Gedichten uit essay 4: God in de leegte

Essay 4: God in de leegte



In de periode 2006-2022 heb ik vier essays geschreven waarin ik veel gedichten heb gebruikt, soms als een vorm van illustratie bij de teksten. De gedichten (en citaten) leiden de tekst in en uit. In deze weergave volg ik de indeling van de hoofdstukken in elk essay.
De volledige teksten van de essays zijn te lezen (en te downloaden) op: https://mystiekfilosofie.com/essays-god-in-het-landschap-het-lichaam-de-kosmos-en-de-leegte/
of op: https://levenshorizonten.com/4-essays-over-god/
De essays zijn ook nog steeds te koop voor een schappelijke prijs.
In de noten en de literatuur op het einde van elk essay zijn de volledige gegevens te vinden van de gebruikte gedichten (en citaten)


God in de leegte
Leegte als theotopie

John Hacking
Nijmegen 2022


INHOUD
Voorwoord
Inzet en opzet

  1. God ontmoeten in leegte
    Een eerste verkenning
    1.1 Persoonlijke ervaringen en betekenisgeving via taal
    1.2 God in de leegte en God als leegte
    1.3 Kabbalistische leegte en schepping
    1.4 God in de ontmoeting van de openbaring
    1.5 God als toekomst, het toekomende
  2. De leegte in en van het zelf
    2.1 Zelf-bevestiging als effect van de ontmoeting met de dood
    2.2 Leegte in het zelf
    2.3 Leegte als angst
    2.4 Leegte van het zelf
    2.5 Niets meer te wensen, gruwelijke leegte
  3. De leegte in en van de wereld
    3.1 De wereld werpt ons terug op onszelf
    3.2 Leegte in de wereld
    3.3 Leegte als niets in ruimte en tijd
    3.4 Leegte van de wereld
    3.5 Leegte als nihilum
  4. God en leegte
    Een tweede verkenning
    4.1 Vooraf aan God
    4.2 God wel en niet in het Zijn (1)
    4.3 God wel en niet in het Zijn (2)
    4.4 Ruimte en tijd van de mens en van God
    4.4.1 De Oneindige aan gene zijde van het zijn
    4.4.2 Het Oneindige als kracht in mij
    4.5 Een God in en van de leegte
    4.5.1 Landschap van de ziel
    4.5.2 Leegte van het landschap
    4.5.3 God, gestalte van een dode God
    4.5.4 Abgeschiedenheit
    4.5.5 God als wereld
    4.6 Een God voor ons
    4.7 Sporen van God
  5. Epilogos
    5.1 Sneeuw
    5.2 Bergen
    5.3 Horizon

“Oog in oog met het niets merken we namelijk dat we niet alleen ‘iets’ werkelijks zijn, maar dat we scheppende wezens zijn die uit het niets iets te voorschijn kunnen laten komen. Beslissend is dat de mens zichzelf kan ervaren als de plaats waar uit niets iets en uit iets niets voortkomt.”

uit: R. Safranski, Heidegger en zijn tijd


Wir können das Wort ‘Gott’ nicht reinwaschen,
und wir können es nicht ganz machen;
aber wir können es, befleckt und zerfetzt wie es ist,
vom Boden erheben und aufrichten.

Martin Buber



Voorwoord

ORIGEN

La luz es demasiado grande
para mi infancia.
Pero ¿quién me dará la respuesta jamás usada?
Alguna palabra que me ampare del viento,
alguna verdad pequeña en que sentarme
y desde la cual vivirme,
alguna frase solamente mía
que yo abrace cada noche,
en la que me reconozca,
en la que me exista.

Pero no. Mi infancia
sólo comprende al viento feroz
que me aventó al frío
cuando campanas muertas
me anunciaron.

Sólo una melodía vieja,
algo con niños de oro, con alas de piel verde,
caliente, sabio como el mar,
que tirita desde mi sangre,
que renueva mi cansancio de otras edades.

Sólo la decisión de ser dios hasta en el llanto.

Alejandra Pizarnik


URSPRUNG

Das Licht ist zu gross
für meine Kindheit.
Doch wer gibt mir die nie verwendete Antwort?
Irgendein Wort, das mich vor dem Wind beschützt,
irgendeine kleine Wahrheit, auf die ich mich setzen
und von der aus ich mich erleben kann,
irgendeinen Satz, der nur mein ist,
den ich jede Nacht umarme,
in dem ich mich wiedererkenne,
in dem ich für mich existiere.

Aber nein. Meine Kindheit
versteht nur den grausamen Wind,
der mich in die Kälte wehte,
als tote Glockentürme
mich ankündigten.

Nur eine alte Melodie,
etwas mit Goldkindern, mit grünhäutigen Flügeln,
warm, weise wie das Meer,
das von meinem Blut her fröstelt,
das meine Müdigkeit aus anderen Zeitaltern erneuert.

Nur die Entscheidung, Gott zu sein, bis in die Trauer.

Vertaling: Juana und Tobias Burghardt


Inzet en opzet

DER REISENDE

tote zeit · das sind jene filmszenen in denen nichts geschieht
niemand erzählt · es keinen dialog gibt
stunden in einem flug—oder
zugterminal · im transit
werden mir die menschen intim: frauen
in deren blick und gang man sich zwei minuten lang verliebt
in den wartereihen die sich heim einstieg aufbauen
gesichter an denen man facetten seiner selbst wiedererkennt
das kunstlicht zu fahl die goldene meile
mit dem pappbecher kaff ee abgelaufen um in der eile
eine sonnenbrille zu kaufen einen ungelebten erfolgsroman
tritt nichts hervor bleibt alles bloss latent
auf der anzeigentafel steht zwar: rom an
um soundsoviel uhr – aber man liest nur und sieht
dass man auch auf einer reise noch irgendwoanders sein will
ohne anzukommen · jeder sein eigener kosmopolit
es rauscht in diesen hallen ist so fahrig still
wie die schwebe in der wir leben · doch was uns aufrecht hält
ist unerfülltes -es bohrt sich wie kupferdraht
durch die knochen · gehen heisst dass man vorwärts fällt
um sich wieder aufzufangen wie ein automat
beständig den unvermeidlichen sturz hinausziehend
sich fortwünschend · und sich selber fliehend

14 VIII 14 – Raoul Schrott, uit: Die Kunst an nichts zu glauben



  1. God ontmoeten in leegte

Een eerste verkenning

De mens zoekt nu de weg naar de wolken,
de weg naar de wolken is ver – geen spoor.
De bergen zijn hoog, vaak gevaarlijk steil,
de rivieren zijn breed, niet erg helder.
Groene toppen zowel voor als achter,
de witte wolken nu eens west, dan oost.
Wie de weg naar de wolken wil kennen

de weg naar de wolken is in leegte.

Han Shan


Wo Berg an Berg steht
zwängt sich ein Wasserlauf
durch die Enge
Von Einsamkeit umgeben
dieses Fliessen

Juni 1910

Wakayama Bokusui


1.1 Persoonlijke ervaringen en betekenisgeving via taal

  1. [ Fragment I.]

Ja, so könnte ich es ausdrücken,
unser Gespräch hinterliess eine
unausfüllbare Leere. Seitdem
birgt jeder Tag auch diese Leere.

Den Zwang auszudrücken,
was das ist, das mich seitdem
jeden Tag begleitet. Seitdem wir
uns nicht treffen, ersetzt

meine Erinnerung unser Gespräch.
Seitdem gibt es keinen Tag,
der nicht etwas enthielte,
und umgekehrt. Neuerdings

deute ich sogar mein Schweigen.
Ich habe das Gefühl, es gibt Tage,
die sich weiten. Wachsende
Tiefe jeder Augenblick, der

sie in sich bewahrt. Alles
nimmt in etwas anderem Platz,
das jenes darm besitzt. Das eine Wort
das andere. Und ein Begriff

das Wort. Was ich Leere nannte,
ist auch Teil von etwas. Vielleicht
von unserem Gespräch, das seitdem
irgendwie weitergeht. Glaube ich.


Szilárd Borbély


A white square
Inside
A white square
Inside
A white square
Inside
A white square
Inside
A white square

–Kitasono Katsue, “Monotonous Spaces”


Los! Brechen wir auf!
Noch nie gesehene Berge
lass uns wandernd schauen
Diese Einsamkeiten —
wirst du sie ertragen?

April 1908

Wakayama Bokusui



1.2 God in de leegte en God als leegte

Das GANZE ist schamloses Denken.
Das NICHTS ein etwas bescheidener Gedanke

Edmond Jabès


Nerudas Blau

Das Blau war ausser sich vor Freude
Als wir geboren wurden.
Denn zuerst war das Licht
Dann folgte das Blau
Dann folgte der Mensch
Und das Blau erfand ein paar Maler
Und dann und wann einen Dichter dazu.

Elisabeth Borchers


[ Epilog II. ]

[ i. ]
Denn man erwartet von den Toten, dass sie den Weg
über dem Abgrund des Alltags kennen. Wenn sie
die Landstriche der Verzweiflung verlassen und in ein
fernes, unbekanntes Reich aufbrechen,
das wie Musik ist. Anschwellende, einsame
Erwartung, überall präsent. Diese Musik
bricht nicht durch Wände. Sie klopft leise.
Sickert durch die Ritzen. Lautlos schleicht sie herein
und knackt die tief in der Truhe versteckte Nuss.
Rollt die verloren geglaubte Glasmurmel hervor.
Spielt mit ihr. Plötzlich zerspringen in den Vitrinen
die geschliffenen Gläser aus Kristall. Die Saite zerspringt.

[ ii. ]
Eine offene Kiste ist Gottes Sein, voller
Toter. Übereinandergeworfen
liegen sie darin und schauen
in die Ferne. Nicht einen Moment lang
schliessen sie die Augen. Gott hockt in einem
fernen Winkel und zittert. Krampfhaft presst
er die Augenlider zusammen. Weint
mit dünner, winselnder Stimme.

[ iii. ]
Eine offene Kiste ist Gottes Sein, voller
Spielzeug. Zuweilen sitzen Kinder um sie herum,
wühlen in ihr. Jedes Spiel ist ein
Rätsel. Gott sitzt unter ihnen und
beobachtet sie. Er ist selbst ein Kind, das
in ihr wühlt. Wenn er etwas findet,
freut er sich darüber. Er wendet es in seinen kleinen
Händen hin und her. Dann wirft er es zurück.

Szilárd Borbély


1.3 Kabbalistische leegte en schepping

Sequenz der Leere

Beängstigend am Rand der Seiten Leere,
wie da der Satz zu Ende geht,
hinüberschwebt

aufs andre Blatt, umblätternd
zwischendurch, und nichts bewahrt
in sich

die Welt, sie geht verlorn,
gibst du nicht acht, die
Seele auch,

das Böse nur späht noch nach dir
im Spiegel, in der Pupille
lauernd

am Rand der Seite, Leere steigt auf,
der Satz aber, geschrieben, kann nicht
unvollendet bleiben,

denn die Schrift muss sich vollenden,
der Heilige muss kommen:
Marana tha!

Es komme Gnade,
und es vergehe diese Welt!
Amen!

Szilárd Borbély


PEREGRINAJE

a Elizabeth Azcona Cranwell

Llamé, llamé como la náufraga dichosa
a las olas verdugas
que conocen el verdadero nombre
de la muerte.

He llamado al viento,
la confié mi deseo de ser.

Pero un pájaro muerto
vuela hacia la desesperanza
en medio de la musica
cuando brujas y flores
cortan la mano de la bruma.
Un pájaro muerto llamado azul.

No es la soledad con alas,
es el silencio de la prisionera,
es la mudez de pájaros y viento,
es el mundo enojado con mi risa
o los guardianes del infierno
rompiendo mis cartas.

He llamado, he llamado.
He llamado hacia nunca.

Alejandra Pizarnik


PILGERSCHAFT

für Elizabeth Azcona Cranwell

Ich rief wie die glückliche Schiffbrüchige, rief
nach den mörderischen Wellen,
die den wahren Namen
des Todes kennen.

Ich habe den Wind gerufen
und ihm meinen Wunsch zu sein anvertraut.

Doch ein toter Vogel
fliegt in die Hoffnungslosigkeit
inmitten der Musik,
wenn Hexen und Blumen
die Hand des Meernebels abschlagen.
Ein toter Vogel namens Blau.

Es ist nicht die Einsamkeit mit Flügeln,
es ist das Schweigen der Gefangenen,
es ist die Stummheit der Vögel und des Windes,
es ist die Welt, die über mein Lächeln
verärgert ist,
oder die Wächter der Hölle,
die meine Briefe zerreissen.

Ich habe gerufen, habe gerufen.
Ich habe ins Nie gerufen.

Vertaling: Juana und Tobias Burghardt


1.4 God in de ontmoeting van de openbaring

Himmel und Erde
das Herz der Welt liegt
entblösst vor Augen:
in seinem vollen Glanz
der hohe Fuji-Gipfel

Winter 1927

Wakayama Bokusui


Winterpsalm

Dein Name
ist gefallen
Dein Name
fällt
und ist kein
anderer Name
auf den sich mein
weggeschnittener
Atem reimt
Und er heisst
Wunderbar Rat
Stecken und Stab
Begehbarer Weg
Eis
über meinem Bodensee

Geheiligt werde
dein zugefrorenrer Name

Eva Zeller



1.5 God als toekomst, het toekomende

WAHR

Wahr ist Atem,
wahr ist Asche,
wahr ist Atem
aus der Asche,
Angst sich höhlend,
Lust sich wölbend,
jetzt, solang das
irdisch währt.

Ernst Meister


‘Die Welt soll durch Zärtlichkeit gerettet werden’

Fjodor M. Dostojewski


KLEINER WIND

Nicht weinen, kleiner
Wind, andre Augen
hat der Regen
nicht.

Friedrich Ani


DORTHIN,
wo unser Heim ist
nach der Geburt:
niemand und
nichts zu werden.

Das Ach
schiebt sich davor
und der Augen
vielerklärende
Herkunft.

Ernst Meister


Stern des Tränenmeers

Hirten kommen durch die Nacht.
Mit gesenktem Kopfe wach,
hungrig im Waggon für Vieh,
Jesus unter ihnen.

Sterne auf jeder Stirne dort,
Sterne auf jeder Brost.
Sterne oben am Himmelszelt,
an der Gesetze Ort.

Am Himmel stinken Engelein,
und Mörder sind die Hirten.
Ein Meer von Sternen oben scheint,
erstarrte Tränen auf dem Leib.

Maria in der Nacht allein
schaut durch die Gitterstäbe.
In ihrem Arm das Jesulein
nur noch ein Spielzeugpüpplein.

»Gute Nacht! Gute Nacht!«
Des toten Echos Klang erwacht.
»Du falsche Welt, dir gute Nacht!«

Bringt keine frohe Botschaft.

»Die Menschen all’ sind wesensgleich
wie Christus und der Geist.
Und Leben ist auch der Biss der Laus,
die winzig auf uns haust … «

Die Hirten haben Waffen bei sich.
Stiefelschritte knallen.
Die Augen leer. Sie diskutieren nicht.
Tot ist Mirjam alsbald.

»Oh, ihr Hirten, Grausame!«
In den Schnee spritzt Blut.
»Tötet mich mit meinem Sohn!«
Sie spucken auf den Juden.

In der Nacht des Echos Klang
wünscht Psyche »Gute Nacht!«
Im Schnee unten ein Wurm sich spannt.
»Ihr Hirten! Gute Nacht!

