Oefening in alleenzijn…

Ich übe das Alleinsein, und ich denke, ich habe es darin schon ziemlich weit gebracht. Ich rede mit der Sprache, manchmal antwortet sie. Manchmal antwortet auch jemand anders. Ich rechne nicht mehr damit, verstanden zu werden. Mathematik ist nicht mein Fach.

Barbara Köhler

pag. 43


LANDNAHME

Das Land nahm mich im Sturm
im Schneeregen an
der gesperrten Strasse zum Mittel-
punkt der Erde am Ende der Welt
wo der Reifen platze der Film riss
alles aufhörte etwas begann
mit schneidender Kälte.

Gut sagte der Fahrer
gut dass du ein Messer hast.

Barbara Köhler

pag. 45


bron:
Köhler, Barbara. Schriftstellen. Ausgewählte Gedichte und andere Texte. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Marie Louise Knott, Berlin 2024, (Suhrkamp Verlag)


Die Bühne – Konnexitäten 1

… si l’Etre est caché,
cela même est un trait del ‘Etre


M. MERLEAU-PONTY

I

Je mehr die Bühne beschrieben wird
desto klarer wird dass
sie nicht beschrieben sondern verborgen wird
Z. B. ist das Wort öde
in sich selbst ein Dementi seiner selbst
(seiner selbst ein Dementi in sich selbst)
Und wenn gesagt wird die Worte flögen
(wie Vögel die einen end-
los verschwindenden Raum füllen)
dann sicher urn die Tatsache zu verbergen
dass die Worte nicht eins sind
mit der Welt die sie beschreiben.
Worte haben keine Flügel.
Und weder haben noch bekommen sie Blumen
aber sie nehmen eventuelle Blumen
und bringen sie in einem Garten an
den sie wiederum auf dem Bild
eines Gartens anbringen
das sie wiederum auf einem Bild
anbringen usw.
Die Worte bleiben wo sie sind
während die Welt verschwindet
Dies ist eine Kritik der angewandten Sprache
Weil es eine Kritik der tatsächlichen Verhälnisse ist.

Inger Christensen
vertaling Hanns Grössel


Alphabet 1 – 4

1
aprikosenbäume gibt es, aprikosenbäume gibt es

2

bärlapp gibt es; brombeeren, brombeeren
brom gibt es; und borwasser, borwasser

3
chimären gibt es; chrysanthemen, chrom
und citrusfrüchte gibt es; chimären gibt es;
chimären, chromosomen, cerebellum

4

drosseln gibt es; denker, domino
diktatoren gibt es; drosseln, drosseln;
dunst, dioxin und dekaden; dekaden
gibt es; dekaden und dumpfheit; und dichtung
gibt es; dichtung, dekaden, dumpfheit

Inger Christensen
vertaling Florian Voss


Grauer Dunst

Grauer Dunst über der Bucht von Knebel.
Versteekt bebende Messer.
An diesem fast zufälligen Ort
der mich fast zufällig rührt.
Wer hat die Macht?

Und unterm Wasser.
Unter dem gleichen kieselgrauen Dunst
der so tief in mir selbst fliesst.
Versteekt bebende Messer.
Wer hat die Macht nicht?

Ohnmächtige Austernfischer. –
Schneidende Schreie. –
Grauer Dunst über der Bucht von Knebel.

Inger Christensen
vertaling Hanns Grössel


Strauss Für Per Hojholt,1988

mit wie als
sprache nichts anderm
als wegerich
schachtelhalm und beifuss

einem rest ginster vielleicht ..
von einer zugreise
und einer lichtung voll
wandernder weidenröschen

kam ich zu einem haus
das melancholisch leuchtend
dalag als wäre es
nicht bewohnt

als läge es hinten
auf der rückseite
des gräulichen vollmonds
 oder des Mont Sainte-Victoire

oder gleich hinterm heidehügel
 und dem waldstück auf dem gemälde
das meine muteer als erinnerung an
ihre kindheit gekauft haben muss

und wo man immer
 wenn man dem kiesweg folgt
einen strauss knäuelgras und
ackerwitwenblume pflücken

und in der hand drücken kann
bis man schliesslich das haus
betritt und sie trotzdem
alle daheim sind

so dass der strauss
hingehalten und in wasser
gestellt werden kann
wieder wie ungefunden

Inger Christensen
vertaling Hanns Grössel


irgendwo werde ich plötzlich geboren
(aus: Alphabet 11)

irgendwo werde ich plötzlich geboren
in einem ausdruckslosen haus; wenn man
schreit, geben die wände nach und

der garten, in dem man verschwindet, ist
blankgewetzt von schnecken; man badet
ruckweise wie ein vogel, und wenn die erde

gegessen ist und der rhabarber das erste mal
welkt, gibt der sommer nach und
die stadt, in der man verschwindet, ist

langsam und schwarz; man geht durch die
strassen, tut es den andern nach, die
ohne ein wort im vorbeigehn etwas

mauerwerk zurechtstupsen; wenn der weg
eingeübt, zählebig genug ist, geben
die häuser nach, und die hochebene dehnt sich

mürrisch und allmächtig und eher
unsichtbar aus; irgendwo steht ein wilder
aprikosenbaum einen augenblick still und

blüht, doch nur mit einem ganz dünnen
schleier urn die ausgebreiteten zweige,
bevor er dennoch fortfährt

Inger Christensen
vertaling Hanns Grössel

bron:
Licht überm Land. Dänische Lyrik vom Mittelalter bis Heute, (Peter Urban-Halle; Henning Vangsgaard Hrsg), München 2020, (Carl Hanser Verlag)


Härtling, Peter, An den Ufern meiner Stadt. Späte Gedichte. Herausgegeben von Klaus Siblewski, Köln 2023, (Kiepenheuer & Witsch):

Meine Toten wachsen
in mich hinein,
stumme, sich ausbreitende
Geschwüre.
Maserungen in meinem
Fleisch.
Mit der Zeit werden
sie mehr sein
als ich.
Wucherungen,
die meiner Seele
den Raum rauben.
Nur mein Gedächtnis
sparen sie
aus.


Wie leicht ist es,
den Engeln ihr Wesen einzureden.
Sie geben nach
und kehren wieder:
Schattenflocken
zwischen dem Wacholder
oder andernorts Lichtwirbel
zwischen Zypressen.
Manchmal ist ihr Kern
zu erkennen,
nicht Tag, nicht Nacht,
aus einer Zeit,
die wir uns versprechen.
Sie nicht.


Unerwartet
unter die Winterkröten
geraten,
die Haut schuppig
und Erde fressend
bis an den Schlund.
Was
habe ich denn erwartet?
Unterm
geleerten Himmel
werde ich die Tode wechseln,
bis ein anderes Jahr
das Krötenvolk weckt
zum blinden Aufbruch,
zum schrecklichen Gesang.


GEGENBEWEGUNG

Dieser Neckar, der umkehrt,
treibt den störrischen Kahn
dort, am Turm, vorüber,
wo die Stimme steht, seither
dieser eine Schrei aus dem Fenster;
wo die gelehrten Schatten,
aus allen Fragen entlassen,
in die Nacht aufgehen;
wo widerstrebende Wellen
die Rinde vonden Stämmen
ener Bäume zärtlich schälen,
die sich seit je
im Fluss spiegeln.


