qualcosa, si scalda;
vede, e cade dal sonne tra le fosche montagne
dov’è un letto di neve. La lentezza dell’ora
è spietata, per chi non aspetta piú nulla.
Val la pena che il sole si levi dal mare
e la lunga giornata cominci? Domani
tornerà l’alba tiepida con la diafana luce
e sarà come ieri e mai nulla accadrà.
L’uomo solo vorrebbe soltanto dormire.
Quando l’ultima stella si spegne nel cielo,
l’uomo adagio prepara la pipa e l’accende.
Cesare Pavese

Der Morgenstern
Der einsame Mann steht auf, wenn das Meer noch dunkel ist
und die Sterne flackern. Ein milder Hauch
steigt vom Ufer auf, wo des Meeres Bett ist,
und besänftigt den Atem. Dies ist die Stunde, da nichts
geschehen kann. Selbst die Pfeife hängt zwischen den Zähnen
erloschen herab. Nächtlich ist das gedämpfte Plätschern.
Der einsame Mann hat ein großes Feuer aus Reisig entzündet
und sieht, wie es die Erde rötet. Auch das Meer
wird bald sein wie das Feuer: auflodernd in Flammen.
Nichts ist bitterer als das Aufdämmern eines Tages,
an dem nichts geschehen wird. Nichts ist bitterer
als diese Nutzlosigkeit. Am Himmel hängt müde
ein grünlicher Stern, überrascht von der Dämmrung.
Er sieht das noch dunkle Meer und den Feuerfleck,
an dem sich der Mann wärmt, um etwas zu tun;
er sieht, und er fällt aus dem Schlaf zwischen die düsteren Berge,
wo ihn ein Schneebett erwartet. Das langsame Rinnen der Stunde
ist ohne Mitleid für den, der nichts mehr erwartet.
Lohnt es die Mühe, daß die Sonne entsteigt dem Meer
und das lange Tagwerk beginnt? Morgen
wird die laue Dämmrung zurückkehrn mit dem
durchscheinenden Licht,
und es wird sein wie gestern, und nichts wird jemals geschehen.
Der einsame Mann möchte am liebsten nur schlafen.
Wenn der letzte Stern am Himmel verlischt,
stopft der Mann langsam seine Pfeife und zündet sie an.
Cesare Pavese
Notturno
La collina è notturna, nel cielo chiaro.
Vi s’inquadra il tuo capo, che muove appena
e accompagna quel cielo. Sei come una nube
intravista fra i rami. Ti ride negli occhi
la stranezza di un cielo che non è il tuo.
La collina di terra e di foglie chiude
con la massa nera il tuo vivo guardare,
la tua bocca ha la piega di un dolce incavo
tra le coste lontane. Sembri giocare
alla grande collina e al chiarore del cielo:
per piacermi ripeti lo sfondo antico
e lo rendi piú puro.
Ma vivi altrove.
Il tuo tenero sangue si è fatto altrove.
Le parole che dici non hanno riscontro
con la scabra tristezza di questo cielo.
Tu non sei che una nube dolcissima, bianca
impigliata una notte fra i rami antichi.
Cesare Pavese
Nachtstück
Der Hügel ist nächtlich unter dem klaren Himmel.
Dem Bild fügt dein Kopf sich ein, der kaum sich bewegt
und den Himmel begleitet. Wie eine Wolke bist du,
die man vage ahnt zwischen Zweigen. Dir lacht in den Augen
die Fremdartigkeit eines Himmels, der nicht dein ist.
Der Hügel aus Erde und Blättern schließt
mit seiner schwarzen Masse ab dein lebendiges Anschaun,
dein Mund hat die Falte einer behutsamen Buchtung
zwischen den fernen Hängen. Du scheinst zu spielen
mit dem großen Hügel, dem Lichtschein des Himmels:
Mir zu Gefallen wiederholst du den uralten Hintergrund
und machst ihn reiner.
Aber du lebst woanders.
Dein sanftes Blut ist woanders entstanden.
Und deine Worte finden kein Echo
in der spröden Traurigkeit dieses Himmels.
Nichts bist du als eine sehr sanfte und weiße Wolke,
die eines Nachts sich verfangen hat in den uralten Zweigen.