Szilárd Borbély


  1. De leegte in en van het zelf

Nicht mehr leben können

Es gibt Erfahrungen, die man nicht überleben kann. Darnach fühlt man, dass alles, was man auch täte, keine Bedeutung mehr haben kann. Denn nachdem man die Grenzen des Lebens erreicht, nachdem man alles, was jene gefahrenreichen Gestade bieten, in Verzweiflung durchlebt hat, büßen die alltäglichen Gebärden und das gewöhnliche Streben jeglichen Reiz und jede Verlockung ein. Wenn du trotz allem überlebst, ist es doch dem Objektivationsvermögen zu verdanken, vermittels welchen du jene unermessliche Spannung schreibend abschüttelst. Schöpfertum ist nur eine zeitweilige Rettung aus den Klauen des Todes.

Mir ist, als müsste ich wegen allem, was mir das Leben zu bieten vermag, und auch wegen der Aussicht auf den Tod bersten. Ich spüre, dass ich sterbe: aus Einsamkeit, Liebe, Hass und wegen allem, was die Erde mir darreicht. Es ist, als ob ich mich in jedem Erlebnis wie ein Ballon – weit über meine Widerstandsfähigkeit hinaus – aufblähte. In der schrecklichsten Intensivierung vollzieht sich eine Konversion ins Nichts. Du schwillst innerlich an, steigerst dich zum Wahnsinn, bis an den Rain des von der Nacht entführten Lichts, bis alle Schranken zerrinnen: und aus jener Überfülle schleudert dich ein bestialischer Wirbel unmittelbar ins Nichts hinab. Das Leben entfaltet Fülle und Leere, Überschwang und Depression; was sind wir denn schon angesichts des inneren Wirbels, der uns bis zur Absurdität ausrenkt? Ich fühle, wie das Leben in mir vor allzu ungebärdiger Inbrunst pocht, aber auch, wie es vor zuviel Ungleichgewicht kracht. Es ist wie eine Explosion, die sich kaum zügeln lasst und auch dich unwiederbringlich in die Luft zu jagen vermag. An den Grenzscheiden des Daseins merkst du, dass du deines Innenlebens nicht mehr Herr werden kannst, dass die Subjektivität ein Trugbild ist und dass Kräfte in dir brodeln, die du nicht verantworten kannst, deren Entwicklung in keinem Verhältnis zur Zentrierung der Persönlichkeit oder zu einem bestimmten individualisierten Rhythmus steht. Was erscheint an den Ufern des Lebens nicht alles als Anlass zum Tode? Man stirbt wegen allem, was ist, und allem, was nicht ist. Jedes Erlebnis ist in diesem Falle ein Sprung ins Nichts. Wenn du alles, was dir das Leben dargeboten hat, bis zum Paroxysmus, zur äußersten Anspannung durchlebst, ist jener Zustand erreicht, in dem du nichts mehr erleben kannst, weil dir nichts mehr bleibt. Selbst wenn da diese Erlebnisse nicht nach allen Richtungen durchlaufen hast, es genügt, die wichtigsten aufs Äußerste getrieben zu haben. Und wenn du dich aus Einsamkeit, Verzweiflung oder Liebe sterben fühlst, bilden die anderen Erlebnisse ein unendlich schmerzendes Trauergefolge. Die Empfindung, nach derartigen Schwindelanfällen nicht mehr leben zu können, ergibt sich aus innerer Verzehrung. Des Lebens Flammen züngeln in einem geschlossenen Herd, aus dem die Glut nicht entweichen kann. Die Menschen, die auf einer äußeren Ebene leben, sind von vornherein erlöst; aber was können sie schon hinüberretten, kennen sie doch keinerlei Fährnisse? Der Paroxysmus der Innerlichkeit und des Erlebens fuhrt dich In ein Gefilde, wo die Gefahr absolut ist, weil das Dasein, das im Erleben mit angespanntem Bewusstsein seiner Wurzeln gewahr wird, sich selbst verneint. Das Leben ist allzu begrenzt und fragmentarisch, um gewaltigen Spannungen standzuhalten. Überkam denn nicht alle Mystiker das Gefühl, nach großen Ekstasen das Leben nicht mehr fortsetzen zu können? Was sollten jene, deren Empfindungen das Normale sprengen, noch von dieser Welt erwarten: Leben, Einsamkeit, Verzweiflung oder Tod?

Cioran



I

me, I borrowed his body
and that segment of the flow of time

my coming into this world was like a surrealist painting
and from that moment—awesome—there was grief/joy

desire, and ambition—these I understand
although I’m only borrowing

but suddenly I clean forgot the full story
including the fact that I too was originally once a universe

and because of this, I have
elaborated games

with that being and the whole of this egg-shaped life
turning day and night into one another’s dreamworlds

when I wake in another dream
I find that I’ve

unwittingly inscribed a poem
entitled “I”

Chen Kehua


2.1 Zelf-bevestigng als effect van de ontmoeting met de dood

Aeternitas (1)

Die Ewigkeit ist kalt
wie die Klinge,
mit der man schnitzt
Jesu Antlitz.

Die Ewigkeit versinkt
wie der Stein,
schau auf das Wasser,
wie still kann es sein.

Die Ewigkeit springt
wie der Floh,
ehe du ihn erwischst,
bist du im Inferno.

Die Ewigkeit ist tief
wie des Geistes Gabe,
dem innewohnt
Christi Gnade.

Die Ewigkeit tickt wie
die Uhr jede Sekunde,
doch manchmal setzt sie aus,
etwa zur Morgenstunde.

Die Ewigkeit ist spurlos
wie der Stoff,
den der Tod
ins Blut dir tropft.

Die Ewigkeit ist kurz
wie das Leben,
bis du es erzählt hast,
ist es gewesen.

Szilárd Borbély


Walking

once we moved in an age of ideas and signs
debate’s lexicon gouging at truth

we then entered a world of instruments and logic
trudging through wastes beyond hypotheses and equations

before soaring into a universe of introspection and dream
unfocussed consciousness like the 3000 layers of an onion of
worlds-within-worlds

these days, we walk in an age of replication and chatter
this limited life forging away specially for the sake of futility

new dilemmas hatch from outdated language
as fertile as ant nests

“love is universal but we are universally unable to love”
light goes in straight lines but it also curves

time is delusion, space illusion
no birth no death no filth no purity no increase no decline

must we go on walking whereverwards or will
wherever come walking towards us next?

Chen Kehua


2.2 Leegte in het zelf

„Wir verwirklichen uns nie.
Wir sind zwei Abgründe – ein Brunnen der in den Himmel schaut“

Fernando Pessoa


“Ich möchte meine Arme heben und Dinge von unbekannter Wildheit herausschreien, den hohen Mysterien Worte zurufen, den großen Räumen der leeren Materie eine neue weitgespannte Persönlichkeit bestätigen. Doch ich gehe in mich und werde sanft. »Ich bin so groß wie das, was ich sehe! « Dieser Satz bleibt mir und erfüllt meine Seele; an ihn lehne ich all meine Gefühle, und von innen her – wie über die Stadt von außen – kommt der unbeschreibliche Friede des harten Mondlichts über mich, das sich langsam mit der Dämmerung ausbreitet.”

Fernando Pessoa


I woke up at night and my language was gone,
No sign of language, no writing, no alphabet
nor symbol nor word many tongue-
and raw was my fear – like the terror perhaps
of a man flying from a treetop far above the ground,
a shipwrecked person on a tide engulfed bank,
a pilot whose parachute would not open
or the fear of a stone in a bottomless pit
and the fright was unvoiced, unlettered, unuttered,
and inarticulate (O how inarticulate!)
and I was alone in the dark,
a non-I in the all-pervading gloom
with no grasp, no leaning point,
everything stripped of everything
and the sound was speechless and voiceless
and I was nought and nothing,
without even a gibbet to hang onto,
without a single peg to hang onto,
and I no longer knew who or what I was
and I was no more

Amir


Schnee fällt!
Die Augen —vom Leben zugedrückt —
öffnen sich
um einen winzigen Spalt
sie schmerzen . . . der Schnee fallt!

Ende 1911

Wakayama Bokusui


Else Lasker-Schüler

Windbruch
über die Erde
streu ich. Schwester. Jedes
ungestorbene Land
ist dein Grab.

Przemysl, Brzozów, wer
seine Stätte
aushob, ist
verscharrt. In Mielce das Haus
Gottes brennend, über die Flammen
hinauf die Stimme, eine
Stimme, aber
aus hundert Mündern, aus
der Erstickung. Wie sagt
man: im Feuerofen
erhob sich das Lob
Gottes —wie sagt
man?

Ich weiss
nicht mehr.
Über die Erde, Schwester,
Windbruch, ausgestreut. Wie
Bäume verkrallt
Gesehenes in
den Schatten mittags, in
die Dämmerung unter den Schwingen ,
der Vögel, in
das Eis, in
die Ödnis nachts.

Liebe
(du sprichst aus dem Grab)
Liebe tritt, eine weisse
Gestalt,
aus der Mitte des Grauens

Johannes Bobrowski


2.3 Leegte als angst

El miedo

En el eco de mis muertes
aún hay miedo.
¿Sabes tú del miedo?
Sé del miedo cuando digo mi nombre.
Es el miedo,
el miedo con sombrero negro
escondiendo ratas en mi sangre,
o el miedo con labios muertos
bebiendo mis deseos.
Sí. En el eco de mis muertes
aún hay miedo.

Alejandra Pizarnik


Die Angst

Im Echo meiner Tode
gibt es noch Angst.
Kennst du die Angst?
Ich weiss von der Angst, wenn ich meinen Namen sage.
Es ist die Angst,
die Angst mit schwarzem Hut,
die jetzt in meinem Blut Ratten versteckt,
oder die Angst mit toten Lippen,
die jetzt meine Wünsche trinkt.
Ja. Im Echo meiner Tode
gibt es noch Angst.

vertaling: Juana en Tobias Burghardt


“Die Angst, daß ein kleiner Wollfaden, der aus dem Saum der Decke heraussteht, hart sei, hart und scharf wie eine stählerne Nadel; die Angst, daß dieser kleine Knopf meines Nachthemdes größer sei als mein Kopf, groß und schwer; die Angst, daß dieses Krümchen Brot, das jetzt von meinem Bette fällt, gläsern und zerschlagen unten ankommen würde, und die drückende Sorge, daß damit eigentlich alles zerbrochen sei, alles für immer; die Angst, daß der Streifen Rand eines aufgerissenen Briefes etwas Verbotenes sei, das niemand sehen dürfe, etwas unbeschreiblich Kostbares, für das keine Stelle in der Stube sicher genug sei; die Angst, daß ich, wenn ich einschliefe, das Stück Kohle verschlucken würde, das vor dem Ofen liegt; die Angst, daß irgendeine Zahl in meinem Gehirn zu wachsen beginnt, bis sie nicht mehr Raum hat in mir; die Angst, daß das Granit sei, worauf ich liege, grauer Granit; die Angst, daß ich schreien könnte und daß man vor meiner Türe zusammenliefe und sie schließlich aufbräche, die Angst, daß ich mich verraten könnte und alles das sagen, wovor ich mich fürchte, und die Angst, daß ich nichts sagen könnte, weil alles unsagbar ist, – und die anderen Ängste … die Ängste.
Ich habe um meine Kindheit gebeten, und sie ist wiedergekommen, und ich fühle, daß sie immer noch so schwer ist wie damals und daß es nichts genützt hat, älter zu werden.”

Rainer Maria Rilke



Adam, or the Birth of Anxiety

Thus, along with lack,
anxiety was born.

A fallen apple from the same branch that Eve plucked hers-continues to spoil at the foot of the felled tree.
Rotten fruit. Its name: ANXIETY.

Image of emptiness before emptiness.
Biting into the apple, did Eve know she was devouring her soul?

What if the book were only infinite memory of a word lacking?.
Thus absence speaks to absence.

`My past pleads for me,” he said. “But my future remains evasive about the assortment in its basket “

Imagine a day without a day behind it, a night without a previous night.
Imagine Nothing and something in the middle of Nothing.
What if you were told this tiny something was you?

And God created Adam.
He created him a man, depriving him of memory. Man without childhood, without past.
(Without tears, without laughter or smiles.)
Man come out of Nothing, unable even to claim a portion of this Nothing.

Edmond Jabès


WER SCHREIBT der Träume
Drehbuch keine Welle
buchstabiert ihre Namen
das Alphabet die Gischt
nicht Ebbe und Flut
beizeiten tauchen sie
auf und ab
taumeln Gestirne
durch das Wasser
erblindet jetzt
waren sie einmal
wollten nur
über das Meer
unsichtbar wir
auf dem Hochsitz
halten Ausschau
nach nichts

Christoph Klimke


Zerstörung jetzt noch
der Schatten

bald steht Licht
gegen Licht

in erloschenen Augen

Werner Dürrson


Nach Weihnachten

Nach Weihnachten
ein Gedicht über Gott
in den Schnee
kratzen.

Wenn es taut,
weiss man,
bleibt nichts, nichts

ausser dem Wunsch
später nach Weihnachten
ein Gedicht über Gott
in den Schnee zu
kratzen.

Stephan Reimund Senge



2.4 Leegte van het zelf

SOTTO IL GIARDINO (l)

Dove porta questa strada che nessuno più imbocca,
strada appena intuibile, sentiero
d’erbacce?
Qui gente rotolava sua pancia, sghignazzando,
e c’erano molte grida, anche di dolore.

(Esiste, esiste anche senza di noi,
la possibilità di un cammino.
Bisognerà appiattarsi neU’erba, scordare qualcosa,
e te, maledetta paura,
dovremo proprio sconfiggerti.)

Fabio Pusterla


UNTER DEM GARTEN (l)

Wohin führt dieser Weg, den niemand mehr wählt,
ein kaum noch zu ahnender Pfad, überwachsen
von Unkraut?
Menschen wälzten sich hier auf dem Bauch, mit Gelächter
und vielen Schreien, vor Schmerz auch.

(Es gibt ja, auch ohne uns gibt es
die Möglichkeit eines Wegs.
Flach sich ins Gras legen, etwas vergessen,
und dich, du verwünschte Angst,
ja – überwinden.)

Vertaling: Hanno Helbling


Tragik

Das ist das Schwerste: sich versenken
und wissen, dass man überflüssig ist,
sich ganz zu geben und zu denken,
dass man wie Rauch ins Nichts verfliesst.

23.12.1941

Mit rotem Stift hinzugefügt:
Ich habe keine Zeit gehabt zu ende zu schreiben…

Selma Meerbaum-Eisinger


EIN FLÜCHTLING

am punkt wo unsere kartographen die grenzlinien
dreier länder schnitten ragt eine klippe auf · unter ihrem fuss
lag ein frisches grab – eine schicht sand
von felsplatten bedeckt · daneben die plastiksohle eines schuhs
eine reisetasche ohne jegliches gewand
vertrockneter thunfisch in zwei auf gehackten konservendosen
vielleicht wurde er krank zurückgelassen
oder vom lastwagen gestossen
er hatte die lake getrunken · im schatten gesessen
der handbreit von der wand fiel
keine kraft mehr um zu bassen
dünenkämme gleissend · unerträglich weiss
der himmel nun vor einem ziel
das kaum je mehr war als die aussicht auf anderes als almosen
in der tasche gesicht und name auf einem ausweis
aus eritrea – vormals italienisch abessinien –
und eine telefonnummer in mannheim · er wurde 17 jahre alt
das leben ein ruder · ein leckgeschlagener nachen
inmitten einer verlandeten see
der wind murmelnd in so vielen unverständlichen sprachen
die zunge geschwollen · ihm brennendkalt
vor diesem alles nun vereinnahmenden vergessen
staub auf den wimpern · die sonne in den weiten unserer lee

gilf kebir 12 II 10

Raoul Schrott


KRANICHE gehen
nicht verloren
auf ihrem ersten
Flug erinnern
sie sich im Voraus
könnten mich
geleiten auch
durch diese Stadt
zur Yorckstrasse
diesem Unort
dahinter aber
St. Matthäus
Grabstätte vieler
Unerwünschter
meine Liebsten eben
dann liegt
Berlin plötzlich
am Meer San Michele
Ezra Pounds Ruhestätte
von Venedig gleich
wieder zurück nach
Rheinsberg Tucholskys
Spuren unsichtbar
die Wegzeichen
erblindet wir
schicken indes
Dronen gen Himmel
erspähen keine
Wege aus
dem Nichts

Christoph Klimke


Gedichtzu, Gedichtauf:
hier fahren die Farben
zum schutzfremden
freistirnigen
Juden.
Hier levitiert
der Schwerste.
Hier bin ich.