VERSUCHUNG

Mal einen Weg, der
dir hinterm Horizont
wegläuft oder
schreib ihn —
nur weiter kommst du nicht.
Du übertreibst die Farben,
die ihn säumen, die Schatten
der Bäume, die ihn
zurechtweisen.
Noch traust du dir
den Gang nicht zu.
Du könntest aber,
wenn die Wörter, die Farben
verbraucht sind,
dich auf den Weg begeben,
und dort, wo die Farben,
die Wörter enden,
auf den Himmel treten.


ABEND

Das Wasser steigt
mit dem Abend.
Es ist keine Flut vorausgesagt,
sie käme nie so ruhig.
Vielleicht verwechselt
der Abend das Wasser
mit dem Licht. Ein Licht,
das wir vergessen: feucht
und mit einem atmenden
blutigen Rand. Immer
unerwartet. Licht, das
mit den Kriegen kommt,
lange vor den Klagen,
lange vor den Geschichten,
die ohne Ende bleiben werden,
dieses Licht, das dem Wasser
gleicht, an das wir uns
wieder erinnern: feucht
und mit blutigem Rand,
aus dem Stoff toter Seelen.


TAUB

Die Wörter beginnen,
sich zu verstecken.
Zwischen Ebennoch und Jetzt
brechen sie auseinander.
Was sie wussten,
liegt taub herum.
Die Frage kennt die Antwort
nicht mehr und nicht
die Antwort die Frage.
Das einst Angesprochene
fällt aus dem Raum,
aus dem Sinn,
wenn die Wörter beginnen,
sich zu verstecken.


VARIATIONEN ZU BRAHMS
for Elisabeth Leonskaja

1.
»Fliegt er hoch – oder nur unter Blumen?«
Wer ruft ihm so nach? Er seider Letzte,
behauptet er, ein Schlusspunkt. Grösse nach
den Grössen. Manche seiner Lieder können
platt werden, wenn er sich an die Kinderstadt
erinnert, an dünne Mädchenstimmen. Er liebte,
was dem Melancholiker genügt: Noten, Flimmerhaare für Tränen.

2.
Strohblumen vor der Tür und die prächtigen
Empfangsräume grosser Hotels: Hier können ,
Büsten aufgestellt werden von berühmten
Gästen. An dem viel zu kleinen Sekretär schreibt er,
beobachtet von allen, Briefe an Clara und für später.

Der Schwalbenflug im Hof unterbricht seine Spaziergänge.
Er hält an, ihnen nachzuschauen: Achachach.
In Sechzehnteln der Herzschlag, die Vogelherzen
zu rasch für seine Kunst. Ein paar Triller im Nachmittagsprogramm.

3.
Das lässt sich spielen zwischen heftigen Quinten:
Immer hat das Kind Höhlen gebaut: unter Tischen,
aus Mänteln, unter Wurzeln, in Hecken. Da drinnen,
der Junge, der Knabe, hast du ihn singen gehört?

Schön sei er, betonen die Freunde. Warum verschanzt

er sich hinterm Klavier? Stockend erzählt er von früher,
vom Vater, der wunderbaren Musik, die ans Herz greift,
auf Dreivierteln, findet er, lässt es sich ruhn.

4.
Der junge Herr, der den Alten in Wies baden vertrat, starb
in diesem hellen Haus auf dem Berg, in dem die zur Musik
Geladenen Gespräche gegen den Tag führten. Ganz ohne Mühe
merkten sich die Kinder die schwierigsten Tonfolgen.

KommKomm! ruft ein dicker Vogel auf dem toten Baum:
Wer weiss, womit ein Intermezzo beginnt? Der Schatten
der schönen Frau versickert im Rasen, ohne Rand.
Jetzt spielt der Alte das Klavier. Und hört sich zu.

Bleib! fleht der junge Herr, und kann nicht bleiben.


Köchelverzeichnis 545, zweiter Satz, entfernt gespielt
auf einem unsichtbaren Klavier: so, als habe Mozart
sich an sich erinnert, selbstversunken – ein Arioso
für Engel, die ihn unterwegs streiften,
gesungene Wesen. Begierig, ihnen nahe zu sein,
öffne ich das Fenster, nur dieses eine Mal.


Ungerufen geraten sie in den Blick, füllen wechselnd das Fenster:
Bahnhöfe, Schuppen, Wasserpumpen, schwebende Geleise —
Orte, die uns das Warten lehren, an denen
Kriege enden und Fluchten scheitern. Nur die Ausdauer
gilt noch, die einen Bahnhof nach dem andern hinter sich lässt,
sie bestimmt die Ankünfte, hier, in dieser Wüstenei,
in der Erwartungen und Ängste wuchern, wie Unkraut blühen.


Feierlich erklimmt der.Wacholder den Hang.
Wer ihm vertraut ist, hört ihn atmen. Greisenatem,
satt vom Gin und anfällig für Nachmittagsflammen.
Jetzt stellt sich ihnen endlich einer in den Weg,
hält sie auf und schont sie in ihrem Rausch, er könnte
ein Engel sein, ein Wesen aus Schnee und Licht.


Schon im März kannst du die Apfelbäume
zwischen Dorf und Berg singen hören: leise und trunken
von Erwartung. Manchmal gehen Bräute zwischen
Stämmen und zählen die Blüten, die es regnet:
Sterntropfen, weiss mit einem goldenen Kern.


IM SCHNEE

Jetzt,
unterm Winterbaum,
der seine schwarzen Knochen
in die eisige Luft hält,
bleibt der Baum als Gedanke
auf dem Grund einer Ahnung,
er könnte ausschlagen und
Warme erinnern.
Ein Anfang weiss
es am Ende nicht besser.


SCHNEE FÜR SPÄTER

Immer habe ich den Schnee
hergeschrieben,
den Schnee von früher,
den masslosen Schnee
aus der Erinnerung,
als Beispiel für die Kinder:
Ihr müsst wissen,· es gab einmal Schnee,
viel mehr als ihr euch ausdenken könnt,
Schnee, der sich türmt,
Wälle aufwirft, Schnee, der blind macht,
der die Flüchter in den endlosen Schlaf bettet.
Jetzt,
jetzt ist er wieder gekommen,
der grosse Schnee,
begräbt das Land, schliesst
das Haus ein,
wühlt sich in mein Gedächtnis,
beschwert meine Brust,
der neue Schnee.
Ich könnte ein Kind sein und
in einer weissen Höhle auf
den Frühling wanen,
auf das versprochene Leben.


DER SCHNEE VON HEUTE

Es kann sein, dass diese Gegend den Schnee
erwartete, es kann sein, dass der Schnee
in meine Kindheit fiel, auf einem Hügel sich niederliess,
der Kälte hortete, die kurzen Ski gerade bog,
wo es nach Quargeln stank aus der nahen Fabrik.
Wir gehen heim, sagt die Mutter, zum Trost,
aber die Stadt behält den Winter für sich,
lässt sich nicht überreden, auch nicht vom Krieg,
der mit dem Eis und schwarzen Flocken sich nähert.
Sie laufen ihm weg, dem Schnee, und ahnen nicht,
er wird Jahre dauern, der Frost wird die Toten
steif und steinern aufbewahren. Schwarze Pferde
werden zu klirrenden Statuen. Geh heim, rät die Mutter
und verschwindet im Schnee, schneeweiss und das
schwarze Haar überm Hügel, eine Erinnerung,
eine offene Wunde im Gedächtnis. Sie schmerzt
im Schnee, im Schnee von heute.


