Christliche Kontrastgesellschaft:
«high touch» als Antwort auf «high tech»
«Schweiz und Evangelium im 2010» –
Zu diesem Thema habe ich am Leiterforum vom 26. August 2004 in Aarau einige Gedanken weitergegeben. In der Vorbereitung haben mich die sechs Stellen in der Bergpredigt neu gepackt,
wo Jesus spricht: «Ich aber sage euch …»1 Jesus macht seinen Nachfolgern
deutlich, dass für sie nicht die durchschnittlichen Wertmassstäbe gelten.
Christen sind berufen, in ihrer Zeit und in ihrem Umfeld als Kontrastgesellschaft
zu leben. Doch was heisst das für uns hier und heute?
Von Hanspeter Nüesch
Wie können wir in den Herausforderungen der Zukunft bestehen?
Unsere Lage scheint hoffnungslos. Sogar Jesus warnt in Matthäus 24,14 mit folgendem
Wort: «Weil die Miss-achtung von Gottes Geboten überhandnimmt, wird in vielen die
Liebe erkalten.» Doch es gibt Hoffnung! Als Christen sind wir dieser allgemeinen
Entwicklung nicht wehrlos ausgeliefert. Vielmehr dürfen wir uns an Verheissungen halten,
wie etwa an das Wort aus Daniel 11,32b, das Susanne Kutruff uns am Christustag 04 ans
Herz gelegt hat: «Aber das Volk, das seinen Herrn kennt, wird sich stark erweisen und
entsprechend handeln!» Wir müssen alles daran setzen, unserem Herrn, Jesus Christus,
und unserem himmlischen Vater nahe zu sein und ihn besser kennen zu lernen. Für mich
heisst das konkret:
1. Sich täglich vom Wort Gottes nähren und an ihm ausrichten
2. Regelmässig Sabbatzeiten einschalten
3. Sich an der Vaterliebe und Gnade Gottes sättigen
4. Die Freude am Herrn kultivieren
5. Die Freundschaft mit Christus auf kreative Weise pflegen
6. Die Leitung durch Gottes Geist suchen
7. Ein Gleichgewicht zwischen Kopf und Herz anstreben
8. Sich in Teams einbetten und lernfähig bleiben
Wenn wir das tun, werden wir die notwendige innere Stärke gewinnen, um auch in
unserer Zeit einen Unter-schied in dieser Welt zu machen.
Wie können wir Christen eine Kontrastgesellschaft bilden?
Zusammenfassend können wir in unserer hochtechnisierten, schnelllebigen Zeit zwei
Megatrends beobachten: Liebesdefizit und Sinndefizit. Das Liebesdefizit weckt die
Sehnsucht nach Zuwendung und Nähe. Das Defizit nach Sinn erzeugt eine Sehn-sucht
nach Gewissheiten und Vorbildern. Christliche Kontrastgesellschaft leben heisst deshalb
beizutragen, dass diese Liebes- und Sinndefizite gestillt werden. Dazu vier Punkte:
1. Nach Einheit und Versöhnung streben trotz zunehmendem
• Chaos und immer stärker ausgelebtem Individualismus:
• Tragende Gemeinschaften statt Vermassung und
• Uniformität
• Miteinander und Füreinander statt Egokultur
• Liebe und Versöhnung statt Hass und Krieg
• Miteinander der Generationen statt Jugendkult
2. Ewige Werte und Orientierung in eine um sich greifende Orientierungslosigkeit
bringen:
• Sinn und Hoffnung statt Perspektivlosigkeit und Zynismus
• Tief greifende Erfahrungen statt Hype-Kultur 2
• Verwurzelung in ewigen Werten statt Diesseitigkeit und Vergnügungssucht
• Langfristiger Nutzen statt Instant- und Genussorientierung
3. Einen ganzheitlichen Lebensstil führen angesichts einer zunehmender Zersplitterung
und Desintegration:
• Soziale Verantwortung und Solidarität statt Wegfall des sozialen Netzes
• Verzicht und Genügsamkeit statt Profitsucht und Mass-losigkeit
• Disziplin und Verantwortlichkeit statt Autoritätsverlust
• Demut und Realitätsbewusstsein statt Anmassung
4. Gott anbeten statt Menschen und Dinge vergöttern, denn das führt zu:
• Echter Freude statt Depression und Flucht in die Drogen
• Gewissheit und Gelassenheit statt Angst und Unsicherheit
• Göttlicher Kreativität statt Vermassung und Uniformität
• Licht und Wärme statt Dunkelheit und Kälte
Denn Jesus sagt uns auch heute: «Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem
Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt
ein Gefäss darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet er allen im
Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen
und euren Vater im Himmel preisen».3
1 Matthäus 5,22.28.32.34.39.44
2 Hype-Kultur: Hype kommt vom griechischen «hyper», was «über» heisst. Alles ist
überspitzt, übervoll, wird immer grösser, schneller. Kurz: immer mehr und nie genug.
(Die Redaktion)
3 Matthäus 5,14–16