Paul Celan


“Nun ist es dunkel.
Ich war in worten und hatte keinen bestand.”

Franz Baermann Steiner


Ich bin der Welt abhanden gekommen

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
 
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
 
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh’ in einem stillen Gebiet!
Ich leb’ allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!

Friedrich Rückert


Paraphrase

Der Welt abhanden kommen –
wie fängt das an, wo und wann?
In den Zeilen vermutlich,

den Körperzellen, in Einzelzellen
fängt es an in den Stunden
der Eigenzeit, den flüchtigen
letzten Tagen der Kindheit.

Schlaf ist das Eingangstor,
Aus-und Eingang der Träume
von einem zum anderen Leben.
Dort wächst es heran,

lebenslang, in einer Welt jenseits
der Tageszwänge, die uns von früh an
bestimmen. Im Labyrinth
des Unbewussten, einem Reich

unbekannter als jedes Afrika,
einem Land, Ubw genannt (Freud),
kommt die Welt sich abhanden.

In solche Urregionen,
das darknet jeder Psyche,
führt keine Route
heroïscher Expeditionen,

keine Nord-Ost-Passage,
kein Weg nach West-Indien.
Niemand sieht über sich dort
die Wolken des Magellan

der sie als erster sah, Nebel,
Haufen von Sternen, ferne Objekte
in der Nähe der Milchstrasse.
Milch, fern der Körperwärme,
die den Säugling zog in die Welt.

Zeitlos geht es dort zu,
während aussen am Arm die Uhr
den Tag einteilt und selbst
den Gedanken den Takt gibt.

*

Was weiss der Körper, das Tier,
das meist stumm umhergeht,
von den Löchern im Luftraum,

den Leerstellen, die jeder Mensch
mit sich füllt, mit nichts
als sich selbst, diesem Niches,
Äquivalent der Welt draussen.

Es sind die Pfade des Eigensinns,
auf denen man geht, als gäbe es
keinen Tod. Sie enden alle
in einem stillen Gebiet.

*

Wie kompakt so ein Körper ist,
zeigt sich im Warten im Bauch
eines Flugzeugs überm Atlantik.

Wer Pech hat, mug umkehren
auf halbem Weg, wenn ein Eissturm
die Landung unmöglich macht.

Er kehrt zurück wie ein Fremder,
aus dem Alltag gestrichen.
Niemand erwartet ihn dort,

wo er aufbrach am Morgen.
Sein Körper ist wie ein Koffer,
ungeöffnet sinnlos befördert.

*

Blick aus dem Penster: Unterwegs
auf den Strassen sind Menschen,
Tote und Lebende. Warum nicht

die Toten in den Lebenden sehen
und umgekehrt? Warum nicht
sich selbst als postum begreifen,

Teil einer pulsierenden Galaxie, einer
allgemeinen Relativitätstheorie?
Schliesse die Augen: Sieh …

*

“Es war einmal”, wie die Märchen
sagen, die Chroniken,
die Autobiographien,
als Geschichte gesammelt.

Alles war einmal, immer schon:
anders als heute, wenn Heute
der äusserste Punkt ist,
an dem Zufall die Körper hält,

in ihrer Endlichkeit Säugetiere,
unterwegs in einer Welt,
die für jeden gestorben ist,
für die jeder gestorben ist
in den Löchern im Luftraum.

Abgegrenzt sind sie, die Körper
in ihrer Aura der Einsamkeit,
Wörter auf einem weissen Blatt,
Wörter so unermesslich wie
Kindheit, Einsamkeit, Welt,
opak wie der eigene Körper,
der einem abhanden kommt.

*

Wie gross so ein Tag ist, wo keiner
dem andern gehört und Kinder nichts
als der Zufall sind, der sie zeugte

und hineinwarf in eine Welt,
in der wir viel Zeit verlieren
auf unseren Routen, bis Einsamkeit

uns dann einholt und wir begreifen,
dass Umkehr unmöglich ist
und wir sind, die wir sind.
Kein nächster Tag lässt sich proben
wie in der Oper die Szenen,
kein Gestern je korrigieren.

*

Unfassbar, dass auch die Toten
einmal Säuglinge waren. Geburt
hat sie ausgelost, Körper
für ein langsames Sterben.
Schliesse die Augen. Sieh:
Bald kommen die Toten
auf dem Umweg der Träume
heimlich ins Leben zurück.
Sie reden mit dir, immerfort.

*

Zeit ist der Zwischenraum, Zeit
tickt in den Körpern der Lebenden,
gibt den Wörtern die Schwerkraft,

das Leuchten erloschener Sterne,
ein Intervall gestundeter Zeit,
und immer ist da der Nachhall
der Kinderstimme im Innern.

*

Der Mensch geht zurück in sich,
ein Leben lang bleibt das Kind
in ihm, spielt zwischen Ruinen

in der frühen Landschaft der ersten
Siedlung, mit Häusern abgegrenzt
wie auf der Strasse die Körper,
sammelt Trauer, sammelt das Gras
der abgebrannten Tage
und lacht über sich selbst.

Die Kindheit ist aus, das Kind
steckt noch drin, geht
durch den Körper
und weiss nicht, wohin.

*

Wer da?
Wer spricht da?
Wer spricht heute,
wer morgen,
wenn ich da spreche?

Wer spricht, wenn ich
für mich spreche
in meinem Himmel,
meinem Lied,
meiner Aura
der Einsamkeit?

Bist du es, Spinne
im Netz meiner Sinne?
Bist du es, Glossar,
Stimme, Stimme, Sonar?
Es gibt das Alphabet,
und dann Verse.

Durs Grünbein


2.5 Niets meer te wensen, gruwelijke leegte

NADA

El viento muere en mi herida
La noche mendiga mi sangre

Alejandra Pizarnik


NICHTS

Der Wind stirbt in meiner Wunde.
Die Nacht erbettelt mein Blut.

Vertaling: Juana und Tobias Burghardt


EL DESPERTAR

a León Ostrov
Señor
La jaula se ha vuelto pájaro
y se ha volado
y mi corazón está loco
porque aúlla a la muerte
y sonríe detrás del viento
a mis delirios

Qué haré con el miedo
Qué haré con el miedo

Ya no baila la luz en mi sonrisa
ni las estaciones queman palomas en mis ideas
Mis manos se han desnudado
y se han ido donde la muerte
enseña a vivir a los muertos

Señor
El aire me castiga el ser
Detrás del aire hay monstruos
que beben de mi sangre

Es el desastre
Es la hora del vacío no vacío
Es el instante de poner cerrojo a los labios
oír a los condenados gritar
contemplar a cada uno de mis nombres
ahorcados en la nada

Señor
Tengo veinte años
También mis ojos tienen veinte años
y sin embargo no dicen nada

Señor
He consumado mi vida en un instante
La ultima inocencia estalló
Ahora es nunca o jamás
o simplemente fue

¿Cómo no me suicido frente a un espejo
y desaparezco para reaparecer en el mar
donde un gran barco me esperaría
con las luces encendidas?

¿Cómo no me extraigo las venas
y hago con ellas una escala
para huir al otro lado de la noche?

El principio ha dado a luz el final
Todo continuará igual
Las sonrisas gastadas
El interés interesado
Las preguntas de piedra en piedra
Las gesticulaciones que remedan amor
Todo continuará igual

Pero mis brazos insisten en abrazar al mundo
porque aun no les enseñaron
que ya es demasiado tarde

Señor
Arroja los féretros de mi sangre
Recuerdo mi niñez
cuando yo era una anciana
Las flores morían en mis manos
porque la danza salvaje de la alegría
les destruía el corazón

Recuerdo las negras mañanas de sol
cuando era niña
es decir ayer
es decir hace siglos

Señor
La jaula se ha vuelto pájaro
y ha devorado mis esperanzas

Señor
La jaula se ha vuelto pájaro
Qué haré con el miedo

Alejandra Pizarnik


DAS ERWACHEN

für León Ostrov

Herr.
Der Käfig verwandelte sich in Vogel
und flog davon,
und mein Herz ist verrückt,
weil es den Tod anheult
und hinter dem Wind
meinem Wahn zulächelt.

Was werde ich mit der Furcht machen.
Was werde ich mit der Angst machen.

Das Licht tanzt nicht mehr in meinem Lächeln,
die Jahreszeiten verbrennen keine Tauben in meinen Vorstellungen.

Meine Hände haben sich entblösst
und sind dorthin gegangen, wo der Tod
den Toten beibringt zu leben.

Herr.
Die Luft bestraft mein Sein.
Hinter der Luft gibt es Ungeheuer,
die von meinem Blut trinken.

Es ist das Unglück.
Es ist die Stunde der nichtleeren Leere.
Es ist der Augenblick, ein Schloss vor die Lippen zu hängen,
die Verurteilten schreien zu hören,
einen jeden meiner Namen zu betrachten,
die ins Nichts aufgehängt wurden.

Herr.
Ich bin zwanzig Jahre alt.
Auch meine Augen sind zwanzig Jahre alt,
und dennoch sagen sie nichts.

Herr.
Ich habe mein Leben in einem Augenblick verbraucht.
Die letzte Unschuld zerplatzte.
Jetzt ist nie oder nimmer,
oder es war einfach.

Weshalb bringe ich mich nicht vor einem Spiegel um
und verschwinde, um im Meer wieder aufzutauchen,
wo ein grosses Schiff mich erwarten würde
mit hellen Lichtern?

Weshalb reisse ich mir nicht die Adern heraus
und mache aus ihnen eine Leiter,
um auf die andere Seite der Nacht zu fliehen?

Der Anfang hat das Ende geboren.
Alles wird genauso weitergehen:
Das verbrauchte Lächeln.
Die absichtliche Absicht.
Die Fragen aus Stein in Stein.
Die Gebärden, die Liebe nachahmen.
Alles wird genauso weitergehen.

Aber meine Arme bestehen darauf, die Welt zu umarmen
weil ihnen noch nicht beigebracht wurde,
dass es schon zu spät ist.

Herr.
Wirf die Totenbahren meines Blutes fort.
Ich erinnere mich an meine Kindheit,
als ich eine Greisin war.
Blumen welkten in meinen Händen,
weil der wilde Freudentanz
ihnen das Herz zerstörte.

Ich erinnere die schwarzen Morgen mit Sonne,
als ich ein Kind war,
nämlich gestern,
nämlich vor Jahrhunderten.

Herr.
Der Käfig verwandelte sich in Vogel
und verschlang meine Hoffnungen.

Herr.
Der Käfig verwandelte sich in Vogel.
Was mache ich mit der Angst?

Vertaling: Juana und Tobias Burghardt


NANAS DE LA CEBOLLA

(Dedicadas a su hijo, a raíz de recibir una carta de su mujer en la que le decía que no comía más que pan y cebolla)

La cebolla es escarcha
cerrada y pobre:
escarcha de tus días
y de mis noches.
Hambre y cebolla:
hielo negro y escarcha
grande y redonda.

En la cuna del hambre
mi niño estaba.
Con sangre de cebolla
se amamantaba.
Pero tu sangre,
escarchaba de azúcar,
cebolla y hambre.

Una mujer morena,
resuelta en luna,
se derrama hilo a hilo
sobre la cuna.
Ríete, niño,
que te tragas la luna
cuando es preciso.

Alondra de mi casa,
ríete mucho.
Es tu risa en los ojos
la luz del mundo.
Ríete tanto
que en el alma, al oírte,
bata el espacio.

Tu risa me hace libre,
me pone alas.
Soledades me quita,
carcel me arranca.
Boca que vuela,
corazón que en tus labios
relampaguea.

Es tu risa la espada
más victoriosa.
Vencedor de las flores
y las alondras.
Rival del sol,
porvenir de mis huesos
y de mi amor.

La carne aleteante,
súbito el párpado,
y el niño como nunca
coloreado.
¡Cuánto jilguero
se remonta, aletea,
desde tu cuerpo!

Desperté de ser niño
Nunca despiertes.
Triste llevo la boca.
Ríete siempre.
Siempre en la cuna,
defendiendo la risa
pluma par pluma.

Ser de vuelo tan alto,
tan extendido,
que tu carne parece
cielo cernido.
¡Si yo pudiera
remontarme al origen
de tu carrera!

Al octavo mes ríes
con cinco azahares.
Con cinco diminutas
ferocidades.
Con cinco dientes
como cinco Jazmines
adolescentes.

Frontera de los besos
serán mañana,
cuando en la dentadura
sientas un arma.
Sientas un fuego
correr dientes abajo
buscando el centro.

Vuela niño en la doble
luna del pecho.
él, triste de cebolla.
tú, satisfecho.
No te derrumbes.
No sepas lo que pasa
ni lo que ocurre.

Miguel Hernández


WlEGELIED VAN DE UI

Gedicht geschreven in de gevangenis van Torijos tijdens de maand September in 1939, opgedragen aan zijn zoon Manuel Miguel, nadat hij van zijn vrouw een brief ontvangen had, waarin zij schreef, dat ze niets ander te eten had dan brood en ui.

De ui is als rijp,
schamel en gesloten:
de rijp van je dagen
en van mijn nachten.
Honger en ui,
zwarte sneeuw en rijp
groot en rond.

In de wieg van de honger
lag mijn kind,
en werd gezoogd
met het bloed van de ui.
Maar jouw bloed
was rijp van suiker
honger en ui.

Een donkerharige vrouw
lost zich op in de maan,
en vloeit geleidelijk uit
boven de wieg.
Lach, kindje,
en slok de maan op
als het nodig is.

Lach veel,
leeuwerik van mijn huis.
De lach in je ogen
is het licht van de wereld.
Lach zoveel,
dat je te horen, het heelal
in mijn ziel doet kloppen.

Je lach geeft me vleugels
en maakt me vrij,
ontdoet me van de eenzaamheid,
ontrukt me aan de gevangenis.
Mond die vliegt,
hart, dat bliksemt
op je lippen.

Je lach is het
zegerijkste zwaard.
Overwinnaar van bloemen
en van leeuweriken.
Rivaal van de zon.
Toekomst van mijn lijf
en van mijn liefde.

Het vlees klapwiekt,
het ooglid knippert onverhoeds,
en het kind krijgt kleur
zoals nooit voorheen.
Een en al distelvink
gevlieg en gefladder
ontstijgt je lichaam!

Ik ontwaakte uit mijn kindertijd.
Ontwaak nooit.
Mijn mond staat droef.
Blijf altijd lachen.
Blijf altijd in de wieg,
verdedig de lach
met hand en tand.

Zo hoog, zo uitgestrekt
is de vlucht van je wezen,
dat je vlees
een ontkiemde hemel lijkt.
Kon ik ook maar terug
daarheen, waar jouw
levensloop begint!

Op je achtste maand lach je
met vijf oranjebloesems,
met vijf piepkleine
wreedaardigheden.
Met vijf tanden
gelijk vijf opgroeiende
jasmijnen.

Ze zullen morgen de grens
van de kussen zijn,
als je ervaart dat je gebit
een wapen is,
als je een vuur van je
tanden voelt lopen, zoekend
naar het middelpunt.

Vlieg, mijn kind, naar de dubbele
maan van de borst.
Zij, triest door de ui,
jij, tevreden.
Ga niet ten onder.
Weet niet wat er omgaat
noch wat er gebeurt.

Vertaling: Germain Droogenbroodt



Stufungen von Blau: 16/8/93

Claudia, in Gedenken

Nichts was jetzt diese Sanne reissen könnte.
Kein Regen, verschoben von tausend Sternen,
kein Monsunwind.