Cesare Pavese
Tu sei come una terra
che nessuno ha mai detto.
Tu non attendi nulla
se non la parola
che sgorgherà dal fondo
come un frutto tra i rami.
C’è un vento che ti giunge.
Cose secche e rimorte
t’ingombrano e vanno nel vento.
Membra e parole antiche.
Tu tremi nell’estate.
Cesare Pavese
Du bist ein ungenanntes Land,
in das niemand reiste.
Du erwartest nichts,
nur das Wort,
aus Urtiefen steigend,
wie am Zweige die Frucht.
Es streift dich ein Wind.
Hinderndes, Welkes und Totes
trägt er mit fort:
Morsche Glieder, altes Wort.
Im Sommer zitterst du fort.
Cesare Pavese
DU BIST WIE ein Land,
das noch keiner genannt.
Du erwartest nichts
nur das Wort,
das dem Grund entspringt
wie die Frucht dem Zweig.
Es berührt dich ein Wind.
Totes und Trockenes
hemmt dich und geht mit dem Wind.
Verbrauchte Glieder und Worte.
Dir ist bang im Sommer.
Cesare Pavese
Hai viso di pietra scolpita,
sangue di terra dura,
sei venuta dal mare.
Tutto accogli e scruti
e respingi da te
come il mare. Nel cuore
hai silenzio, hai parole
inghiottite. Sei buia.
Per te l’alba è silenzio.
E sei come le voci
della terra — l’urto
della secchia nel pozzo,
la canzone del fuoco,
il tonfo di una mela;
le parole rassegnate
e cupe sulle soglie,
il grido del bimbo – le cose
che non passano mai.
Tu non muti. Sei buia.
Sei la cantina chiusa,
dal battuto di terra,
dov’è entrato una volta
ch’era scalzo il bambino,
e ci ripensa sempre.
Sei la camera buia
cui si ripensa sempre,
come al cortile antico
dove s’apriva l’alba.
Cesare Pavese
Dein Gesicht ist gemeißelter Stein,
dein Blut verkrustete Erde,
so entstiegst du dem Meer.
Alles erfaßt, alles prüfst du
und stößt es von dir,
wie das Meer. Still ist dein Herz,
verschluckte Worte drin ruhn.
Dunkel bist du und Schweigen
bringt dir das Morgenrot.
Du klingst wie die Stimmen der Erde
-ein Eimer am Brunnenrand,
das Lied des Feuers,
des Apfels dumpfer Fall,
gemessen gemurmelte Worte
auf der Schwelle düster und schwer,
der Schrei eines Kindes –
wie Dinge, die nie vergehen.
Du veränderst dich nicht,
bleibst dunkel bestehen.
Du bist der verschlossene Keller,
an den der Knabe stets denkt,
wo er einst die bloßen Füße
in dunkle Erde gesenkt.
Du bist die dunkle Kammer,
an die man immer denkt,
der alte Hof, wo einstmal
der neue Tag begann.
Cesare Pavese
DEIN GESICHT, aus Stein geschlagen,
dein Blut aus harter Erde,
du kommst aus dem Meer.
Alles empfängst und erforschst du
und wirfst es von dir
wie das Meer. Im Herzen
Schweigen und verschluckte Worte.
Dunkel bist du. Für dich
ist der Morgen ein Schweigen.
Du bist die vielstimmige
Erde, das Schlagen
des Eimers im Brunnen,
das Singen des Feuers,
ein fallender Apfel;
die dumpfen erschöpften
Worte auf der Schwelle
der Schrei des Kindes- Dinge
die nicht vergehen.
Dunkel bist du.
Du veränderst dich nicht.
Du bist der verschlossene Keller
aus gestampfter Erde
den einmal, barfuss
das Kind betrat
und kannst nicht vergessen.
Du bist das dunkle Zimmer
und es denkt daran immer
wie an den alten Hof
wo der Morgen sich auftat.
Cesare Pavese
Tu non sai le colline
dove si è sparso il sangue.
Tutti quanti fuggimmo
tutti quanti gettammo
l’arma e il nome. Una donna
ci guardava fuggire.
Uno solo di noi
si fermò a pugno chiuso,
vide il cielo vuoto,
chind il capo e morí
sotto il muro, tacendo.