WINTERGEDICHTE

1

Allmählich mischen sich in das dichte Grau
Lichtbänder aus dem Gedächtnis.
Zwei Stimmen probieren einen Choral.
Die Windrose blüht auf, sagt die Sängerin.
Ich habe die Stimme verloren, sagt der Sänger.
Ein Rudel dickfelliger Tiere beginnt
das Grau vom Rand her zu verschlingen.
Morgen, sagt der Sänger, lerne ich atmen.
Ich kann es schon, sagt die Sängerin und zieht
die leuchtenden Fäden aus dem Grau.

2

Ich habe eine, meine Stadt wiedergefunden,
häuserwarm unterm alten Schnee.
Da liegen die Toten schon vergessen,
reden die Lebenden in einer Sprache,
die ich höre wie ein einst bekanntes Lied.
Die Heiligen verheugen sich in meiner Stadt
vor den Seelen, denen noch nachgeredet wird,
die noch Namen ha ben. Es kommt vor, dass sie
den Schatten der Vögel Krumen hinwerfen.


VORÜBERGEHENDE DEPRESSION

Die Tage leeren sich,
verlieren ihre Sprache.
Erwartungen zerfallen.
Über Schmerzen lässt sich reden
wie über missratene Gedichte.
Blicke ins Freie
könnten Lieder werden.
Du willst sie nicht hören.
Taub, schreibst du, taub
und fängst einen Satz fürs Sterben an.


MELANCHOLIA

Wandernd
und nur selten
zu erkennen:
dann, wenn die Wölbung des Horizonts
finster der Erde
sich zukehrt,
findet sie ihr Muster:
nur noch die Fassungen von Sternen —
erinnerte Spuren,
Löcher im Dunkel,
eingeschmolzenes Licht.


DEPRESSION

Ich bin mir mein Wegelagerer
ich beute mich aus,
an jener Wendung des allzu
langen Wegs laure ich mir auf,
frage mich aus und will nicht wissen,
wer mich verwundet, unterwerfe mich
und gebe mich auf, klägliche Beute,
die fand ich am Wegrand, wehrlos
und ohne aufzubegehren, sodass ‘die Wörter
mich aufgaben, für immer

Immer wieder hat mich die Schwermut
der grossen Ströme mitgenommen, ich
träumte mich an ihre ausgeschliffenen Ufer
und sah die Spiegelbilder der Städte vorübergleiten,
sah, wie sie sich in den Algenwäldern verfingen,
ins Schlingern gerieten, dem Gedächtnis eine Zumutung.
Charon, der Wassersänger, zieht quer seine Spur,
und hält, sich nachlauschend, den Strom für einen Augenblick an.

Wörter tauschen wie Ringe,
Jahre tauschen wie Atem,
in die Wörter gehen,
der Liebe auf den Grund,
in die Jahre kommen —
mit
einander.

Für H.J. Gelberg


TRAG DEINE FURCHT

Trag deine Furcht einen Schritt weit
über die Schwelle
und dann vergiss

nimm einen Tropfen
vom Aug des Bruders
und trinke

doch verschwende keine Träne
vor diesem Abschied
nach allen Steinen
in denen du gelitten hast

trag deine Furcht in die Zimmer
und sage es leis den Wartenden

versprich ihnen die Steine
und geh

AN EINEM WINTERMORGEN

Zu viel vom Schnee hab
ich gelesen
bei Hebel und
bei Walser,
vom reinen Schnee
und den Flocken
wie Buchstaben. Könnten sie mir
meinen Schmerz
kühlen. Jetzt hab ich
die frierende Sonne,
die mich vorbereitet
auf einfache
Sätze:
Nur noch schwarze
Steine
unterm Schnee,
keine Bilder
von ehedem
und
keine Strophen mehr,
die ich auswendig
sprach
wie die Flocken
heute früh.

Manchmal müd,
doch nicht mürb,
offen für Stimmen,
vor allem die des Kindes,
wild und wütend,
nachts den Atem übend
für die immer geträumte Flucht.
Bereit für Wörter
und nahe der Liebsten
in Gedanken unterwegs,
aber schlecht zu Fuss —


bron: Härtling, Peter, An den Ufern meiner Stadt. Späte Gedichte. Herausgegeben von Klaus Siblewski, Köln 2023, (Kiepenheuer & Witsch)


Ankštokoj salėj plieskia aparatas…

Ankštokoj salėj plieskia aparatas.
Tik trys žiūrovai. Keturi, įskaitant
atvykėlį, pasiūliusį studentams
tą juostą. Pailgoj dėžutėj slypi
šalis, kur jo neatmena net akmens
ir juo labiau – bičiuliai. Kelios kalbos
nesutaria pasąmonėj. Vainikai,

veidai ir vėliavos pripildo drobę.
Nenuolanku ir šventiška. Užaugęs
valstybėje be švenčių – nesiryžta
žiūrėt į ekraną. Jis jau žino,
kas bus toliau: tamsokos šiltos dėmės
ir purvas. Jų negalima išskirti,
kaip raidžių ir ugnies, tiesos ir nieko.

Kaitra kamuoja koledžo miestelį.
Netekę nuovokos jazminai siaučia
skaldos takus ir prakaituotą pievą,
kur serijomis šaudo laistytuvas.
Atstumai plečiasi. Ateivis taria kitam:
„Bet viskas baigėsi laimingai“ –
ir bando patikėti tuo, ką sako.

Tomas Venclova

Aus: Rinktinė (Gedichte)


Ein enger Saal, vom Flackern des Projektors erfüllt…

Ein enger Saal, vom Flackern des
Projektors erfüllt.
Kaum drei Zuschauer. Vier, inklusive des
Fremden,
Der von weit herkam und seine armen
Studenten
Mit Filmen wie diesem quält. Der längliche
Kasten
Zeichnet ein Land, wo nicht mal die Steine (geschweige
Die Freunde) sich seiner erinnern. Gewisse
Sprachen
Können nie Ruhe geben im Unbewußten.
Girlanden,

Visagen und Fahnen machen sich breit da
im Dunkeln.
Festlich die Stimmung, euphorisch. Doch
er, geboren
In einem freudlosen Staat, bringt es nicht
über sich,
Brav auf die Leinwand zu starren. Er weiß
ja,
Was dann kam: die Blutlachen, dunkel und
warm,
All der Dreck. Ununterscheidbar sind sie,
die Lettern
Vom Feuer – untrennbar wie Wahrheit und
Nichts.

Gelähmt von der Hitze liegt es, das
College-Städtchen.
Schläfrig säumt der Jasmin die vom Kies
beschwerten,
Knirschenden Wege, die schwitzenden Wiesen,
Wo Rasensprenger im Takt ihre Salven
verschießen.
Immer größer wird die Distanz. Ein Emigrant raunt
Dem anderen zu: „ Ist doch gutgegangen,
nicht wahr –“
Und bemüht sich, zu glauben an das, was
er da sagt.

Übertragen von Durs Grünbein


Pastoralė

Kai dumblino kanalo gelmėje
be atgarsio prasmenga varpo dūžis,
neišgiedrėjusiame danguje
sparnus mankština užsimerkęs gužas.
Jis klausosi, kaip ritasi vėsa
nuo papartyno į lelijos dagtį,
kaip atvirkščiu kraštovaizdžiu šviesa
lėtai teškena, panaši į naktį.

Drėgna dėmė žemyno vidury.
Čia susimokė bukas ir kaštonas,
kad neįžvelgtum smaigalio, kur
į šerno gūbrį taiko Akteonas.
Neatpažįsta deivės palydos
sidabro dulkėm apsitraukęs takas,
ir laumžirgis nedrumsčia valandos,
ir santėmy negimsta zodiakas.

Nuščiūva irklai, stabteli širdis,
ir debesys, užtvindydami brastą,
prasiskiria, nelyginant būtis,
dalijama į nebūtį ir raštą.