Nur du nicht.

Es reicht nicht für die zerfallene Umlaufbahn

die den Raum verrückt, oder für Anziehungs-
kräfte in blauer

Verstörung. Es reicht nicht für die Sonne
in tausend Splittern.

Doch auf einer anderen Stufe: ein All
auf der Flucht: dreieckige
Ellipsen von Nebel,

gesprungene Stille,
Schleudern einer Speiche
treibend

ins Nichts. Die gebrochene Musik.

Nichts was jetzt diese Sanne reissen könnte.
Kein Regen, verschoben von tausend Sternen,
kein Monsunwind.

Nur ein Glas aus Kristall
zu nah an den misslichen
Tönen.

Es reicht für tausendfaches Chaos. Es reicht
für Myriaden von Scherben auf einem Boden
ohne Dach, und in jeder einzelnen:

deine Gegenspiegelung.

Kein Regen, verschoben von tausend Sternen,
kein Monsunwind.
Nur langsamer: das Blau.

Ana Luisá Amara


  1. De leegte in en van de wereld

NOMINATIO

E portare con sé: la durezza
delle montagne. Ie sterminate
pietraie, la solitudine dell’acqua.
Gelidamente distante, aliena.
Sapere questo, intendo, della sua esistenza.
La neve, quella che resta comunque
negli anfratti a nord, in forma
di luminosa lingua o guizzo.
La stratificazione dello scisto, l’impasto
del granito; la corrucciata
dolomia.
II lontano, il freddo, l’assenza.
Volare il falco altamente.

Fabio Pusterla


NOMINATIO

Und mit sich tragen: die Härte
der Berge, die endlose Weite
der Steinwüsten, das Alleinsein des Wassers.
Eiskalt auf Abstand, entfremdet.
Dies (meine ich) wissen von seinem Dasein.
Der Schnee, so viel davon bleibt
in den nördlichen Schluchten, als lichte
Zunge, oder ein Vorschnellen.
Die Schichtung des Schiefers, die Mischungen
des Granits; der grimmige
Dolomit.
Die Ferne, die Kälte, das Fehlen.
Den Falken fliegen hoch oben.

Vertaling: Hanno Helbling


NOTHINGNESS

waking from a world of nothingness
it could be that I don’t even know
that I’m already dead

squirming maggots inside my body twist to form a double-helix endowing it with the will of atoms
and consuming the memory of a lifetime

and so I commence the next phase of evolution
just as I once walked amongst the vast ranks of the living .
I now walk with the

indescribable
and yet apparently familiar ranks of the dead
to continue a journey that goes beyond knowledge

indeed
you cannot treat me with the knowledge of living alone because you know nothing at all about nothingness

indeed, nothingness is lighter than shadow
harder than concepts stranger than light
simpler than death or life

but there in the ranks I sense your shining non-existence
regret at your absence becomes a baffling summons
which finally allows me to brush past

nothingness and amidst all the upset
to incarnate onze more the infant of desire…

(1997)

Chen Kehua


3.1 De wereld werpt ons terug op onszelf

CONCESSIONE ALL’INVERNO

La luminosa luce, la dorata
nella pulviscolante nube, rifrangente, rosea e
se la neve aspetta dietro l’angelo
dietro il monte
dietro il rosa
tu affila i denti, i ramponi,
arrota il passo, acumina la vista ;
prova il peso del corpo, saggia l’equilibrio.

Atttendi il ghiaccio (a piè fermo) tu
nella luce.

Proprio per i vari elementi:pulviscolo
brina, freddo generale, fiato spesso.
Rose appassite, foglie, mazzi di dalie marce,
capriole del gatto.
Riflessi da ogni vetro, e la discesa della luce
omogenea, invernale, da ogni bucco di monte,
crepa di legno, spazi di sasso, E

tu acettalo questo inverno
luminoso, in agguato, invernaccio
di luce, sospeso nevischio, prolungato
favonio, incendio doloso.

Fabio Pusterla


ZUGESTÄNDNIS AN DEN WINTER

Das blendende helle Licht, sein Gold
in der stiebende Wolke, rosig, gebrochen, und wartet der Schnee hinter der Ecke
hinter dem Berg
hinter ter Röte
dann spitze die Zähne, die Stollen,
straffe den Schritt, schärfe den Blick;
prüfe das Körpergewicht, probe das Gleichgewicht.

Achte (mit festem Fuß) auf das Eis in der Helle.

Eben wegen all der Elemente: Aufstieben, Rauhreif,
Kälte im ganzen, Atemhauchwolken.
Vertrocknete Rosen, Blätter, verfaulte Dahliensträusse, Kapriolen der Katze.
Jede Scheibe ein Widerschein, und der Einfall des Winterlichts
gleichmäßig herab aus den Berglücken,
Felsspalten, Ritzen im Holz. Und du

lass ihn zu, diesen blendenden hellen,
hinterhältigen Winter, das schlimme
Winterlicht und verzögertes Schneetreiben,
verlängerten Westwind, tückischen Brand.

Vertaling: Hanno Helbling


Heute, an einem Mittwoch der Unruhe
passiere ich die Linie mit dem Pass in der Hand
ich sehe, wie Schlagstöcke den Grenzverkehr regeln
ich sehe wie eine Faust ein Gesicht trifft
ich verändere die Uhrzeit

auf der anderen Seite treiben die Minzblätter
die Epoche pocht weiter, auf den Flachdächern
trocknet Wäsche, ein Pferd, gelenkt von Kindern
zieht eine Karre voller Weintrauben, der Schrott
aus Melilla liegt in den Läden, ich stehe hier
mit über zweihundert Knochen, drei davon
waren schon ein Mal gebrochen, ich babe
zwei Währungen, ich bin der VISA-König, ich kann
mir die Uhrzeit aussuchen, den Schrott, die Trauben

Björn Kuhligk


AAN DE DOOD

U komt beslist een keer. Dus waarom dan niet nu?
Ik wacht op u. ’t Wordt mij te machtig.
Ik doofde ’t licht en opende de deur voor u,
Zo simpel en zo raadselachtig.
Neem elke vorm aan die u maar te binnen schiet,
Kom mij met gasgranaten overvallen,
Of met een loden pijp, zoals een aartsbandiet,
Vergiftig me met tyfuswalmen.
Kom als een sprookje, door u zelfbedacht,
Tot walgens toe bekend uit het verleden,
Waarin steeds weer een blauwgemutste wacht
En ook een huisbaas, bleek van angst, optreden.
’t Maakt mij niet uit. De Jenisej vervolgt haar dans,
De Poolster werpt haar licht van boven.
In de geliefde ogen zal de blauwe glans
Ten slotte van ontzetting doven.

19 augustus 1939, Huis aan de Fontanka

Anna Achmatova


3.2 Leegte in de wereld

PAESAGGIO

Qui piove per giorni interi, talvolta per mesi.
I sassi sono neri d’acquate,
i sentieri pesanti.
*
Sul bordo delle rogge:
girini, latte scure. Una valigia
incatramata.
*
Un filo d’olio cola
sulla ghiaia. Sopra, cemento.
Se gratti la terra: detriti,
mattoni scagliati, denti di coniglio.
*
Si possono pensare rumori umani,
passi, palle da tennis.Voci eventuali.
Ogni frantume è ammesso purché inutile. *
Siccome questo è il vuoto c’è posto per tutto,

e quel poco che c’è, è come se non ci fosse.
Anche i binari sono perfettamente inerti,
Ie lucertole immobili, i vagoni
dimenticati.
*
E poi il pollaio. Le cose senza storia.
O fuori. Una carriola
che non ha ruote. Un pozzo. Un secchio marcio
privo di fondo. Il nome di uno scemo:
Luigino. Piume dentro la rete, di gallina.
Buchi dentro la rete. Trame rotte.
Quello che non chiamate crudeltà.
*
lo sono questo: niente.
Voglio quello che sono, fortemente.
E Ie parole: nessuno adesso me Ie ruberà.

Fabio Pusterla


LANDSCHAFT

Hier regnet es tagelang, manchmal monatelang.
Die Felsen sind schwarz von den Wassermassen,
die Wege machen sich schwer.
*
Am Rand der Rinnen:
Kaulquappen, dunkle Kanister und
ein verteerter Koffer.
*
Ein Ölfaden sickert
über den Kies. Weiter oben Zement.
Kratzt du den Boden auf: Schutt,
zerstückelte Ziegel, Kaninchenzähne.
*
Geräusche von Menschen sind denkbar,
Schritte, Schläge auf Tennisbälle. Womöglich Stimmen.
Zulässig ist jedes nicht brauchbare Bruchstück.
*
Da dies die Leere ist, hat alles Platz;
und so wenig ist da, dass es ist, als wäre nichts da.
Auch die Geleise sind ganz und gar müßig,
die Eidechsen reglos, die Eisenbahnwagen
vergessen.
*
Und dann der Hühnerstall. Die Dinge ohne Geschichte.
Oder draußen. Ein Schubkarren,
der keine Räder hat. Ein Brunnen. Ein verrotteter Eimer;
der Boden fehlt ihm. Ein Trottel; heißt Luigino.
Hühnerfedern im Gatter.
Löcher im Gitter. Zerrissene Maschen.
Was ihr nicht Grausamkeit nennt.
*
Das bin ich: nichts.
Ich will aber das, was ich bin.
Und die Wörter: jetzt nimmt sie mir keiner mehr.

Vertaling: Hanno Helbling



Zeit ist

Zeit ist ein Zugvogel.
Aber die Menschheit besitzt
Das Genom eines Steins.

Ales Steger


097 I

When set against the awesome forces of nature, man-made objects come to appear modest. The universe is inherently full of potential. The possibilities are infinite. There may well be worlds beyond imagining just waiting to be discovered. We do not know where we will end. We press bravely on, fumbling through the environment into which we have been born.
We have unflaggingly sought to discover truths about nature and the history of our planet, and finally arrived at some understanding. Though we have made progress in biology and the other sciences, the meaning of existence continues to evade us. We may never know it.
Ever since the appearance of single-celled organisms, life has taken on an ever-greater diversity, so that now an innumerable variety swarm about the surface. Biologists tel1 us that there is no pyramid-like hierarchy in the world of living things. Rather, everything is in mutual dependence on everything else. The single-celled organisms that exist today are direct descendants of the first ones. Humans, too, are nothing more than a single dot on an evolutionary are. Thus, we cannot say which is more highly evolved, single-celled organisms or human beings. This is because we developed our current shape over a great stretch of time. We have not surpassed fish, nor are we smarter than plants. Pascal may object, but do not common reeds think? They simply do not think like humans. And if we are speaking from the point of view of the continuation of the species, then plant-like thought may be more sophisticated than our own.
We are impatient creatures, constantly on the move to gather food. Individual cells do not make their own decisions. Instead, they are made to perform by the brain, which developed to become the command post of our activity. In our system, the limbs and muscles execute according to the brains instruction. Furthermore, since our invention of the concept “I,” our concern for life tends to be limited to a single generation. By contrast, we are told each plant cell makes its own decisions, all directed towards the continuation and prosperity of an existence that extends over several generations .
When you step through a thriving equatorial rainforest or glide through the sea over a bustling coral reef, you feel life’s determination and tenacity. You observe how it farms cooperative networks with the aim of preserving itself. Humanity surely conceived of “I” as an efficient means to protect a single generation. By doing so, however, we may have limited our ability to consider future generations, severing ties between the realms of life and death. As a result, we have come to fear dying more than we should.
“I” is a drifting illusion that has lost touch with the wilds where greens and browns contend with each other. Clutching “I,” humanity hovers alone in stark whiteness, living life one generation at a time.

Kenya Hara


3.3 Leegte als niets in ruimte en tijd

het begin

het weinige van de werkelijkheid
wordt minder en minder
al het verre blauwe verorbert de echo
al het helle gele vreet aan de verte
ja er zijn stemmen als brandende bladeren krimpend
en voetstappen vluchtig als vleugelslagen
kom blinde kom dove kom stomme
er is een staat gesticht van stilte
van duisternis en stilstand

men mag weer zwijgzaam en wijs zijn
de natte giftige sporen der verbeelding weggewist
men mag weer stilstaan en staren
met alle dingen verdwijnen

en gaan in maangladde tuinen
langs lege slakkenhuizen en stenen
langs hard hars kristallen dorre takken en
even glimlachend spreken in de leegte

Lucebert


De windbel

Het hele lichaam is als een mond, hangend
in de leegte.
De winden uit het oosten, westen, zuiden en
noorden niet bevragend
spreekt hij gelijkelijk met hen allemaal
over prajña:
Ding-dong-a-ling ding-dong.

Rujing


Sneeuwlandschap

In de lente kersenbloesems
In de zomer het lied van de koekoek
In de winter de bevroren sneeuw:
Hoe puur en helder zijn de seizoenen!

Dōgen



3.4 Leegte van de wereld

E poi qualcuno va, tutto è più vuoto.
Se ci ritroveremo, sarà per non conoscerci,
diversi nei millenni, nella storia
faticosa di tutti; e intanto arretrano
i ghiacciai, s’inghiotte il mare
lo stretto, ed il passaggio
è già troppo profondo, impronunciabile,
sepolto nel passato il tuo viaggio. Se ci ritroveremo
non ci sarà memoria per me, insetto,
per te, fatto farfalla tropicale.
D’altra parte, lo sai, non ci vedremo
più. Nessun colombo verrà, nessuna pista
a ricucire lo strappo, la deriva
di morte.

Fabio Pusterla


Und einer geht dann, alles ist leerer geworden.
Wenn wir uns wiedersehen, kennen wir uns nicht mehr,
verändert im Gang der Jahrtausende, in der schweren
Geschichte der Menschen; inzwischen
weichen die Gletscher zurück, die Meerengen werden
verschlungen, und schon ist der Durchgang
zu tief, nicht mehr auszusprechen,
deine Reise begraben in der Vergangenheit.
Wenn wir uns wiedersehen,
gibt es für mich, das Insekt, kein Erinnern,
keines für dich, den tropischen Schmetterling.
Aber wir sehen uns, und du weißt es ja, nicht
mehr. Keine Taube wird kommen, kein Pfad
den Riss wieder zunähen, die
Todesdrift.

Vertaling: Hanno Helbling


SEIN

So schwer ist das nicht: ein Nachmittag,
unbewacht, ein Mittag liegt brach, ein
Abend, die Nacht, ein Haus aus Händen,
ein Zimmer, Zwischenräume, ein Schlaf,
Träume in Nischen, ein Erwachen, welkes
Licht, ein Menschengesicht, nah, ein
Körper, da, wie aus Wänden ein ewiger
Stein. So schwer ist das nicht: sein.

Friedrich Ani


HERÁCLITO

El segundo crepúsculo.
La noche que se ahonda en el sueno.
La purificación y el olvido.
El primer crepúsculo.
La mañana que ha sido el alba.
El día que fue la mañana.
El día numeroso que será la tarde gastada.
El segundo crepúsculo.
Ese otro hábito del tiempo, la noche.
La purificación y el olvido.
El primer crepúsculo …
El alba sigilosa yen el alba
la zozobra del griego.
¿Qué trama es ésta
del será, del es y del fue?
¿Qué río es este
por el cual corre el Ganges?
¿Qué rio es éste cuya fuente es inconcebible?
¿Qué río es este
que arrastra mitologias y espadas?
Es inútil que duerma.
Corre en el sueño, en el desierto, en un sótano.
El rio me arrebata y soy ese rio.
De una materia deleznable fui hecho, de misterioso tiempo.
Acaso el manantial está en mí.
Acaso de mi sombra
surgen, fatales e ilusorios, los dias.