Ora è un cencio di sangue
e il suo nome. Una donna
ci aspetta alle colline.
Cesare Pavese
Du kennst nicht die Hügel,
wo das Blut rann.
Alle flohen wir,
alle warfen wir weg
Waffe und Namen. Ein Weib
sah uns fliehen.
Nur einer von uns stand
still mit geballter Faust,
sah den leeren Himmel,
neigte das Haupt und starb
schweigend unter der Mauer.
Jetzt ist er ein blutiger Fetzen
und sein Name. Ein Weib
erwartet uns bei den Hügeln.
Cesare Pavese

DU weisst die Hügel nicht,
wo das Blut rann.
Alle flohen wir,
alle warfen wir weg
Waffe und Namen. Ein Weib
sah uns fliehen.
Nur einer von uns stand
still mit geballter Faust,
sah den leeren Himmel,
neigte das Haupt und starb
schweigend unter der Mauer.
Jetzt ist er ein blutiger Fetzen
und sein Name. Ein Weib
wartet unter den Hügeln.
Cesare Pavese
Di salmastro e di terra
è il tuo sguardo. Un giorno
hai stillato di mare.
Ci sono state piante
al tuo fianco, calde,
sanno ancora di te.
L’agave e l’oleandro.
Tutto chiudi negli occhi.
Di salmastro e di terra
hai le vene, il fiato.
Bava di vento caldo,
ombre di solleone —
tutto chiudi in te.
Sei la voce roca
della campagna, il grido
della quaglia nascosta,
il tepore del sasso.
La campagna è fatica,
la campagna è dolore.
Con la notte il gesto
del contadino tace.
Sei la grande fatica
e la notte che sazia.
Cesare Pavese
Salzig und aus Erde
ist dein Blick. Eines Tages
hast du Meer vergossen.
Da standen Pflanzen
an deiner Seite, heiße,
sie riechen noch nach dir.
Agave und Oleander,
alles verschließt du in den Augen.
Salzig und aus Erde
sind deine Adern, dein Atem.
Geifer warmen Windes,
Hundstageschatten –
alles verschließt du in dir.
Du bist die rauhe Stimme
der Felder, der Ruf
der verborgenen Wachtel,
die Wärme des Steins.
Die Felder sind Mühsal,
die Felder sind Schmerz.
Mit der Nacht schweigt
die Geste des Bauern.
Du bist die große Mühsal
und die Nacht, die sättigt.
Cesare Pavese
AUS SALZ und aus Erde
ist dein Blick. Einst
hattest du Meer in deinen Poren.
Pflanzen schmiegten sich
um deine Seiten, heiss,
und sie riechen noch immer nach dir.
Agave und Oleander.
Alles verschliesst dein Blick.
Aus Salz und aus Erde
sind deine Adern, dein Atem.
Gischt eines heissen Windes,
Schatten sengender Sonnentage –
alles verschliesst du in dir.
Du bist die rauhe Stimme
der Felder, der Ruf
der versteckten Wachtel,
die Warme des Steins.
Die Felder sind Mühe,
die Felder sind Schmerz.
Bei Nacht schweigt
die Gebärde des Bauern.
Du bist die grosse Mühsal
und die Nacht, die sättigt.
Wie der Fels und das Gras,
wie die Erde bist du verschlossen;
du bist wie die Woge des Meeres.
Kein Wort,
das dich besitzen kann
oder halten. Du empfängst
Stösse wie die Erde
und machst daraus Leben, Atem,
der liebkost, Schweigen.
Du bist verdorrt wie das Meer,
wie eine Frucht zwischen Felsen,
und sagst kein Wort,
und niemand spricht zu dir.
Cesare Pavese
Come la roccia e l’erba,
come terra, sei chiusa;
ti sbatti come il mare.
La parola non c’è
che ti può possedere
o fermare. Cogli
come la terra gli urti,
e ne fai vita, fiato
che carezza, silenzio.
Sei riarsa come il mare,
come un frutto di scoglio,
e non dici parole
e nessuno ti parla.
Cesare Pavese
Wie der Felsen, das Gras,
wie die Erde bist du verschlossen;
hin und hergeworfen wie das Meer.