Tomas Venclova

Aus: Kultūros barai, Nr. 11.


Pastorale

Wenn am schlammigen Grund des Kanals
Der Glockenschlag für kein Echo mehr
taugt,
Wärmt an den nördlichen Himmeln, den
fahlen
Der Storch sich die Flügel, geschlossenen Augs.
Er lauscht, wie die Kühle vom Farnfächer
dort
In den Docht einer Lilie hinübergleitet, er
sinnt,
Wie das Licht, Zwilling der Nacht, vielerorts
In die falsch gespiegelte Landschaft rinnt.

Inmitten des Erdteils ein feuchter Fleck –
Hier hat die Buche sich der Kastanie
verschworen,
Daß niemand im Dickicht den Speer
entdeckt,
Wenn Aktäon den Rücken des Ebers
durchbohrt. Das Gefolge der Göttin:
der Pfad, bedeckt
Mit silbernem Staub, hier erkennt er sie
nicht.
Keine Stunde wird von Libellen erschreckt,
Nie geboren ein Tierkreis im Dämmerlicht.

Still liegen die Ruder, das Herz schläft ein,
Und bei der Furt dort die Wolken,
vorüberdriftend,
Reißen mit einem Mal auf – genau wie das
Sein,
Das in Nichtsein sich spaltet und Schrift.

Übertragen von Durs Grünbein


Anapus sąsiaurio

Senų atlantų dumblina spalva,
lombardas, Kodak, Tavola, Elvora,
tačiau įkvėpęs varginantį orą
nebejunti, kaip sukasi galva,
kaip iš po kojų slystanti dirva
palenkia skliauto perskeltą ąsotį,
ir tenka atsilošti ir sustoti,
nes ši rusvų kalvagūbrių banda,

pikti brūzgynai, skardžiai debesuoti
tavęs nesitikėjo niekada.

Jiems nejauku, kada pro juos eini,
įbrėžęs savo vardą vandeny.
Jų neįtikins tavo išmintis.
Senamiesčio sklerotiška širdis
užakusiais arterijų lankais
ir trupančia aorta, nevienodai
pulsuodama, vis vien ilgiau gyvens
už tavąją. Tik jos klaidžiais takais
prieisi juosvą Hesperidžių sodą,

kur skardūs dangūs rymo ant skiemens
ir obuolys neperšviečia akmens.

Tomas Venclova

Aus: Rinktinë.


Jenseits der Meeresenge

Schlammfarben waren, wie alte Atlanten,
All die Leihhäuser, Tavola, Kodak, Elvora –
Sog man die Luft ein mit sämtlichen Poren,
Spürte man kaum, wie die Sinne schwanden,
Wie der Boden, unter den Füßen verloren,
Der Himmelskrug umstieß, den vielgezackten.
Gleich hieß es innehalten, den Kopf im Nacken,
Denn diese Herden bräunlicher Hügelrücken,

Finster die Büsche, die Hänge,
wolkenbefrackt,
Haben weiß Gott nicht gewartet auf dich.

Sie fürchten, er könnte noch immer umgehn vor Ort,
Seit er den Wassern gab damals sein Wort.
Dein Wissen, für sie war es leicht zu verschmerzen.
Kein Zweifel, der Altstadt sklerotisches Herz
Mit dem schwächlichen Puls, den Arterien
Verkalkt längst, mit der maroden Aorta,
Die einestags reißt, wird das deine
Lang überleben. Zum Garten Hesperien
Führt dich ein Irrweg nur, durch die dunkelste Pforte,

Dort wo die Himmelswand stützt eine
Silbe allein,
Der Apfel nicht mehr den Stein
durchscheint.

Übertragen von Durs Grünbein


Sankirta

Nuo plento takas leidosi į drėgną
pievutę. Dubury matei, kaip gęsta
saulėlydis, užgavęs blizgią vielą.
Dryžuotą stulpą vainikavo herbas,
cementą brūžino šiurkšti svėrė.

Į šiaurės rytus traukėsi ankšta,
kantri šalis, jau sveikinanti naktį.
Alksnyno nuokraštyje stirna skabė
lapiją. Už akiračio bemaž
atspėjai ežerą, kurio pakrantėj
tamsoki vandens atspindėjo vaiką,
sutampantį su tavimi. Daina
vingiavo virš nendrynų, liepto, datos
užžėlusiame antkapyje. Laikas,
išsprūdęs atminčiai ar biografui,
turbūt visų svarbiausias, nes yra
drauge ir sunkmena, ir talismanas.

Į kairę tvyrojo laukinis miškas.
Jame švytėjo proskyna – plyšys,
atvėręs pelkę ar tiesiog purvynus,
kur spietėsi nematomos būtybės,
gauruotos, šypsančios, prasimanytos
bepročio grafiko. Labai toli
juodavo lankos ir įgriuvę tiltai.
Žvarbus kanalas siekė marių ribą,
nerasdamas nei miesto, nei laivyno.
Žinojai: kūdikiai tenai užgimsta
tam, kad pavartėse dalytųs švirkštais,
pagieža, sperma, nuorūkom, skatikais.

Už nugaros – balkšvi sodybos dūmai,
ir amsi šunys, saugodami ūkį
nuo neprašyto svečio. Jau vėlu.
Tarp įdubų ir piliakalnių sukas
beveik nepravažiuojamos keliūtės,
ir netinkuotas mūras dengia ugnį.
Na ką gi, jei likimas lėmė, būk
šiame krašte prie pat gimtinės durų,
kurčioj trilypėj sankirtoj, kur stūkso
stulpai, iškilę iš kitų laikų,
kadaise mirtini, ir atšiauriu
lanku dykynę kerta viadukas.

Palieski vėstančią vaikystės žolę.
Esi namie. Trilypė jūra ošia
nakties kriauklėj. Tau suteikta malonė:
keista era, sargybinis, kurio
nebėr, ir balso išsiilgęs oras.

Tomas Venclova

Aus: Naujasis židinys, Nr. 9.


Kreuzweg

Der Pfad lief vom Fahrdamm zur feuchten Wiese
Hinab. Du sahst, wie die Sonne, in einer Mulde
Erlöschend, ein letztes Drahtstück entflammte.
Ein Wappen thronte auf der gestreiften Säule.
Der rauhe Lattich rieb sich dort am Zement.

Nordostwärts hingestreckt lag das schmale,
Geduldige Land, von der Nacht schon umarmt.
Am Rand eines Erlenwäldchens benagte ein Reh
Zarte Triebe. Am Horizont, nur mehr zu ahnen,
War jener See, wo im dämmernden Wasser
Am Ufer ein Kind sich im Spiegel betrachtete,
Ein Kind wie einst du. Und es zog da ein Lied
Durchs Schilf, den Bootssteg streifend, das Datum
Am überwucherten Grabstein. Die Zeit,
Dem Gedächtnis entglitten, dem Biographen,
Bedeutungsvoll ist sie als alles ringsum,
Last, schwer zu ertragen, doch Talisman auch.

Zur Linken drohte, verwildert, ein Dickicht.
Darin eine grimmige Lichtung, die zog den Blick
In Schlamm und Morast, einen brodelnden Sumpf,
Wo unsichtbar Geister tanzten in Scharen,
Grinsend, in räudige Felle gehüllt, dem Gehirn
Eines Kupferstechers entsprungen. Weiter entfernt
Lagen Wiesen, pechschwarz, zertrümmerte Brücken.
Ein Kanal zog sich dort, fern der Städte, ans Meer,
Im Packeis erstarrt, nie von Schiffen belebt.
Jeder wußte: dort wurden Kinder geboren,
Um unterm Tor sich ihr Fixerbesteck zu teilen,
Ihren Zorn, Zigaretten, Kleingeld und Sperma.