Jorge Luis Borges


HERACLITUS

De tweede schemering.
De nacht die dieper wordt wanneer je slaapt.
De loutering en de vergetelheid.
De eerste schemering.
De ochtend die eerst dageraad was.
De dag die ochtend was.
De drukbevolkte dag die de versleten avond wordt.
De tweede schemering.
Die andere gewoonte van de tijd, de nacht.
De loutering en de vergetelheid.
De eerste schemering …
De stille dageraad en in de dageraad
de hoofdbrekens van de Griek.
Wat is dit voor verband
tussen zal zijn en is en is geweest?
Wat is dit voor rivier
waardoor de Ganges stroomt?
Wat is dit voor rivier waarvan de bron niet te bevatten is?
Wat is dit voor rivier
die zwaarden meesleurt en mythologieën?
Het is zinloos dat hij slaapt.
Hij stroomt in onze slaap, in de woestijn en in een kelder.
De rivier sleurt mij mee en ik ben die rivier.
Ik ben gemaakt van broze stof, van raadselachtige tijd.
Misschien bestaat de bron in mij.
Misschien ontspringen uit mijn schaduw,
noodlottig en bedrieglijk, de dagen.

Vertaling: Barber van de Pol & Maarten Steenmeijer


XVII

Heracleitos legt de nadruk op het spannende samengaan van tegengestelden. Hij ziet daarin in de eerste plaats de perfecte voorwaarde en onmisbare motor om harmonie te bewerkstelligen. In de poëzie is het gebeurd dat op het moment van samensmelting van deze tegengestelden een botsing zonder duidelijke herkomst ontstond, waarvan de ontbindende en solitaire werking ertoe leidde dat de afgronden gingen schuiven, die, tegen alle fysica in, het gedicht schragen. Het is de taak van de dichter dit gevaar te verijdelen door of naar een beproefd traditioneel element te grijpen, of naar het vuur van een demiurg, zo wonderbaarlijk dat het traject van oorzaak en gevolg daardoor teniet wordt gedaan. De dichter kan dan zien waar deze tegengestelden – deze nauwkeurige en tumultueuze luchtspiegelingen – uitmonden, hoe hun immanente afstamming zich personifieert. Zoals wij weten zijn poëzie en waarheid immers synoniem.

René Char

Vertaling: Anno Lampe


“Ein Raum
kann einen anderen nicht auslöschen,
aber ihn beiseite drängen.
Auch die Räume nehmen einen Platz ein,
in einer anderen Dimension, die mehr ist als Raum.

Es gibt Räume mit einer einzigen Stimme,
Räume mit vielen Stimmen
und selbst Räume mit gar keiner,
aber jeder Raum ist für sich
und einzigartiger als das, was er beinhaltet.

Wenngleich sich jeder Raum
am Ende mit jedem Raum vermischt.
Wenngleich jeder Raum
ein unmögliches Spiel ist,
weil nichts einen Raum hat.

Roberto Juarroz


DER BLICK GOTTES

steil fällt diese stadt den hang hinab · dach auf dach
wassertanks auf den terrassen · ein mosaik
von gelben und braunen feldem an ihrem fuss -konturlos flach
bis weit jenseits der grenze die im dunst liegt
staubfahnen an den strassen in die sonne wo alles sich bekriegt

der sandstein der häuser glüht abends golden nach
muezzins singen von ihren türmen gegeneinander an und musik
steigt auf von einer hochzeit · böllerschüsse auf dem marktplatz
gewehrsalven · es sind die tage des monats
in denen das helle sich am finsteren misst:
nachts ist es benzin das sich blauorange in felder und häuser frisst
um den boden für die neue ernte einen andren glauben zu bereiten
dass am morgen rauchschleier über die schwarzen stoppeln gleiten

der sonnenaufgang aber gehört den vogelschwärmen
sie regen die luft · erheitern mit ihrem lärmen
die landschaft um einzeln auf der flur niederzugehen
und das erdreich auszuweiden
wo die dörfer im dunkeln gleich opferfeuern brannten
lichterketten sternbilder waren
lassen sich dann stacheldrahtverhaue und wachtürme unterscheiden
ist das niemandsland kalt im licht des horizonts zu sehen

was wir von solchen höhen aus stets von gott erkannten –
die anmassung in seinem namen
oder gelassenheit angesichts des unabwendbaren –
hält mich an meinem hotelbalkon
während auf den äckern drunten wieder ausgesät wird und der mohn
den rainen entlang blüht · lohrot
das leben geküsst und hingeworfen wie ein stück brot

mardin 21 VI 14

Raoul Schrott


3.5 Leegte als nihilum

Zuerst ist ein Nichts, dann ein tiefes
Nichts, dann eine blaue Tiefe.

(Gaston Bachelard)


COSMOGONÍA

Ni tiniebla ni caos. La tiniebla
requiere ojos que ven, coma el sonido
y el silencio requieren el oído,
y el espejo, la forma que lo puebla.
Niel espacio ni el tiempo. Ni siquiera
una divinidad que premedita
el silencio anterior a la primera
noche del tiempo, que será infinita.
EI gran río de Heráclito el Oscuro
su irrevocable curso no ha emprendido,
que del pasado fluye hacia el futura,
que del olvido fluye hacia el olvido.
Algo que ya padece. Algo que implora.
Después la historia universal. Ahora.

Jorge Luis Borges


ONTSTAAN VAN HET HEELAL

Geen duisternis of chaos. Duisternis
heeft ogen nodig die haar zien, en voor
geluid en stilte behoeft men het oor,
terwijl de vorm voor een spiegel nodig is.
Er is geen tijd en ruimte, zelfs geen schijn
van een godheid die de stilte heeft bedacht
voorafgaand aan de allereerste nacht
van de tijd, die zonder een eind zal zijn.
De stroom van Heraclitus is nog niet
zijn onherroepelijke loop bemeten,
die van het verleden naar de toekomst vliedt, en ook vliedt van vergeten naar vergeten. Iets smeekt er al, iets heeft er al geleden. Dan de geschiedenis van de wereld. Heden.

vertaling: Barber van de Pol & Maarten Steenmeijer



  1. God en leegte

Een tweede verkenning

Beim Betrachten der Leere ist immer noch Leere;
das Leere ist nicht mehr zu leeren.

Da es nichts mehr zu leeren gibt,
gibt es das Nichts auch nicht mehr.

Wenn es das Nichts nicht mehr gibt,
bleibt reine, ewige Stille.

Eine solche Stille, dass es nicht mehr stiller werden kann;
wie kann dann Begierde entstehen?

Wenn Begierde nicht entsteht,
dann ist wahre Ruhe.

Werden Dingen mit dieser ewigen Wahrheit begegnet,
erlangt das wahre, ewige Selbst.

Stets reagierend, stets zur Ruhe kommend,
bleibt man für immer klar und ruhig.

Qingjing Jing, Das Buch der Klarheit und Ruhe


[12]
Dormir es otra forma de pensar.
Pensar es otra forma de soñar.
Soñar es otra forma de no ser.
No ser es otra forma de existir.

La rueda gira y gira.
Los caminos se enrollan
alrededor de la rueda
y la rueda se los lleva
como empolvadas cintas.

La rueda gira y gira,
pero ya no hay camino.

(a Roger Meunier)

Roberto Juarroz


[12]
Slapen is een andere vorm van denken.
Denken is een andere vorm van dromen.
Dromen is een andere vorm van niet zijn.
Niet zijn is een andere vorm van bestaan.

Het wiel draait en draait.
De wegen rollen zich op
rond het wiel
en het wiel neemt ze mee
als stoffige linten.

Het wiel draait en draait,
maar er is geen weg meer.

(voor Roger Meunier)

Vertaling: Mariolein Sabarte Belacortu


4.1 Vooraf aan God

Die leere Unendlichkeit

Ohne Entstehen, ohne Vergehen,
Ohne Vergangenheit, ohne Zukunft.
Ein Lichtschein umgibt die Welt des Geistes.
Man vergißt einander, still und rein, ganz mächtig und leer.
Die Leere wird durchleuchtet vom Schein des Herzens des Himmels.
Das Meerwasser ist glatt und spiegelt auf seiner Fläche den Mond.
Die Wolken schwinden im blauen Raum.
Die Berge leuchten klar.
Bewußtsein löst sich in Schauen auf.
Die Mondscheibe einsam ruht.

Lichtglanz und Nichtsein

Lichtglanz fragte das Nichtsein: »Meister, seid Ihr, oder seid Ihr nicht?«
Lichtglanz bekam keine Antwort und blickte angestrengt auf die Gestalt des Nichtseins. Aber da war alles tiefe Leere. Den ganzen Tag schaute er nach ihm, ohne es zu sehen; er horchte nach ihm, ohne es zu hören; er griff nach ihm, ohne es zu fassen.
Da sprach Lichtglanz: »Das ist das Höchste. Wer vermag das zu erreichen? Ich vermag ohne Sein zu sein, aber nicht ohne Nicht-Sein zu sein. Wenn es nun darüber hinaus noch ein Nicht-Sein gibt, wie kann man das erreichen?«


1.
De eeuwige Tao
kan niet in woorden worden uitgedrukt.
De eeuwige naam
kan niet worden genoemd.

Het niets: een naam voor de herkomst van de tienduizend dingen.
Het iets: een naam voor de moeder van de tienduizend dingen.

Waarlijk: voor immer bevrijd van begeerte,
mag je het mysterie aanschouwen.
Blijf je altijd vol verlangens,
dan zie je slechts wat je beoogt.

Deze tegenstelling is het gevolg
van het door namen te scheiden
van wat oorspronkelijk één was.

Dit eenzijn heet: het duistere.
In het duistere van dat duistere schuilt
de poort tot de massa mysteriën.

1.
Der Weg, kannst du ihn weisen,
ist nicht der ewige Weg.
Die Weisheit, kannst du sie benennen,
ist nicht die immerwährende Weisheit.
Namen haben alle Dinge.
Aller Anfang ist namenlos.

Also:
Wer den Weg der Weisheit nicht begehrt,
kann ihn gehen,
wer ihn begehrt, erkennt die Welt.

Der Weg und die Welt kommen aus dem Dunklen.
Das tiefste Dunkel aber liegt
allem zu Grunde
Dao.


16.
zoek de hoogste leegte,
Bewaar de diepste stilte.
Dan verrijzen alle dingen tezamen.
Stil zittend aanschouw ik hun terugkeer.
Ja, alle dingen hebben hun bloeitijd,
en gaan dan terug tot waar ze vandaan kwamen.

Teruggaan tot de oorsprong heet: verstillen.
In stilte keer je terug tot je lotsbestemming.
Dat is het onveranderlijke.
Zij die het onveranderlijke kennen zijn verlicht.
Zij die dit negeren doen in het wilde weg rampzalige dingen.

Het onveranderlijke kennen maakt vergevingsgezind.
Wie vergevingsgezind is, is universeel.
Universeel zijn brengt soevereiniteit.

De soeverein vertegenwoordigt de hemel.
Van de hemel komen we bij de Tao.
De Tao maakt dat alles voortduurt.
Ook al vergaat het lichaam, er is niets te vrezen.


16.
Ganz oben: die Leere,
bis zum Stillestand Stille,
dann tritt alles hervor,
und ich sehe alles wieder gehen,
woher es kam.
Der üppigen Fülle
Ziel ist der Ursprung.
Ursprung ist Stille,
Stille ist Wesen,
Wesen ist ewig,
ewig ist Leuchten.
Das Ewige nicht sehen macht Unsinn und Unheil,
das Ewige sehen ist: Alles sehen.
Alles sehen, ohne Unterschied,
Alles in allem, wie von hoch oben,
Alles im Dao
Alles so ewig.
Stirbst du, ist das ohne Bedeutung.


4.2 God wel en niet in het Zijn (1)

[IV/14]
Todo pozo es una entrada al abismo.
No importa que tenga fondo
o aparente tenerlo:
un pozo es siempre la apertura a lo sin fondo.

Espacio para caer o para hundir,
textura diferente del espacio,
tiene el pozo una connivencia
secreta con el hombre.

Y aunque se lo rellene,
aunque se plante en él un árbol
o se afirme un cimiento,
todo pozo resulta irrevocable:
Su corregido espacio
no será nunca el mismo.

¿No será acaso un pozo
el fundamento de todo?

¿No será todo un pozo?

Roberto Juarroz


[IV/14]
Elke put geeft toegang tot de afgrond.
Het doet er niet toe of hij een bodem heeft
of de indruk wekt die te hebben:
een put is altijd de opening naar het bodemloze.

Ruimte om in te vallen of te verzinken,
afwijkende textuur van de ruimte,
de put heeft een geheime
overeenkomst met de mens.

En al wordt hij volgegooid,
wordt er een boom in geplant
of een stevige basis in gemaakt,
elke put blijkt definitief:
zijn gecorrigeerde ruimte
zal nooit dezelfde zijn.

Een put zal toch niet
het fundament van alles zijn?

Alles zal toch niet een put zijn?

vertaling: Mariolein Sabarte Belacortu


Tür

Ich traue mich nicht
Nichts zu tun.
Es ist schrecklich.
Was all das
Kleine Nichts
Mit uns anstellt.
Besser man flieht
In die Worte,
Wo der kleine grosse Mann
Und das miniatürlich
Immense Nichts
Gezähmt sind.
Selbst wenn ein Wort dich
Manchmal in die Sackgasse führt.
Es gibt immer eine Tür.
Wer kann
Schon schreiben,
Was sich dahinter befindet?

Ales Steger



4.3 God wel en niet in het Zijn (2)

IV.

Rebbe Taub, der Heilige von Kalew,
lehrte vom Schabbes, dass er auch
vor der Schöpfung schon existiert hätte.
Damals war noch Herr des Nichts

der Name des Allmächtigen. Der
am Schabbat zwei Engel kommen
sah: der eine der Engel des Seins,
der andere der des Nichts. Gott

wusste nicht, welchem Engel
er glauben sollte. Der Engel
des Nichts sagte: »Herr des Nichts!
Du bist der Mächtigste, denn würde

etwas existieren, dann wärest du
dem Sein ausgeliefert.« Und er hielt Gott
die Ohren zu, damit der den Engel
des Seins nicht hören konnte. Dieser

aber begann auf seinen linken Flügel
zu schreiben: »Herr des Alls … « Und
als Gott diese Worte murmelnd las,
ward das All wie ein Gedanke.

Gott brach todmüde zusammen,
und fiel in den Engel des Nichts,
der die Schrift gerade tilgen wollte.
Doch der Heilige Schabbes verbot es.
Amen

Szilárd Borbély


DIE WEITE

I
Zwischenzeit,
die Trauer
unbeschrieben,
und ungelöst
im Herz
der dunkIe Gott –

Sicher nur:
Nicht länger
hier geblieben,
lichthin, aus
der Ode fort –

II
Und immer schon
im Steigen
ganz geborgen

Geht das Sein
ganz still
von Gott zu Gott:

So sind wir einzig
auf den schweren
Wegen.

III
Vom Schattenreich beständig
will das Eine
unentwegt
zum Licht empor

Lichthin will’ s,
ein Schein im Scheinen

Lichthin geht ‘s
aus sich hervor –

IV
Gehn ins Vergessen:

Vom Nichts zum Nichts
führt Dich
die reine Brücke –

Die Asche leis verweht
über dem Weltraum
des Herzens –

So dann:
Ein neuer
Anfang

V
Das grosse Werden
steht nicht
in Verfügung

Frei nur
will es werden:

Einst frei
in freier Zeit –

VI
Vergänglich stehn, der Blütenduft
von allen Rosen
Dem Quell geneigt, heisst’ s doch
im Fahrtwind gehn:

Lange Wege, endlich erst
geborgen
Gesenkt in Eins, wird es
im Gehn bestehn.

VII
Draussen sein,
in Gottes Weite
Still, den ganzen
Umkreis gehn

Offen stehn,
hinaus ins Weite,
unscheinbar
aufs Ganze sehn

Wie ein Einhauch
fernes Land –
Still – : Wir sind
in Gottes Hand.