Da ist kein Wort,
das dich besitzen oder
festhalten kann. Stöße
empfängst du wie die Erde,
machst Leben daraus, Atem,
der streichelt, Schweigen.
Du bist verdorrt wie das Meer,
wie die Frucht am Riff,
du sagst kein Wort
und niemand spricht zu dir.
Cesare Pavese
E allora noi vili
che amavamo la sera
bisbigliante, le case,
i sentieri sul fiume,
le luci rosse e sporche
di quei luoghi, il dolore
addolcito e taciuto —
noi strappammo le mani
dalla viva catena
e tacemmo, ma il cuore
ci sussultò di sangue,
e non fu piú dolcezza,
non fu piú abbandonarsi
al sentiero sul fiume —
non piú servi, sapemmo
di essere soli e vivi.
Cesare Pavese
Wir Feiglinge aber,
die den flüsternden
Abend liebten, die Häuser,
die Wege am Fluß,
die roten und schmutzigen Lichter
jener Orte, den Schmerz
gestillt und besänftigt –
wir rissen die Hände
aus der lebenden Kette
und schwiegen, aber im Herzen
schreckte das Blut auf,
keine Sänftigung blieb,
kein innres Erschlaffen
auf dem Wege am Fluß –
keine Sklaven mehr, wußten
wir uns allein und lebendig.
Cesare Pavese
Sei la terra e la morte.
La tua stagione è il buio
e il silenzio. Non vive
cosa che piú di te
sia remota dall’alba.
Quando sembri destarti
sei soltanto dolore,
l’hai negli occhi e nel sangue
m a tu non senti. Vivi
come vive una pietra,
come la terra dura.
E ti vestono sogni
movimenti singulti
che tu ignori. Il dolore
come l’acqua di un lago
trepida e ti circonda.
Sono cerchi sull’acqua.
Tu li lasci svanire.
Sei la terra e la morte.
Cesare Pavese
Du bist die Erde und der Tod.
Deine Zeit ist das Dunkel
und die Stille. Nichts lebt
ferner der Morgenröte
denn du.
Scheinst du zu erwachen,
so bist du ganz. Schmerz;
in den Augen, im Blut
trägst du ihn, fühllos. Du
lebst wie ein Stein lebt,
wie die harte Erde.
Dich kleiden Träume,
ein Schluchzen, Regungen,
die du nicht kennst. Der Schmerz
bebt und umschließt dich
wie das Wasser eines Sees.
Auf dem Wasser sind Kreise.
Du läßt sie dahingehen.
Du bist die Erde und der Tod.
DIE ERDE BIST DU und der Tod.
Deine Jahrzeit ist das Dunkel
und die Stille. Ferner lebt
nichts der Morgenröte.
Willst du erwachen,
bist du ganz Schmerz;
in den Augen, im Blut
trägst du ihn, fühllos,
lebst wie ein Stein,
wie die harte Erde.
Träume kleiden dich,
schluchzende, unbewusste.
Der Schmerz
bebt und umschliesst dich
wie Wasser eines Sees.
Alle lässt du dahingehn,
bist die Erde und der Tod.
Cesare Pavese
Anche tu sei l’amore.
Sei di sangue e di terra
come gli altri. Cammini
come chi non si stacca
dalla porta di casa.
Guardi come chi attende
e non vede. Sei terra
che dolora e che tace.
Hai sussulti e stanchezze,
hai parole — cammini
in attesa. L’amore
è il tuo sangue — non altro.
Cesare Pavese
Auch du bist die Liebe.
Bist von Blut und von Erde
wie die andern. Du gehst,
als wichest du nie
von der Schwelle des Hauses.
Du schaust, als wartetest du
und sähest nicht. Erde bist du,
die schmerzt und die schweigt.
Du zuckst auf und erschlaffst
und sprichst Worte – du gehst
in Erwartung. Die Liebe,
nichts anderes – sie ist dein Blut.
Cesare Pavese
Hai un sangue, un respiro.
Sei fatta di carne
di capelli di sguardi
anche tu. Terra e piante,
cielo di marzo, luce,
vibrano e ti somigliano –
il tuo riso e il tuo passo
come acque che sussultano —
la tua ruga fra gli occhi
come nubi raccolte —
il tuo tenero corpo
una zolla nel sole.