Im Rücken – der weißliche Rauch des Gehöfts,
Das Gebell der Hunde, die den Hof bewahren
Vor fremdem Besuch. Es ist spät geworden.
Am Burghügel winden sich, zwischen den Mulden,
Die schmalen Wege hinauf, selten befahren,
Die Mauern, unverputzt, vom Feuer versiegelt.
Und wennschon, das Schicksal hat’s so gewollt:
In meiner Heimat, am dreifachen Kreuzweg,
Wo gleich vor der Haustür die Grenzpfosten ragen
Aus älteren Zeiten, bis gestern noch tödlich,
Bei den unheimlichen Bögen des Viadukts,
Mag sie noch einmal durchquert sein, die Öde.

Berühre das Gras nun, das kühle, der Kindheit.
Hier bist du zuhaus. Soll dreifach rauschen das Meer
In der Muschel der Nacht. Daß die Gnade dich finde:
Einer neuen Ära, die keine Posten mehr braucht,
Einer Luft, die sich sehnt nach der einzelnen Stimme.

Übertragen von Durs Grünbein


Užupis

Liepų šurmuly, prieš akmens krantinę,
ties skubria srove, panašia į Tibrą,
su jaunais barzdočiais gurkšnoju „Gilbey’s“.
Sutema, stiklų skambesys ir dūmai.
Nepažįstu jų. Pažinau jų tėvus.

Ką gi, kartos keičiasi. Diktofonas
šlama ir užsikerta. Pašnekovams
rūpi lygiai tas, kas ir man kadaise:
ar kančia ir gailestis turi prasmę
ir ar menas tvers, jei nebus taisyklių.

Aš buvau kaip jie, kol patyriau keistą,
už kitas tikrai ne geresnę lemtį,
ir žinau, jog blogis nežūva niekad,
bet aklybę galima prasklaidyti,
ir eilės vertos daugiau už sapną.

Vasarą dažnai nubundu prieš aušrą
ir be baimės juntu, kad artėja laikas,
kai naujoms gentims pasiliks žodynas,
debesis, griuvėsiai, druska ir duona,
o man jau nieko, išskyrus laisvę.

Tomas Venclova

Aus: Rinktinė (Gedichte)


Uzupis

Im Rauschen der Linden, am steinernen Ufer
Des wirbelnden Flusses, der dem Tiber so gleicht
Sitz ich mit Milchbärten rum, trinke mein „Gilbey’s“.
Abendämmerung, Gläserklirren und Rauch.
Ich kenne sie nicht. Nur ihre Väter hab ich gekannt.

Generationen wechseln, so ist es. Das Diktaphon
Stottert und knackt. Doch meine jungen Frager
Beschäftigt dasselbe was mich einmal umtrieb:
Ob Leid einen Sinn hat und später die Reue,
Was von der Kunst bleibt, da keine Regel mehr gilt.

Ich war wie sie, eh mir ein Schicksal zustieß,
Seltsam vielleicht, doch nicht schlimmer als andre.
Ich weiß nur das eine: das Böse stirbt nie,
Nur die Blindheit, sie läßt sich verscheuchen,
Und daß Verse mehr wert sind als jeder Traum.

Im Sommer oft wach ich noch vor dem Morgenrot auf.
Ein Gefühl, frei von Angst, sagt mir, die Zeit ist nah,
Wo den neuen Geschlechtern nur Lexika bleiben,
Die Wolken, Ruinen, das Salz und das Brot.
Ich aber hab an der Freiheit genug.

(Uzupis – ein Stadtteil von Vilnius)

Übertragen von Durs Grünbein


Natura naturata

Trijulė medžioklių priėjo staigų skardį. Prieš
juos
neužmatomo slėnio kriauklė – ją lyg aidas
pripildo šaltis.
Gal vasaris, o gal ir lapkričio galas
(Flandrijoj sniegas užkloja
dirvą ir pūvančių lapų marškas pirmojoj
lapkričio pusėj).
Ne tikriausiai vasaris. Tvenkiniai užšalę lig
dugno,
tarytum atskilę nuo skliauto, kurio spalva –
perlamutras
per pusę su alavu. Rodosi, pavakarys,
bet ir tai sunkoka atspėti – šiam
debesuotam krašte
beveik nebūna šešėlių. Net ir ne Flandrija –
uolos
atliepia medžius, kaip atsitinka tiktai
Brabanto pietuos ar Vogėzų priekalnių
juostoj.
Imkime tai, kas aišku. Prie rusvo mūro
plasnoja grėsminga liepsna,
su ja susimerkia liepsna iš kamino klony.
Ant ledo iškrikę čiuožėjai. Mažytė esybė virš
tilto arkadų
velka žabus. Toli kairėje sustingusi jūra
ir šiaurietiško miesto kontūrai. Visko po tris:
kristalinės tuščios bažnyčios, ledo plotai,
kamienai, varnai šakose
(yra ir ketvirtas, bet jį pamatai ne iš karto).
Speigas išrėžia pasaulio stikle juokingas
alkanų sustipusių kurtų apybraižas,
užriestas uodegas, jauno šunyčio
šuolį, medžioklių pavargusias nugaras. Čia
neišgirsi nei varpo,
nei čiuožikų klegėjimo, netgi artimo
spragsinčio laužo (nebent
nejudriam ore nuo jo atlinguoja gruzdžių
grūdų aromatas).
Panarinę galvas medžiokliai neregi to, kas
parodyta mums.
Nieks nemato kits kito. Bevardė sodyba
toli,
nežinia, kada sugrįši namo (jei iš viso
sugrįši);
nei džiaugsmo, nei didelio liūdesio; nei
paslapties angliaspalvių šakų labirinte,
nei pranašystės šąlančio varno sparnuos.
Užmaršties mieguistas žodynas: rusva,
žydra ir pilka.
Į ką gi tau kreiptis po šiuo dangumi, kame
kryžmai susijungia įkypas klonis, aptvertas
viršūnių, ir slystantis šlaitas,
o begarsiam ore pakibęs paukščio kūnas
kartoja tą kryžių?
Santėmis, vargas, vienatvė. Tik nesančio
Dievo aky,
kuri neilgam sutapo su meistro ir mūsų
akim,
įtelpa viskas – drauge taikinys ir laimikis.
Sulenkęs dešinį kelį, medžioklis nežengė
žingsnio. Po to,
kaip dera, buvo tiktai amžinybė.

Tomas Venclova

Aus: Kultūros barai, Nr. 8/9.