Thomas Krämer


Tränenhalsband

Tränenhalsband

Die Tage lasten schwül und schwer, voll wildem, bangem
   Weh. Es ist in mir so kalt und leer, daß ich vor Angst
   vergeh’.

Die Vögel ziehn gen Mittag hin, sie sind schon lange fort.
   Schon seh’ ich keine Aster blühn, und auch die letzten
   Falter fliehn, die Berge sind mit Herbst umflort.

Ich bin in Sehnsucht eingehüllt, ich sehne mich nach dir.
   Mein heißes Sehnsuchtslied erfüllt die Welt und mich
   mit ihr.

Der Regen, der eintönig rauscht, begleitet meinen Sang.
   Und wer dem Regenliede lauscht und wer sich an dem
   Weh berauscht, der hört auch meines Liedes Klang.

Nur du allein, du hörst es nicht – ach, weiß ich denn,
  warum? Und wenn mein Lied einst gell zerbricht, du
  bleibst auch kalt und stumm.

Dir macht es nichts, wenn jeder Baum mitleidig fleht: so
  hör! Du gehst vorbei und siehst mich kaum, als wüßtest
  du nicht meinen Traum, und ’s fällt dir nicht mal
  schwer.

Und doch bist du so bleich bedrückt, wie einer der
  versteht, der seine Seufzer schwer erstickt und schwer
  beladen geht.

Und doch ist Weh in deinem Blick, um deine Lippen Leid.
  Verloren hast du wohl das Glück, es kommt wohl
  nimmermehr zurück, und du – du bist »befreit«.

Nun ja, das Glück war dir zu schwer, du hast es hastig-
  wild verstreut, und nun sind deine Hände leer, es füllt
  sie nur noch Einsamkeit.

So stehst du da und wirfst den Kopf mit starrem Trotz
  zurück, und sagst, was du ja selbst nichtglaubst – »Ich
  pfeife auf das Glück!«

Und dann, wenn es schon längst vorbei, stehst du noch da
  und starrst ihm nach, dann sehnst du es so heiß herbei,
  es ist dir nicht mehr einerlei – dann bist du plötzlich
  wach.

Zurück jedoch kommt es nie mehr – denn  rufen willst du
  nicht, und wäre die Leere so unendlich schwer, daß dein
  Rücken darunter bricht.

So tragen wir beide dasselbe Leid, ein jeder für sich allein.
  Mich krönt aus Tränen ein schweres Geschmeid’ und
  dich ein Sehnsuchtsedelstein.

Und der Wind singt uns beiden den ewigen Sang von
  Sehnen und Verzicht, doch auch wenn es dir zum
  Sterben bang – du rufst mich trotzdem nicht.

6.11.1941

Selma Meerbaum-Eisinger


¿QUÉSABE?

Del poema, nada. Llega, tiembla
y raspa un fósforo apagado.
¿Se leve algo? Nada. Tiende una
mano para aferrar
las olitas de tiempo que pasan
por la voz deun jilguero. ¿Qué
agarró? Nada. La
ave se fue a lo no sonado
en un cuarto que gira sin
recordación ni espérames.
Hay muchos nombres en la lluvia.
¿Qué sabe el poema? Nada.

Juan Gelman


WAT WEET MEN?

Van het gedicht, niets.
Het komt, het trilt
het strijkt een uitgedoofd lucifertje aan.
Ziet men iets? Niets. Het steekt
een hand uit om de golfjes van
de tijd te grijpen die passeren
door de keel van de distelvink. Wat
vat het? Niets. De
vogel die wegvloog naar het klankloze
in een ruimte die ronddraait zonder
herinnering noch wacht-op-mij’s.
Er zijn veel namen in de regen.
Wat weet het gedicht? Niets.

Vertaling: Germain Droogenbroodt


4.4 Ruimte en tijd van de mens en van God

8
Una pregunta rueda como una piedra
por el costado del hombre
y en lugar de caer en el vacío
encuentra un valle que la sostiene.

Ya no se trata de hombres ni de dioses.
Ya no se está en el sitio de las respuestas.
El propio eco se ha convertido en valle.

Quizá la salvación del hombre
consista en rodar por su propia ladera,
abrazado a la piedra
de la mayor de sus preguntas.

Robert Juarroz


8
Een vraag rolt als een steen
langs de flank van de mens
en in plaats van in de leegte te vallen
vindt hij een vallei die hem ondersteunt.

Het gaat niet meer om mensen of goden.
Wij staan niet meer op de plaats van de antwoorden.
De eigen echo is veranderd in vallei.

Misschien bestaat de verlossing van de mens eruit
te rollen langs de eigen helling,
met in zijn armen de steen
van zijn allergrootste vraag.

Vertaling: Mariolein Sabarte Belacortu



4.4.1 De Oneindige aan gene zijde van het zijn

Neuvermessung des Raumes

Die Bäume im

Schnee
Schnee

auf den Bäumen. Bis
in die

Nacht reicht die
Diagonale des

Lichts

Ulrich Schacht


lnventar el regreso del mundo
después de su desaparición.
E inventar un regreso a ese mundo
desde nuestra desaparición.
Y reunir las dos memorias,
para juntar todos los detalles.

Hay que ponerle pruebas al infinito,
para ver si resiste.

Roberto Juarroz


De terugkeer van de wereld uitvinden
na haar verdwijning.
En een terugkeer naar deze wereld
uitvinden
vanaf onze verdwijning.
En beide herinneringen verenigen,
om alle details te verbinden.

Men dient de oneindigheid aan testen te onderwerpen
om te zien of ze het uithoudt.

Vertaling Germain Droogenbroodt


4.4.2 De Oneindigheid als kracht in mij


Vor der Nacht

Der Tag nimmt sich zuerst den Körper.
Die Schmetterlingsflügel des Wachzustands, die Spur der Bisswunde.
Er verlässt die eigenen Schatten, die Städte -Findlinge. Der Tag
nimmt sich

die Augen, in denen Krähen kreisen über dem Hang des gepflügten
Hügels
und der See wie ein Opferaltar ist, schwer, blutig. Er nimmt sich die
Lippen
und die Zunge, Kalligraphie der Dauer -Worte wie schwarzgelbe
Raupen

auf dem lebendigen Kokon. Worte, die mit Wurzeln die Erde
verstärken,
Worte, knochenweiss
Noch geht er am Ufer des eigenen Daseins

wie am Ufer des Meeres entlang —als wäre er schon Illusion, die sich
bewusst
auflöst. Der Propeller des Windes mäht im Tiefflug
über die dämmernden Vororte. Achtsam, immer präsenter der Tag,

obwohl ein Stück des westlichen Himmels blutet,
lässt er die Wolken hinter sich, die sich an die im Wasser gespiegelten
Weidenzweige klammern. Und obwohl er sich die Wàrme der Wesen
nimmt und die Straffheit des Schilfes,

das erst die Schneewehen brechen. Er zerschneidet den Strom der
Stunden,
bevor er in eine Ritze Schlaf fällt und den Schwarm der Bilder
fortreisst.
Der Tag hört auf Plotin, der auf die Frage, wie man Gott erkenne,
erwiderte: “Lass ab von allem!”
Dann verdichtet sich die Finsternis
und bricht auf —

Marzanna Kielar


4.5 Een God in en van de leegte

[13]
Traductor de la luz,
el ojo traduce también el pensamiento.

En el punto de encuentro
de las dos traducciones
se interrumpe un abismo
y se inaugura otro.

También los abismos se traducen entre sí,
como si fueran ojos todavía más abiertos.

Roberto Juarroz


[13]
Het oog, vertaler van het licht,
vertaalt ook de gedachte.

Op het ontmoetingspunt
van de twee vertalingen
wordt een afgrond onderbroken
en begint de volgende.

Ook afgronden vertalen elkaar,
alsof ze nog wijder geopende ogen waren.

Vertaling: Mariolein Sabarte Belacortu


Hyperions Schicksalslied

Ihr wandelt droben im Licht

  Auf weichem Boden, selige Genien!

    Glänzende Götterlüfte

      Rühren euch leicht,

        Wie die Finger der Künstlerin

          Heilige Saiten.

Schicksallos, wie der schlafende

  Säugling, atmen die Himmlischen;

    Keusch bewahrt

      In bescheidener Knospe,

        Blühet ewig

          Ihnen der Geist,

             Und die seligen Augen

                Blicken in stiller

                  Ewiger Klarheit.

Doch uns ist gegeben,

  Auf keiner Stätte zu ruhn,

    Es schwinden, es fallen

       Die leidenden Menschen

          Blindlings von einer

            Stunde zur andern,

               Wie Wasser von Klippe

                  Zu Klippe geworfen,

                     Jahr lang ins Ungewisse hinab.

Friedrich Hölderlin


4.5.1 Landschap van de ziel

AM REIZORT. Stromstösse,
Impulse, grotesk,
doch alles.

Leitfähig jedes
eingeschlichene Amen,

aber wer hört
sein eigenes Ohr?

Schnürringe sinnen
dem offnen Quadrat nach:

denn es
menscht
die kontraktile
Monade.

Paul Celan


Gesang der Frauen an den Dichter

Gesang der Frauen an den Dichter

Sieh, wie sich alles auftut: so sind wir;
denn wir sind nichts als solche Seligkeit.
Was Blut und Dunkel war in einem Tier,
das wuchs in uns zur Seele an und schreit

als Seele weiter.     Und es schreit nach dir.
Du freilich nimmst es nur in dein Gesicht,
als sei es Landschaft: sanft und ohne Gier.
Und darum meinen wir, du bist es nicht,

nach dem es schreit. Und doch, bist du nicht der,
an den wir uns ganz ohne Rest verlören?
Und werden wir in irgendeinem mehr?

Mit uns geht das Unendliche vorbei.
Du aber sei, du Mund, daß wir es hören,
du aber, du Uns-Sagender: du sei.

Rainer Maria Rilke


UNTERRICHT
Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach einem grossen Regen,
ehe der dunstige Tag
die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns, nie wieder.
Was wüssten wir je über sie?
Ohne die sicheren Waagen,
auf die wir gelegt sind,
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen, ohne die nichts
sein Gewicht hat.

Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre
Nicht wiederholen.

Dein Tod oder meiner der nächste Unterricht:
so hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.

Hilde Domin


4.5.2 Leegte van het landschap

“For Jabès, one of the pseudonyms of the unnameable Other is “God.” God never speaks directly but only approaches indirectly in the faults of language and silence of words.

God’s truth is in silence.
To fall silent in turn, with the
hope of dissolving into it.
But we become aware of it only
through words.
And words, alas, drive us ever farther
from our goal.

The one who attempts to break the silence of truth by writing the truth of silence faces a double bind: silence can be heard only in and through the words that destroy it. Silence, in other words, fades in its very uttering. The disappearance of silence clears the space in which language is articulated. In struggling to form language from silence, the writer reenacts a drama that is as old as creation itself.”



Bashô sagt

Wer Welt hofft, hofft auf
nichts. Welthoffer messen
masslos aus was wäre
wenn: derweil die Blätter

spriessen Blüten Kelche
öffnen sich dem sirrenden
Getier Gewissheit ohne
Wissen wie Meeres

Ebbe oder Sternen Flut am
Abend Himmel nichts als
Licht das sich ergibt ins
Dunkle taucht verharrende

Bewegung. Wer Welt hofft
träumt von Eis, untaubarer
Erstarrung vom Glück aus
Kältespeichern vom

Gott aus Nichts. Zeremonien
nie begriffnen Elends Altäre
mathematischer Gerechtigkeit
Todesgeometrien. Zerhofft

Ulrich Schacht


4.5.3 God, gestalte van een dode God

Auch wen wir nicht wollen:
Gott Reift.

Rainer Maria Rilke


Sprache ist der Tatbestand, dass ein einziges Wort ständig vortgebracht wird: Gott.

Emmanuel Levinas


No se trata de hablar,


ni tampoco de callar:


se trata de abrir

algo
entre la palabra y el silencio.


Quizá cuando transcurra todo,


también la palabra y el silencio,
quede esa zona

abierta
como una esperanza hacia atrás.


Y tal vez ese signo invertido


constituya un toque de atención


para este mutismo ilimitado


donde palpablemente nos hundimos.

Roberto Juarroz


Het gaat er niet om te praten
noch om te zwijgen:
het gaat erom iets te openen
tussen het woord en de stilte.
Misschien als alles vervalt,
vervalt ook het woord en de stilte,
blijft die ruimte open
zoals een rugwaartse hoop.
En misschien betekent dat omgekeerd
teken een waarschuwing
voor die eindeloze stilte
waarin wij voelbaar wegzinken.

Vertaling: Germain Droogenbroodt


EINES NACHTS, nichts
ahnend, hab ich die Nacht
durchschaut: Wohin es

ging ich weiss es
nicht mehr wie weit
es war ich hab es

vergessen. Vergessen die
Stille die anbrandende
Leere, doch dahinter

dahinter

das unendliche
Gespräch

Ulrich Schacht


4.5.4 Abgeschiedenheit

Und der Meister sagte zum Gast:

Mögest du deinen Ort finden.

Wo ist mein Ort?

In der Mitte deiner Seele.

Wie sollte ich bis zu ihr gelangen?
Sie zu entdecken, reicht, so will mir scheinen, ein ganzes Leben nicht.

Und der Meister sagte:

Du hast sie erreicht. Deine göttliche Blässe verrät es mir. Zerschnitten in zwei Hälften, stehe ich vor dir. Auf der einen Seite bin ich; auf der anderen Seite bin ich. In der Mitte ist nichts.

Und der Meister sagte:
Dort ist dein Ort.

Edmond Jabès


Buscar una cosa
es siempre encontrar otra.
Así, para hallar algo,
hay que buscar lo que no es.

Buscar al pájaro para encontrar a la rosa,
buscar al amor para hallar el exilio,
buscar la nada para descubrir un hombre,
ir hacia atrás para ir hacia adelante.

La clave del camino,
más que en sus bifurcaciones,
su sospechoso comienzo
o su dudoso final,
está en el cáustico humor
de su doble sentido.

Siempre se llega,
pero a otra parte.

Todo pasa.
Pero a la inversa.

Roberto Juarroz


Iets zoeken is steeds iets anders vinden.
Daarom, om iets te vinden
dient men te zoeken wat niet bestaat.

De vogel zoeken om een roos te vinden,
de liefde zoeken om de verbanning te vinden,
het niets zoeken om een mens te ontdekken,
achteruitgaan om vooruit te lopen.

De sleutel van de weg,
eerder dan in zijn splitsingen,
zijn verdacht begin
of zijn twijfelachtig einde,
bevindt zich in de bijtende humor
van zijn dubbele betekenis:

Men komt steeds aan,
maar ergens anders.

Alles gebeurt.
Maar omgekeerd. ,

Vertaling: Germain Droogenbroodt


Wir liegen lindernd auf dem Nichts
und wir verhüllen alle Risse;
da aber wachst ins Ungewisse
im Schatten deines Angesichts.

Rainer Maria Rilke



DIE NÄCHTE, die der Schnee
erhellt, finden nicht Platz in den
Museen da sich der Tag zeigt: Es

liegt an den Spuren die sie verraten an
den verschwundenen Gestalten die zu
ihnen gehören am Nichts das sich

ins Weiss beweist. So wenig, flüstert die
Angst und flüchtet ins Licht. So
kalt. So unübersehbar verloren

Ulrich Schacht



4.5.5 God als wereld

“God alone knows His image.

Before the Creation, God could expect everything of God, just as the writer can expect everything of his pen before the book, and the book everything of the book before it is written.
. . . this expectation, however, is due to the creator not knowing himself, nor the book knowing the book.
We build on ignorance and build our ruin.