Hai un sangue, un respiro.
Vivi su questa terra.
Ne conosci i sapori
le stagioni i risvegli,
hai giocato nel sole,
hai parlato con noi.
Acqua chiara, virgulto
primaverile, terra,
germogliante silenzio,
tu hai giocato bambina
sotto un cielo diverso,
ne hai negli occhi il silenzio,
una nube, che sgorga
come polla dal fondo.
Ora ridi e sussulti
sopra questo silenzio.
Cesare Pavese
Blut hast du und Atem,
bist aus Fleisch und
aus Haar, aus Blicken,
auch du. Erde und Pflanzen,
Märzhimmel, Licht,
alles erzittert und gleicht dir –
deinem Lachen, deinem Schritt,
wie aufwirbelnde Wasser –
die Runzel zwischen deinen Augen
wie geballte Wolken –
dein zarter Leib,
eine Scholle in der Sonne.
Blut hast du und Atem.
Du lebst auf dieser Erde,
kennst ihren Geschmack,
ihre Jahreszeiten, ihr Erwachen,
du hast gespielt in der Sonne,
hast gesprochen mit uns.
Klares Wasser,
Frühlingstrieb, Erde,
keimendes Schweigen,
als Kind hast du gespielt
unter einem anderen Himmel,
trägst sein Schweigen im Blick,
eine Wolke, die hervordrängt
wie ein Quell aus dem Grund.
Jetzt lachst du und zuckst auf
über diesem Schweigen.
Cesare Pavese
Dolce frutto che vivi
sotto il cielo chiaro,
che respiri e vivi
questa nostra stagione,
nel tuo chiuso silenzio
è la tua forza. Come
erba viva nell’aria
rabbrividisci e ridi,
ma tu, tu sei terra.
Sei radice feroce.
Sei la terra che aspetta.
Cesare Pavese
Süße Frucht, die du lebst
unter klarem Himmel,
die du atmest und lebst
diese Jahreszeit, unsre,
in deinem verschlossenen Schweigen
ruht deine Kraft. Wie ein
lebendes Kraut erbebst
in der Luft du und lachst,
aber du, du bist Erde.
Du bist grausame Wurzel.
Du bist die wartende Erde.
Cesare Pavese
Verrà la morte e avrà i tuoi occhi —
questa morte che ci accompagna
dal mattino alla sera, insonne,
sorda, come un vecchio rimorso
o un vizio assurdo. I tuoi occhi
saranno una vana parola,
un grido taciuto, un silenzio.
Cosí li vedi ogni mattina
quando su te sola ti pieghi
nello specchio. O cara speranza,
quel giorno sapremo anche noi
che sei la vita e sei il nulla.
Per tutti l a morte ha uno sguardo.
Verrà la morte e avrà i tuoi occhi.
Sarà come smettere un vizio,
come vedere nello specchio
riemergere un viso morto,
come ascoltare un labbro chiuso.
Scenderemo nel gorgo muti.
Cesare Pavese
Der Tod wird kommen und deine Augen haben,
dieser Tod, der uns begleitet
von morgens bis abends, schlaflos,
dumpf, wie ein alter Gewissensbiß
oder ein törichtes Laster. Und deine Augen
werden ein leeres Wort sein,
ein verschwiegener Schrei, ein Schweigen.
So siehst du sie jeden Morgen,
wenn du dich über dich neigst, mit dir allein
im Spiegel. O teuere Hoffnung,
an jenem Tage werden auch wir es wissen,
daß du das Leben bist und das Nichts.
Für alle hat der Tod einen Blick.
Der Tod wird kommen und deine Augen haben.
Das wird sein wie das Ablegen eines Lasters,
wie wenn man ein totes Gesicht
wieder auftauchen sieht im Spiegel,
oder auf eine verschlossene Lippe horcht.
Wir werden stumm in den Strudel steigen.
Cesare Pavese
DER TOD WIRD kommen, und er wird deine Augen haben –
dieser Tod, der uns tagaus, tagein
begleitet, schlaflos,
hohl wie langst verjährte Reue
oder törichtes Laster. Deine Augen
werden ein leeres Wort sein,
ein stummer Schrei, ein Schweigen.