Natura naturata

Die drei Jäger hatten den Steilhang
erreicht. Unter ihnen lag,
Unabsehbar das Tal, eine Muschel –
wiederhallend von Kälte.
War es Februar, war es Ende November?
(In Flandern deckt Schnee
Den Boden, das Laken aus faulendem
Laub schon Anfang November).
Nein, eher Februar. Die Teiche sind bis
zum Schlammgrund gefroren,
Wie Scherben des Himmelsgewölbes mit
ihrer Tönung aus Perlmutt
Und dem Zinngrau von Tellern. Wie es
scheint, ist es Abend,
Schwer zu sagen – in einem Land, so
bewölkt wie dieses,
Gibt es nirgendwo Schatten. Von wegen
Flandern – Felsen
Stehn da als Gegner der Bäume, wie man
es nur noch
In Brabants Süden findet, im Vorgebirg der
Vogesen.
Halten wir uns an die Dinge. Die braune
Mauer, vom Feuer beleckt.
Und aus dem Schornstein im Tal zwinkert
ein anderes Feuer ihm zu.
Auf dem Eis Schlittschuhläufer, verstreut.
Ein Zwerg dort schleppt Reisig
Über die Brücke. Zur Linken liegt, in weiter
Ferne erstarrt das Meer,
Die Kontur einer nördlichen Stadt. Alles ist
dreifach vorhanden:
Kristallene Kirchen, Eisflächen,
Baumstämme, das Geäst voller Raben.
(Doch da ist auch ein Vierter, der zeigt sich
erst später).
Der Frost ritzt ins Weltglas die lustigen
Silhouetten
Frierender Windhunde, mager mit steif
erhobenen Ruten, den Sprung
Eines Welpen, die müden Rücken der
Jäger. Kein Glockenschlag tönt da,
Keiner Eisläufer lärmt, keins der Feuer im
Vordergrund knistert (mag sein,
Daß der Duft von verbranntem Korn
herüberzieht durch die reglose Luft.)
Verborgen den Jägern, gesenkten Kopfs
bleibt, was zuerst auffällt:
Daß keiner den andern sieht. Fern liegt
das namenlose Gehöft;
Wer weiß schon, wann du nach Hause
kommst (wenn du überhaupt kommst);
Weder Freude noch Trauer; kein Rätsel im
Labyrinth der kohlschwarzen Äste,
Kein Hauch Prophetie im Gefieder des
frierenden Raben.
Schläfriges Wörterbuch des Vergessens:
bräunlich und blaugrau und grau.
Unter Himmeln wie diesen, an wen soll
man sich wenden hier,
Wo von Gipfeln gesäumt, ein schiefes Tal
sich kreuzt mit dem Steilhang?
Dämmerung, Einsamkeit, Armut. Nur
Gottes Augenlicht, unsichtbar fern,
Mit unseren Blicken sich kreuzend und
jenen des Meisters,
Vermag die Welt zu umfassen, Ziel und
Beute ineins.
Der Jäger krümmte das Knie, dann hielt er
inne. Danach,
Wie immer, folgte nichts als die Ewigkeit.

Übertragen von Durs Grünbein


Las Meninas

Devynios ar vienuolika figūrų:
nykštukai, kameristės, atspindys
tamsaus akylo veidrodžio lauke,
ir autoriaus, tuo tarpu nepradėjęs

paveikslo, kantriai slepiamo nuo mūsų
ketvirtas šimtmetis. Anot Foucault,
jis tapo mus. Bet modelis, žiūrovas,
patsai tapytojas galbūt yra

vienatinio pirmavaizdžio skeveldros.
Šviesos daugiau, nekaip galėtų sklisti
iš lango (ji, lyg rojuje, nustelbia

dosningai žarstomą netobulybę).
Ir žvilgsnių sankryžoj bekūnis žvilgsnis,
kurį teptukas moko neišnykti.

Tomas Venclova

Aus: Rinktinė (Gedichte)


Las Meniñas

Neun oder elf an der Zahl, sind es Figuren:
Zwerge und Kammerjungfern, verdoppelt
Im dunklen Viereck des klaren Spiegels,
Samt dem Autor, der eben erst anfing,

Das Bild zu malen, das vier Jahrhunderte
lang
Vor uns versteckt blieb. Glaubt man
Foucault,
Sind wir gemeint. Das Modell, der
Betrachter
Ist mit dem Maler identisch vielleicht,

Ein Bruchstück desselben Urbilds.
Derart viel Licht, durch ein einziges
Fenster
Strömend (als Tarnung, genau wie im
Paradies

Alles Unvollkommene sich geschickt verbirgt).
Der Fleck, Kreuzung der Blicke, bleibt
körperlos Fleck,
Dem der Pinsel befahl, nicht zu
verschwinden.

Übertragen von Durs Grünbein


Naujas atvirukas iš K. miesto

Klupinėjanti dargana kliudo Prėglių.
Po kelių amžinybių sulaukęs bėglio,
atsiliepia išmuštas grindinys,
ir kraštovaizdis merkiasi. Gotiškas šriftas
teišliko lapijoje. Fachverko šifras
virto blokų aiženom. Traukinys

kontrabandos tonom slegia nestandų
geležinkelio žuolį. Toyotos temdo
dujom lango properšą. Po spyna
pailsėję vartai verias į erdvę,
nors ir žiauriai girgžda. Kažin ar verta
šiais laikais atsidurti ties jų briauna.

Jei žmogus per amžius šaukiasi keršto,
nužudytiems miestams veikiai apkarsta
atmoka, pagieža, klampūs vaidai.
Jie atleidžia viską. Tramvajai žvanga
prospekte, kur skeveldrom lyjantį dangų
teatsimena bėgiai ir pamatai.

Net tada, kai pasaulis virsta į dulkes,
nesikeičia vagonų maršrutai, smulkios
gatvių tinklo detalės. Tačiau už kertės
balzganuoja cemento plokštės, ir parkas
pasiduoda asfaltui. Katedros arkos
Viešpatį meldžia lengvos mirties.

Kiečio stiebas kalasi pro betoną.
Apdraskyti mūrai slepia geltoną
atėjūno puspaltį, ir keli
žvarbūs šuorai aptinka bereikšmę kliūtį –
marų kūną, kuriam pasitaikė būti
šią lietingą dieną svečioj šaly.

Kur pleveno tik oras, jis regi atgrasią
vertikalę. O jeigu kalbėt apie dvasią –
ji, kaip sakė senieji, flat ubi vult,
bet laukiniai griuvėsiai ir blaškomi lapai
mielesni už standartišką šiukšliną kapą,
į kurį mums teks atsigult.

Balkšvo kvartalo dvokas ir smalkės
prietemoj sunkias į notangų pelkes.
Išlošė Mantas, pradingo pilis,
tačiau tuštuma sudorojo ir Mantą:
taip, atakuodamas Aismarių krantą,
dilina molį dygus ribulys.

Žodis negimęs subyra į plėnis.
Kol ties beviltiškais gretasieniais
gims nešvari kontinento aušra,
sapnas, apglėbęs kūnus lyg vėjas,
risis per miestą, kur laikui laimėjus,
net netekties nebėra.

Išnaktės. Skardą įlenkia skeveldra,
amžius, žvaigždynas. Praradusio vardą
dykviečių krašto skurdžioj dabarty
tarsi slėptuvėj laukiame ryto,
nebematydami vienas kito,
nesusivokę, tai mes ar kiti.

Tomas Venclova

Aus: Kultūros barai, Nr. 8/9


Eine Postkarte aus der Stadt K.

Das prasselnde Unwetter klatscht auf den Pregel.
Seit Ewigkeiten bereit, bestätigt die Regel
Das löchrige Straßenpflaster dem Emigranten.
Das Land macht die Augen zu. Die gotische Schrift
Zieht sich ins Laub zurück. Die Fachwerkchiffren
Reißen den Block auf. Auf stählernen Kanten

Kreischt ein Güterzug, vollbeladen dort schunkelnd
Mit Schmugglerware. Toyotas verdunkeln
Die Fenster mit Abgasnebeln. Das Tor,
Entspannt unterm Schloß, öffnet sich auf den Raum,
Auch wenn es fürchterlich knirscht. Darf man ihr traun,
Der Zeit? Ist es nicht besser, man bleibt außen vor?