Before the Creation, God is All. Afterwards, ah, is He Nothing afterwards?
The All is invisible. Visibility lies between All and Nothing, in each little bit taken from the All.
In order to create, God went outside Himself so that he could penetrate and destroy Himself.
When He had created the world, God was All without heaven and earth.
When He had created day and night, God was All without the stars.
When He had created animals and vegetation, God was All without the fauna and flora of the globe.
When he had created man, God was without face.
Nobody has seen God, but the stages of His death are visible to all of us.

(The word will start from Nothing in order to dissolve in the All. Likewise any law.)”

Edmond Jabès


Liebe

Schlanke Hirsche auf verschneiten Bergen,
ihr silbernes Geweih fängt den Mond,
und der Mond ist gut zu ihnen.

Meine Mutter hütet sie. Folgt ihnen auf dem Fuss.
Die Wölfe im Wald sollen nichts wittern,
verwischt sie die Spuren im Schnee.

Meine Mutter ist schon seit Jahren tot,
nur ihre Liebe geht im Raum umher
mit off enen Armen für den Wind.

Sie wiegt die Unruhe der Strassen ein,
beschwört das » gute Auge « für die kleinen Hasen
und das geringste Würmchen ruft sie » Kind«.

Die Liebe lässt sie im Grab nicht ruhn.

Da öffnet sie das Gebetbuch vor den Sternen
und spricht und spricht, auf daB Gott sie erhöre.

In meinem Traum leuchten ihre Tränen.

Itzik Manger


Winter, das Spiel

auf offner Bühne, in Schwarz
gewandete Statisten: Stamm um
Stamm. Dazwischen weiss ein

Licht vom weissen Boden steigt es
auf erst Schein dann halbe
Silbermünze in die

Nacht geworfne ewige
Gestalt aus Märchen
Sagen mythisches Gelächter

fullt den Raum: Ausspiel
des es Erblickenden und seiner
Formel vom verlornen Sinn

Ulrich Schacht


Außen ist vieles anders geworden. Ich weiß nicht wie.
Aber innen und vor Dir, mein Gott, innen vor Dir,
Zuschauer: sind wir nicht ohne Handlung?
Wir entdecken wohl, daß wir die Rolle nicht wissen,
wir suchen einen Spiegel,
wir möchten abschminken und das Falsche abnehmen
und wirklich sein.
Aber irgendwo haftet uns noch ein Stück Verkleidung an,
das wir vergessen.
Eine Spur Übertreibung bleibt in unseren Augenbrauen,
wir merken nicht, daß unsere Mundwinkel verbogen sind.
Und so gehen wir herum, ein Gespött und eine Hälfte:
weder Seiende, noch Schauspieler.

Rainer Maria Rilke


“Only in fragments can we read the immeasurable totality.
Hence it is with reference to a fabricated totality
that we tackle a fragment,
which always represents the accepted,
traditional part of the totality,
yet at the same time renews its challenge of the beginning and,
taking its place, becomes the beginning
of all possible beginnings that can be brought to light.”

Edmond Jabès


März, Theater

Auf den Wassern der Bucht: das
Schneefeld aus Nebelgrau. Windferne
Sonnengewissheit —als gäbe es keine

Nacht, nur das Atmen der Knospen ins

kommende Grün. Am Himmel darüber
die Keilschrift schwarzer Gefieder: gestochen in
unendlich tiefes Blau.

Ulrich Schacht


4.6 Een God voor ons

Meine Transparenz ist vergleichbar der Transparenz des leeren Himmels, dessen Blau nicht blauer sein könnte und doch keinen Abschluss bedeutet. Das Blau ist nicht umsonst ein Symbol der Unendlichkeit. Wo es blaut, dort neigt sich die Unendlichkeit uns zu.

Peter Strasser


Mein Gott, fiel es mir mit Ungestüm ein, so bist du also. Es gibt Beweise für deine Existenz. Ich habe sie alle vergessen und habe keinen je verlangt, denn welche ungeheuere Verpflichtung läge in deiner Gewißheit. Und doch, nun wird mir’s gezeigt. Dieses ist dein Geschmack, hier hast du Wohlgefallen. Daß wir doch lernten, vor allem aushalten und nicht urteilen. Welche sind die schweren Dinge? Welche die gnädigen? Du allein weißt es.

Rainer Maria Rilke


Dinge

Indem ich das ausspreche (hören Sie?) entsteht eine Stille; die Stille, die um die Dinge ist. Alle Bewegung legt sich, wird Kontur, und aus vergangener und künftiger Zeit schließt sich ein Dauerndes: der Raum, die große Beruhigung der zu nichts gedrängten Dinge.
Aber nein: so fühlen Sie die Stille noch nicht, die da entsteht. Das Wort: Dinge geht an Ihnen vorüber, es bedeutet Ihnen nichts: zu vieles und zu gleichgültiges.

Rainer Maria Rilke


DUM VACAT

Ma spiove, è notte, o sera;
anonima la strada,
solitaria nel suo andare tra Ie altre
che da lei si dipartono a ogni incrocio.
Dagli ultimi semafori
lampi, scatti metallici
aranciati. Poi macerie o depositi,
assi divelte, latrati.
Muri d’alberi neri, cespugli e rare case
illuminate? Una distesa
di freddo guarda immobile
il tuo asfalto bagnato.

Fabio Pusterla


SOLANGE ZEIT BLEIBT

Doch lässt der Regen nach, zur Nacht,
am Abend;
die Straße namenlos,
einsam in ihrem Wandern zwischen
den anderen,
die von ihr fortgehen an jeder Kreuzung.
Aus den letzten Verkehrsampeln
Blinken, metallisches Klicken,
orangefarben. Danach Schutt oder Abfälle,
herausgerissene Latten; Gekläff.
Mauern von schwarzen Baumen, Gebüsch und wenige Hauser,
erleuchtet? Unbewegt
blickt eine kalte Weite
auf deinen nassen Asphalt.

Vertaling: Hanno Helbling



4.7 Sporen van God

noch vor einer Stunde verhiess der Morgennebel
nicht diese Klarheit, diesen riesigen Himmel
und das Überlaufen der Fische im erwärmten Wasser des Teichs;
die Freude, wenn die zum Plug abhebenden Wildenten
eine deutliche Spur hinterlassen auf der gekräuselten Oberfläche
des Augusttages,
lange den immer ruhigeren Blick auf sich ziehend.
Die Schüsseln der rostigen Gärten füllen sich,
Ähren rieseln.
Und du wirst still, seltsam unschuldig. Rein:

die sanften Hügel stehen in prächtigem Licht,
in den Gräsern, unten, bettet sich der Tod

Marzanna Kielar


“There Is No Trace But in the Desert
With Emmanuel Lévinas

1
I know he exists. I see him. I touch him. But who is he and who am I? We know, one and the other, one for the other. On this basis …
This face, perhaps of a face forgotten and regained.—Mine before mine? Or after?
What this voice says, which is perhaps only the voice of unsayable sayings telling its misfortunes, hence saying nothing. The emptiness of what is said where it gets lost, where we get lost.
And yet …
A passive, though gnawing absence.
There is no trace but in the desert, no voice but in the desert.
The beginning of action is passage, wandering.
From the unsayable to the unsayable.
Leaving familiar, known sites—landscapes, faces—for an unknown place—the desert, the new face, the mirage?
The infinite face of Nothing, with its weight of Nothing, of all faces reduced to a single one, mine, and lost.
And passage?—Perhaps what has neither end nor beginning, unfixed trace, non-trace of a burning trace; raw sensibility of sand and skin in their extremity.
On skin, the trace, and in the heart.
Perhaps this trace approaches the face, approach always delayed, revealed. What carries us to the infinite.
What beats in our chests.
Then rhythm would be intuiting the trace. We would be the trace.
If I am the trace, I can only be so for another. But if the other is yet another—otherness to yet others—who will notice the trace?
Perhaps others are the abyss of the trace.
Thought in infinite regress, writing of the abyss. At the edge. But if the trace is in me, flows, beats within me? Every impulse of my body is a recorded, counted trace, multiplied by fever—by love, pain, delirium. The trace is tied to being, to essence, as to the emptiness with which it perhaps resonates.

2
Of this trace, a face. Which? Everything—and nothing—is in the face, in the effaced face that is reborn of its effacement, that rises out of the emptiness of its traits forgotten, lost, and restored by death. As if death knew it, knew all faces with their particularities and their leveling banality, the test of likeness. With their names: faces of pronounceable or unpronounceable names.
This obsession with faces become face itself, obsessive trace of passage, passage that takes the form of a face, models its traits. Witness face, mute, garrulous, listened to, blamed. A name is no doubt a trace. But whose name? A name as name, as vocable. A name as impossible proof.
A face asleep, a face waking, some trace of clark or light.
To step on a trace means stepping on a face.
We should, on these paths, walk on our mouths: advance on our lips to kiss the trace. Love rules the road.
But is there any road without a trace?
Yesterday is the trace of tomorrow but tomorrow wants to be without a trace, virgin or, rather, would like to be its own trace heralding its advent, anticipated by our expectation. Then yesterday would be the promise of a trace always still to come. Then the trace would be marked from day after to day after a trace of the future. What happens would be what in some way has already left traces at the heart of our daily expectations and hopes, tracing the outline of hope, of hope as a trace.
And also fear, because death is both the trace we dread and the loss of all trace.
And the face? Perhaps it is what is given as universal, human, divine trace, as reason—motive—for passage and as figure of its indestructible absence, as what lights up and goes out in the face of the other become night and morning of his ungraspable face, the absolute otherness of any face.
Turned back into nothing, but also a mirror of Nothingness, a reflection of its broken mirror, its oval broken in reflected distance.
Could it be that death is the only trace? But how would it be marked? Not only would it not be marked, but, on the contrary, it would escape all established traces. It would even present itself as this escape, as its shore and crest, with the ocean roaring and the wind blowing to deafen the nonexistent trace, to hound it down and mark it in salt or knock it out with immense breath; as if it had been noticed and grasped in its dazzling negation, its inviolable transparency.

3
At these limits, what desire would dare declare itself desire, unless infinite desire, the untouchable sky at the foot of which our desires died along with our limits, unless azure in love with the azure beyond horizons?
This tension toward another face as if come out of the clouds or the pure light of unsuspected heights; this blind attraction to a distant, blinding face, these contractions of our features at the real or imagined approach of other features, like ours in their apparent difference; this repressed appeal, held back to the point where it is but need, desire, hope of an appeal among all appeals, all encounters, and all rejections; this outcry, this small noise, this commotion and confused contentment that menace us, hovering, and whose heirs or victims we are; this love of love, this pain of pain, this trace of a trace which would proclaim them by proclaiming itself, explain them by explaining itself? Perhaps this “third person” “beyond being” “who is not defined by the self?” But is it a matter of that? Unless this “third person,” this third character, is death, absent reality whose name makes all reality founder in its name.

4
The Good—what is, first, good in itself for others and, in others, good for itself—this bond, this intimate, repressed, and flaunted solidarity, this announcement, this coming of a drawn, empty face, this distance stealing in, outlined against space, forming and unforming, this space gathered and momentarily folded in on itself so that it seems an image of what is without image and yet so regarded, so loved—What can be more intimate than a face? It glows as at the heart of faith, at the threshold and end of all proximity—, this imperceptible grazing of, we might say, leaf against leaf, this frail, light, airy contact of feverish nakedness with nakedness itself, this shedding of leaves evoking the natural misery of tree and book at their end; all this and also the seizure, the sudden shock, the fright and wonder in front of the unknown we have always known, but so buried in memory, so disfigured: Is this truth? Is it what we do not dare directly to call truth, so much does it escape us? Is it the unidentifiable face of truth through which our face reaches its truth, as if we had to visualize its invisible features on the model of our own to believe in it and by and by, see it, though it be only the presentiment, ardent desire, and mad need we have of its presence—sublimated image—to which we are eternally committed like the blue of the sky to the blue of the sea? Face of the time before day, smooth and getting smoother with each showing, each short-lived—fatal—metamorphosis until the last, total, transparency?

5
God, as the absolute Other of others: as if we must first become familiar and share responsibility with other faces before we can approach through them the absolute Other without face. As if on all drowned faces there glowed the loss of His. As if His face had paid the loss of all of ours.
Here is distress, the despair of love within love, infinite pain within pain, delirium blazing within delirium. Here is passivity rent in its deep sovereignty. Here, like a bottomless cliff, like the clark of all nights.
How far does our responsibility go? The void is forged by our hands.

6
Then, the question.
The question means that, for the time of its formulation, we do not belong. We do not belong with belonging; we are unbound within bonds. Detached, in order to become more fully attached and then again detached. It means we forever turn the inside out, set it free, revel in its freedom, and die of it.
Cruel calling and recalling into question. Double responsibility.
I am. I become. I write. I write only in order to become. I am only the man I become who, in turn, stops being to become the other he has potentially always been. I am all the others I will be. I will not be. They will be me who cannot be.

The question leaves a blank: the page.

Writing is erased in writing. Black turns blank in the clark. The blank remains.

Blanks are contagious. Black opens into blank, which fills its opening. Blank duration.

What is said leaves no trace. It is always the already said, the trace stepped over—neglected?

To set out to discover the trace means perhaps to continue writing, to circle around the unfindable trace.

All traces of words are in the word.

Word: overload of nothing.

Alliance of step and trace. Does the trace come due with the step? Unless the step co mes due with the trace.

. . . a step, like a well.

The question of the word, the question of the written, the question of the book are questions put to blankness, to emptiness, to the void.

Passage. The passing of a wise man, of wisdom—or a fool?
A blank means passage into death.

The water of passage quenches our thirst for the unknown.

The unknown is our last passage, the most perilous. Death, in this sense, displaces the unknown.

Writing is perhaps only a way of dying of the words of our death; and a trace, only the progressive unveiling of a shadow, O ultimate blank.
Under this blank, we repose.
Under this immaterial blank face.”

Edmond Jabès


Erinnerung

Es laufen die Schneefäden
weiss den weissen Himmel herab.
Ich bind die Gedanken los,
und so kommen die kindlichen
durch das Gewirr,
die Jugendzeit fassend,
da ich durch den Wintertag
gestromert bin
auf der Suche
nach dem Christkind.
Ich hatte seine Klingel gehört
laut den Berg herab.
Ich hatte seinen warmen Hauch gespürt
in der Stube,
wo es nach mir sah und verschwand.
O, es zu finden,
bin ich weit gegangen
und hab gestaunt, dass es nirgends war.
Ich ging dahin, und es piepte ein Vogel
unter einem Dach,
ein Vogel, der es suchte und auch nicht fand.
Ich hab geweint.

Johannes Kühn


  1. Epilogos

Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. Wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben. Aber steht das Gedicht nicht gerade dadurch, also schon hier, in der Begegnung – im Geheimnis der Begegnung.
Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihm zu. 
Jedes Ding, jeder Mensch ist dem Gedicht, das auf das Andere zuhält, eine Gestalt dieses Anderen.
Die Aufmerksamkeit, die das Gedicht allem ihm Begegnenden zu widmen versucht, sein schärferer Sinn für das Detail, für Umriß, für Struktur, für Farbe, aber auch für die “Zuckungen” und die “Andeutungen”, das alles ist, glaube ich, keine Errungenschaft des mit den täglich perfekteren Apparaten wetteifernden (oder miteifernden) Auges, es ist vielmehr eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration. 
”Aufmerksamkeit” – erlauben Sie mir hier, nach dem Kafka-Essay Walter Benjamins, ein Wort von Malebranche zu zitieren -, “Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele.”

Paul Celan



Das Buch ist Herausforderung jeden Glaubens.