So siehst du sie jeden Morgen,
wenn du dich über dich neigst, allein,
im Spiegel. O liebe Hoffnung,
an jenem Tag werden auch wir wissen,
dass du das Leben bist und das Nichts.
Für alle hat der Tod einen Blick.
Der Tod wird kommen, und er wird deine Augen haben.
Es wird sein wie das Aufgeben eines Lasters,
als erschiene im Spiegel
ein totes Gesicht,
als lauschte man geschlossenen Lippen.
Stumm werden wir in den Abgrund steigen.
Cesare Pavese
ROTE ERDE, schwarze Erde,
du kommst aus dem Meer,
aus versengtem Grün,
der Heimstatt alter Worte
und blutiger Mühsal,
wo zwischen den Steinen
Geranien wachsen –
nicht wissend, wieviel an Worten
und Mühsal du bringst aus dem Meer,
du reich wie Erinnerung
und trockenes Land,
du hartes und liebstes Wort
blutalt in den Augen verwahrt,
du jung wie eine Frucht
aus Erinnerung und Jahrzeit-
unterm Augusthimmel
ruht dein Atem aus,
dein Olivenauge
besänftigt das Meer,
und du lebst, lebst wieder
ohne Verwundern, gewiss
wie die Erde, dunkel
wie die Erde, Älmuhle
der Jahrzeiten und der Träume,
die sich im Mond zeigt, uralt
wie die Hände der Mutter,
die Schale des Kohlenbeckens.
AUCH DU BIST Hügel
und Steinpfad
Bewegung im Schilf,
zu Haus im Weinberg
und seiner lautlosen Nacht.
Du sagst kein Wort.
Es gibt eine lautlose Erde,
nicht deine Erde.
Es gibt ein Schweigen, das anhält
in Pflanzen und Hügeln.
Wasser gibt es und Länder.
Schweigen bist du
und unauflösbar.
Deine Lippen und Augen sind dunkel.
Du bist der Weinberg.
Es gibt eine Erde,
die wartet und schweigt
Tage sind unter brennendem
Himmel vergangen.
Du hast die Wolken gespielt.
Es gibt eine schreckliche Erde-
dein Antlitz weiss es.
Auch das ist der Weinberg.
Wie Mondschatten wiederfinden
wirst du die Wolken
das Schilf und die Stimmen.
Wiederfinden wirst du Worte
jenseits des kurzen Lebens
und nächtlicher Spiele,
verbrennender Kindheit.
Schön ist das Schweigen.
Du, Erde und Weinberg.
Ein Schweigen aus Feuer
wird Land verbrennen
wie Leuchtfeuer, nachts.
IMMER NOCH BIST du vom Meer
und hast dessen rauhe Stimme,
hast du vom lebendigen Wasser
zwischen den Brombeersträuchern
geheimniserfüllte Augen
und eine niedrige Stirn
wie ein von Wolken niedriger Himmel.
Jedes Mal lebst du von neuem,
wie etwas Altes und Ungezähmtes,
das dein Herz schon kannte, und es verschliesst sich.
Jedes Mal ist es ein Riss,
jedes Mal ist es der Tod.
Immer haben wir gekämpft.
Wer sich zum Kampf entschliesst,
hat den Tod schon gekostet
und trägt ihn im Blut.
So wie gute Feinde,
die sich nicht mehr hassen,
haben wir eine
Stimme, eine Qual,
und leben Aug’ in Aug’
unter armseligem Himmel.
Zwischen uns keine Hinterlist,
nichts Unnötiges-
wir werden immer kämpfen.
Wir werden weiterkämpfen,
wir werden immer kämpfen,
weil wir den Todesschlaf suchen,
nebeneinander,
und wir haben eine rauhe Stimme,
eine niedrige und ungezähmte Stirn
und denselben Himmel.
Dafür wurden wir erschaffen.
Wenn einer von uns dem Stoss nachgibt,
folgt eine lange Nacht,
die weder Friede und Stillstand ist,
noch wirklicher Tod.
Du bist nicht mehr. Die Hände
ringen vergeblich.
Solange das Herz uns zittert.
Deinen Namen haben sie genannt.
Der Tod beginnt immer wieder.
Du, Unbekanntes und Ungezähmtes,
bist aus dem Meer wiedergeboren.
Cesare Pavese