Wenn der Mensch erst Spaß hat am Rachegeschrei,
Kriegen die Städte, verödend, vom Einerlei
Der Pogrome und schmutzigen Szenen mehr als genug.
Alles nehmen sie hin. Den Lärm der Straßenbahnen
Auf dem Prospekt, wo nur die Schienen noch ahnen
Und Schwellen der zertrümmerten Himmel Druck.

Nicht einmal dann, wenn in Staub fällt die ganze Welt,
Ändern die Routen sich und kein Wagen fällt
Je aus dem ewigen Fahrplan. Doch gleich ums Eck
Schimmern Zementplatten hell, und der Garten
Weicht dem Asphalt. Im Dom die Gewölbe warten,
Daß der Tod ihnen leicht wird in ihrem Versteck.

Unkrautwurzeln bohren sich durch den Beton.
Schäbige Mauern verhüllen mit gelblichem Ton
Des Ausländers Trainingszeug, und an dem kalten
Gemäuer pfeift jeder Windstoß vorbei –
Nur diesen Flüchtling, von seiner Heimat befreit,
Wird in der Fremde der Regen in Atem halten.

Was anderen Luft ist, geht ihm an den Kragen
Als Vertikale. Apropos Geist, wie die Alten sagen –
Flat ubi vult. Von wegen, er weht.
Lieber Ruinen, Blätter vom Wind aufgeschreckt,
Als ein Standardgrab, überwuchert von Dreck,
In das jeder von uns einestags geht.
Kohlendunst aus dem weißen Viertel, Gestank
Legt sich nachts auf das Sumpfrevier von Notanga.
Mantas blieb siegreich, die Burg ist geschleift.
Die Leere aber hat auch den Helden ergriffen:
So wird von Wirbeln der Lehm blankgeschliffen,
Wenn Sturm nach den Küsten Aismares greift.
Das Wort bleibt ungeboren am Gaumen kleben.
Bis über trostlosen Kuben, verwaschenen Ebenen
Das schmutzige Morgenrot des Kontinents aufsteigt,
Rollt der Traum, der die Körper wie Lüfte wiegt,
Durch eine Stadt, gründlich von Zeit besiegt,
Die keine Spur von Verlustgefühl zeigt.

Tiefste Nacht. Das Blech ist von Stößen zerbeult,
Vom Jahrhundert, vom Kosmos. Die Gegenwart heult,
Dieses Ödland. Längst kam der Name abhanden.
Hier im Bunker harren wir aus bis zum Morgen,
Die Blicke vermeidend. Unsre einzige Sorge:
Sind das noch wir oder sinds schon die andern?

Übertragen von Durs Grünbein



Emigrantė

Tarp kitų, skubesnių naujienų – frazė
ragely:
“Ar girdėjai? Senokai. Beje, ji labai
kamavos”.
Nežinau, namie ar kitur. Dabar nedažnai
lankausi tuose vitrinų ir tunelių tyruos.
Neatspėju ir mėnesio. Rodos, pavasarį
būna
kiek lengviau pasitraukti: juoduojančio
sniego,
anglinų pumpurų ir valkų bjauratis
apramina,
nes atgimti daros ne taip jau svarbu.
Aleksandras,
Eduardas, Ksenija (ji dar gyva).
Išsiblaškiusios kartos.
Menu tik pūką ant skruosto, grebluojančią
tarseną, dideles pėdas.
Per ryškūs lūpų dažai. Ne iš karto
suprantamos akys.
Stalčiuje kaspinas, kvitai ir čekiai, jau pusė
gyvenimo šičia.

Treji pirmieji metai praslenka veltui –
taip sako kiekvienas. Nevisiškai tai, ko
tikėjais:
šaltis retuos laiškuos iš gimtinės, kurioj
nesikeičia
nei kalėjimų sienos, nei laikraščių skiltys.
Už grotų pirmajam aukšte
reklamos, antenos ir purvas. Ties akiračiu
smailas mormonų
tabernakulio bokštas nei švirkštas
(heroinas, ne opijus liaudžiai,
šiandien tvirtintų Karlas). Nematau, ar ji
vagone,
ar jau sėdi už vairo: vis vien virš galvos
grindinys,
betonas, gelžgaliai, būsimas kapas.
Patamsyje girgždantys liftai,
sausas kontorų korys, kur tavo akcentas
nekliudo, tačiau nesuteikia vilčių. Nuo
skausmo pagelbsti
ne žemynų kaita, o mirtis. Pradžioje ji
padidina skausmą.

Iš tikrųjų, tiek laiko. Po smilkiniu renkasi
raukšlės,
pro riešą, gal dar labiau pro pirštus
prasišviečia kauliukai.
Kitam gyvenime buvom pažįstami. Ten
sidabravo ožekšniai,
skroblynai riedėjo į slėnį. Ne, nieko tarp
mudviejų. Ginčai
apie skaitytas eiles, bičiulius. Vieną kartą
net barnis prie durų,
kur pora beveidžių sfinksų iš juosvo
cemento
tikriausiai stūkso ir šiandien. Paskui
geresniojoj Bronxo dalyj
molbertas, iškreivintos šaknys, turinčios
reikšti
nenykstantį ryšį su tėvynės gamta ir t.t.
Nes gamta atsilygins:
kūnas nugali sielą, limfos greitkeliu skuba
ląstelės,
bronchai džiūsta, ir medikas ištaria
graikišką žodį,
paaukojantį mus Browno judesiui, šarmui
ir rūgščiai.

Debesys, drėgnas granitas, pilkas vandens
gomurys.
Šitos upės neteka niekur. Prie garažo
prislinkęs meškėnas
snukeliu pabarbena duris, voverė
kibirkščiuoja spygliuos.
Įžiūrėdamas pirmą žibintą, beveik
negalvoji
apie tamsą. Širdis atkakliai tarsi kūdikio
kumštis,
daužo tai, ko nemoka įvardinti. Lapai
apipila šaką,
triūsia skruzdėlės, veidrody blizga dažų
buteliukas,
neįrėmintos sensta trapecijos, plaštakos,
žvaigždės,
brangios tik jai. Visa tai buvo senokai.
Kūno gėda ir vargas, kosulys,
nenumaldomas išskyrų kvapas,
įsipykęs noras, kad tai greičiau pasibaigtų,
abejingi praeiviai. Atleisk man tylą ragely.

Tomas Venclova

Aus: Šiaurės Atėnai, Nr. 25 (515).


Emigrantin

Wie nebenbei, zwischen all
den Neuigkeiten – die Phrase am Hörer:
„Hast du gehört? Schon ein Weilchen her.
Es heißt, sie hat sich gequält.“
Ich weiß nicht, war es zu Haus, unterwegs.
Ich komme nicht oft mehr
In diese Wüste der Schaufenster, der
Fußgängertunnel.
Auch den Monat hab ich vergessen. Mir
scheint, es war Frühling,
Jene Zeit, da es leichter fällt, auszugehn:
wie beruhigend
Wirken dann rußdunkle Knospen und
Pfützen, der schmutzige Schnee.
Kaum quält mehr die Hoffnung auf
Wiedergeburt. Aleksandras,
Eduardas und Ksenija (sind noch am
Leben). Generationen, verstreut.
Ich denk nur an flaumige Wangen, an
große Füße, die rauhe Stimme.
Den Lippenstift, viel zu grell. Diese
unergründlichen Augen.
Im Schreibtisch das Haarband,
Quittungen, Schecks, wie lang ist das her?