Edmond Jabès


Und der Weise sagte:
»O Dämmerung. Das also war der Tag?
Ein fehlgeschlagener Versuch des Lichts, auf ewig das Universum zu erleuchten? Der Tod ist da. Und das ist schon das Nichts.«

Und jeder erfuhr, dass an einem gewissen Morgen ein Mensch auf Zehenspitzen dem Schweigen des Buches entstiegen war, der, ohne auf seinem Wege von einer Vokabel oder einem Buchstaben aufgehalten worden zu sein und ohne sich sonderlich zu beeilen, auf der letzten Seite anlangte, wo er sich in sein Schicksal fügte und wieder verschwand.
»Es gibt, im unerforschten All, ein Buch mit tausend zeichenübersäten Bahnen, das, angesogen von der Leere, bis ans Ende der Zeiten anarchisch weiter umherirren wird«, sagte der Weise noch. Und Gott fand Sein BUCH auf der Seite, da Er Sich Selbst gelöscht batte, wieder geöffnet.

Abwesend im Buche befragst du keuchend das überraschende Buch deiner Abwesenheit.
Alle Anwesenheit ist im Wort.

»Wer kennt mich?« fragte der Meister seine Schüler. »Wahrscheinlich das Buch. Und das Buch schweigt.«

»Gott ist die unendliche Abwesenheit, die allein durch sich selbst ist« sagte er.

Edmond Jabès



5.1 Sneeuw

Neige

Entends-tu
le bruit des flocons?

Il neige dans le livre.
Il neige sur les branches des érables ondés.
Il neige sur Ie blanc de la page ombrée
et sur tes cheveux couverts de givre …

Il neige en toi, ma fée adamantine
il neige sur les fleurs de ta voix,
sur les étoiles de ta bouche cristalline.

Entends-tu
le bruit des flocons?

Dans le silence
de nos lèvres harmoniées
les paroles de nos corps
déferlent sur la plage du futur
et c’est un peu de leur écume
que nous déchiffrons …

Marc-Alain Ouaknin


Tijd

Nu nog aan gene zijde
de eenvoud gloeit
en hier nog rede woedt
en argumenten

Wacht ik.
In stil ontzag voor Tijd.

Als een besneeuwd juweel
glanst Uw aanwezigheid.

Gemma Pappot


Schnee fällt,
vom Winde verweht.
Wind bläst,
mit Schnee vermengt.

Ryōkan


Morgen, vielleicht

Schnee fällt augweit: Gewissheit ohne
Stunde. Sonne auf Zeit. Die allerneuste

Runde, uralter Stil, hell zwischen
Kälte Schauern unänderbares
Spiel: Verlassne Feldsteinmauern

besiedeln sich mit Licht die trocknen
Moose trauern bis sie der Schatten bricht

Ulrich Schacht


Ou sommes-nous
lorsque nous nous taisons?

Dans la blessure du vent?
Dans Ie frémissement des marges?
Dans Ie presque du peut-être? …

Ou va Ie blanc quand la neige a fondu?

Minuscules riens
dans Ie regard de la chouette,
insupportable solitude
de l’aile sans terre …

Étranger à ta porte,
je questionne
Ie murmure du papillon

Et j’implore l’obscur
de me rendre la bouche
ou se terre l’exil
de tes silences …

Où ira Ie blanc quand la neige aura fondu?

Marc-Alain Ouaknin


God’s truth is in silence.
To fall silent in turn, with the hope of dissolving into it.
But we become aware of it only through words.
And words, alas, drive us ever farther from our goal.

Edmond Jabès


5.2 Bergen

“Chinese en Japanse landschapstaferelen, waarin bergen, bomen en zo nu en dan mensen oprijzen uit het niets en waar ze elk moment weer in op kunnen gaan, zijn zonder uitzondering in sfumato geschilderd. Het zijn de bewuste verbeeldingen van Tao of de leegte (sūnyatā). Oosterse schilders bereiken dit effect door het contrast van zwart en wit optimaal te benutten. Met enkele vastberaden penseelstreken gedoopt in zwarte inkt worden op hagelwit papier prachtige landschappelijke werelden met bergen, rivieren en bossen eerder gesuggereerd dan uitgebeeld. De vele subtiele nuances van zwart omlijnen nooit iets, maar proberen iets van de dialectiek van vorm en leegte te laten zien. De hele opzet is het maagdelijke wit als symbool van de leegte, zo goed mogelijk uit te laten komen door de uiterlijke vorm heen…”

Giovanni Rizzuto


Der Gelbe Berg ist mein Lehrer. Ich bin des Gelben Berges Freund. Wenn sich unsere Herzen inmitten der Zehntausend Arten austauschen, ist keiner seiner Gipfel nicht gegeben.

Shitao


Eingeschlossen in den einsamen Bergen
Schaue ich traurig
in den draußen treibenden Schneeregen.
Der Schrei eines Affen
hallt van den dunklen Bergen wider,
Ein kalter Fluss
murmelt unten im Tal,
Die Lampe am Fenster
scheint eingefroren.
Auch mein Tintenstein
ist eiskalt.
Kein Schlaf heute Nacht,
ich werde Gedichte schreiben
Und warme den Pinsel
mit meinem Atem.

Ryōkan


Hoffnungsvoll

Hoffnungsvoll hab ich auch oft
den Kopf gehoben,
ich hab gehofft,
die Übel wärn zerstoben,
so wars, doch neue kamen,
die alten waren mit, die neuen ohne Namen.

Johannes Kühn


Blick in die Wildnis

Die Unermesslichkeit der Welt habe ich erfahren
auf meinen Wegen durch die weiten Gaue,
Präfekturen.
Die Wolkenberge gehen in die Fünf Gebirge über.
Die Sitten künden hier noch
von den Stämmen der Drei Miao.

Die Bäume im Feld rücken tiefer
in den breiter werdenden Strom.
Frühjahrsröhricht spriesst in die Höhe
aus dem zerrinnenden Schnee.
Im schmalen Kahn treibe ich unnütz
fort ins Greisenalter,
ohne eine Stütze zu sein der erleuchteten Dynastie.

Du Fu


Neunundneunzig Namen

Ich erfinde
neunundneunzig Namen für Hoffnung,
ich nenne sie
Stuhl, Tisch, Bert,
Brot, Kaffee, Wein,
Regen, Sonne, Gewitter,
Schmerz, Gesundheit,
Liebe, Schlaf, Vogel, Baum, Kind.
Ich erfinde neunundneunzig Namen
für Menschlichkeit dazu
und notiere sie
in meinem Taschenkalender.
Am Jahresende übertrage ich sie:
Elfter Januar,
Verteuerung der Grundnahrungsmittel
löscht nicht die Erinnerung
an die Geste des Brotbrechens;
Zwölfter April,
Militärdiktatur
verhindert nicht das Gewitter,
das die Luft über der Stadt
reinigt;
Dreizehnter Oktober,
Folter
tilgt nicht den Geschmack
eines Kusses von den Lippen.
Hoffnung, Menschlichkeit:
Hunger und Angst und Gewalt
werden
in das Museum für untergegangene Wörter
gehören.

Fritz Deppert


Die Klänge der Spiegel
splittern
zur Erde

Scherben
zwischen Nacht und Tag
Tag und Nacht

Was sehen wir
zwischen den Schatten
Was werden wir wissen

Amir Eshel


Die Menge an Gott

Zu wählen ernst,
Zu folgen furchtbar
Den weiteren Weg
Durch Irrnis vor ihn.
Gestampf der Massen
Verruft die Spur.
Was bleibt, liegt vorbei.
Was flieht, das zerstiebt.
In Staub und Grau
Vielleicht spielen Kinder
Vor verborgener Pforte
Zum Herzen des Herrn.

Aber der Atem
Des Nebels nährt
Mit Dunst unser Dunkles.
Steine schmiedet
An die Fersen uns Furcht.
Hunger höhlt
Den Traum der Seele.
Wie auch ausserdem
Hätten wir Himmel
Als gefeit vom Feuer
Der Hölle gegen Teufel,
Als geheiligt vom Leid
Und vom Grauen gekrönt?

Verdrängt in der Menge
Jeder von allen
Wie Spreu versprengt,
Weit einsamer einer
Als wer allein
Auf schmalem Pfad
Hellen Höhn
Sich in Andacht nähert.

Breite Strasse
Zu treten, die ohne Trost
Zur Verdammnis sich dehnt,
Hat uns die Macht vermocht.
Breite Strasse zu schreiten,
Die durch Verdammnis sich windet,
Durch Kerker sich krümmt,
Durch Höllen sich bäumt
Bis vor Gott,
Hat ein Funken im Blut
Dumpf uns berufen,
Der nicht untergehn will.

Stiller steigen Sterne
Von Flügeln geführt
Zu begnadetem Gang.
Süsser küssen
Blumen den Duft
Liebenden Blühns in das All.
Strahlender bahnt Gesang
Sich ins Blau, und entblösster
Legen Engel ihr Herz
Auf die Waage der Wahrheit.

Wir, in Wolken vermummt,
Wir, in Ketten gezerrt
Tief hinab in die Nacht,
Blutig und brennenden Munds
Gleich entkommenem Strolch,
Gleich gezeichnetem Kain
Pochen wir an das Tor
Zärtlich nicht, doch zögernd.
Denn uns duckt das Verbot.
Blinzelnd ins Grelle der Pracht
Drückt uns Armut erdwärts
Und geschulterte Schuld.

Hinter gehütetem Tore,
Herr, erhöre uns, du!
Grässliche Nacktheit
Sparen wir deinem Aug,
Göttlichem Auge des Rechts.
Aber noch immer die Sehnsucht
Schluchzt uns im Blut,
Glück am Gifte geprüft,
Kind des Himmels, verirrt in uns.

lm Schlamm eingeschlossen,
Mit Schmutz geschminkt,
Durchs Joch gejagt,
Tragen wir trotzig
Die Last unser Los
Und entsagen der Klage.
Doch dein Kind, das wir
An unsren Seelen gesäugt,
Stillten mit unsrem Blut,
So in Qualen uns quoll
Aus zerhämmerten Herzen,
Nimm es rettend zurück!

Unser Schutz wurde schwach.
Unser Tag wurde müd.
Unser Glühn ist versiegt
Am Durste deines Kinds.
Doch hat es teil an uns tief,
Weil es aus Tiefen uns trank,
Weil es aus niederster Neige
Noch erlechzte sein Licht.

Leuchten mög es drum
Über uns und leuchten,
Nicht von Schwielen entstellt,
Noch vom Gebreste zernagt,
Noch am Jammer verfault.

Preisen mög es drum
Über uns und preisen
All die Hoheit der Not
Und das Edle des Elends
Und in der Schande noch Schönheit!

Beten mög es für uns
Über uns und für uns,
Besser als wir, weil seliger.

Ora pro nobis.

Albert Drach



5.3 Horizon

“We are at the heart of what is added.
We are at the heart of what is subtracted.
We are at the heart of what is multiplied.
We are at the heart of what is divided.
We are at the heart of what is subdivided.,
We are at the heart of what is silent.
Open my heart.
You will see silence
in the shape of a cloud or lake.
Open, open my heart.
You will speak for silence.”

-Reb Libra


“Why would God hide the secrets of the universe from man, unless to let him discover them?
“Why would God keep man from the only Knowledge, unless to let him approach it little by little,” wrote Reb Negrin.
“It was not the serpent prompted Eve to pick the fruit of the tree, but the roots she had dug. She wanted to know if those wooden reptiles her fingers felt had life and how it tasted. Their power of seduction (immobility disarms the imagination) was great. So she took her goods to Adam whom the power of God had raised up and said: ‘Is knowledge not the key to kingship? I took this apple from the serpent. Eat it and tell me how it could change into a branch.'”And Adam learned that God began in him.”

Edmond Jabès


Der Schneeflockentanz
füllt den Raum
vertreibt für jetzt das Ende

Als zeichneten die Linien
im weissgrauschwarzen Wirbel
einen noch nicht gebahnten Weg

Wenn wir mit sicherem Finger
zwischen den Flocken uns führen
von einem Punkt zum anderen
wenn wir die unsichtbaren Fäden
in dem sich füllenden Raum ziehen

Dann erblicken wir vielleicht
den Vorhang der Schöpfung
und wie er mit seiner vergeblichen Schönheit
die Strassen Jeruschalems verhüllt

Amir Eshel


Sie stampfen die Erde
und bleiben doch ohne Laut
meine Strohsandalen
Kurz vor dem Aufblühn: wilde Kirschen
Bergesstille

Frühling 1907

Wakayama Bokusui


Ossip Mandelstam (1912)

Ich hasse Sternenlicht
Dies ewige Einerlei.
Mein Traum ich grüsse dich:
Du Turm und grosser Pfeil!

Sei Spitzentuch, du Stein,
Und werd zum Spinnweb-Netz:
Dring in den Himmel ein,
Nadel, die ihn verletzt!

Er kommt, mein Augenblick
Aufschwung, ich spüre ihn.
Gedankenpfeil, er fliegt Lebendig fort—wohin?

Erschöpft die Bahn, komm ich
Vielleicht zurück ins Hier —
Denn Lieben gabs dort nicht,
Und Angst nur lieb ich hier.”


N’aie pas peur

Le tonnerre n’est que Ie rire de joie du géant.
Et dans ta vie si pleine, enfant, ne ris-tu pas
Souvent? Et d’un rire si sonore? –
N’aie pas peur!

L’averse n’ est que les larmes du géant
jaillis de son trop-plein d’émotion.
Lorsque tu te réveilles sous ma main caressante,
Ou que tu caresses toi-même, enfant,
une pomme parfumée à toi offerte,
N’as-tu pas aussi les yeux emplis de larmes,
Non point larmes de douleur, mais de reconnaissance?
N’aie pas peur!

Le vent sème ses pas confus de bonheur,
L’ éclair agite ses bras dansants de gaieté.
Et toi, enfant, n’as-tu pasta danse à toi,
Lorsque, voulant attraper un duvet de saule
ou un reflet de la ronde lune
Ou que simplement mû par un besoin de ton corps
Tu t’ élances à pas rythmés ou précipités?
N’aie pas peur!

N’aie pas peur,
Tu restes encore dans mes bras calmes et fiables.
Je n’ai pas peur, car je suis passé par les orages et les déserts;
Je n’ai pas peur, car tu dois passer par les déserts et les orages!

(1946)

I Men (1907-1967)

vertaling: François Cheng


Die Stimme geht ins Schweigen über
Im Schweigen geht alles hinüber

Kommt und geht
geht und kommt

Die Erde gen Himmel
das Meer gen Strand

Im Schweigen geht alles hinunter
in die Dunkelheit
trägst du die Stimme

Amir Eshel


Liederen uit mijn dagboek: 1974

Wie zal blijven, wat zal blijven? Blijven zullen winden,
blijven zal de blindheid van een blinde.
Blijven zal het handschrift van de zee – een regel schuim slechts,
Blijven zal een wolkje, dat zich in een boomtop heeft gehecht.

Wie zal blijven, wat zal blijven? Eén lettergreep volstaat
om weer te groenen als het gras van den beginne.
Blijven zal een fiedelroos om haar zelfs wille
en zeven van het gras zullen haar verstaan.
Meer dan alle sterren de hemelpolen
Blijft de ster die in een traan wil wonen.
Ook een druppel wijn zal blijven kleven in een kroes.
Wie zal blijven? God zal blijven. Is dat niet genoeg?

Abraham Sutzkever


Gesang

ZUM Schluss ein letztes Wort!
Ich sage es für dich
zur Stunde, da mir Hell und Dunkel beide beides sind.
Wir leben nach demselben Plan und wissen’s von einander.
Nicht nach demselben Plane sterben wir.
Es geht verschieden aus;
Ja umgekehrt, verschieden.
Braungesicht und blaue Augen scheiden wir hier aus.
Ihr in Süd, Nord, Ost und West, wohlauf wir kehren heim!
In schwarzer Nacht noch siehst du hoch
auf tausend Gipfeln Schnee.

Bi-Yän-Lu. Meister Yüan-wu’s Niederschrift von der Smaragdenen Felswand