Die ersten drei Jahre gehen wie im Fluge
vorüber –
So heißt es. Obwohl es nicht ganz so ablief,
wie du wohl dachtest:
Die Kälte der Briefe von der Heimatfront,
wo alles beim alten blieb
Mit Gefängnismauern und Leitartikeln. Am
Gitter des Souterrains
Die Antennen, Reklame und Müll. Und am
Horizont der Mormonen
Spitzer Kirchturm als Fixerspritze (statt
Opium fürs Volk – Heroin,
Würde Karl heute sagen). Saß sie im
Eisenbahnwagen
Oder aufrecht am Steuer? Egal, überm
Scheitel spiegelt sich Asphalt,
Beton, Stahlskelette, das künftige Grab.
Quietschend im Dunkel ein Lift,
Büros wie vertrocknete Waben, wo dein
Akzent
Eher stört als Begehren entfacht. Gegen
den einsamen Schmerz hilft
Kein Wechsel des Erdteils, nur Tod.
Zunächst profitiert nur der Schmerz.

Ungeheuerlich, soviel Zeit. Um die
Schläfen sammeln sich Fältchen,
Durchs Handgelenk, jeden einzelnen
Finger bald leuchten die Knöchel.
Wir beide – doch das war in einem
anderen Leben. Silberne Birken glänzten,
Hainbuchen säumten die Täler dort. Nein,
wir sind quitt. Kein Zwist mehr
Um Verse, gemeinsame Freunde. Weißt
du noch, dieser Streit vor der Tür,
Wo das Paar, von Sphinxen beäugt
aus dunklem Zement,
Vermutlich immer noch steht. Später, im
ruhigeren Viertel der Bronx,
Die Staffelei, einer Luftwurzel gleich, zum
Zeichen der Bindung
An die heimatliche Natur usw. – Wie
dankbar sie war, die Natur:
Körper schlägt Seele, Zellen rasen auf dem
lymphatischen Highway,
Die Bronchien verdorren, und der Arzt sagt
irgendein griechisches Wort,
Das uns der Brownschen Bewegung
opfert, den Säuren, Alkalien.

Wolken, regennasser Granit, grauer
Gaumen des Wassers.
All diese Ströme ins Nirgendwo. Ein
Waschbär schleicht um die Garage,
Klopft mit der Schnauze ans Tor.
Eichhörnchen lodern im Nadelgestrüpp.
Beim Anblick der ersten Lichter liegt der
Gedanke noch fern
An die Dunkelheit. Das Herz, eine trotzige
Kinderfaust, treibt
In die Flucht, was ihm namenlos bleibt.
Unter Blättern erschauert der Zweig.
Ameisen schuften, im Spiegelglas blitzt ein
farbiges Fläschchen.
Ungerahmt dämmern Trapeze, Gestirne
und Handflächen,
Die ihr Leben bedeuten. All das liegt lange
zurück.
Scham des Körpers und Notdurft, Husten
und penetranter Gestank,
Der schmähliche Wunsch nach Erlösung
und schnellem Ende,
Achtlose Zeitgenossen. Verzeih mir mein
Schweigen am Hörer.

Übertragen von Durs Grünbein

bron: https://www.lyrikline.org/de/autoren/tomas-venclova


NEL MEZZO DEL CAMMIN DI NOSTRA VITA

zum Gedenken an
Konstantin Bogatyrjow

Mich ereilte die Jahrhundertmitte.
Ich lebte, doch ich lernte, nicht zu sein.
Der Tod war mir wie ein Familienmitglied
Und nahm den größten Teil der Wohnung ein.
Ich hab ihn mit der Zeit etwas gezähmt,
Bat ihn zudem, er soll mich nicht berühren,
Frühmorgens sah ich eine Stadt, so schön
Wie keine sonst in Osteuropa, schien mir,
Wo stets das Eisen auf der Lauer liegt,
Im Nebel Schilfrohr raschelt und vermodert,
Wo es den Schlagring, Steine, Dampfloks gibt
Und bestenfalls vielleicht Benzin auflodert.
Ich schlief und ich trank und ich aß im Tod,
Versuchte, Zweck und Sinn in ihm zu sehen,
Vergaß ihn sogar ab und zu. Und doch
Kann sich der Mensch an ihn fast nicht gewöhnen.
Ich schloß die Tür zu meiner Wohnung auf.
Mein Herzschlag stockte, in der Brust ein Stein.
Der Tod in diesem Staat, man glaubt es kaum,
Er konnte wirklich reiner Zufall sein.
 
 Tomas Venclova


Des Winters Quinten und Septimen. Wer notiert, beweist
Das Brausen unsres Herrgotts, vor Sekunden noch zu ahnen?
Sein Fernsein übersteigt das Denken. Die Verbindung reisst,
Ein Brief: Empfänger unbekannt. Kein Zittern der Membranen.

Noch flackert im Kamin, Hellseherin, die kleine Flamme,
Noch klammern Brücken, arme Ewigkeiten, diese Meeresenge.
Die Seele nur – von Nichtsein übervoll – ist wie der Stein,
Die Muschel, von der Einsamkeit zur Form verdammt.

So stehst du vor Gericht, erwachend aus der Zeiten Strom.
Auf jenes Land, das grösser ist als unsre Länder, schwören
Dich Furcht und Blindheit ein, und etwas Weisheit, Ruhm,
Sowie dein Puls, der matte, längst den Aoniden hörig.

Durch Haufen Schutt spriesst Tod, wie jedesmal im März,
Gewalt fegt hirnlos durch die Zeitungsspalten
Und über Fernsehschirme. Das beschwerte Herz
Wird eins mit seiner Umwelt. Und das nennt sich Kunst.

Man steigt doch zweimal in die Lethe. Schwarz der Stuhl,
Nun ruhn die Finger, die einst Welt in lauter Zeichen spalteten
(Nacht Ozean die Sterne Schmetterling Lebwohl)
Auf dass ein Faden bleibt zumindest – sich dran festzuhalten.

Tomas Venclova


 Auf den Tod seines Dichterfreunds und Präzeptors Joseph Brodsky hat Venclova 1996 mit dem folgenden lyrischen Nachruf reagiert:

Des Winters Quinten und Septimen. Wer notiert, beweist
Das Brausen unsres Herrgotts, vor Sekunden noch zu ahnen?
Sein Fernsein übersteigt das Denken. Die Verbindung reisst,
Ein Brief: Empfänger unbekannt. Kein Zittern der Membranen.
Noch flackert im Kamin, Hellseherin, die kleine Flamme,
Noch klammern Brücken, arme Ewigkeiten, diese Meeresenge.
Die Seele nur – von Nichtsein übervoll – ist wie der Stein,
Die Muschel, von der Einsamkeit zur Form verdammt.
So stehst du vor Gericht, erwachend aus der Zeiten Strom.
Auf jenes Land, das grösser ist als unsre Länder, schwören
Dich Furcht und Blindheit ein, und etwas Weisheit, Ruhm,
Sowie dein Puls, der matte, längst den Aoniden hörig.
Durch Haufen Schutt spriesst Tod, wie jedesmal im März,
Gewalt fegt hirnlos durch die Zeitungsspalten
Und über Fernsehschirme. Das beschwerte Herz
Wird eins mit seiner Umwelt. Und das nennt sich Kunst.
Man steigt doch zweimal in die Lethe. Schwarz der Stuhl,
Nun ruhn die Finger, die einst Welt in lauter Zeichen spalteten
(Nacht Ozean die Sterne Schmetterling Lebwohl)
Auf dass ein Faden bleibt zumindest – sich dran festzuhalten.

 Tomas Venclova